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Philologen verlangen von Hubig eine ehrliche Debatte um Corona-Risiken für Schüler und Lehrer – und: einen Milliarden-Pakt für die Schulen!

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MAINZ. Dass die Schulen bundesweit nach den Sommerferien einfach so zum Normalbetrieb übergehen – wie von der Kultusministerkonferenz in Aussicht gestellt –, hält der Philologenverband Rheinland-Pfalz für unrealistisch. Wahrscheinlicher sei ein Zickzackkurs zwischen Schulschließungen und -öffnungen. Damit nicht wieder ein Chaos wie im zu Ende gehenden Schuljahr ausbricht, fordern die Gymnasiallehrer einen „großen Schulpakt“: nämlich hohe Investitionen in Personal und Ausstattung.

“Abstandsregel nicht zu halten”: die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig. Foto: Bildungsministerium Rheinland-Pfalz/Georg Banek.

Alle Schüler in Deutschland sollen nach den Sommerferien wieder wie gewohnt in die Schule gehen – auf die Abstandsregel soll dabei, wenn möglich, verzichtet werden. Darauf haben sich die Kultusminister der Länder in einer Schaltkonferenz am 18. Juni verständigt. Im Rahmen einer Pressekonferenz verkündete die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD), man wolle „zur Gewährleistung des Rechts auf Bildung von Kindern und Jugendlichen“ nach den Sommerferien wieder zurück zum regulären Schulbetrieb nach geltender Stundentafel. Dafür müsse allerdings „die 1,50-Meter-Abstandsregelung entfallen […], sofern es das Infektionsgeschehen zulässt“. Dem Arbeitsschutz wolle sie weiter „in vollem Umfang Rechnung tragen“.

Philologen: Infektionen in den Schulen streuen weit

„Diese Überlegungen führen zur folgenden absurden Situation“, kritisiert nun die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, „‚draußen‘, etwa in den Behörden, beim Einkaufen und anderswo, gilt der 1,50-Meter-Sicherheitsabstand – ‚drinnen‘, in der Schule, soll nun plötzlich darauf verzichtet werden, getreu dem Motto ‚Was nicht passt, wird passend gemacht.‘

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Das sei unlogisch, so Schwartz, denn: „Falls sich das Virus im Herbst über die Schulen verbreitet, nicht zuletzt über die dann wieder viel zu vollen Schulbusse, wäre schnell auch die gesamte Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen, denn gerade Infektionen in den Schulen streuen weit: über die Familien in die Betriebe, über Geschwisterkinder in andere Bildungseinrichtungen und letztlich in alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Die Erfolge des teuer erkauften Lockdowns vom März wären somit schnell zunichte gemacht.“

“Irreführende Glaubenssätze” zu Schulöffnungen

Der Philologenverband Rheinland-Pfalz empfiehlt daher dringend, die Voraussetzungen für die – zweifellos wünschenswerten – vollständigen Schulöffnungen nicht außer Acht zu lassen. Schwartz meint: „Nur unter Einbeziehung von Experten aus dem Bereich der Virologie und Epidemiologie lässt sich überhaupt eine ehrliche Debatte führen. Mittlerweile kursieren leider viele irreführende Glaubenssätze, die auch durch ständige Wiederholung kein bisschen wahrer werden.“ Gemeint ist die These, dass Schulen im Infektionsgeschehen praktisch keine Rolle spielen. Der Philologenverband erklärt: Es gibt keine gesicherten Daten zur Behauptung, Kinder seien weniger ansteckend – und beruft sich dabei auf den Chef-Virologen der Berliner Charité, Prof. Christian Drosten, sowie den Virologen Prof. Bodo Plachter von der Universitätsmedizin Mainz. Beide warnen vor unbedachten Schulöffnungen.

Der Philologenverband vertritt nun die Meinung, dass man gleichzeitig den nötigen Infektionsschutz gewährleisten und zum Regelbetrieb an den Schulen zurückkehren kann – das koste jedoch Geld. „So, wie unter anderem auch die Sicherung der Arbeitsplätze bei der Lufthansa und anderen Unternehmen Geld kostet. Viel Geld. Die Bildung und damit die Zukunft unseres Landes sollten uns das wert sein“, meint Schwartz. „Unsere Forderungen fürs neue Schuljahr lauten daher: Wir brauchen nicht nur einen Digitalpakt, sondern, viel weitergehend, einen großen Schulpakt!“

Während des Sommers ließen sich folgende Dinge umsetzen, die “auch abgesehen von Corona deutliche und lange überfällige Verbesserungen” mit sich brächten:

Eine Rückkehr vom normalen Regelbetrieb (Plan A) in den kompletten Lockdown (Plan C) im Laufe der ersten Wochen nach den Sommerferien gilt es, wie Schwartz betont, unbedingt zu vermeiden. Wenn die Politik sich gegen den Einsatz entsprechender Finanzmittel entscheide, dürfe es keinen Zickzackkurs von Regelbetrieb und kompletter Schulschließung geben – besser seien dann „verlässliche, funktionierende und erprobte Lösungen mit einem Wechsel aus Präsenz- und Fernunterricht (Plan B)“.

“Schulen sind ebenso systemrelevant wie die Lufthansa”

Schwarz: „Dies bleibt allerdings immer die deutlich schlechtere Option. Politik und Gesellschaft können jetzt also zeigen, was ihnen Bildung und die Zukunft unserer Kinder wert sind und die obigen Forderungen erfüllen. Als Philologenverband sind wir davon überzeugt, dass unsere Kinder und ihre Bildung mindestens ebenso systemrelevant sind wie Unternehmen der Luftfahrt und anderer Wirtschaftszweige, und fordern die notwendigen finanziellen Ressourcen.“ News4teachers

Corona-Infektionen an mehreren Schulen – Lehrer fragen: Wie kann das sein? Ministerium sagt doch, Kinder sind nicht so infektiös

 

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