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Studie: Deutlich mehr Kinder mit Corona infiziert als bekannt, meistens asymptomatisch

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MÜNCHEN. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass während der zweiten Corona-Welle drei- bis viermal mehr Kinder in Bayern mit SARS-CoV-2 infiziert waren, als über PCR-Tests gemeldet. Zudem wiesen am Ende der zweiten Welle etwa achtmal mehr Kinder Antikörper gegen das Coronavirus auf als am Ende der ersten.

Kinder wurden zwischenzeitlich sogar zu “Infektionsbremsen” erklärt – das ist wissenschaftlich unhaltbar. Foto: Shutterstock

Eigentlich untersuchten mit der Screening-Studie „Fr1da“ Forscher des Helmholtz Zentrums München unter der Leitung von Anette-Gabriele Ziegler Kinder in Bayern auf ein Frühstadium von Typ-1-Diabetes. Bei diesen Tests wurden den Probanden unter anderem Blutproben entnommen. Um diese wertvolle Studieninfrastruktur auch für die Corona-Pandemiebekämpfung nutzbar zu machen, bezog die Forschungsgruppe auch SARS-CoV-2-Antikörpertests mit besonders hoher Genauigkeit in ihre Untersuchungen ein. Noch während der ersten Welle im Frühjahr 2020 ergaben die Testergebnisse bei den untersuchten Kindern eine SARS-CoV-2-Antikörperhäufigkeit von 0,87 Prozent. Dies bedeutet, dass sechsmal mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus infiziert waren als über PCR-Tests gemeldet.

Durch die Fortführung der Studie in Bayern stellen die Wissenschaftler nun fest, dass der Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern auch während der zweiten Welle im Herbst und Winter deutlich erhöht war. Vorschulkinder wiesen im Testzeitraum zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 eine Antikörperhäufigkeit von 5,6 Prozent auf. Bei Schulkindern, die von November 2020 bis Februar 2021 getestet wurden, lag der Wert gar bei 8,4 Prozent. Insgesamt war die Antikörperhäufigkeit am Ende der zweiten Welle (Januar und Februar 2021) damit etwa achtmal höher als am Ende der ersten. Außerdem zeigten die Ergebnisse, dass in der zweiten Welle drei- bis viermal mehr Vorschul- und Schulkinder in Bayern mit SARS-CoV-2 infiziert waren als über PCR-Tests ermittelt worden war.

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Viele Kinder sind asymptomatisch

Markus Hippich, Erstautor der Studie, hat eine mögliche Erklärung parat: „Dass die Häufigkeit der Infektion bei Kindern höher ist, als durch die PCR-basierte Virusüberwachung gemeldet, ist wahrscheinlich zum Teil auf asymptomatische Fälle im Kindesalter zurückzuführen.“ Von den 446 Kindern, die in der zweiten Welle positiv getestet wurden, füllten 92,6 Prozent Fragebögen zu Symptomen aus. Der Anteil antikörperpositiver Kinder ohne Symptome lag bei den Vorschulkindern bei 68,0 Prozent. Bei den Schulkindern waren es 51,2 Prozent.

Der starke Anstieg der SARS-CoV-2-Infektionen während der zweiten Welle ist nach Vermutung der Forschungsgruppe Ergebnis einer Kombination verschiedener Ereignisse. Dazu gehören eine allgemein höhere Virusexposition im Herbst und Winter, Schulöffnungen und neue, infektiösere Virusvarianten. Studienleiterin Anette-Gabriele Ziegler erklärt: „Oft wird angenommen, dass Kinder eine geringere Anfälligkeit für eine SARS-CoV-2-Infektion haben als Erwachsene. Die Datenlage dazu ist jedoch spärlich. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass sowohl Kinder im Vorschul- als auch im Schulalter für eine SARS-CoV-2-Infektion empfänglich sind. Um das Infektionsgeschehen in dieser Bevölkerungsgruppe besser in den Griff zu bekommen, könnten entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung in Kindergärten und Schulen hilfreich sein.“

Antikörper über mehrere Monate nachweisbar

Innerhalb der Studie konnten Kinder, die positiv auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet wurden, eine weitere Probe zur Überprüfung der Entwicklung des Antikörperstatus abgeben. Die Wissenschaftler beobachteten, dass der Titer der Antikörper im Blut innerhalb eines Zeitraums von durchschnittlich drei Monaten nach der ersten Probe zunahm. Insgesamt blieben 64 von 66 Kindern in der Nachverfolgung positiv im Hinblick auf SARS-CoV-2 Antikörper. Die Forschungsgruppe geht davon aus, dass dies weniger das Ergebnis einer erneuten Infektion als vielmehr der natürliche Verlauf nach einer Corona-Infektion ist.

Zwischen Typ-1-Diabetes und COVID-19 bei Kindern konnten die Wissenschaftler im Übrigen keinen Zusammenhang feststellen, weder während ersten noch der zweiten Welle. Außerdem, so betonen sie, könnten diese Messwerte nicht dafür genutzt werden, um Aussagen über das aktuelle Infektionsgeschehen zu treffen, weil Antikörper gegen SARS-CoV-2 erst nach einer bis vier Wochen nachweisbar seien. Die Studie wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) unterstützt.

Wissenschaftler fordern: Kultusminister – hört auf, Märchen zu erzählen! Sorgt endlich für Corona-Schutz in Kitas und Schulen!

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