Noch ein Rohrkrepierer? Die meisten Eltern merken nichts von „Aufholprogrammen“

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BOCHUM.  Jede vierte Familie sieht bei ihren Kindern Rückstände – noch mehr wissen nichts von den Hilfsangeboten, mit denen Bund und Länder die Schülerinnen und Schüler wieder in die Spur bringen wollen. Bahnt sich der nächste Flop in der deutschen Bildungspolitik an?

Wo sind sie denn, die „Aufholprogramme“? Eltern merken davon wenig. Foto: Shutterstock

Distanzlernen, Quarantäne, Wechselunterricht: Viele Schülerinnen und Schüler haben Lernrückstände aus Monaten, in denen die Schulen coronabedingt ganz oder teilweise geschlossen waren. Laut einer Forsa-Umfrage unter 1026 Eltern schulpflichtiger Kinder sehen je nach Fach zwischen 20 und 29 Prozent große bis sehr große Lernlücken bei ihren Kindern.

Mit dem milliardenschweren Aktionsprogramm «Aufholen nach Corona» wollten Bund und Länder helfen, Lernrückstände aufzuarbeiten. Obwohl das Programm seit Frühsommer 2021 läuft, ist bei den Eltern bislang wenig davon angekommen. 73 Prozent geben an, dass ihnen keine Corona-Aufholmaßnahmen in ihrer Region bekannt sind. Nur 26 Prozent der Befragten wussten von einem regionalen Corona-Aufholprogramm. Davon nutzen allerdings lediglich fünf Prozent die Angebote für ihre Kinder.

Den meisten Stoff haben die Schülerinnen und Schüler nach Einschätzung der Eltern in den Fremdsprachen verpasst: 29 Prozent glauben, dass die Lernrückstände ihrer Kinder hier groß oder sogar sehr groß sind. Am ausgeprägtesten ist dieser Eindruck bei Eltern von 10- bis 14-Jährigen: 39 Prozent von ihnen vermuten große oder sehr große Lernlücken. Die zweitgrößten Versäumnisse vermuten Eltern im Fach Mathematik: Ein Viertel schätzt die Lernrückstände als groß oder sehr groß ein.

Die Umfrage wurde vom Nachhilfeanbieter «Studienkreis» in Auftrag gegeben. dpa

Zwei von drei Lehrkräften nennen Aufholprogramme von Bund und Ländern unzureichend

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Georg
2 Jahre zuvor

Man müsste wirklich mal überprüfen, bei wie vielen Kindern die Rückstände selbst verantwortet sind, sprich auch vor der Pandemie schon Rückstände hatten oder sich während der Distanzphasen nicht um die Schule gekümmert hatten. Wie viele bleiben übrig, wenn man die rausrechnet? Meine Prognose lautet mit viel Wohlwollen vielleicht ein Drittel. Die anderen mindstens zwei Drittel erreicht man auch mit Aufholprogrammen nicht oder kaum.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Genau, alle doof, die jetzt nicht mitkommen. Lieblingsspruch „Halt die falsche Schulform gewählt.“ Haken dran. Ob es vielleicht auch ein klitzekleines Bisschen mit der Unterrichtsqualität und den Unterrichtsbedingungen zu tun hat? Grundschulklasse meines Sohnes 30 Kinder Minimum, immer mal wieder wechselnd durch geflüchtete Kinder, ein großer Teil mit Migrationshintergrund und schlechten Sprachkenntnissen, mittelgroße Stadt in NRW. Bei meiner Freundin in Niedersachsen, Kleinstadt, 15 Kinder in der Grundschulklasse. Wer hat wohl die bessere Schulausbildung und Vorbereitung? Ach nee, stimmt ja, ein Drittel ist eh doof. Hätte man die direkt bei uns schon aussortiert, dann hätten die restlichen 20 schon bessere Chancen. Easy.

Rosa
2 Jahre zuvor

Herr Ralf Scholl vom PhV-BW hat unermüdlichen Einsatz gezeigt und gekämpft für eine faire Aufarbeitungszeit im einem angemessenen Zeitraum. https://www.phv-bw.de/phv-bw-zu-einem-corona-aufholjahr-fuer-schueler-am-allgemeinbildenden-gymnasium-durch-uebergang-auf-g9-ab-september-2021/ Frau Eisenmann hat keine respektvolle Zusammenarbeit mit dem PhV-Bw auf Augenhöhe angestrebt und mit Unwahrheiten belegt. Frau Schopper als Nachfolgerin in BW spielt die Lernrückstände als etwaige Rückstände an und hat die Bildungsnot nicht anerkannt. Die Versprechungen des Aufholprogramms sind an den Schulen nicht angekommen und es ist eine Mogelpackung ohne Inhalt an den Schulen verteilt worden. G8 Schulen haben ein G7 Schuljahr absolviert und haben angehäufte Defizite und keine Abhilfe erhalten. Zusatzstunden können nicht gewährleistet werden, weil kein zusätzliches Lehrerpersonal vorhanden ist. Die Schulleitungen und Lehrer haben in dieser außergewöhnlichen Lebensphase sehr viel geleistet für eine Schülerschaft, trotz Chaos von der Politik und KM.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Ja, das stimmt. Es war eine harte Zeit im G8 bei vielen Schülern mit Tränen verbunden. Zumindest Zähigkeit hat sich jetzt als Charaktereigenschaft bewährt.

Rosa
2 Jahre zuvor
Rosa
2 Jahre zuvor

Frau Schopper hat sich einer schweren Bildungkrise für alle Schularten, sich in aller Öffentlichkeit als Fan zu den Gemeinschaftschulen bekannt. Dies ist ein herber Schlag für alle anderen Schulformen und nicht angebracht von unserer KM Frau Schopper in einem Ausnahmezustand sich zu einer Schulart zu bekennen. Die Notlage hat man somit auch von einer Schülerschaft nicht Ernst genommen und auch für alle anderen Schulen keine Beachtung und Aufmerksamkeit zukommen lassen. https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/foerderprogramm-corona-pandemie-was-hilft-gegen-lernrueckstaende/ Die Rückstände sind für viele Schüler eine große Last geworden und die Bildungsschere im Klassenverband ist sehr groß.

Rosa
2 Jahre zuvor

Der Mannheimer Morgen hat am 24.11.2021 auf das fehlende Aufholprogramm hingewiesen und viele Schulen und Schulleitungen haben noch kein Aufholprogramm erhalten. https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-warum-das-nachhilfeprogramm-rueckenwind-in-mannheim-noch-keine-lernluecken-schliesst-_arid,1882895.html Frau Schopper hat dazu keine Stellung bezogen und die Schulen können einer Schülerschaft keine Förderung anbieten. Frau Schopper hat Talent zum Märchen erzählen und Mogelpackungen anzupreisen.

Rosa
2 Jahre zuvor

Der Aufschrei nach Entsorgung des Flickenteppich ist groß und der Wunsch nach einen neuen Bildungsweg zu gehen ist groß! https://www.openpetition.de/petition/online/corona-aufholjahr-im-g9-modus-zur-rettung-der-bildungsqualitaet Nach dieser sehr schweren Lebnsphase die uns vielen sehr viel abverlangt hat, ist es an der Zeit eine neuen Kurs anzusteben.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Dann bitte auch für NRW.

Rosa
2 Jahre zuvor
Rosa
2 Jahre zuvor

Den KM sind die Lernrückstände bekannt und Handlungsfähigkeit und Bereitschaft zur Abhilfe ist nur ein Lippenbekenntnis! https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/bodenseekreis/ein-extra-schuljahr-fuer-corona-luecken-so-schaetzen-schulen-in-der-region-die-krisenbedingten-rueckstaende-ein;art410936,10785639 Verprechungen sind gemacht worden und nicht ist davon eingetroffen.

dickebank
2 Jahre zuvor

Aufholprogramm klappt doch. Die 7-Tage-Inzidenzen sind doch rasch auf die Werte der Nachbarstaaten angestiegen.

Und infolge der Lieferprobleme, der inflationsbedingt sinkenden Kaufkraft, der Corona-Maßnahmen werden ohnehin viele Unternehmen insolvent und benötigen keine Azubis. Folglich ist die Wiederholung einer Klasse für viele eine Chance, da sie bis 25 Lebensjahren beim Bezug von ALGII ohnehin der Haushaltsgemeinschaft ihrer Erziehungsberechtigten zugerechnet werden.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Das Aufholprogramm krankt am alten Problem der KMK.
Wenig Ahnung von der Realität, gepaart mit einer übersteigerten Selbstwahrnehmung.

Wer soll denn das Aufholprogramm durchziehen und wann soll er das denn tun????

Die völlig überlasteten Lehrer? Die gehen auf dem Zahnfleisch, dank der liebevollen Fürsorge der KMK. Das hilft auch kein Druck nach Gutsherrenart. Ein Pferd, dass man über die Grenze antreibt wird nicht schneller, es fällt tot um. Das die motivierende Möhre, in Form der Bezahlung von Überstunden, dann noch so mickrig ist wie vom letzten Sommer eingelagertes Gemüse im März ist da auch nicht hilfreich.

Auch wenn man sich für den lieben Gott hält, wenn der Brunnen leer ist, lässt er sich auch nicht mit Verordnungen voll zaubern. Das versteht die KMK nicht.

Andere Lehrkräfte als die aktive Lehrerschaft sind nur sehr begrenzt vorhanden.
Pensionierte Kollegen sind in Pension, weil sie eine Altersgrenze überschritten haben. Diese Altersgrenze hat einen Grund. Die wurde nicht nur so aus Spaß angesetzt.
Lehramtsstudenten sind dank der vorausschauenden Politik der KMK Mangelware.

Die SuS leiden an dem gleichen Problem wie die LuL.
Übelste Arbeitsbedingungen durch Corona-Maßnahmen, verbunden mit extremem Leistungsdruck.
Die SuS sind auch an ihren Grenzen.
Wen wundert es da, dass ein zusätzliches Aufholprogramm der KMK keinen überbordenden Jubel erzeugt?

Das Problem der KMK ist, dass für sie nur Personen ab einer gewissen politischen Ebene als Menschen gelten.

LuL und SuS sind für die KMK einfach gesichtslose Roboter, ohne Grenzen und ohne eigene Bedürfnisse.
Man kann einfach Dinge verordnen und erzwingen.

Irgendwann bricht das System dann eben zusammen.

Was lernt die KMK daraus? Richtig!
SuS sind eben undankbar und Lehrer sind eben dumm und faul!

Sapperlot
2 Jahre zuvor

Lebe zwar in SH, von irgendwelchen Aufholprogrammen ist hier im echten Norden aber auch nichts zu spüren …
Vielleicht ist das ja der Unterhang im Umfang einer vollen Lehrerstelle, der wegen Personalmangels „aktuell“ nicht besetzt werden kann …

NRWBiene
2 Jahre zuvor

Ich frage mich schon seit einer Weile was genau diese „Lernrückstände“ sein sollen und wie die „gemessen“ wurden oder werden und für wen die eigentlich relevant sind.
An unserer Gesamtschule in NRW kommen die Kinder in der 5ten Klasse an und können kaum richtig schreiben oder lesen, den Sinn von Texten erfassen oder beherrschen das 1×1 solide. Trotzdem haben sie mindestens eine Realschulempfehlung.
Wenn ich jetzt von meiner 8ten Klasse ausgehe, dann sehe ich dort keinerlei Rückstände, die ich explizit auf Corona zurückführen könnte. Es sind eher Lücken, die auch schon vorher da waren, gepaart mit wenig Lernbereitschaft, also einer mangelnden Arbeitshaltung und Motivation.
Wie Eltern jetzt ermessen wollen, wo oder in welchem Umfang das eigene Kind Rückstände hat, vorallem im Vergleich zu wem, ist mir ein Rätsel.
In der Politik und Wirtschaft hat an vielen Stellen leider noch kein Umdenken stattgefunden. Noten auf einem Zeugnis sagen leider nur sehr bedingt aus, ob jemand für einen Beruf geeignet ist. Lernstandserhebungen auch nicht…

Jan aus H
2 Jahre zuvor

Sollte man mit einem „Aufhol“programm nicht warten, bis die Pandemie vorbei ist? So erzeugt es nur noch mehr Belastung bei den ohnehin schon stark ausgelasteten LuL und SuS. Gleichzeitig ist der Peak bei den Schulinfektionen noch lange nicht erreicht, es wird also noch mehr nachzuholen sein. Alles, was jetzt mit fast leeren Klassen unterrichtet wird, bringt letztlich auch nichts und muss ebenfalls nachgeholt werden.

Sinnvoll wäre: Statt sinnfreier Maximalpräsenz auf Gesundheitsschutz setzen und den Peak mit einer Mischung aus Wechsel- und Distanzunterricht bei maximalem Infektionsschutz durchstehen. Danach stellt man sich dann der Frage, mit welchen INNOVATIVEN Ansätzen man entgangene Bildung nachholt. Die sollte man aber nicht an der Anzahl von Noten in Klausuren festmachen, sondern an dem, was die Kinder gelernt haben. Das haben sie nämlich auch während der Pandemie… z.B. zum Thema „Politik“ oder „Krisenbewältigung“.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Es wird sich immer mehr auftürmen.