Winterferien bei Eltern und Lehrern umstritten: Was dafür spricht, was dagegen

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MAINZ. Erst zum zweiten Mal können sich die Schüler in Rheinland-Pfalz über Winterferien freuen – und auch nur in diesem Jahr. 2021 fallen sie dann wieder weg. Dafür gibt es dann Pfingsten eine Woche. Die ausgefeilte Regelung ist umstritten.

Rheinland-Pfalz hat Winterferien – ein Grund zur Freude? Foto: pxhere / CC0

Das zweite Schulhalbjahr ist erst wenige Tage alt, und schon stehen die nächsten Ferien bevor: Ende der kommenden Woche (Freitag/14.2.) beginnen für die Schüler in Rheinland-Pfalz die Winterferien – die damit auch in die Zeit der Straßen-Fastnacht fallen. Das nervt viele Narren und stößt bei Eltern und Lehrern auf unterschiedliche Resonanz. «Die Eltern sind geteilter Meinung, es gibt inzwischen kein klares Bild mehr», sagte der Landeselternsprecher Reiner Schladweiler, in Mainz.

Schüler fahren weg – und fehlen im Karneval

Besonders Karnevalsbegeisterte seien gegen die Winterferien, «weil dann viele im Urlaub sind und etwa bei der Tanzgruppe an Rosenmontag fehlen», sagte Schladweiler. Der Jugendmaskenzug in Mainz wurde extra auf diesen Samstag (8.2.) vorverlegt. Bislang zog er traditionell zwei Tage vor Rosenmontag durch die Stadt. Rosenmontag ist dieses Jahr am 24. Februar. Der seit 1957 veranstaltete Jugendmaskenzug mit einigen Tausend Teilnehmern ist nach Angaben der Veranstalter der größte Umzug junger Narren in Europa.

Der Schulrhythmus werde durch die Winterferien zudem unterbrochen, sagt Schladweiler. «Damit steigt der Druck auf die Schüler.» Der Landeselternsprecher plädiert dafür, die Zeit bis zur nächsten Festlegung der Ferien zu nutzen, um die Erfahrungen mit den Winterferien zu sammeln und sie auszuwerten.

«Gerade wieder gestartet, wird die Unterrichtsplanung durch Ferien unterbrochen», stellt auch Elisa Engert vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) fest. «Für den Unterricht bedeuten die Winterferien einen Bruch in der Kontinuität, die Unterrichtsinhalte müssen anders geplant werden und auch bei den Klassenarbeiten werden die Zeitfenster ungünstig verkürzt.» Der Verband wünscht sich eine «rhythmisierte Lösung, damit der Wechsel – Winter- und Pfingstferien – nicht von Jahr zu Jahr neu stattfinden muss».

Denn: Grund für die Winterferien sind späte Ostertermine, wie es im Bildungsministerium in Mainz heißt. 2021, 2023 und 2024 gibt es keine Winter-, sondern Pfingstferien, weil der Zeitraum in diesen Jahren dann zwischen Ostern und den Sommerferien sehr lang ist. Die Erfahrungen mit den ersten Winterferien 2019 seien positiv gewesen. Die Regelung sei nach einem breiten Beteiligungsprozess mit Eltern und rund 50 Gremien getroffene wurde, betont der Sprecher des Bildungsministeriums.

Eltern waren für Winterferien – sind aber nicht mehr überzeugt

Die flexible Regelung mit den kleinen Ferien sei vom Landeselternbeirat initiiert und durch eine Umfrage in der Elternschaft gestützt worden, sagte Engert. Die Eltern sind inzwischen aber nicht mehr voll überzeugt, wie Schladweiler sagt.

Bei den Lehrern gibt es auch Befürworter und Gegner der Winterferien, wie der Landeschef der Bildungsgewerkschaft GEW, Klaus-Peter Hammer, sagt. Der Wechsel zwischen Winter- und Pfingstferien bringe aus seiner Sicht Unruhe, die den Familien auch die Planung erschwere. Vor der Festlegung der Ferien für die Jahre nach 2024 müssten daher die Erfahrungen genau analysiert werden. Aus pädagogischer Sicht sei eine Woche Ferien ohnehin zu kurz für einen echten Erholungseffekt und ein längeres Schuljahr eigentlich positiv, weil es sich ruhiger arbeiten lasse.

Der Philologenverband setzt sich für die Rückkehr zur alten Ferienordnung ein und nennt noch einen ganz anderen Grund: das Abitur. Für die Abiturienten beginne mit den Weihnachtsferien die letzte «und vielleicht intensivste» Lernphase vor den schriftlichen Prüfungen im Januar, sagt die Vorsitzende des Landesverbands, Cornelia Schwatz. Diese Ferien würden nun aber durch die Einführung der zusätzlichen kleinen Ferien im Winter oder an Pfingsten in manchen Jahren jedoch kürzer. «Dies bedeutet, dass der Lernzeitraum verkürzt wird.»

Gleichzeitig werde für die Schüler mit den Winterferien die Zeit zwischen Weihnachts- und Osterferien «zerschossen». «Viele Lehrkräfte befürworten stattdessen eine längere zusammenhängende Schulzeit, in der kontinuierlich gelernt werden kann.» Viele Lehrer bräuchten die Weihnachtsferien auch dringend zur Korrektur von Arbeiten.

Die Schüler sind derweil geteilter Meinung. «Wir haben keine klare Positionierung», sagt Eric Grabowski von der Landesschülervertretung. Für Schüler in der Oberstufe könnten die Winterferien aber mit Blick auf die Kursarbeiten Stress bedeuten. dpa

Winterferien

Insgesamt 12 der 16 Bundesländer haben (oder hatten) in diesem Jahr Winterferien.  Hamburg zählt offiziell dazu, obwohl dort nur ein einziger Ferientag, der 31. Januar, ausgewiesen war. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen – jeweils für zwei Wochen – sowie Thüringen und Sachsen-Anhalt (eine Woche lang) starten dagegen praktisch heute die Winterferien.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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