MAGDEBURG. Eine geplante Verlängerung der Wochenarbeitszeit für ältere Lehrkräfte hat im Landtag von Sachsen-Anhalt für Kritik von allen Seiten gesorgt. Es sei ein Unding, jenen die Altersermäßigung bei der Arbeitszeit zu streichen, die seit Jahrzehnten vor der Klasse stünden, sagte Linken-Fraktionschef Thomas Lippmann.
Es gebe gute Gründe dafür, ab einem gewissen Alter eine Ermäßigung zu geben, damit Lehrkräfte den psychischen und physischen Belastungen gewachsen seien. Rund 2400 Lehrerinnen und Lehrer seien 60 Jahre und älter, so Lippmann. Zusätzliche Wochenstunden führten nicht zu einer besseren Unterrichtsversorgung, sondern zu höheren Krankenständen und mehr Kollegen im vorzeitigen Ruhestand.
Der AfD-Abgeordnete Marcus Spiegelberg warf der Landesregierung vor, nicht angemessen und fair mit den Lehrkräften umzugehen. Es bestehe die Gefahr, dass die Streichung demotivierend wirken könnte, gab auch der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Aldag zu bedenken, der für die gesamte schwarz-rot-grüne Koalition sprach.
Arbeitszeitverkürzung für Lehrer gibt’s künftig erst ab 62 Jahren
Bisher müssen Lehrkräfte ab 60 Jahre zwei Stunden pro Woche weniger arbeiten als ihre jüngeren Kollegen. Die Landesregierung will die Erleichterung künftig erst ab 62 Jahren gewähren.
Das sei die Folge davon, dass das Renteneintrittsalter von 65 auf 67 Jahre angehoben wurde, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Diese Anhebung habe Sachsen-Anhalt nicht erfunden. Er erkenne die Belastung an, die sich mit einem höheren Dienstalter bemerkbar mache, sagte er. Er wolle aber auch mit der Mär aufräumen, dass ältere Lehrkräfte nur motiviert seien, wenn sie eine Ermäßigung bekämen.
Die Abgeordneten wollen die Pläne weiter diskutieren und verwiesen auf den Linken-Antrag in die Ausschüsse. Am Freitagmorgen hatten bereits Vertreter der Lehrergewerkschaft GEW vor dem Landtag gegen die Streichung der Arbeitsermäßigung demonstriert (News4teachers berichtete).
Erst zu Beginn der Woche hatte Tullner einräumen müssen, dass sich der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt verschärft hat (News4teachers berichtete). An den Schulen im Land fehlen aktuell 600 Vollzeitlehrkräfte, um alle Unterrichtsangebote wie geplant abzudecken. Die errechnete Unterrichtsversorgung hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Derzeit sucht das Land 850 weitere Kolleginnen und Kollegen. News4teachers / mit Material der dpa
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Streitfall Dienstunfähigkeit: Wie Sie als verbeamteter Lehrer Ihr Recht bekommen können
Wie ich immer gesagt habe, versucht der Staat natürlich, an einer anderen Stelle einzusparen, was er anderswo mehr ausgibt. Höhere Lehrergehälter werden also zu schlechteren Arbeitsbedingungen führen, heißt höheres Stundensoll, größere Klassen, weniger Anrechnung, weniger Ermäßigung oder oder oder …
Wie sonst soll das alles finanziert werden, wenn doch keiner höhere Steuern zahlen will?!
Das die Gehälter derzeit gut sind, wäre deshalb jetzt der Arbeitskampf mit GEW und VBE u.a. um massive Entlastungen wichtig und notwendig, denn auch das bekommen wir natürlich nicht geschenkt! Ab 60 sollten Lehrkräfte alle 2 Jahre (!) 2 Stunden weniger arbeiten müssen (bis zum Renteneintritt)! Womöglich bleiben sie dann länger im Dienst!
Das würde den Lehrermangel wirklich lindern.
Seit ich über 50 bin, merke ich auch, dass ich schneller müde werde und mehr Erholung brauche. Dafür gab es die Altersermäßigung.