Zuviel freier Zucker aus Süßigkeiten – Jugendliche sind besonders gefährdet

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BONN/PADERBORN. Der Zuckerkonsum von Jugendlichen ist seit einiger Zeit rückläufig. Gerade in Form von Süßigkeiten nehmen Kinder und junge Menschen noch weit mehr Zucker zu sich, als von der WHO empfohlen. Doch augerechnet Süßwaren sind von der Nationalen Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten ausgenommen, kritisieren Wissenschaftler.

Die Zuckerzufuhr von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist zwar rückläufig, aber vor allem der Beitrag aus Süßwaren ist noch deutlich zu hoch. Das haben Forscher der Universitäten Bonn und Paderborn in einer gemeinsamen Studie bestätigt. Süßigkeiten stellen demnach die größte Zuckerquelle für Kinder und Jugendliche dar. Von der Nationalen Strategie für die Zukerreduktion in Fertigprodukten würden sie aber nicht erfasst. Die Wissenschaftlerinnen regen an, dies zu überdenken.

Ausgerechnet Süßwaren sind als Genußmittel von von der Nationalen Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten ausgenommen. Foto: forwimuwi 73 / Pixabay (P.L.)

Heranwachsende sind besonders anfällig für eine hohe Zuckerzufuhr, da sie eine genetisch bedingte große Vorliebe für Süßes besitzen. Vor einigen Monaten haben Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Paderborn bereits gezeigt, dass die Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland seit 2005 zwar rückläufig ist, jedoch mit 16 Prozent der Energiezufuhr weiterhin deutlich über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von maximal zehn Prozent lag. Nun untersuchten die Forscher, wie sich die Zufuhr aus verschiedenen Zuckerquellen verändert hat.

Insgesamt wertete das Team um Ute Alexy von der Uni Bonn 10.761 Drei-Tage-Wiegeprotokolle aus, die zwischen 1985 und 2016 von 1312 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren erfasst worden waren. Dabei wurde drei Tage lang gewogen, welche Nahrungsmittel von der jeweiligen Person verzehrt worden waren. Die Wissenschaftler fokussierten sich diesmal auf die Aufnahme von freien Zuckern als prozentualer Anteil der Tagesenergieaufnahme aus sieben Lebensmittelgruppen: Zucker und Süßigkeiten, Säfte, Milchprodukte, zuckergesüßte Getränke, süße Brote und Kuchen, Frühstückszerealien und anderen Quellen.

Mit freien Zuckern ist dabei der Zucker in der Nahrung gemeint, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung im Haushalt zugefügt wird, plus der Zucker aus Säften. Dagegen berücksichtig der „Gesamtzucker“ den kompletten Zuckergehalt eines Lebensmittels einschließlich der natürlich enthaltenen Zucker.

„Süßwaren und Zucker hatten den weitaus größten Anteil an der Zufuhr von freien Zuckern, gefolgt von Säften“, berichtet Projektleiterin Alexy. Während in den Jahren 1985 bis 2005 die zuckergesüßten Getränke mit 15 Prozent an dritter Stelle standen, stellten Milchprodukte in den Jahren 2006 bis 2016 mit zwölf Prozent die drittgrößte Quelle an der Zufuhr von freien Zuckern dar. Dr. Alexy: „Die Aufnahme von freien Zuckern aus süßen Broten und Kuchen sowie Frühstückszerealien war dagegen in sämtlichen Altersgruppen zu allen Zeitpunkten insgesamt gering.“

Analysen der Zeittrends zeigen, dass die Zufuhr von freiem Zucker aus Süßwaren und Zuckern als Hauptquelle bei Mädchen rückläufig war, allerdings in weit geringerem Maße als die Zufuhr aus anderen Quellen. So sank die Zufuhr an zuckergesüßten Getränken bei Jungen und Mädchen während der Konsum an freien Zuckern aus Säften zunächst bis 2000 anstieg, aber seit 2005 ebenfalls deutlich sinkt. Die Zufuhr an freien Zuckern aus Milchprodukten nahm bis 2010 leicht zu, ist seither jedoch wieder rückläufig.

„Auch wenn der Rückgang der Zufuhr an freien Zuckern, insbesondere aus zuckergesüßten Getränken und Säften bereits eine erfreuliche Entwicklung ist, liegt die Zufuhr noch weit über den Empfehlungen“, befindet Alexy. Daher sollten Maßnahmen umgesetzt werden, die diesen Trend unterstützen. Anette Buyken von der Universität Paderborn, die gemeinsam mit Alexy das Projekt initiierte, ergänzt: „Da der Rückgang der Zufuhr aus Süßwaren und Zucker am geringsten ausgeprägt war, dies aber die größte Quelle für freien Zucker bei Kindern und Jugendlichen darstellt, sollte überlegt werden, diese in zukünftige Public Health Maßnahmen einzubeziehen.“ Bislang würden diese Quellen von der Nationalen Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten ausgenommen, da es sich um Genussmittel handele, die idealerweise nur selten verzehrt würden. „Dies sollte überdacht und Süßwaren in die Nationale Strategie einbezogen werden“, so Buyken. (zab, pm)

• Die Ergebnisse sind nun im Journal „Nutrients“ erschienen. (pdf)

Studie: Noch immer zu viel „falscher“ Zucker für Kinder und Jugendliche

 

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