DÜSSELDORF. Müssen Schüler im Unterricht weiter die Maske tragen? In einer Reihe von Bundesländern ist die Maskenpflicht an Schulen bereits gelockert. Das NRW-Schulministerium stellt das für Anfang November in Aussicht. Die Ankündigung wird von verschiedenen Seiten kritisch gesehen – auch von Prof. Lothar Wieler, dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts. Er hält eine Maskenpflicht im Unterricht bis Frühjahr für geboten.
Die Landesregierung hat eine Lockerung der Maskenpflicht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen ab dem 2. November in Aussicht gestellt. Unter Berücksichtigung des weiteren Infektionsgeschehens sei es die Absicht der Landesregierung, die Maskenpflicht im Unterricht auf den Sitzplätzen mit Beginn der zweiten Woche nach den Herbstferien abzuschaffen, heißt es in einer am Mittwoch versendeten Schulmail des NRW-Schulministeriums. Eine Maskenpflicht bestehe dann nur noch im übrigen Schulgebäude. Im Außenbereich gebe es bereits heute keine Maskenpflicht mehr.
«Wir wollen, dass Kitas und Schulen auf bleiben, aber bitte unter Beibehaltung von Schutzmaßnahmen»
Die Ankündigung stößt beim Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) auf Ablehnung. Man sehe keinen Anlass, zumindest bis zum Frühjahr 2022 an der Empfehlung zu Corona-Schutzmaßnahmen an Schulen, Kitas und in Alten- und Pflegeheimen zu rütteln, sagte Institutschef Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. Im Herbst und Winter sei wegen der Zunahme von Kontakten in Innenräumen auch mit steigenden Infektionszahlen zu rechnen. Man sei wegen des Risikos von Langzeitfolgen (Long Covid) unverändert der Ansicht, «dass wir Kinder zu schützen haben». Er betonte: «Wir wollen, dass Kitas und Schulen auf bleiben, aber bitte unter Beibehaltung von Schutzmaßnahmen.»
«Unsere Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Monaten der Pandemie viele Einschränkungen hinnehmen müssen», erklärte hingegen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in einer Mitteilung. Sie hätten das auf eine bewundernswerte Art und Weise und mit einer großen Verantwortungsbereitschaft getan. «Wir sind es ihnen schuldig, dass wir unsere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie kontinuierlich überprüfen und nicht länger aufrechterhalten als unbedingt erforderlich», betonte Gebauer. Sie appellierte an die Erwachsenen, sich impfen zu lassen und so auch die Kinder zu schützen.
Am ersten Schultag nach den Herbstferien (25. Oktober) sollen zum Unterrichtsbeginn alle Schülerinnen und Schüler getestet werden, die nicht immunisiert sind. Es sei denn, sie können einen sogenannten Bürgertest vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Dies gelte auch für die Lehrkräfte und sonstiges schulisches Personal, heißt es in der Mail. Ab dem zweiten Schultag würden dann die in den Schulen üblichen Tests bis zu den Weihnachtsferien fortgeführt. Das gelte für die Corona-Selbsttests (dreimal pro Woche) an den weiterführenden Schulen wie für die PCR-Pooltests (zweimal pro Woche) an den Grund- und Förderschulen.
«Eine gute Entscheidung mit Bedacht, denn die Kinder werden durch die Situation belastet»
Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW begrüßte die Ankündigung. «Eine gute Entscheidung mit Bedacht, denn die Kinder werden durch die Situation belastet», erklärte der Verband. Wer die Maske freiwillig weiter tragen möchte, könne das auch tun. Die Lockerung sei eventuell nicht risikolos. «Aber wenn Millionen von Schülern über Stunden jeden Schultag, über Wochen und Monate hinweg im Klassenzimmer kein Lächeln von dem sympathischen Lehrer oder der netten Sitznachbarin erhalten können, entsteht möglicherweise ein ganz anderes Risiko», hieß es.
Nach Ansicht des Verbandes Bildung und Erziehung NRW ist es richtig, nach den Herbstferien zunächst vorsichtig zu starten. «Denn es gilt, Quarantäne zu vermeiden und den Unterrichtsbetrieb zu gewährleisten», sagte Landeschef Stefan Behlau. Der Verband Lehrer NRW bewertete die Ankündigung der Landesregierung hingegen als eine riskante Entscheidung. «Klar ist: Alle am Schulleben Beteiligten wünschen sich eine schulische Normalität ohne Maske – allerdings ist der Zeitpunkt 2. November zu früh», erklärte der Vorsitzende Sven Christoffer.
In einer Reihe von Bundesländern ist die Maskenpflicht an Schulen bereits gelockert. So traten Anfang vergangener Woche in Bayern und Berlin Lockerungen in Kraft, auch in anderen Bundesländern werden Neuregelungen erwogen. Sie fallen aber nicht einheitlich aus. In Berlin müssen jüngere Schüler bis zur sechsten Klasse seit Montag im Unterricht keine Maske mehr tragen, in Bayern entfiel die Tragepflicht im Klassenzimmer für alle Schüler. Im Saarland müssen Schüler in der Schule überhaupt keine Maske mehr tragen. News4teachers / mit Material der dpa