Mehrarbeit für Lehrer: Wird Bayern zum Vorbild für andere Bundesländer? BLLV ruft zum Aktionstag gegen das „Piazolo-Paket“ auf

0

BERLIN. Der VBE positioniert sich klar gegen eine Mehrbelastung von Lehrkräften – wie sie unlängst in Bayern angekündigt wurde. Befürchtet wird ein Dammbruch, der in Zeiten des sich zuspitzenden Lehrermangels auch andere Bundesländer betreffen könnte. Der VBE und seine 16 Landesverbände stellt sich deshalb mit einem einstimmigen Vorstandsbeschluss demonstrativ hinter die Forde­rungen seines bayerischen Landesverbandes, dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerin­nenverband (BLLV). Dieser hat unterdessen für den morgigen 7. Februar zu einem Aktionstag im Freistaat gegen das „Piazolo-Paket“ aufgerufen.

Ruft Lehrer zum Protest auf: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann . Foto: BLLV

„Die Ankündigungen erscheinen vor dem Hintergrund, dass es genau die Lehrkräfte trifft, die ohnehin die meisten Unterrichtsstunden leisten müssen, doppelt perfide. Ich warne die Politik eindringlich vor der verheerenden Signalwirkung, die von ei­ner solchen Zwangsverordnung ausgeht. Das derzeitige Vorgehen im oft als bildungs­politisches Vorzeigeland geltenden Bayern, wo noch ein im Vergleich zu anderen Bundesländern geringerer Lehrkräftemangel besteht, könnte zu einem Dammbruch füh­ren, der andere Länder diesem Beispiel folgen lässt“, kommentiert VBE-Chef Udo Beckmann.

„Die jahrelangen Versäumnisse der Politik, unzureichend in die Sicherung der Bildungsqualität investiert zu haben, dürfen nicht auf dem Rücken derer ausgetragen werden, die das System seit Jahren trotz fehlender Gelingensbedingungen am Laufen halten. Eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften, wie sie das bayerische Vorhaben bedeuten, ist völlig inakzeptabel. Wertschätzung sieht anders aus. Was wir brauchen ist vielmehr eine seit langem überfällige Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine gleichwertige Bezahlung“, erläutert Beckmann mit Blick auf die Kampagne „A13 für alle“.

Maßnahmen gehen zu Lasten der Lehrer

Der VBE fordert die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern auf, statt eindimensionaler, zu Lasten der Lehrerinnen und Lehrer gehenden Maßnahmen, langfris­tige und nachhaltige Investitionen in Schule und Lehrerbildung zu etablieren, um das Berufsbild aufzuwerten und dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. „Der VBE solidarisiert sich ganz klar mit den Forderungen seines bayerischen Landesverbandes, dem BLLV“, betont Beckmann.

Der lehnt, klar, die von Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) angekündigten Maßnahmen zur Bekämpfung des akuten Lehrermangels an Grund- und Mittelschulen strikt ab, wonach – unter anderem – Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen künftig eine Stunde pro Woche mehr unterrichten müssen. „Seit Jahren weisen wir immer wieder auf die personelle Unterversorgung an den Schulen hin und haben auch viele Vorschläge zur Bekämpfung gemacht – dass nun die Lehrkräfte dafür büßen sollen, akzeptieren wir nicht“, erklärt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

„Sinnvoll, ständig neue Aufgaben an Schulen zu delegieren?“

Sie wirft dem Kultusministerium massive Versäumnisse vor, für die nun die Lehrkräfte gerade stehen sollen. Geplante Maßnahmen wie verpflichtende Arbeitszeitkonten für Grundschullehrkräfte, Einschränkungen bei den Beurlaubungs- und Teilzeitmöglichkeiten, Erhöhung der Unterrichtsbelastung oder die Anhebung der Altersgrenze für den Antragsruhestand seien ausschließlich Maßnahmen, die die Belastungen der Lehrkräfte weiter erhöhen würden. Fleischmann: „Davor kann ich nur warnen.“

Sie kündigt massiven Widerstand des BLLV an. Für den morgigen 7. Februar ist ein dezentraler Aktionstag angesetzt. „Bayernweit finden Events statt, die sich gegen die vom Kultusminister geplanten Maßnahmen richten“, so heißt es beim Verband.

„Anstatt in der derzeitigen Notsituation diejenigen noch weiter zu belasten, die das System am Laufen halten“, so betont Fleischmann, „sollte vielmehr kritisch hinterfragt werden, ob es sinnvoll und unbedingt notwendig sei, ständig neue Aufgaben an die Schulen zu delegieren –  beispielsweise die Digitalisierungsoffensive, das neue Pflichtfach Informatik, die Implementierung weiterer Alltagskompetenzen oder die Externe Evaluation. „Um nicht falsch verstanden zu werden: Diese Themen sind natürlich wichtig, doch sie kosten Ressourcen und die gibt es gerade nicht.“ Bevor man sich für Küraufgaben einsetze, müssten erst einmal die Pflichtaufgaben erledigt werden.

„A13 für alle Lehrer!“ – Attraktivität des Lehrerberufs steigern

Fleischmann fordert zudem, die Attraktivität der betroffenen Lehrämter zu steigern. „Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen müssen endlich in der Besoldung den anderen Schularten angeglichen werden.“ Es sei nicht mehr vermittelbar, dass Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen weniger verdienen als ihre Kolleginnen und Kollegen an allen anderen Schularten. Andere Bundesländer seien hier schon weiter und hätten diese Ungleichheit abgeschafft (News4teachers berichtete).

Ferner gelte es, die Lehrerbildung flexibler zu gestalten. „Hier muss endlich begonnen und der sogenannte Schweinezyklus durchbrochen werden.“ Die nun auf dem Tisch liegenden Maßnahmen des Kultusministeriums konterkarierten stattdessen alle Bemühungen, die Attraktivität des Grund-, Mittel- und Förderschullehramtes zu steigern: „Die ohnehin schon an der Belastungsgrenze arbeiteten Lehrkräfte werden ein weiteres Mal demotiviert“, klagt die BLLV-Chefin. News4teachers

Was das “Piazolo-Paket” für betroffene Lehrer bedeutet: Manche müssen plötzlich 60 % mehr arbeiten – für andere platzt der baldige Ruhestand

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments