STUTTGART. In Baden-Württemberg werden die Schulen unmittelbar nach den Osterferien nicht wieder starten, auch nicht schrittweise. Dies schlussfolgert der Philologenverband Baden-Württemberg aus einem Schreiben des Kultusministeriums an die Direktoren in Baden-Württemberg vom gestrigen Donnerstag. Darin erklärt das Kultusministerium, dass eine (gestufte) Wiedereröffnung der Schulen frühestens eine Woche nach Ankündigung erfolgen wird. Diese Vorlaufzeit sei notwendig, um den Schulen für die Organisation des Schulbetriebs genügend Zeit zu geben.
„Diese Ankündigung schafft Klarheit und beruhigt die Lage etwas, weil damit eine Schulöffnung zum 20.4. vom Tisch ist“, so erklärt der Philologen-Landesvorsitzende Ralf Scholl. Ein genaues Öffnungsdatum wurde ja bislang nicht benannt. Scholk meint ohnehin, dass vor einer Aufnahme des Schulbetriebs geklärt sein müsse, wie viele Kinder infiziert waren oder sind – und: ob symptomfreie Kinder Personen anstecken könnten, wenn sie in deren unmittelbare Nähe kämen. „Solange die zweite Frage nicht sicher mit ‚nein‘ beantwortet werden kann, verbietet es sich, Schulen wieder zu öffnen, da das Einhalten der notwendigen Abstandsregeln an den Schulen schlicht undurchführbar ist“, meint Scholl.
Geforderte Hygiene-Maßnahmen sind an Schulen kaum umzusetzen
Die Aussage (von Virologen, News4teachers berichtete), dass Kinder in der Regel keine schweren Covid-19-Verläufe zeigen, rechtfertige keine Schulöffnung, „wenn die Schulen sich in der Folge zu Corona-Virus-Umschlagplätzen entwickeln und die Kinder dann ihre Eltern anstecken“. Es könne den Schülern, Lehrkräften und Familien nicht zugemutet werden, dass der Schulbetrieb „unter epidemieförderlichen Bedingungen“ stattfindet.
Der Philologen-Chef fordert außerdem: „Die Zeit bis zum Wiederbeginn des Unterrichts in den Schulen muss jetzt auch für konkrete Vorbereitungsarbeiten an den Schulen genutzt werden.“ In den Tagen vor der Schulschließung sei klar geworden, dass die vom Robert-Koch-Institut geforderten Hygienemaßnahmen an vielen Schulen gar nicht möglich seien. „In den Klassenzimmern gibt es teilweise keine Seife und keine Handtücher, in den Toiletten in der Regel kein Warmwasser. Desinfektionsmittel fehlen an den Schulen bisher gänzlich.“
Deshalb fordert der Philologenverband Baden-Württemberg die Schulträger auf, die hygienischen Bedingungen in den Schulgebäuden umgehend zu verbessern. „Wenn der Unterricht wieder startet, muss es an jeder Schule warmes Wasser, Seifenspender, Papierhandtücher und Hände-Desinfektionsmittel geben – und zwar nicht nur in den Toiletten, sondern auch in den Klassen- und Fachräumen und im Zugangsbereich der Mensen“, fordert Scholl. Dasselbe gelte auch für die Schulsporthallen und Schwimmbäder.
Schülertransport muss Abstandsregeln beachten
Zudem müssten die Putzpläne überprüft und nötigenfalls überarbeitet werden: Gründlicheres Putzen und Desinfizieren müsse dem Reinigungspersonal gegenüber angeordnet – und bezahlt – werden. „Nаch der Schulöffnung darf bei Sauberkeit und Hygiene nicht mehr gespart werden“, fordert Scholl. „Das könnte sonst schnell gesundheitsgefährdend werden.“ Die Kommunen müssten zudem in Abstimmung mit den Anbietern des Nahverkehrs dafür Sorge tragen, dass größere Transportkapazitäten für die Schülerbeförderung bereitgestellt werden, damit die Schüler in den Schulbussen und Zügen die Abstandsregeln wenigstens halbwegs einhalten könnten. Viel zu oft hätten sie bisher “dicht gedrängt wie Ölsardinen in der Büchse” stehen müssen. News4teachers
Im Schreiben von Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann an die Schulleitungen im Land, datiert vom 9. April 2020, heißt es wörtlich:
“Unabhängig von der Frage, wann und wie wir in den Schulbetrieb wieder einsteigenkönnen, möchte ich lhnen in diesem Zusammenhang aber schon heute mitteilen, dass wir lhnen auf jeden Fall ausreichend Zeit zur Vorbereítung des Wiedereinstiegs geben werden. Denn klar ist, auch ein stufenweiser Einstieg kann nicht auf Knopfdruck von heute auf morgen organisiert werden. Uns ist bewusst, dass Sie hierfür genügend Zeit zur Vorbereitung und zur Umsetzung etwa der geltenden Hygienebestimmungen und Abstandsregeln benötigen werden.
Auch vor dem Hintergrund, dass Lehrkräfte, die zu Risikogruppen zählen, weiterhin nicht für den Schuldienst eingesetzt werden sollen, wird für Sie auch die Personalplanung und auch die Unterrichtsorganisation entsprechend aufwändig sein. Darüber hinaus werden Sie, lhr Kollegium und die Eltern sowie Schülerinnen und Schüler angemessen und mit entsprechend zeitlichem Vorlauf einbinden und informieren müssen. Dies alles benötigt ausreichend Zeit. Wir gehen deshalb davon aus, dass zwischen der Festlegung eines Datums für eínen langsamen Wiedereinstieg und dem konkreten Start mindestens eine Woche liegen muss.
