Tarifstreit: Zig-Tausende Kita-Fachkräfte streiken – Hunderte Kitas geschlossen

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DÜSSELDORF. An dem bundesweiten Warnstreik in kommunalen Betreuungseinrichtungen haben sich nach einer ersten Schätzung der Gewerkschaft Verdi etwa 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt – allein in Nordrhein-Westfalen. In ganz Deutschland blieben Kitas geschlossen.

So wie hier in @hannover sind heute in ganz Niedersachsen und Bremen Kita- Beschäftigte auf den Straßen. #wirsindmehr
Und darum geht es:https://t.co/PSW16YXBRi pic.twitter.com/EkszTNGtrs

— ver.di Niedersachsen (@verdi_nds) May 4, 2022

«Das ist das, was wir auch erwartet haben», sagte ein Sprecher von Verdi NRW zum bundesweiten Streik- und Aktionstag am Mittwoch. Statistischen Landesdaten folgend, nach denen in Kitas mit öffentlicher Trägerschaft landesweit 35.000 Beschäftigte arbeiten, würde das einer Beteiligung von gut 20 Prozent entsprechen.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mehr als 1000 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. In Niedersachsen und Bremen seien es mehr als 3000 und in Baden-Württemberg rund 3700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewesen. Hunderte Einrichtungen waren ganztägig geschlossen, einige Kitas boten lediglich eine Notbetreuung an.

In Hannover seien sämtliche städtischen Kindertagesstätten geschlossen gewesen. Diesen Schritt hatte die Landeshauptstadt am Vortag als Reaktion auf die möglichen Warnstreiks angekündigt. «Zahlreiche Beschäftigte im Kita-Bereich sind gewerkschaftlich organisiert. Notgruppen können nicht angeboten werden», hieß es in der Mitteilung. In Braunschweig blieben nach Angaben eines Stadtsprechers 7 von 33 Kitas geschlossen. Weitere Einrichtungen seien nur eingeschränkt geöffnet.

In Hamburg versammelten sich die Beschäftigten zunächst am Gewerkschaftshaus unweit des Hauptbahnhofs. Sie zogen dann zum Rathausmarkt, wo nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mehr als 2000 Demonstranten an der Abschlusskundgebung teilnahmen. «Die Beschäftigten haben heute eindrucksvoll gezeigt, dass sie auf Anerkennung und Entlastung nicht in alle Ewigkeit warten werden», sagte Verdi-Fachbereichsleiterin Hilke Stein. Ihr Einsatz und ihre Motivation trotz der enormen Belastungen verdienten tarifliche Sicherheit, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Anerkennung. «Jetzt muss in die soziale Sicherheit der Gesellschaft investiert werden», forderte Stein.

Verdi-Chef Frank Werneke hatte bereits am Vortag mit länger anhaltenden Warnstreiks für den Fall gedroht, dass es im schwelenden Tarifkonflikt beim nächsten Verhandlungstermin mit den Arbeitgebern am 16. und 17. Mai in Potsdam keinen Durchbruch gibt. Verdi fordert mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. In den Tarifverhandlungen geht es um 330 000 Beschäftigte in den kommunalen Sozial- und Erziehungsdiensten.

Die Ansprüche sind hoch, doch der Alltag in #Kitas und Ganztag ist vor allem von Überlastung, Personalmangel und schlechte Bezahlung geprägt. So kann es nicht weitergehen! #Streik#MehrBrauchtMehr pic.twitter.com/Rv9g5ekihG

— ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (@_verdi) May 4, 2022

Im Einzelfall gab es unterschiedliche Angaben zu den Auswirkungen: Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf etwa berichtete, dass von den 101 städtischen Kindertagesstätten wegen des Streiks vier geschlossen gewesen seien. 29 Kitas sowie zwei Einrichtungen im Ganztagsbereich hätten einen eingeschränkten Dienst angeboten. Insgesamt seien rund 225 der 2248 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst dem Streikaufruf gefolgt, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Der Verdi-Sprecher berichtete hingegen von 15 geschlossenen Kitas und 30 Kitas mit eingeschränktem Betrieb am Mittwoch in Düsseldorf.

Rund 1.000 Beschäftigte aus den Münchner Kinderbetreuungseinrichtungen (Kitas, Krippen, Tagesheimen, Horten) haben heute in #münchen gestreikt. Musikalisch unterstützt vom Weiherer.#streik #kita #mehrbrauchtmehr @verdibayern @_verdi pic.twitter.com/OYprx3sRoi

— ver.di Bezirk München & Region (@VerdiMuenchen) May 4, 2022

Der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW hatte die die erneuten Warnstreiks kritisiert: Statt gemeinsamer Aktionen würden viele Familien vor verschlossenen Türen stehen. Er mahnte zudem auch an die Adresse der Arbeitgeber eine schnelle Einigung an. News4teachers / mit Material der dpa

„Untragbarer Zustand“: Kita-Eltern kritisieren Warnstreiks der Fachkräfte

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Realist
1 Jahr zuvor

Streik! Streik! Streik!

Kita-Beschäftigte: Ihr habt alle Asse in der Hand! Geburtenraten steigen seit ein paar Jahren, immer neue Kinder aus allen Teilen der Welt (2015, Ukraine-Flüchtlinge, …) Immer neue „Betreuungsversprechen“ der Politik (Kita für alle (am besten umsonst), Ganztagsangebote,…). Fachkräftemangel.

Noch nie waren die Bedinungen für euch so günstig wie jetzt. Tretet endlich für EURE Interessen ein! Freiwillig wird man euch nichts geben! Aber das Geld ist da (aktuell spendiert der Bund der Industrie wieder 5 Milliarden wegen steigender Energiepreise! Die IG Metall freut sich schon!)

Immer ein Beispiel an der IG Metall nehmen (eine ECHTE Gewerkschaft im Gegensatz zu diesem Luschenverein namens GEW): Für die EIGENEN Interessen eintreten, nicht für irgendein ominöses „Gesamtwohl“ oder ein „Aber die Kinder können doch nichts dafür!“

Von der IG Metall lernen heißt siegen lernen!

Emil
1 Jahr zuvor

Wenn Erzieher neben dem Kaffee trinken mal an die Kinder denken würden, wären diese ständigen Streiks überflüssig. Das Kindergärntergehalt ist übrigens in den letzten Jahren weit überdurchschnittlich gestiegen. Aber die Schnauze bekommt man ja bekanntlich selten voll….

Susanne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Das Problem ist, das viele trotz Mangel an Personal nicht voll eingestellt werden. Man verdient als Erzieher genug, wenn man Vollzeit arbeiten darf. Leider ist das nicht die Regel. Normal sind 20, 25 oder 32 h, könnten Sie mit Ihrem Gehalt allein davon leben? Und glauben Sie mir ..zum Kaffeetrinken kommt man da nicht.

Gern lade ich Sie ein, einen Tag mit uns zu verbringen.

LG

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Susanne

Genau, Susanne!
Seit es die OGS gibt, die normalerweise zwischen 12 und 16/17Uhr geöffnet sind, muss sich ein Erzieher schon 2 Jobs suchen, um auf eine Vollzeitstelle zu kommen.
In der Mittagspause fährt er von einer Arbeitsstelle zur nächsten und muss die 30 Minuten irgendwie nacharbeiten, geht aber nicht!
Also fängt sie um 7.30 an einer Kita an, verschwindet um 11.30 um rechtzeitig um 12 Uhr an der OGS zu sein, arbeitet dort bis 16 Uhr und es fehlen immer noch 45 Minuten zum Vollzeitjob (unbezahlte Pausen).
Und das auch nur, wenn sie zu den Glücklichen zählt, die länger als bis 15Uhr eingesetzt werden.

2 AGs anzubieten ist schon mal an vielen OGS Pflicht (Sport, Kochen, Instrumente oder Chor, Tanzen, Experimentieren, Gemüsegarten, Joga…..)

Immer wieder interessant, wie sich klein Emil den Erzieherberuf vorstellt! Und natürlich geht es ihm gehen den Strich, wenn andere Menschen trinken! Wie sieht es damit übrigens in seinem Büro aus? Dort würde natürlich kein Mensch auf die Idee kommen, während der Arbeitszeit zu trinken. Ramadan, eben! Ist inzwischen übrigens vorbei!!!!

Bin übrigens selbst keine Erzieherin, aber an unserer Schule arbeiten wir LK eng mit der OGS zusammen. Die EuE machen einen wirklich guten Job!
Einige Aushilfskräfte sind allerdings….naja! Aber was will man erwarten für 450€ im Monat!

Sapperlot
1 Jahr zuvor
Antwortet  Susanne

Nein, das sehe ich anders… Erzieherinnen werden schlecht bezahlt…deshalb auch der Streik…man muss sich nicht immer klein machen, die pädagogische wertvolle Arbeit verdient auch finanzielle Anerkennung und alle die sagen..hey ist schon okay so , haben meiner Meinung nach irgendwie nix verstanden. Sorry. In meiner Kita sind drei!!! Vollzeitstellen nicht besetzt…komisch oder…

Emil
1 Jahr zuvor

Kita-Fachkraft: Realschüler, morgens Kaffe beim „Kinder-spielt-euch-eins'“ draußen, nachmittags ebenso drinnen. Aber alle Jahre wieder Streik. MEHR Lohnzuwachs als jeder Krankenpfleger. Aber Jammern . Erzieher halt (-:.

Mutter R.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Samma, geht’s noch?

Kaffee trinken ist eh nur noch zuhause – 5:50Uhr vor‘m Frühdienst.

Von Essen mal ganz abgesehen:
Dass zum Beispiel wir Krippenerzieher in Sachsen an einem acht-h-Arbeitstag dann erst wieder zuhause was essen,
davon mal ganz zu schweigen!

Pause?
Ist nicht!
15 Kinder (1-3) von 6Uhr-16:30uhr hüten, bilden, trösten, in den Schlaf wiegen, spielen, ablenken vom Trennungsschmerz und nach dem Mittagsschlag das Selbe wieder von vorne:
gerne!!!!!!

Entwicklungsgespräche schreiben wir zuhause,
Vor-&Nachbereitung des pädagogischen Auftrages machen wir zwischendurch- mit mindestens zwei weinenden wachen Kindern auf‘m Schoß.

Aber danke fürs Kompliment!

Mutter R.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

ach- und by the way:
nix mit Realschüler!

abitur plus Lehre als Krankenschwester und Lehre zur Erzieherin…. komme ich persönlich auf 18 Schuljahre.

Und ich tue es gerne!
Vom Lärmpegel ganz zu schweigen.
Ganz zu schweigen auch davon,
dass meine beiden eigenen Kinder nach der Arbeit eine Mutti haben,
die leider kräftemässig total am ende ist.
Kur?
Guter Plan.
Woanders vielleicht möglich.
Aber nicht dort, wo ich mich verpflichtet fühle,
zum beispiel trotz krankem Kind zuhause und eigener Wehwehchen jeden Tag da zu sein für meine Kinder in der Kita.

Echt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Die Qualität der Ausführung der beruflichen Tätigkeit variiert, wie in allen Berufsgruppen, sicher auch bei Erziehern. Sie scheinen schlechte Erfahrungen gemacht zu haben und/oder schlussfolgern unreflektiert mit der Bedienung von Klischees.
In jedem Fall wirkt ihr Kommentar in erster Linie extrem abwertend gegenüber Realschülern im Allgemeinen und ausgebildeten Erziehern im Speziellen (wobei nicht alle Kitamitarbeiter Erzieher sind), das spricht wiederum zwischenmenschlich nicht für Sie.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Echt

Ich habe einen KIGA in der Nachbarschaft. Sehr, sehr lehrrei h

Mona
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Und aus dieser Stichprobe mit n=1 leiten Sie tatsächlich auf die Grundgesamtheit ab? Vielleicht noch ein Kindheitstrauma dazu, um die Bewertung rund zu machen?

Ich hoffe, Mathematik gehört nicht zu den Fächern, die Sie unterrichten dürfen. Und auch sonst hoffe ich, dass die Vorurteile und die Missgunst, die Ihnen aus jeder Pore quillen, bei Ihren Schutzbefohlenen auf angemessene Reaktionen treffen.

Lila
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

„Ich habe einen KIGA in der Nachbarschaft…“

Und deshalb haben Sie einen Einblick??? Was Sie dadurch höchstens mitbekommen, sind die Kinder, die naturgemäß laut sind, wenn Sie draußen spielen. Und DAS stört Sie augenscheinlich immens! Und deshalb hegen Sie einen Groll gegen Erzieherinnen, die in Ihren Augen die Kinder nicht im Griff hätten. Schon blöd, wenn man bei seinem Nachmittagskäffchen auf der Terrasse jeden Tag von spielenden Kindern gestört wird, oder?
Wissen Sie denn, was die Erzieherinnen in „ihrer Nachbarschaft“ mit den Kindern arbeiten, wenn sie drinnen sind und nicht in der Spielpause draußen?

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Ich habe einen Emil in der Nachbarschaft etc. etc.

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Emil, geh woanders trollen oder informiere dich mal! Beurteile die EuE nicht nach dem Verhalten einiger 450€-Aushilfskräfte.
Wobei auch da viele dabei sind, die sich durch die ignoranten Kommentare von @Emil beleidigt fühlen müssen.
Spoiler: Emil ist ein Anti-Kaffee-Aktivist!

Und er liebt es zu downvoten!

Last edited 1 Jahr zuvor by Alla
Katinka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Natürlich gibt es auch in diesem Beruf schwarze Schafe, wie auch bei den LehrerInnen und in allen anderen Berufen. In der Krippe meines 2. Kindes war es tatsächlich so, wie Sie beschreiben, aber das ist eine absolute Ausnahme. Die meisten anderen Erzieher habe ich sehr engagiert und immer auf Achse, immer am Machen, Vorbereiten, Organisieren usw. erlebt. Mit Bashing ist doch niemandem geholfen!

Sapperlot
1 Jahr zuvor

Uihh, der Emil betreibt Erzieherbashing auf unterster Niveau-Stufe. Lasst euch nicht provozieren…einfach ignorieren.

supernanny
1 Jahr zuvor

Komisch: Bei diesen fast paradiesischen Zuständen in der Kita müsste es ja Erzieher wie Sand am Meer geben.
Oder haben wir etwa vergessen, genügend Werbung für diesen so lukrativen Beruf zu machen?
Für eine richtig durchschlagende Fachkraftgewinnung brauchen wir dringend Leute wie Sie, Emil!!!!!
Nur Sie können jungen Leuten diesen Beruf richtig verkaufen!

– Beruf mit Super-Bezahung für`s Kaffeetrinken –

In meiner Gruppe trinkt übrigens keiner Kaffee – Oh, was machen wir dann eigentlich den ganzen Tag???????