Beckmann wundert sich über KMK-Beschlüsse: Die Realität sieht anders aus

6

BERLIN. Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verband Bildung und Erziehung (VBE), hat den Kultusministern mit Blick auf die Corona-Krise Realitätsblindheit vorgeworfen. „Den Schulen in Deutschland ist nur zu wünschen, dass die Wahrnehmung der Kultusministerkonferenz bald auch dem tatsächlichen Schulalltag entspricht. Momentan scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein. Wenn in dem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) steht, dass es gelungen ist, ‚durchweg in allen Ländern vollständigen und kontinuierlichen Präsenzunterricht sicherzustellen‘ sollten sich die Kultusministerien dringend mit den Schulen und Schülergruppen in Verbindung setzen, die immer wieder in Quarantäne gesetzt werden.“

Zeigt sich irritiert: VBE-Chef Udo Beckmann. Foto: VBE

Es wäre besser gewesen, so Beckmann, wenn von Seiten der Kultusminister anerkannt würde, dass eben noch immer kein normaler Regelunterricht stattfindet, so sehr auch die Lehrkräfte sich dies wünschen würden.

„Auch die Umsetzung des Aufholprogramms ist längst nicht so weit vorangeschritten, wie es der Beschluss suggeriert. Das liegt schlicht daran, dass Schulleitungen und Lehrkräfte mit der Umsetzung alleingelassen werden. Nicht zuletzt können die meisten Schülerinnen und Schüler eben nicht von ‚vielfältigen zusätzlichen Unterstützungsmaßnahmen‘ profitieren, da hierfür Ressourcen und Personal fehlen. Die sowieso schon aufgrund des Lehrkräftemangels unterbesetzten Kollegien sollen nun nicht nur zum Alltagsgeschäft zurückkehren, sondern auch noch Sonderförderung gewährleisten?! Wie soll das ohne zusätzliches Personal, vor allem in multiprofessionellen Teams, gelingen“, fragt Beckmann in Richtung der KMK, welche Donnerstag und Freitag in Potsdam tagte.

Zuvor waren die Empfehlungen zur Digitalisierung an Schulen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission veröffentlicht worden, dem Beratungsgremium der KMK. Hieraus gehe eindrücklich hervor, was Interessenvertretungen seit Langem bemängeln: Es fehle an IT-Fachkräften an Schulen.

Beckmann kommentiert: „Die Administration darf nicht einfach der engagierten Informatik-Lehrkraft aufgebürdet werden. Auf der anderen Seite verwehren wir uns aber gegen Überlegungen, Stellen für Lehrkräfte zu monetarisieren, um IT-Fachkräfte einzustellen. Zum einen dürfen notwendige pädagogische Stellen nicht einfach mit anderem Personal besetzt werden, zum anderen schönen sich die Kultusministerien auf diesem Weg doch nur ihre Statistiken, da sie so eine Lehrkräftestelle besetzen. Zudem müssen sie dann nicht mal mehr investieren, weil eine IT-Fachkraft eingestellt wird, für die keine zusätzlichen Kosten entstehen. Das ist ein durchschaubares Spiel, denn die Lehrkraft fehlt ja trotzdem!“ News4teachers

Wie im Märchen: Kultusminister erklären sich in der Corona-Krise für „erfolgreich“

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Defence
2 Jahre zuvor

Aufholprogramm… das ich nicht lache:

Für eine Woche Löwenstarkes-Aufholprogramm weniger zu zahlen als für eine Putzfrau mit gleicher Arbeitszeit.
Kein verbeamteter Lehrer bei uns, macht bei diesem Programm ein zweites Mal mit. Somit werden auch noch die vergrault, die sich auch langfristig engagiert hätten.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Nun ja, man muss hier beachten, dass es verschiedene Formen gibt:

Da ist einmal DIE Realität, also das eher normale, öde Alltagsdingsbums, Butter und Brot, es ist, wie es ist, häufig fad, aber praktisch, lebensnah und belastbar.

Dann bedarf es hier und da in gewissen Kreisen und zu gewissen Anlässen einer besonders schmuckvoll verpackten Reali-tä-terä-ti-tät.

Und schlussendlich sind wir im Zeitalter der „augmented reality“, etwas schwächlich mit „erweiterte Realität“ übersetzt. Hier bedarf es einer ganz raffinierten Über-Blendungstechnik, um Dinge darzustellen, die da eigentlich gar nicht sind … Hai-Tech, ohne Zweifel.

[Bitte verziehen Sie meine Schreibfehler. Ich war noch nie besonders gut zu Wörtern.)

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

@Dil Uhlenspiegel

Lieber Dil,
auch wenn du – wie du sagst – noch nie besonders gut zu Wörtern warst (Und ich gebe zu, dass ich öfter darüber lachen muss, auch wenn ich dann bestimmt ein böser Lehrer bin …):
Vergelt’s Gott! 😉
Du gibst dir aber erkennbar Mühe, also bleib‘ bitte dran, weiter so! 🙂 🙂 🙂

Maren
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Lieber Dil,mitnichten.Du bist sogar ein wahrer Virtuose mit Wörten!Jedesmal ein Lesegenuss und den Nagel auf den Kopf treffend!

TaMu
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Immer wieder eine Freude bei so viel Dumm-diddldi-Dummheit bei den KuMis, danke, Dil!

Leseratte
2 Jahre zuvor

Beckmann wundert sich? Wirklich? Ich habe nichts anderes erwartet. Und viele KuK sicher auch nicht.