BERLIN. „Kitaleitungen in Deutschland leisten täglich eine unfassbar wichtige Arbeit“, erklärt Thomas Henseler, Verlagsleiter Kita-Management bei der Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Gastgeber des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) in Berlin. Sie legen die Grundlagen für die Teilhabechancen junger Menschen und erfüllten damit eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie von Berlin, unterstrich die wachsende Bedeutung der Kitas etwa bei der Sprachförderung. Mit über 50 Referenten und insgesamt mehr als 3.500 Teilnehmern ist der im kommenden Jahr in sieben Städten stattfindende DKLK die größte Fachveranstaltung im deutschsprachigen Raum, bei der sich Frühpädagogen austauschen.
Zum DKLK am 24. und 25.09. in Berlin war eine 80-köpfige Delegation aus China angereist, um sich darüber zu informieren, nach welchen pädagogischen Prinzipien Kitas in Deutschland arbeiten – ein Austausch dieser Größenordnung und Art mit China ist bisher einzigartig in der deutschen Bildungslandschaft. Das Interesse war beiderseitig groß: auf einem gut besuchten Workshop im Rahmen des DKLK demonstrierte Dr. Qi Juan, Gründerin der Le-Beier Education Group (die den Austausch organisiert hatte) und Musikpädagogin, ihr Konzept einer musikalischen Früherziehung nach Prinzipien des deutschen Komponisten Karl Orff, „den in China jeder kennt“, wie sie versicherte.
Zuvor hatte Wolters Kluwer Verlagsleiter Thomas Henseler auf die alarmierenden Ergebnisse der im Frühjahr veröffentlichten DKLK-Studie 2019 verwiesen. Danach ist der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern bundesweit mittlerweile so gravierend, dass dadurch die Arbeit der Kitas leidet. Mehr als 90 Prozent der Kitas haben zu wenig Personal, um eine hohe Betreuungsqualität aufrechtzuerhalten. 86 Prozent der vom Personalmangel betroffenen Kitaleitungen gaben an, deshalb die Angebote für die Kinder vorübergehend reduzieren zu müssen. Und: Rund 80 Prozent der Kitaleitungen fühlen sich von der Politik alleingelassen.
Der Deutsche Kitaleitungskongress wird veranstaltet vom Informationsdienstleister Wolters Kluwer Deutschland GmbH (WKD), dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Gesundheitskasse AOK. VBE Bundesvorsitzender Udo Beckmann stellte angesichts der Ergebnisse der DKLK-Studie fest: „Erzieherinnen und Erzieher sowie Kitaleitungen zeigen ein großes Engagement – oftmals weit über ihre Belastungsgrenze hinaus.“ Sie versuchten auszugleichen, was von der Politik versäumt werde. Schlechte Rahmenbedingungen ließen sich nicht wegdiskutierten, erklärte Werner Mall, Unternehmensbereichsleiter Prävention der AOK Nordost. Gleichwohl gebe es durchaus Möglichkeiten für Kitaleitungen, von Best-Practice-Beispielen zu lernen – und die Belastung für
sich selbst und fürs Kita-Kollegium zu verringern. Dafür biete der DKLK mit seinem umfangreichen Programm beste Möglichkeiten.
Bildungssenatorin Scheeres betonte, dass sie die Studienergebnisse „sehr ernst nehme“. Sie verwies darauf, dass Berlin große Anstrengungen unternehme, in die Qualität der Kitas – und damit in die Arbeitsbedingungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kitaleitungen – zu investieren. Prof. Dr. Chen Zheng, Zweiter Sekretär der Bildungsabteilung der chinesischen Botschaft, würdigte anschließend den Austausch zwischen deutschen und chinesischen Kitaleitungen – und betonte das große Interesse auf chinesischer Seite am deutschen Bildungswesen. Er würde sich sehr freuen, wenn sich aus dem Zusammentreffen auf dem DKLK Kooperationen zwischen Kitas in China und Deutschland entwickeln würden.
Anschließend referierte Franziska van Almsick, ehemalige Weltklasse-Schwimmerin und Aufsichts-ratsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe e.V., über Motivation und die Überwindung von Leistungstiefs. Ursula Günster-Schöning, Prozess- und Organisationsbegleiterin, Senior-Coach QRC („Qualitätsentwickung aus Kindersicht- So steigern Sie Ihre Kita-Qualität dank Partizipation und Perspektivenwechsel“) sprach über die Steigerung von Qualität in Kitas.
Der Deutsche Kitaleitungskongress findet 2020 in Düsseldorf (04./05.März), in Leipzig (17./18. März), in Hamburg (21./22. April), in Berlin (12./13. Mai sowie 15./16. September), in Stuttgart (15./16. Juni) und in Augsburg (23./24. Juni) statt.