Amok-Alarm! Vier bange Stunden an Hamburger Schule, nachdem ein Bewaffneter gemeldet wurde

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HAMBURG. Ein junger Mann soll mit einer durchgeladenen Schusswaffe in eine Schule in Hamburg-Jenfeld gegangen sein, sagt ein Zeuge. Die Polizei reagiert sofort, rückt mit einem Großaufgebot an. Es beginnen bange Stunden für Schüler und Lehrer.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot angerückt (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Nur gut eine Woche nach dem Amoklauf an der Universität Heidelberg mit zwei Toten und drei Verletzten klingt der Notruf des Zeugen besonders alarmierend. Ein Jugendlicher, 18 Jahre alt oder etwas jünger, habe Dienstagmittag beim Überqueren der Jenfelder Allee in Hamburg eine Schusswaffe aus seinem Rucksack geholt und wahrscheinlich durchgeladen. Dann habe er sie in die Hosentasche gesteckt und sei zusammen mit einem etwa gleichaltrigen Jugendlichen auf das Gelände der Otto-Hahn-Schule im Stadtteil Jenfeld gegangen, wo gerade bis zu knapp 1500 Jungen und Mädchen in den Klassenzimmern sitzen.

«Der Zeuge hat sehr klare Angaben gemacht, er wirkte sehr glaubwürdig», sagt Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Die Polizei sei deshalb von einer Bedrohungslage für Schüler und Schule ausgegangen. Sie reagiert mit einem Großaufgebot.

Mindestens 50 Polizeifahrzeuge, dazu Feuerwehr und Rettungsdienst rasen zu der Stadtteilschule mit gymnasialer Oberstufe im Bezirk Wandsbek. Mehrere schwer bewaffnete Spezialeinsatzkommandos sowie Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten der Bereitschaftspolizei rücken an. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Schule.

«Der Bereich um die Schule ist gesperrt», twittert die Polizei. Niemand kommt rein, niemand kann raus. Die Polizei beginnt jedes der mindestens 7 Gebäude, alle 53 Klassenzimmer und das weitläufige Schulgelände mit seinen Freiflächen, Wegen, Büschen und Bäumen zu durchkämmen. Gesucht werden: eine Schusswaffe und zwei junge Männer, der eine bekleidet mit einer schwarzen Bomberjacke, der andere mit einer helleren Jacke mit Fellkragen.

«Keiner hat was gesehen oder mitbekommen von den Kollegen. Er könnte ja auch an der Schule vorbeigelaufen sein»

Die Kinder schließen sich derweil, wie es die Regeln bei einem Amokalarm vorsehen, zusammen mit ihren Lehrkräften in den Klassenräumen ein. Ein Lehrer sagt RTL Nord am Telefon: «Die Schüler haben keine Angst, die Leitung hat auch keine Panik gemacht – sie haben gesagt, was zu tun ist.» Von außen ist zu sehen, wie Schülerinnen und Schüler teils an den Fenstern das «Spektakel» verfolgen. Der Lehrer sagt, der mutmaßlich Bewaffnete sei nicht aufgetaucht: «Keiner hat was gesehen oder mitbekommen von den Kollegen. Er könnte ja auch an der Schule vorbeigelaufen sein.»

Genau diese Vermutung hat dann auch die Polizei, sie twittert: «Es ist nicht klar, ob der beobachtete Bewaffnete das Gebäude tatsächlich betreten hat oder nur „in Richtung des Schulgebäudes“ und dann vielleicht an der Schule vorbei ging.» Da inzwischen immer mehr besorgte Eltern am Schulgelände eintreffen, richten die Beamten eine Sammelstelle ein, wo die Eltern betreut und über den Fortgang der Dinge unterrichtet werden sollen.

Ein in unmittelbarer Nähe liegender Discounter stellt seinen Verkaufsbetrieb ein und öffnet an diesem kalten, regnerischen und windigen Tag laut Polizei seinen Laden für gestrandete Schüler, die während des Polizeieinsatzes nicht zurück in die Schule dürfen.

Entwarnung kommt dann nach gut vier Stunden gegen 16.00 Uhr. «Wir haben keine Person angetroffen, auf die die Beschreibung passt. Wir haben vor allen Dingen auch keine Person angetroffen, die eine Schusswaffe dabei hatte», sagt Levgrün. Nach und nach dürfen die Kinder und Jugendlichen die Schule nun verlassen, werden von ihren teils winkenden Eltern mit großer Erleichterung in die Arme geschlossen.

Etwas länger dauert es für jene Schüler, auf die die Beschreibung des Zeugen zutreffen könnte. Sie werden von der Kriminalpolizei «gesichtet» und gegebenenfalls auch fotografiert, um dem Zeugen Bilder vorlegen zu können. Zudem sollte die Schule am Abend noch einmal durchsucht werden, «denn wir müssen ja davon ausgehen, dass diese beiden jungen Männer vielleicht tatsächlich in der Schule waren», sagt Levgrün. Von einer geplanten Amoktat gehe die Polizei jedoch nicht mehr aus. Möglicherweise habe jemand mit einer Gaspistole herumhantiert und dann versucht, sich ihrer zu entledigen. «Das werden wir natürlich überprüfen, aber erst dann, wenn die Schüler an ihre Eltern übergeben wurden.» Von Markus Klemm und Julian Weber, dpa

Nach Alarm: Entwarnung an Hamburger Schule, Polizei kann keine Waffe finden

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