STUTTGART. Rechtzeitig zu den Pfingstferien in Baden-Württemberg machen sich auch die Jugendherbergen in den weniger virusbelasteten Regionen bereit für einen Neustart. Nach monatelanger Corona-Zwangspause und einer komplett verhagelten Jahresbilanz sollen die ersten Häuser am Freitag der kommenden Woche (21. Mai) auch für Urlauber öffnen, wie das Deutsche Jugendherbergswerk am Freitag mitteilte. «Die Kinder und Jugendlichen brauchen dringend einen Tapetenwechsel. Unsere Jugendherbergen sind bestens vorbereitet», sagte DJH-Landesgeschäftsführer Jörg Hoppenkamps.
Nach der neuen baden-württembergischen Corona-Verordnung dürfen Jugendherbergen in Städten und Kreisen für Touristen öffnen, wenn dort an fünf Tagen in Folge die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner unter dem Wert von 100 liegt. Das betrifft für das Pfingstwochenende unter anderem die Jugendherbergen in Baden-Baden, Heidelberg, Breisach, das Haus am Schluchsee und etwas später auch Konstanz (ab 23.05.2021).
Im vergangenen Jahr hat die Corona-Pandemie tiefe Spuren in den Bilanzen der Jugendherbergen hinterlassen. Klassenfahrten wurden untersagt, Gruppenreisen storniert, Herbergen zum Teil komplett und über Monate geschlossen oder zu Notunterkünften und Ambulanzen umfunktioniert. Die Folge: Die Zahl der Übernachtungen in den 47 Jugendherbergen im Südwesten war um etwa 75 Prozent eingebrochen. Besonders schmerzhaft war dabei der Rückgang bei den Schulklassen um fast 93 Prozent, bei den Freizeitgruppen waren es 80 Prozent. dpa
Statistik: Jugendherbergen von der Corona-Krise besonders gebeutelt
Wer braucht das?
Wenn man mal resümiert:
Vor Corona konnten viele Kinder auch nicht alle naselang in den Urlaub fahren – kein Geld, Eltern mussten arbeiten…
Alle traumatisiert?
Die heute Erwachsenen müssten dann ja auch alle “einen Schaden” haben, weil sie als Kinder keinen Tapetenwechsel hatten, Klassenfahrten waren auch nicht Luxusreisen wie heute, oft gar nicht möglich, finanzielle Hilfen gab es nicht oder man schämte sich sie anzunehmen.
Und dann: hört man die Reaktionen, wenn Klassenfahrten angekündigt werden, kommt da noch lange nicht von jedem Kind die helle Begeisterung. Viele wollen gar nicht fahren, weil die Atmosphäre schon in der Klasse nicht stimmt, weil keiner Zeit hat, sowas wirklich vorzubereiten.
Grundsätzlich sind solche Veranstaltungen (wie auch das Lernen in großen Klassen) für viele Kinder alles andere als ein Grund zur Freude.
Klassenfahrten sind, wenn man ehrlich wäre, für viele Kinder Zwangsveranstaltungen!
Jetzt im Moment kann ich mir ohnehin nicht vorstellen, dass bei Lehrern (größtenteils immer noch ungeimpft und das noch auf Monate) und Kinder (dito) die große Begeisterung ausbricht.
Vielleicht Familienferien… mag angehen, das ist sicher auch infektionsschutzgerecht möglich… aber alles andere sollte man sich erstmal aus dem Kopf schlagen.
Ich denke, die Jugendherbegen brauchen die Klassenreisen.
Das ist nicht grundsätzich verwerflich, jeder lebt von irgendwas, aber man sollte es einfach sagen wie es ist.
Genau das habe ich auch gedacht.
Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass der Bildungsgedanke bei jeder Klassenfahrt und jedem Ausflug berücksichtigt werden sollte und zwar nicht im Stil von “fördert die sozialen Kompetenzen”. Skireisen und Klassenfahrten ins Phantasialand und andere Vergnügungseinrichtungen können gern wieder von den Eltern oder im Rahmen der Ferienbetreuung organisiert werden.
(…schreibt eine, die froh gewesen wäre, wenn unsere Lehrer mit uns früher einen Bogen um jede Kirche geschlagen hätten, aber es wurde sogar noch darauf geachtet, dass sich niemand hinter der Kirche verdrückt hat.)
Bin so froh über Ihren Kommentar!
Hab schon viele Jahre fast gedacht, ich bin allein mit meiner Meinung!
Ja, das denke ich auch.
Bei meinem Nachbarjungen hatten sie letzten Sommer die glorreiche Idee 2 Wochen nach Start in die 5. Klasse eine Woche ins Landheim zu fahren. Damit sie sich gleich gut kennenlernen…
Die Begeisterung kann man sich vorstellen, wenn man weder Klassenkameraden noch Lehrer kennt.
Es gibt ja inzwischen schon Kitas die kurze Fahrten anbieten und da werden dann Kinder komisch angeschaut, wenn sie nicht mitfahren wollen…
Auf einer “kurzen Fahrt” mit geplanter Übernachtung ist ein Kleinkind ertrunken. Als ich einmal zu Unfällen anlässlich von Kita-Ausflügen recherchiert habe, war ich erschüttert, dass es mehr Todesfälle gab, als ich je vermutet hätte. Und es sind noch weitere Kinder ertrunken.
https://www.erzieherin.de/bevor-noch-ein-kita-kind-ins-wasser-faellt.html
Absolut kein Verständnis habe ich für die Äußerungen der ehemaligen Landesvorsitzenden der GEW BW, unmittelbar nach dem Tod eines Jungen, der anlässlich eines Ausflugs in die Rems gefallen ist.
Das verlinkte Interview ist mittlerweile nicht mehr kostenfrei abrufbar. https://www.swp.de/suedwesten/kita-unglueck-in-schwaebisch-gmuend-gew-landesvorsitzende-moritz_-_ausfluege-sind-extrem-wichtig_-43248232.html
Elternzeitschriften sind leider meist derart auf die Interessen der Werbekunden zugeschnitten, dass Kita-Unfälle und ihre Vermeidbarkeit kein Thema für sie sind.
So sehe ich das auch. Meine Kinder wollen noch keine Nacht woanders verbringen. Interessant ist auch, das unser mittelster vor Stress jedes mal die Nacht vorher krank wurde.
Ich finde gerade jetzt, wo die Zahlen erst wieder sinken, ist das auch noch viel zu früh.