BERLIN. Im Streit um die trotz Corona-Krise nach Ostern anstehenden Abiturprüfungen hat Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres beim Landesschülerausschuss um Verständnis geworben. Berlin könne die Prüfungen nicht im Alleingang absagen, weil dann ein Berliner Abitur in anderen Bundesländern nicht anerkannt werde, heißt es in einem Schreiben der SPD-Politikerin. Das zwischen den Ländern in der Kultusministerkonferenz verabredete bundesweit einheitliche Vorgehen sei «unerlässlich».
«Ich bin mir bewusst, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht nur in Berlin ihren Prüfungen in diesem Jahr und unter den aktuellen Umständen mit Sorge entgegensehen», so Scheeres. «Deshalb ist es mir wichtig: Wir räumen dem Schutz Ihrer Gesundheit und der des pädagogischen Personals bei der Organisation der Prüfungen Priorität ein.» Es werde umfangreiche Maßnahmen geben, um Hygiene und Kontaktminimierung abzusichern. Schülern aus Risikogruppen würden individuelle Lösungen und Termine für die Prüfungen angeboten.
Zuletzt mehrten sich Wortmeldungen von Abiturienten und anderen Prüflingen, die vor der Durchführung der Examen inmitten der Corona-Pandemie warnten und für eine Absage plädierten. Der Schülerausschuss initiierte verschiedene, zunächst virtuelle Protestaktionen.
Sprecher Miguel Góngora nannte das Vorgehen von Scheeres am Donnerstag eine «Katastrophe». Eine Umfrage unter mehreren Tausend Schülern habe ergeben, dass drei Viertel der Prüflinge mit der aktuellen Situation unzufrieden seien und sich mehr als 80 Prozent schlecht oder sehr schlecht auf die Prüfungen vorbereitet fühlten. «Wir werden weiter gegen diese Entscheidung vorgehen», so Góngora. dpa
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