DÜSSELDORF. Der Infektionsschutz an Schulen bekommt von Lehrern miserable Noten. Eine Mitgliederbefragung der GEW in Nordrhein-Westfalen zeigt auf: Fast 70 Prozent der Lehrkräfte fühlen sich durch die gegenwärtigen Maßnahmen der Landesregierung nur mangelhaft (39 Prozent) oder gar ungenügend (29,3 Prozent) geschützt. Drei von vier Befragten (73,2 Prozent) sprechen sich für eine Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht aus, solange es keine besseren Schutzmaßnahmen gibt. Über 80 Prozent fordern ein landesweit einheitlich geregeltes Vorgehen bei Schutzmaßnahmen, wenn diese im Falle steigender Infektionszahlen erforderlich sein sollten.
„Die Mitgliederbefragung belegt eindeutig, wie schlecht es um den Infektionsschutz an den Schulen bestellt ist. Lehrkräfte fühlen sich nicht sicher und fordern besseren Infektionsschutz beispielsweise durch räumliche Hygienekonzepte“, erklärt GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern. „Immerhin fast ein Drittel der Befragten geben an, dass es an ihrer Schule Gremienbeschlüsse zum freiwilligen Tragen einer Maske im Unterricht gibt. Obwohl Masken im Unterricht pädagogisch unsinnig sind, spricht sich eine große Mehrheit für die Wiedereinführung aus, mangels besserer Alternativen zum Infektionsschutz“, sagt sie. Über 6.000 Mitglieder der GEW in Nordrhein-Westfalen haben sich an der Befragung, die einen Monat nach Schulbeginn im Zeitraum 3. bis 14. September stattfand, beteiligt.
Mehrheit der Lehrer für kleine Lerngruppen mit alternierendem Unterricht
Mit Blick auf die kalte Jahreszeit besteht aus Sicht der Gewerkschaft dringender Handlungsbedarf zum Schutz der Gesundheit und ein landesweit einheitliches Vorgehen gegen mögliche Infektionsgefahren.
Befragt nach Alternativkonzepten für den Gesundheitsschutz an ihrer Schule konnten sich immerhin 61,1 Prozent der Lehrkräfte vorstellen, keinen Unterricht nach der Stundentafel zu erteilen, sondern einen tage- oder wochenweise alternierenden Unterricht zu erteilen (22,7 Prozent nein, 12,7 Prozent waren unsicher). Für 52,8 Prozent waren Maßnahmen zur Entzerrung des Unterrichts, etwa durch Staffelung des Schulbeginns oder der Pausen gut vorstellbar (28,8 Prozent nein, 14 Prozent unsicher). 52,2 Prozent sprachen sich für geplante Hybridformen aus Präsenz- und Distanzlernen aus (28,2 Prozent dagegen, 15,8 Prozent unsicher).
GEW fordert einen Stufenplan für die Schulen, der Schutzmaßnahmen vorsieht
Die GEW-Landeschefin forderte die NRW-Landesregierung auf, sich „der Realität des schulischen Alltags zu stellen“ und „den Arbeits- und Gesundheitsschutz prioritär“ zu behandeln. „Dabei geht es nicht darum, das Recht auf Bildung gegen die Fürsorgepflicht auszuspielen“, unterstreicht Finnern. Seit längerem fordere die GEW einen Rahmenplan für verbindliche Maßnahmen, sodass nicht die Verantwortung den einzelnen Schulen und deren Leitungen aufgelastet werden könnte. Ein gestufter Maßnahmenplan würde abhängig vom Infektionsgeschehen verschiedene, zusätzliche Maßnahmen des Infektionsschutzes vorsehen.
Die Kultusministerkonferenz hat auf Drängen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zwar einen Vier-Stufen-Plan für die Schulen, in dem Schutzmaßnahmen je nach Infektionsgeschehen beschrieben werden, als Rahmen verabschiedet – dieser Stufenplan wurde allerdings ohne Schwellenwerte, ab wann welche Maßnahmen greifen sollen, und zudem für die Bundesländer unverbindlich beschlossen (News4teachers berichtet ausführlich darüber – hier geht es zum Beitrag). In Nordrhein-Westfalen gibt es keinen solchen Stufenplan. News4teachers
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