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Neue Variante: Kultusminister “empfiehlt” Schülern eine Maske im Unterricht

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HANNOVER. In Niedersachsen sollen trotz steigender Infektionszahlen Schulen und Kitas möglichst offen bleiben. Dem Lüften der Klassenzimmer komme dabei eine Schlüsselrolle zu, ist Kultusminister Tonne überzeugt. Warum gibt es aber noch keine landesweite Maskenpflicht wie in anderen Bundesländern? Die Verantwortung wird in Niedersachsen an die Schüler und deren Eltern weitergereicht. Den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts entspricht das nicht.

Aufziehen oder nicht? Bleibt jedem Schüler selbst überlassen. Foto: Shutterstock

Schüler ab der fünften Klasse sollen auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn ihre Schule in einem Corona-Hotspot liegt. Diese “Empfehlung” gelte ab Montag und werde im Zwei-Wochen-Rhythmus überprüft, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag in Hannover. Zwar schränke die Maske die pädagogischen Möglichkeiten und die Unterrichtsqualität ein, aber sie sei ein Mittel, um sich und andere zu schützen und den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Am Montag beginnt nach den zweiwöchigen Herbstferien wieder der Unterricht für mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen.

Auch Lehrer können eine Maske tragen – müssen aber nicht

Die Empfehlung bezieht sich auf Schulen in kreisfreien Städten und Landkreisen, die mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche verzeichnen. Es handele sich nicht um eine Verpflichtung, betonte der Minister. Auf einen flächendeckenden Eingriff per Verordnung werde zunächst verzichtet, auch um die Möglichkeit zu haben, auf lokale Gegebenheiten zu reagieren. Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter können ebenfalls freiwillig Maske tragen.

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Dem Niedersächsischen Philologenverband geht die Empfehlung nicht weit genug. Notwendig sei eine Maskenpflicht auf Zeit, sagte der Landesvorsitzende Horst Audritz. Diesen zwingenden Schritt empfehle auch das Robert Koch-Institut (RKI). Niedersachsen müsse dem erhöhten Infektionsgeschehen Rechnung tragen, um Schulschließungen zu vermeiden. Auch der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VNR) wies darauf hin, dass das RKI bereits ab einem Inzidenzwert von 35 Masken im Unterricht zumindest der weiterführenden Schulen empfiehlt.

RKI empfiehlt für Schulen in Riskogebieten: Maskenpflicht plus Abstandsregel

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner für alle Schulen des betroffenen Gebiets eine generelle Maskenpflicht im Unterricht (also auch in Grundschulen) sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann (News4teachers berichtet ausführlich über die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb – hier geht es hin).

Entsprechend ihrer Einschätzung der Infektionslage in der jeweiligen Kommune können die örtlichen Gesundheitsämter solche Einschränkungen verfügen, wie Tonne erläuterte. Dies wären der Wechselbetrieb, bei dem die Hälfte der Klassen wochen- oder tageweise zu Hause unterrichtet wird, oder auch Schulschließungen.

Die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten am Donnerstag nach Daten des Landesgesundheitsamtes die Städte Delmenhorst und Osnabrück sowie die Landkreise Cloppenburg, Vechta, Emsland, Grafschaft Bentheim, Verden, Northeim, Oldenburg und Osnabrück. Die Region Hannover nähert sich mit 45,2 Fällen pro 100.000 Einwohner ebenfalls dem kritischen Wert.

«Schulen sind keine Hotspots, aber selbstverständlich sind sie auch keine Inseln der Glückseligen, die unbeeinflusst durch die Pandemie kommen», sagte Tonne. Jedoch seien Schulen und Kitas besonders schutzwürdige Lern- und Lebensorte, die so lange wie möglich offen gehalten werden müssten – um ihren Bildungsauftrag zu erfüllen und Eltern eine verlässliche Betreuung zu gewährleisten.

Schüler mit Angehörigen aus Risikogruppen werden leichter vom Präsenzunterricht befreit

Wenn Kinder und Jugendliche mit Familienmitgliedern zusammenleben, die zur Corona-Risikogruppe gehören, können sie nach den Herbstferien leichter vom Präsenzunterricht befreit werden. Dies ist bei Vorlage eines Attestes möglich, sobald am Standort der Schule oder am Wohnort ein Inzidenzwert von 35 erreicht wird. Grundschüler oder Förderschüler mit vulnerablen Angehörigen dürfen auch bei geringeren Werten ins Homeschooling wechseln, wenn ein Attest des Familienmitglieds vorliegt.

50.000 Plakate und weitere 50.000 Fensteranhänger informieren in den nächsten Tagen in den Schulen über sachgerechtes Lüften nach der Faustregel 20-5-20. Das bedeutet, dass nach 20 Minuten für fünf Minuten die Fenster aufgerissen werden, um stoß- oder querzulüften. «Der entscheidende Baustein ist das Lüften», betonte Tonne. Darüber seien sich alle Wissenschaftler einig. Beim Stoßlüften kühle sich die Raumtemperatur nur leicht ab und wärme sich schnell wieder auf, keiner müsse Angst haben, «in einem Modus des Dauerfrierens» auszuharren.

«50.000 Plakate und weitere 50.000 Fensterhänger mit den wichtigsten Regeln zum Lüften werden den Schulen auch nicht weiterhelfen, wenn es bauliche oder technische Probleme gibt», erklärte dazu der Lehrerverband VNL/VDR. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Also doch! Das Robert-Koch-Institut stellt sich gegen die Kultusminister: „Bildungseinrichtungen haben eine Rolle im Infektionsgeschehen“

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