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Kretschmann: Mehr Lehrkräfte machen die Schule nicht (automatisch) besser

STUTTGART. Die Zahl der Lehrer in Baden-Württemberg ist in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gestiegen – bei sinkenden Schülerzahlen. Aber macht das den Unterricht besser? Winfried Kretschmann, Ministerpräsident und Ex-Lehrer, hat daran seine Zweifel.

Will Wechselunterricht – in Ausnahmefällen jedenfalls: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Mehr Lehrer sind aus Sicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) keine Garantie für bessere Bildung. «Viel hilft nicht viel. Es kommt immer auf Qualität an», sagte Kretschmann im Gespräch in Stuttgart.

Die Qualitätsinstitutionen, die die ehemalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in der vergangenen Legislaturperiode geschaffen hat, müssten nun in Gang kommen. «Was ist mit der Lehrerfortbildung? Was ist mit der Qualitätssicherung? Wie etablieren wir ein Bildungsmonitoring?», fragte Kretschmann. Das Institut für Bildungsanalysen (IBBW) und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) sollen den Schulunterricht im Südwesten verbessern. Die Institute gingen im Frühjahr 2019 an den Start.

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«Die Heterogenität, also die Notwendigkeit für individuelle Förderung, hat stark zugenommen»

Gleichzeitig könne niemand heute so unterrichten wie vor 40 Jahren, die Welt habe sich verändert, sagte Kretschmann, der nach seinem zweiten Staatsexamen 1977 selbst als Lehrer in Baden-Württemberg unterrichtete. «Das ist alles aufwendiger und komplizierter geworden – die Heterogenität, also die Notwendigkeit für individuelle Förderung, hat stark zugenommen.» Kretschmann verwies unter anderem auf einen riesigen Migrantenanteil. Das erfordere alles mehr Lehrerinnen und Lehrer, ohne dass es dadurch gleich besser werde.

Auch die Klassengröße sagt nach Meinung des grünen Regierungschefs nichts über die Qualität des Unterrichts aus. «Bei kleinen Klassen wissen wir aus der Wissenschaft, dass es kein belastbares Kriterium für Erfolg ist.» Es müsse stets auf die Qualität des Unterrichts geachtet werden.

Die Zahl der sogenannten Vollzeitlehrereinheiten an allgemeinbildenden Schulen im Südwesten stieg nach Angaben des Statistischen Landesamts in den letzten 30 Jahren um rund 11.500 auf derzeit 82.961. Die Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen sinkt hingegen seit 16 Jahren in Baden-Württemberg kontinuierlich. dpa

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