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Bildungssenator nennt Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Schulen „seltsam“

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HAMBURG. Die Infektionszahlen steigen auch in Hamburg drastisch – doch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) bleibt dabei, dass die Schulen ein sicherer Ort seien. „Die Kinder infizieren sich in ihrer Freizeit neun Mal häufiger als in der Schule“, sagt er (ohne die Quelle dieses Befunds anzuführen). Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Corona-Risikogebiete, im Unterricht eine generelle Maskenpflicht und die Abstandsregel zu erlassen, nennt er „sehr seltsam“.

Riskanter Kurs: Hamburger Bildungssenator Ties Rabe. Foto: Senatskanzlei Hamburg / Michael Zapf

„Eigentlich müsste man die Freizeit schließen, nicht die Schulen“, so erklärte Rabe einer Meldung des NDR zufolge. Auch die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) beeindruckten den Senator nicht, so heißt es darin. Rabe sagte demnach, folge man dieser Empfehlung, müssten jetzt in Deutschland in zwei Drittel aller Schulen die Kinder nach Hause geschickt werden. Er habe sich aber bei den anderen Kultusministern erkundigt und „kein Bundesland richtet sich nach dieser sehr seltsamen Empfehlung“. In Hamburg werde man den Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrecht erhalten, sagte der Schulsenator. Er wisse, dass das auch die allermeisten Eltern und Schulleitungen begrüßen.

Von Schulschließungen ist in den RKI-Empfehlungen überhaupt keine Rede

Kennt Rabe die Empfehlungen des RKI überhaupt? Von Schulschließungen – wie Rabe nahelegt – ist darin gar keine Rede. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner für alle Schulen des betroffenen Gebiets eine generelle Maskenpflicht im Unterricht (also auch in Grundschulen) sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann (News4teachers berichtet ausführlich über die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb – hier geht es hin). In Hamburg stieg der Inzidenzwert mittlerweile auf knapp unter 100. Die bislang einzigen Reaktionen der Bildungsbehörde: Sie erließ eine Maskenpflicht für Oberstufenschüler – und gab Lehrern Empfehlungen zum Lüften.

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Rabe – Sprecher der SPD-geführten Kultusministerien in Deutschland – hatte vor den Herbstferien unter dem Druck der Öffentlichkeit selbst Zahlen zum Infektionsgeschehen an den Hamburger Schulen herausgegeben. Er räumte dabei drei Ausbrüche in Schulen der Hansestadt ein, darunter der bislang größte in Deutschland an einer Schule registrierte Ausbruch mit offiziell 36 infizierten Schülern und Lehrern in Hamburg-Winterhude. Zuvor hatte sich Rabe zu der Aussage verstiegen, dass die Schulschließungen ab März eigentlich gar nicht notwendig gewesen seien – und dass man in Zukunft wohl anders entscheiden werde.

SPD-Spitze setzt sich vom Genossen Rabe ab – sie fordert Schichtunterricht

Mittlerweile haben sich auch die SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans deutlich gegen ihren Genossen Rabe positioniert. In einem gemeinsam mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach verfassten Statement fordern sie zwar, Schulen nach Möglichkeit offenzuhalten. Aber: „Damit das gelingt, müssen auch hier die Kontakte so weit wie möglich begrenzt werden, in den Schulen durch reduzierte und entzerrte, digital gestützte Unterrichtsmodelle“. Das entspräche den RKI-Empfehlungen, die Rabe „sehr seltsam“ nennt. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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