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Zwei Bundesländer ziehen Weihnachtsferien (wieder) vor, um Familien vor Infektionen zu schützen – Modell für Deutschland?

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KIEL. Das Infektionsgeschehen insbesondere unter Schülerinnen und Schülern explodiert. Sollen die Weihnachtsferien wie schon im letzten Jahr nach vorne hin verlängert werden, um die Gefahr von Ansteckungen bei Familienfeiern zu verringern? Mit Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben zwei Bundesländer den Schritt in dieser Woche angekündigt. In anderen beginnt die Diskussion. Beispiel Schleswig-Holstein: Die SPD im Land möchte angesichts der Lage die Weihnachtsferien vorziehen. Die Landesregierung lehnt das ab. Es gebe keinen sachlichen Grund, sagt die Bildungsministerin.

Benötigen wir drei Tage zusätzlich schulfrei, um das Coronavirus nicht aus den Schulen zu den Großeltern zu tragen? Foto: Shutterstock

Angesichts der gestiegenen Zahl an Corona-Infektionen auch in Schleswig-Holstein hat die SPD ein Vorziehen der Weihnachtsferien um mehrere Tage vorgeschlagen. Die Landesregierung wies die Forderung jedoch umgehend zurück. «Es gibt keinen sachlichen Grund, die Ferien zu verlängern, Kinder zu Hause sitzen zu lassen und Eltern mit Betreuungsproblemen im Stich zu lassen», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Das geordnete Setting in den Schulen helfe laut Studien eher, Infektionen zu vermeiden.

Welche Studien das sein sollen, diese Information gab Prien allerdings nicht preis – das Robert-Koch-Institut vermeldete diese Woche ein bundesweites Rekordniveau an Kita- und Schul-Ausbrüchen – und Inzidenzen bei Schülern nur noch knapp unter 1.000, wie News4teachers berichtet.

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«Am 17. Dezember sollte der letzte Schultag sein. Dadurch gibt es auch größere Sicherheit für Familienbesuche an den Feiertagen»

Die Kieler SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Serpil Midyatli sprach sich für vorzeitige Ferien aus, um Kinder zu schützen und die Wucht der vierten Corona-Welle zu brechen. «Am 17. Dezember sollte der letzte Schultag sein. Dadurch gibt es auch größere Sicherheit für Familienbesuche an den Feiertagen», sagte Midyatli am Freitag.» Die Weihnachtsferien beginnen im Norden am 23. Dezember.

Gefährdet seien insbesondere noch nicht geimpfte Menschen, argumentierte Midyatli. «Dazu gehören Kinder unter zwölf Jahren.» Zwar habe die europäische Arzneimittelagentur EMA grünes Licht für Covid-19-Schutzimpfungen für Kinder ab fünf Jahren gegeben. «Einen vollständigen Schutz werden wir aber vor Weihnachten nicht organisieren können.»

Bildungsministerin Prien betonte, dass Kinder und Jugendliche unter dieser Pandemie am meisten litten. Sie hätten sich solidarisch mit Erwachsenen gezeigt und zu jedem Zeitpunkt eine große Last im gemeinsamen Kampf gegen Corona getragen. «Die Situation in Schleswig-Holstein unterscheidet sich deutlich von der in anderen Bundesländern.» Schulen sicherten dank guter Hygienekonzepte weitestgehend reibungslosen Präsenzunterricht.

«Dass die Sozialdemokraten als erstes die Kinder erneut leiden lassen wollen, während auf den Weihnachtsmärkten dichtes Gedränge herrscht, legt nahe, dass es ihnen nicht um die Kinder und Jugendlichen, sondern um billigen Populismus aus der Opposition geht.»

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein war auch am Donnerstag leicht gestiegen. Die Zahl der innerhalb einer Woche registrierten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gab die Landesmeldestelle mit 152,8 an – nach 152,5 am Mittwoch. Im Vergleich der Bundesländer hat Schleswig-Holstein laut Robert Koch-Institut (Stand Freitagmorgen) noch immer die geringste Sieben-Tage-Inzidenz. Allerdings: Auch in Schleswig-Holstein liegen die Inzidenzen unter Kindern und Jugendlichen deutlich über dem Landesschnitt. So meldet die Stadt Lübeck einen Wert von 528 für Fünf- bis 14-Jährige, der Kreis Ostholstein sogar 546.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht für eine Verlängerung der Weihnachtsferien keinen Anlass

Auch in anderen Bundesländern ist die Debatte um die Weihnachtsferien entbrannt. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht für eine Verlängerung nach vorne keinen Anlass, obwohl ein Großteil der Städte und Kreise Schüler-Inzidenzen über 500 aufweisen. Berlin (Inzidenz unter Schülern: 853) hat den Schritt ebenfalls bereits abgelehnt, obwohl das Nachbarland Brandenburg – mit dem sich die Bundeshauptstadt normalerweise eng abspricht – den Ferienbeginn um drei Tage vorverlegt hat.

In Hamburg kommt es nächste Woche zum Schwur: Die oppositionelle Linke hat einen entsprechenden Antrag in der Bürgerschaft gestellt: „In Absprache mit den Kammern und den Schulvertretungen muss die Schulbehörde jetzt den Beginn der Weihnachtsferien auf den 20. Dezember vorziehen”, sagte die Fraktionsvorsitzende und schulpolitische Sprecherin Sabine Boeddinghaus. Regelunterricht sei zu der Zeit fehl am Platz.

Der Elternbund Hessen hat sich unterdessen gegen eine mögliche Verlängerung der Weihnachtsferien wegen der steigenden Zahl an Corona-Infektionen ausgesprochen. Die Schulen seien keine Hotspots und Kinder seien keine Virusschleudern, teilte der Verein in Frankfurt am Samstag mit. Das Robert-Koch-Institut zählt derzeit so viele Schulausbrüche wie noch nie, wie News4teachers berichtet. News4teachers / mit Material der dpa

Leopoldina fordert für Schulen: Maskenpflicht – und frühere Weihnachtsferien

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