SCHWERIN. Die Rufe nach Lockerungen der Corona-Schutzvorschriften werden lauter – und sie werden von der Politik auch gehört. Am Mittwoch gibt es die nächste Bund-Länder-Beratung und danach will auch die Landesregierung in Schwerin Entscheidungen treffen. Für Schulen gibt es sie dort schon. Auch die Hauptstadt Berlin stellt Lockerungen im Schulbetrieb in Aussicht – trotz einer Kinder-Inzidenz von bundesweit 3.736. Der VBE appelliert offenbar vergeblich. Die Folgen sind absehbar.
„Zu lange leiden besonders die Schulen bereits unter der Pandemie“, sagt VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern sei alles abverlangt worden – bis hin zum derzeit eskalierenden Infektionsgeschehen. „Wir erwarten, dass die Verantwortlichen in der Bund-Länder-Runde am kommenden Mittwoch bei jeder Entscheidung die möglichen Auswirkungen auf den Schulbetrieb in den Blick nehmen. Es wäre fatal, wenn es hier erneut zu Einschränkungen kommt, weil jetzt voreilig und zu weitgehend gelockert wird. Dann wären es erneut die Kinder und Jugendlichen, die letztendlich die Zeche zahlen müssten“, meint der VBE-Chef.
Die Politik sei in der Verantwortung, das weitere Infektionsgeschehen so zu beeinflussen, dass Schulen endlich wieder sichere Lernorte würden. Beckmann: „Es darf nicht vergessen werden, dass das Infektionsgeschehen unter Kindern und Jugendlichen nach wie vor weit über dem Gesamtdurchschnitt liegt.“
Wird’s aber. Schon die Erwartung eines Abebbens der Omikron-Welle reicht, um an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern die Corona-Schutzvorkehrungen schrittweise zurückzufahren. Als erstes soll die Maskenpflicht im Unterricht fallen.
Wie Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Schwerin mitteilte, müssen vom 7. März an keine Masken mehr in Klassenräumen getragen werden. Für den Schulstart am kommenden Montag werde zunächst aber noch an den verschärften Schutzmaßnahmen festgehalten. Für die ersten zwei Wochen nach den Winterferien gelte weiterhin Maskenpflicht auch im Unterricht. Danach müsse die Maske nur noch in Pausen auf den Gängen der Schulgebäude getragen werden.
«Mit den ergriffenen Corona-Maßnahmen an den Schulen haben wir Gesundheitsschutz und Präsenzunterricht gewährleistet»
«Mit den ergriffenen Corona-Maßnahmen an den Schulen haben wir in Abstimmung mit den Expertinnen und Experten, mit dem Landeselternrat, dem Landesschülerrat und mit den Verbänden Gesundheitsschutz und Präsenzunterricht gewährleistet», begründete Oldenburg die kurz vor Jahresende verschärften Schutzmaßnahmen. Nun seien angesichts der absehbaren Trendwende im Infektionsgeschehen Lockerungen möglich. «Selbstverständlich gehen wir dabei schrittweise und umsichtig vor und behalten die Entwicklung der kommenden Wochen genau im Blick», betonte Oldenburg. Gesundheitsschutz gewährleistet? In Rostock liegt die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen derzeit bei 3.673, im Landkreis Ludwigslust-Parchim bei 3.791.
Die Hygienevorschrift für Schüler, sich in der Schule in definierten Gruppen zu bewegen, soll zum 7. März aufgehoben werden. Corona-Tests gebe es zunächst drei Mal pro Woche, vom 21. März an dann noch zwei Mal. Sollten Corona-Fälle an Schulen auftreten, greife das „bewährte“ Kontaktpersonenmanagement. Positiv getestete Schülerinnen und Schüler müssten demnach in Quarantäne, deren Mitschüler würden separat unterrichtet und vermehrt getestet.
Als erstes Bundesland hatte Sachsen-Anhalt das Ende der Maskenpflicht im Unterricht angekündigt, und zwar für den 28. Februar („wenn sich das Infektionsgeschehen verringert“). Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat für die Schulen nun Lockerungen der Corona-Regeln in Aussicht gestellt, allerdings noch kein Datum genannt. «Es ist ganz klar, das Thema Maske und Test ist in den Schulen für die Kinder eine erhebliche Einschränkung», sagte Giffey am Dienstag nach einer Sitzung des Senats. Giffey kündigte an, der Senat werde sich bei seiner nächsten Sitzung in der kommenden Woche damit beschäftigen, welchen Perspektive für Erleichterungen es für die Schulen gebe.
«Wir sehen auch in den Schulen eine deutliche Abnahme des Infektionsgeschehens»
Aus Sicht der SPD-Politikerin gibt es bei der Pandemie-Entwicklung ermutigende Signale: «In der letzten Woche haben wir 1,9 Millionen Schnelltests an unseren 825 Berliner Schulen eingesetzt», sagte Giffey. Bei den Schülerinnen und Schülern habe es nur bei rund 0,38 Prozent der Tests positive Ergebnisse gegeben. Beim schulischen Personal lag der Anteil Giffey zufolge mit 0,65 Prozent etwas höher – in beiden Fällen habe es aber bei mehr als 99 Prozent der Tests ein negatives Ergebnis gegeben.
«Wir sehen auch in den Schulen eine deutliche Abnahme des Infektionsgeschehens», sagte die Regierende Bürgermeisterin. «Da sind wir schon in einer Situation, in der wir auch perspektivisch für den März darüber sprechen müssen, inwieweit es dort auch Vereinfachungen, Erleichterungen gibt.» Dabei ist überhaupt nicht klar, ob es sich bei den sinkenden Ansteckungsquoten um eine Wende im Infektionsgeschehen oder die Folge eines überlasteten Melde- und Testsystems handelt. Die PCR-Testkapazitäten sind erschöpft.
Im vergangenen Herbst strichen etliche Bundesländer die Maskenpflicht im Unterricht in steigende Infektionszahlen hinein. Die Folge waren eine Rekordzahl an Corona-Ausbrüchen in Kitas und Schulen sowie explodierende Inzidenzen unter Kindern und Jugendlichen. Anfang Dezember dann beschloss ein Bund-Länder-Gipfel, die Maskenpflicht im Unterricht bundesweit einzuführen. In der Folge gingen die Ansteckungszahlen leicht zurück, bis sie dann nach den Weihnachtsferien mit der Omikron-Welle ins Astronomische schossen.
Bei den Fünf- bis Neunjährigen stieg laut dem jüngsten RKI-Wochenbericht die Inzidenz gegenüber der Vorwoche von 3.419 auf 3.598, bei den Zehn- bis 14-Jährigen von 3.394 auf 3.736. Rund 100.000 Kinder und Jugendliche sind seit Jahresbeginn in Deutschland so schwer symptomatisch an Covid-19 erkrankt, dass sie zum Arzt mussten. News4teachers / mit Material der dpa
Ein Lehrer (selbst Corona-erkrankt) schreibt an Kultusministerin: Stoppen Sie die Durchseuchung!
