BERLIN. Während sich abzeichnet, dass der Unterricht für Schüler von Abschlussklassen nach den Osterferien wieder starten kann, ist die Situation für die Grundschulen komplizierter. Abstandsgebote und Hygieneregeln sind dort kaum einzuhalten. Um die Risiken für die Schüler und Lehrer der Grundschulen zu minimieren, empfiehlt der Grundschulverband einen schrittweisen Einstieg, der von Schule zu Schule anders aussehen kann.
Wie lange werden die Schulen wegen Corona noch geschlossen bleiben? In den Bundesländern zeichnet sich ab, dass ein stufenweiser Einstieg in den Schulbetrieb erfolgen wird – wobei Schüler der Abschlussklassen wohl als Erste wieder Unterricht erhalten sollen. Der Freistaat Sachsen hat sich als erstes Bundesland bereits festgelegt, am 20. April, also unmittelbar nach den Osterferien, den Schulbetrieb für ältere Schüler wieder aufzunehmen (News4teachers berichtete). Was dort mit den übrigen Jahrgängen passiert, soll in der kommenden Woche festgelegt werden. Am 15. April wollen Bund und Länder über eine mögliche Lockerung der Auflagen konferieren.
Risiken bei einer Öffnung der Grundschulen minimieren
Kritischer scheint die Situation für die Grundschulen zu sein. Abstandsgebote und Hygieneregeln einzuhalten, ist für jüngere Schüler schwerer, mitunter kaum zu gewährleisten. „Jede Entscheidung zur Wiedereröffnung ist daher ein gesellschaftliches Experiment mit erheblichen Risiken“, meint Prof. Hans Brügelmann, Experte und ehemaliger Fachreferent des Grundschulverbands, deshalb. „Das gilt aber auch für eine sehr lange Fortführung der Schulschließungen.“ Es werde – so oder so – Leidtragende geben, was immer die Politik entscheide. Um die Risiken zu minimieren, hat der Grundschulverband Empfehlungen ausgearbeitet, was bei einer Öffnung der Grundschulen zu beachten ist.
Für den Grundschulverband ist klar: Der Schulbetrieb kann in den Grundschulen nicht so plötzlich aufgenommen werden, wie er beendet wurde. Es wird eine Phase des schrittweisen Einstiegs geben müssen. „Ziel muss sein, die Schulen unter besonderen Vorkehrungen wieder zu öffnen, ohne die Gesundheit der Beteiligten zu sehr zu gefährden. Gerade jüngere Kinder sind im Lernprozess auf den Austausch auch mit Erwachsenen angewiesen. Aber dieser wird nur schrittweise ermöglicht werden können. Denn nicht nur die Gesundheit der Kinder und deren Familien, sondern auch die des pädagogischen Personals muss so weit wie eben denkbar geschützt werden. Auf die besonderen Risikopersonen beim pädagogischen Personal muss Rücksicht genommen werden“, so heißt es in einer Erklärung des Verbands.
Grundschüler können nicht jederzweit zwei Meter Abstand halten
„Daher kommt es primär darauf an, die Zahl der Kontakte und das wechselnde Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Personen(gruppen) gering zu halten. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass Kinder im Vor- und Grundschulalter jederzeit zwei Meter Abstand voneinander halten können.“ Wichtig für den Einstieg: Die Schulen benötigten Rahmenvorgaben, „aber auch Spielräume und eine Vorlaufzeit für die Umsetzung vor Ort, um die Maßnahmen auf ihre besonderen Bedingungen abstimmen zu können“, so heißt es in dem Papier. Konkret bedeutet das aus Sicht des Verbandes:
- „In den ersten Tagen der Wiederaufnahme muss es dabei vor allem um ein gutes Ankommen der Kinder gehen, denn sie bringen teilweise unbearbeitete Erfahrungen mit der Pandemie-Situation mit. Die Vermittlung von Unterrichtsinhalten muss zunächst im Hintergrund stehen.
- Für die einzelnen Kinder könnte man nur jeden zweiten Tag Präsenzzeit in der Schule vorsehen, um in Halbgruppen und dadurch mit größeren räumlichen Abständen arbeiten zu können. Auch wenn vielleicht für manche Eltern ein wochenweiser Wechsel leichter zu organisieren wäre, schafft gerade für jüngere Kinder ein tageweiser Wechsel einen überschaubaren Rhythmus und die kürzeren Abstände sichern stärker die Kontinuität der gemeinsamen Arbeit.
- Die Schulen könnten konstante Lerngruppen in festen Räumen mit derselben Lehrperson bilden (also keine Wechsel wegen Fachunterricht vornehmen).
- Unwesentliche Schulaktivitäten und Treffen (z. B. Besprechungen im Lehrerzimmer) sollten vermieden werden. Absprachen und Teamarbeit finden entweder mit entsprechendem Abstandsgebot oder digital gestützt statt.
- Der Schulbeginn am Morgen sowie die Mittags- und Pausenzeiten können über die Jahrgangsgruppen oder Klassen hinweg so gestaffelt werden, dass nicht alle Kinder gleichzeitig auf dem Hof oder beim Essen sind.
- Es ist schließlich denkbar, die Präsenzzeit ungleich zu verteilen, mit größeren Anteilen zugunsten von Schülerinnen und Schülern, die fachlich oder wegen der familiären Situation besondere Unterstützung und damit mehr Anwesenheitszeit brauchen, während andere eher Aufgaben für das – von Eltern unterstützte – selbstständige Arbeiten zu Hause bekommen können.“
Wichtige Voraussetzung darüber hinaus: „Um die schrittweise Öffnung der Grundschulen zu gewährleisten, sind die Kommunen aufgefordert, die Hygienestandards in den Schulen massiv zu erhöhen, so dass genügend Seife, Handtücher und Desinfektionsmittel vorhanden sind. Die Toilettenanlagen sind mehrmals am Tag zu reinigen und zu desinfizieren. Das gilt ebenso für Türklinken und Treppengeländer. Auf mehrmaliges Händewaschen ist besonders zu achten.“ News4teachers
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