Philologen: KMK hat den Lehrkräftebedarf verschlafen! Verband erklärt Kultusministern, wie sich Nachwuchs gewinnen lässt

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HANNOVER. Vor den Sommerferien stellt der Philologenverband Niedersachsen nach eigenen Worten „der für die Bildungspolitik verantwortlichen Klasse ein miserables Zeugnis aus“. Das gelte für alle, die dem Lehrermangel seit Jahrzehnten nicht entschieden begegnet seien – die Kultusministerinnen und Kultusminister des Landes (Niedersachsen), aber auch die Präsidentinnen und Präsidenten der Kultusministerkonferenz. „Wenn Frau Prien behauptet, die ansteigenden Schülerzahlen seien nicht ‚vorhersehbar‘ und Lehrermangel sei plötzlich entstanden, dann irrt die KMK-Präsidentin gewaltig“, sagt Philologen-Landeschef Christoph Rabbow.

Jahrelang ist der Lehrkräftemangel von den Ministerien verschlafen worden – meint der Philologenverband. Illustration: Shutterstock

„Natürlich war die zusätzliche Beschulung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine so nicht absehbar, dennoch ist der Mangel an den Schulen ein jahrzehntelanges Problem, das nicht entschieden genug angegangen wurde. Wenn man sich darüber erstaunt zeigt, dass Kinder sechs Jahre nach ihrer Geburt schulpflichtig sind und weitere vier Jahre später einen Platz an einer weiterführenden Schule finden müssen, dann sind die Äußerungen von Frau Prien weltfremd und völlig realitätsfern“, erklärt Rabbow.

Hintergrund: Karin Prien (CDU), die auch Bildungsministerin in Schleswig-Holstein ist, hatte unlängst festgestellt, der Fachkräftemangel betreffe alle Lebensbereiche und Branchen, auch den Bildungsbereich. Sie verwies auch auf unvorhersehbare Entwicklungen. So seien bisher etwa 140.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine «relativ leise» in das Schulsystem integriert worden. Auch ein «verändertes Reproduktionsverhalten», sei etwas, was man nicht vorhersehen könne. News4teachers berichtete.

„Niedersachsen braucht nach der Landtagswahl ein Bildungsministerium“ – statt eines Kultusministeriums

Die Probleme seien in Niedersachsen mittlerweile ebenso dramatisch wie in den anderen Bundesländern – meinen nun die Philologen. „Alle reden und schreiben vom Lehrkräftemangel, doch keiner tut wirklich was, um den Mangel zu beheben. So darf es nicht weitergehen, wenn wir nicht sehenden Auges in eine Bildungskatastrophe schlittern wollen. Es ist längst nicht mehr alleinige Aufgabe der Kultusministerien, sondern eine von nationaler Tragweite, die die Richtlinienkompetenz der Länderchefs erfordern würde“, betont Rabbow.

Von der großen Koalition in Niedersachsen sei hier nichts mehr zu erwarten, die Bilanz sei ernüchternd. „Wie auch immer die politische Konstellation nach der Landtagswahl im Herbst 2022 sein wird, wir fordern ein Bildungsministerium, das die Lehrkräftegewinnung vom Eintritt in das Studium bis hin zum Besetzen einer Planstelle im niedersächsischen Schuldienst bündelt“, stellt der Verbandsvorsitzende klar.

Das „völlig unkoordinierte Vorgehen“ zwischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) sowie dem Kultusministerium (MK) sei ein wesentlicher Grund für den Lehrkräftemangel. Das dürfe nach der Wahl nicht so bleiben. „Wer auch immer nach den Landtagswahlen Koalitionsverhandlungen führt, muss wissen: Die komplette Lehramtsausbildung gehört in eine Hand“, betont Rabbow.

Philologenverband legt eigenes Konzept für die zukünftige Lehrkräftegewinnung vor

Im Studium müssten dann die Kapazitäten für die Studierenden des Lehramts nicht nur deutlich erhöht werden, man müsse den Interessenten auch wirklich die Möglichkeit für die Aufnahme des gewünschten Studiengangs eröffnen. Universitäres Aussieben von Studierenden durch überhöhte Anforderungen nur vier Wochen nach Studienbeginn sei dabei ebenso fragwürdig wie die Festlegung von Zulassungsbeschränkungen mit einem Numerus Clausus von 1,4 für bestimmte Unterrichtsfächer.

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„Die Lehramtsausbildung an den Universitäten muss schulformspezifisch erfolgen, denn nur so wird es der Ausbildung der verschiedenen Professionen an den Schulen gerecht. Noch vor der Bachelorprüfung muss ein Praxissemester der Studierenden, das an den niedersächsischen Studienseminaren angegliedert werden muss, erfolgen. Die Ausbildenden der Seminare sind die Schulprofis mit dem Blick für das Wesentliche im Unterricht. Nur sie können die zugehörige Unterstützung und Hilfen leisten oder frühzeitig erkennen, wenn Studierende für die Tätigkeit im Schuldienst nicht geeignet sind“, erklärt Rabbow weiter.

Der Philologenverband fordert, dass bereits sechs Wochen nach dem Masterabschluss, der Anfang März oder Anfang September erfolgen müsse, Studierende am 1.5. bzw. 1.11. eines Jahres einem Studienseminar ihrer Schulform als Lehrkräfte zugewiesen werden. Es folge dann ein 21-monatiger Vorbereitungsdienst, bestehend aus einer dreimonatigen Einführungs- und einer 18-monatigen Qualifikationsphase. Die Ausbildungskapazitäten an den Studienseminaren seien so aufzustocken, dass alle Studienabgänger ohne Wartezeiten in den Vorbereitungsdienst gehen können. Nach dem Referendariat erhielten dann alle Lehrkräfte, die den Vorbereitungsdienst erfolgreich abgeschlossen haben, ein Angebot auf eine Planstelle, die ihren erlangten Qualifikationen entspreche.

„Vermehrt Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst unverzüglich ermöglichen“

„Da das Konzept erst mittel- bis langfristig greift, brauchen wir kurzfristig zusätzliche Studierende, die über den Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst kommen. Grundlage für den Einsatz in den niedersächsischen Schuldienst muss das Referendariat sein und bleiben. Andere „‘kreative‘ Lösungen lehnen wir ab“, stellt der Vorsitzende klar. Natürlich müsse vorab eine Prüfung der Qualifikationen aus dem Studium erfolgen und es müssen klar definierte Anforderungen an die unterschiedlichen Schulformen gestellt werden.

Dass die Zulassung zum Quereinstieg an 30 fehlenden Creditpoints scheitere und Interessenten dann die fehlenden Punkte durch ein Studium noch nachholen müssen, sei nicht zielführend. „An den Studienseminaren sind hervorragende Ausbilderteams, die aufgrund ihrer Expertise viel besser als irgendein Zertifikat über 30 Creditpoints entscheiden können, ob zugelassene Interessenten die Qualifikation für das Lehramt erfüllen oder nicht. Die fachdidaktische und pädagogische Ausbildung an den Seminaren ist entscheidend für den Einsatz. Der Ausbildungskorridor muss dazu deutlich breiter aufgestellt werden. Auch hier fordern wir eine Stärkung der Studienseminare“, so Rabbow.

„Studienseminare sind Schlüssel zur Lehrkräftegewinnung“

Die Studienseminare seien das Bindeglied zwischen abgeschlossenem Studium und den ersten Schritten als voll ausgebildete Lehrkraft. „Auch, wenn das Kultusministerium dies noch nicht genügend zur Kenntnis genommen hat, hier sitzen Profis, die mit ihrer Ausbildung die Zukunft künftiger Lehrerinnen und Lehrer gestalten und dies machen sie höchst professionell“, stellt Rabbow klar.

Es komme auf Wissen, Handlung und Haltung bei den zukünftigen Lehrkräften an und genau dies werde vor allem in der Praxis über professionelle Beratungen nach Unterrichtshospitationen erreicht. „An dieser sensiblen Stelle nun die Sparschraube ansetzen zu wollen, ist absolut töricht. Es zeigt aber auch, dass eine ernsthafte Behebung des Lehrermangels noch nicht in den Blick genommen wurde und sich wohl mittelfristig die unterirdische Unterrichtsversorgung verfestigt. Ganz zu schweigen von der abschreckenden Wirkung, die dieses Signal auf zukünftige Lehramtsstudierende oder Lehramtsanwärter hat“, bedauert der Vorsitzende des niedersächsischen Philologenverbnads.

„Wenn es um die Bildung und die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler geht, dann sollte dies eigentlich Chefsache sein. Auch darüber stimmen wir bei der Landtagswahl am 9. Oktober ab“, meint Rabbow. News4teachers

Lehrkräftemangel: KMK zeigt sich ratlos – und will jetzt erst einmal Bildungsforscher befragen

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44 Kommentare
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Carsten60
1 Jahr zuvor

Man hat ja irrwitzigerweise seitens der Wissenschaftsministerien etlichen Universitäten die Lehramtsstudiengänge weggenommen, weil man sie an anderen Universitäten bündeln wollte. Da konnte man so nebenbei auch Professuren streichen, weil es rechnerisch eine „Überkapazität“ gab. Mit den Schulministerien war das aber wohl nicht so richtig abgestimmt. Durch die zeitliche Verzögerung bei der Wirkung solcher Maßnahmen passt das aber nun gar nicht zu den „plötzlich“ gestiegenen Schülerzahlen und einem „plötzlich“ gestiegenen Bedarf an Lehramtsstudenten. Ganz schlimm sind ja auch immer die vielen „plötzlichen“ Pensionierungen langjähriger Lehrer. Dass die alle jedes Jahr ein Jahr älter werden, das konnte man in den Modellrechnungen der KMK natürlich nicht berücksichtigen. Man hatte Zahlen, aber irgendwie stimmten die dann hinterher nicht so recht. 🙂

Minna
1 Jahr zuvor

Unser Kind hat neulich seine weiterführende Schule das erste Mal besucht – und es war GANZ wie ich es von früher her kenne. Da stimmt doch was nicht
Das BUCH wird dort sehr wertgeschätzt. Hier ein Vorlesewettbewerb, dort ein Tag des Buches usw. Unser Kind liest aber nicht gerne, es möchte Filme drehen. Es kann dank Lockdown und Disney Plus fließend und mit viel Ausdruck Englisch sprechen (nach bilingualer Kita) – gute Voraussetzungen für Rhetorik auf Englisch und Training für verhandlungssicheres Englisch … stattdessen gibt es wohl eher Gedichte und gefühlvolle Bücher über Kinder, die Außenseiter sind und gerne lesen.
Unser Kind hasst diese Geschichten, wie auch den Umstand, dass die Heftaufgaben sich ständig um das Thema Schule drehen (und leider oft sehr geistlos sind).

Es kam mir alles sehr altbacken vor.

Biotop verschlafene bildungsbürgerliche Schule aus dem letzten Jahrhundert …trifft auf SchülerInnen in viel zu großen Klassen, die Wissensinhalte viel schneller, unterhaltsamer und passgenau woanders erhalten. Allein die Klassengröße ist doch als Lerngruppengröße absolut absurd verglichen mit den digitalen Möglichkeiten.

Heinz Müller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Mal wieder sind zu 100% die Anderen schuld. Wie wär es zur Abwechslung mal, wenn Sie sich im Vorfeld darüber informiert hätten, auf was für eine Schule (Profil?) Sie Ihr Kind eigentlich schicken?

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Ui Minna, da hast du wohl eine echte Orchidee herangezogen…ja…ich finde auch, dass wir auf jeden Fall für jede einzelne seltene Blume auf unseren Bildungswiesen einen ganz individuellen und auf die persönlichen Präferenzen und Kompetenzen abgestimmten Bildungsgang anbieten sollten.

Schule könnte so einfach, so begeisternd, so erfüllend und so individeuell sein…wir müssten es einfach machen….sagen die, die von außen die Anforderungen formulieren.

„Wir sollten solche Leute dort abholen, wo sie stehen, sie mit ins Boot holen und sie dahin rudern, wo es mehr Tiefgang hat, um sie dort wieder abzusetzen!“

So…und jetzt denken wir bitte noch einmal ein wenig über machbare Realität nach und beginnen unseren Kommentar nochmal von vorne!

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog

Meine Lieblingsstelle:
„Wir sollten solche Leute dort abholen, wo sie stehen, sie mit ins Boot holen und sie dahin rudern, wo es mehr Tiefgang hat, um sie dort wieder abzusetzen!“

Das gehört doch als Lüftlmalerei über den Haupteingang einer jeden Bildungs- SORRY! … ich meinte „Betreuungsanstalt“.

Warum ausgerechnet (Tipp: mehrere Bedeutungsebenen!) Lüftlmalerei? – Jaaaa, richtig verstanden! Das liebe Geld …
Die echten Blattgoldlettern sind den Haupteingängen der 16 Schul- und Bildungsministerien vorbehalten. 😉

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Kann gefährlich sein, Intellentere an tiefen Stellen auszusetzen. Man sollte vlt. erst mal gucken, obs mit dem Schwimmen- nicht nur sportlich gemeint – schon funktioniert…..weil ich selber so einen kleinen Schlaumi großziehen durfte: Im Nachhinein meint er, dass ihm die “ normale Schule “ nicht geschadet hat, – er hatte auch Gelegenheit, roundabout zu lernen….manchmal habe ich so das Gefühl, dass das als völlig unwichtig angesehen wird.
Nur, Lebenstauglichkeit kann ich schlecht in Noten ausdrücken….

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Lieber Pit, was für eine bezaubernde Idee!

Kenne Lüftlmalerei z.B. aus Oberammergau … dort hat sie mir sehr gut gefallen … und die direkte Anlehnung dort an Passionsspiele, in denen es um Leiden geht, geben der Idee noch den passenden ideologischen Rahmen.

Minna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ach Quatsch, sie ist ganz normal. Im Unterschied zu den Bücherlesern, die werden nämlich immer seltener … kenne auch einige, die sich ihre Englischkenntnisse über Rollenspiele, Computerspiele und Rockmusik angeeignet haben.

Es ist ein strukturelles Problem.

Ansonsten hätten wir übrigens da noch das altsprachliche Gymnasium in der Nähe gehabt … Griechisch ab Klasse 5.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Liebe Minna, nichts wie hin!! … ich meine zum alsprachlichen Gymnasium…die Beschäftigung mit alten und sehr alten Sprachen hat noch niemandem geschadet.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

„Griechisch ab Klasse 5“
Habe davon nie gehört. „Altsprachlich“ heißt „Latein ab Klasse 5“, und Griechisch dann vielleicht als 3. Fremdsprache später. Latein ist immerhin die Basis für etliche europäische Sprachen, danach ist Französisch und auch Englisch leichter zu lernen. Auch das Wort „Familie“ kommt als „familia“ aus dem Lateinischen, auch „Partei“ und „Funktionär“ haben einen lateinischen Ursprung („pars“ = Teil, „functio“ = Funktion). Das sollten jene Parteifunktionäre wenigstens wissen, die immer auf alte Sprachen schimpfen.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Selbst humanistisch wäre Klasse 5 Latein , 6 Englisch, 8 Griechisch.
Langeweile ? Der mathematisch/naturwissenschaftliche Teil läuft in bekanntem Umfang.
War bei uns mal 3 wirklich nie langweilig.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Hauptsache unterhaltsam… ich fühle mich auch ständig von allem was ich tun muss gut unterhalten. Aber wieso nicht. Schaffen wir Lehrkräfte ab und lassen es Disney Channel richten. Ist auch billiger, wenn einer einfach 500 Kindern die Filme vorführt. Innovatives Konzept…sollte weiterverfolgt werden…günstig für alle und bestimmt schön, wenn Cinderella mir die Latein Vokabeln vorsingt und ich mit Arielle ein wenig über die Weltmeere lerne. Warum bin ich nicht einfach früher darauf gekommen… es könnte so einfach sein…

Minna
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Lieber die Kinder zu Tode langweilen und quälen … und nachher diejenigen belohnen, die trotzdem was gelernt haben? Gerade im Sprachunterricht gibt es allein über den Schulunterricht oft nur sehr magere Ergebnisse. Da fehlt tatsächlich die intrinsische Motivation, die beste Lehrerin die wir haben.
Das Ziel ist natürlich nicht nur Wissenserwerb, aber doch vorrangig … und wenn das Kind nachher Englisch spricht (nicht nur liest!), kann es so schlecht nicht sein.
Die selbstgefälligen Antworten hier finde ich gruselig aber nicht überraschend.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Mit Selbstgefälligkeit haben die Reaktionen wahrhaftig nichts zu tun. Gruselig ist eher Ihre Vorstellung von Schule und Realität. Sciher ist Vieles verbesserungsbedürftig im Bildungswesen, aber nicht in der Art, wie Sie sich das ausmalen, zumal dies individuell auf Ihr Kind zugeschnitten scheint. Filme schauen ist eine passiv-rezeptive Angelegenheit, z.B., man plappert nach, was man gehört hat. Sie meinen doch nicht im Ernst, dass das Kind in einem anderen Kontext das Gehörte anwenden kann? Aber sorry, die Besserwisser Lehrer sollten sich da doch gefälligst zurückhalten, die wahren Pädagogen sind die Eltern.

Minna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Natürlich wendet sie es an (!) – sie spielt, was Kinder halt sehr gerne tun, wenn man sie lässt.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Sie haben meinen Kommentar nicht verstanden!!

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

1) Es liegt ein Verständnis- bzw. Denkfehler vor!:

„Intrinsische“ Motivation bitte nicht verwechseln mit „extrinsischer“ Motivation (z.B. gute Note, Lob), also durch externe (!) Faktoren, wie z.B. auch LehrerInnen.

„Intrinsische“ Motivation dagegen ist Wissbegierde, purer Wissensdurst, Neugierde, die sich nur aus eigenen, persönlichen, individuellen Interessen, somit innerem (!) Antrieb speist.

2) Sie zeichnen wirklich ein völlig verqueres Zerrbild von Schule!

Unrichtige Feststellungen! z.B. „… oft nur sehr magere
Ergebnisse“.

Notenbild entspricht immer der ganzen Bandbreite der jeweiligen
Begabungen, des Lernvermögens und der Leistungsbereitschaft
in der Lerngruppe. Von Note 1 bis Note 5 im Normalfall bzw.
0 NP (= Note 6) bis 15 NP (= Notenpunkte), d.h. (= Note +1).

3) Es sind auch nicht „selbstgefällige“ Kommentare, sondern sie resultieren aus Expertise, also z.B. aus Fachkompetenz und Unterrichtserfahrung.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. Ja, Schule könnte so anders sein: Unterricht nach ganz individuellen Interessen der Schüler, kein Problem, wir könnten ja pro Schüler einen „personal trainer“ stellen. Fließendes Disney Englisch! Da brauchts ja doch keinen Lehrer mehr! Beste Voraussetzungen für Rhetorik und verhandlungssicheres Englisch! Wow, wieso sind wir Englischlehrer da noch nicht draufgekommen? Und ist klar: Slapstick, Comics und Comedy statt so langweiliger „gefühlvoller“ Bücher. Immer nach dem Geschmack der Kinder, wie z.B. McDonald’s statt Gemüse, tur den Kindern sicher gut,. Alles andere ist „geistlos“, wirklich.
Oh ja, unsere Schule und die Lehrer sind aus dem letzten Jahrhundert, yep, so alt fühlt man sich manchmal nach den Erlebnissen mit Schülern, Eltern, Unterricht und Korrekturen.
Warum eigentlich noch Schule, wenn die Kinder doch digital passgenau und unterhaltsamer die erforderlichen Wissensinhalte erwerben können? Ist doch wunderbar, jedem Kind eine Multimedia-Anlage vom Staat – und los gehts. Spart jede Menge Geld und man kann sich wirklich auf eine rundum gebildete und individuell auf Beruf und Leben vorbereitete Generation freuen. Das ist doch DIE LÖSUNG schlechthin!
Oder war da noch was? Neee, ne? Oh Mann (Frau)!!!

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Liebe Minna,

Ihre Beobachtungen empfinde ich als völlig unglaubwürdig!
Zitat:“ … GANZ wie ich es von früher her kenne.“ Ihre pauschale Behauptung kann gar nicht der Realität entsprechen. Oder Ihr Wahrnehmungsvermögen trügt Sie.
Es sind de facto Märchen! Welchen Bären wollen Sie uns denn da aufbinden?

Übrigens, „verhandlungssicheres Englisch“ (sic!) gehört gar nicht zum Lernzielkatalog einer, “ … seiner weiterführenden Schule …“ (???), d.h. jeglicher weiterführenden Schule, die in einem Alter, in dem Kita-Besuch vorher noch denkbar ist, besucht wird.

Das Schuljahr neigt sich gerade in der Bundesrepublik Deutschland überall dem Ende zu, in einigen Bundesländern haben die Sommerferien bereits begonnen.

„… das erste Mal besucht …? “ … neulich …“? In welchem Kontext?

Für’s „Filmedrehen“ sind da ja eh völlig falsch. Was nicht heißt, dass es nicht auch eine AG (= Arbeitsgemeinschaft), Neudeutsch „Wahlkurs“, als freiwilliges Zusatzangebot geben könnte. Aber für die Kleinen eher nicht.

Lesen, Textanalyse, Textarbeit, Abfassen von unterschiedlichsten Textsorten etc. gehören jedoch zu den Grundfertigkeiten, unabdingbaren Kulturtechniken in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt.

Auch „Rhetorik auf Englisch“ gibt es vielleicht für die Oberstufe/Kollegstufe an manchen Gymnasien als Wahlkurs in einer „Debating Society“- nach angelsächsischem Vorbild.
Also auch hier wirklichkeitsfremde, unsinnige Erwartungen.

Meine Empfehlungen für ausgefallene Sonderwünsche:
Suchen Sie sich doch eine (teure) Privatschule – oder gleich eine PrivatlehrerIn für Ihre Eskapaden.
In einer britischen Public School gibt’s „private tuition“, also äußerst kleine Lerngruppen pro Tutor.
In Deutschland gibt’s Internatschulen, z.B. Salem.

Ihre Vorstellungen und Fehlurteile sind äußerst aufschlussreich: verraten sie doch, dass Sie vom Unterrichten, Didaktik und Schulpädagogik, Schulpsychologie etc. wirklich keinerlei Ahnung haben.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

@ Minna: Eigentlich dachte ich beim Lesen, dass Sie das ironisch meinen. Dann würde es auch Sinn machen.
Ob das „Biotop“ aus dem letzten Jahrhundert vielleicht in Indiz idafür st? Übrigens; die Klassen waren früher (noch) größer. Es soll früher Klassen von 40-50 SuS gegeben haben. Und die haben weniger gelernt als heute üblich?

Senkrechtstarter
1 Jahr zuvor

Ich stimme aber doch zu, durch die Flüchtlingswelle 2015 kamen plötzlich Zehntausende neue Schüler ins Land. Das war nicht vorherzusehen. Davor waren denn auch weiter sinkende Schülerzahlen prognostiziert worden und somit ein geringerer Lehrerbedarf bei gleicher Lehrer-Schüler-Relation. Man hätte allerdings auch die sinkenden Schülerzahlen für eine günstigere Lehrer-Schüler-Relation einplanen können und nicht Stellen an Schulen und in der Ausbildung streichen sollen. Für die Zeit nach 2015 hätte das jedoch dann nur bewirkt, dass der Lehrermangel vielleicht nicht so groß und offensichtlich geworden wäre. Man hätte nur einfach doch wieder mehr Schüler pro Lehrer verfügt.

2022 nun wieder sind Zehntausende ukrainische Schüler ins Land gekommen. Die Lehrer-Schüler-Relation verschlechtert sich also zwangsläufig weiter. Durch mehr Gehalt bekommt man jedenfalls auch nicht mehr Lehrer. Das sollten die Maßnahmen der letzten Jahre gezeigt haben – und wer macht dann eigentlich die Jobs, die diese Lehrer sonst gemacht hätten (wenn sie nicht Lehrer werden würden)?

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Erstens: Zwei falsche Aussagen in Ihrem Text. DIe Geburtenzahlen in Deutschland stiegen schon VOR 2015, nämlich so ca. ab 2011 bis 2013. Also kann man vom jetzigen Mangel gar nich so überrascht sein, WENN man ehrlich wäre. Aber das ist die Politik bekanntlich nicht.

Zudem: Es sind nicht „zehntausende“ ukrainische Schüler ins Land gekommen, sondern bereits 150.000 (bei über 850.000 Flüchtlingen insgesamt, d.h. es werden noch viel mehr Schüler werden). Und je länger der Krieg dauert, desto mehr werden es werden. Selbst wenn der Krieg morgen vorbei wäre, würde es Monate oder Jahre dauern, bis ein Großteil zurück in die Ukraine gegangen ist. Ukrainisch Schüler im Bereich von Hunderttausenden sind also keine „vorübergehende“ Herausforderung.

Wer soll die Arbeit der Lehrer übernehmen? Wer macht die anderen Jobs, wenn viel mehr Personen Lehrer werden? Das Problem ist prinzipiell nur lösbar, indem man die haltlosen Versprechuen der Politik, für die einfach kein Personal da ist, wieder zurücknimmt: Keine Ganztagsschule für alle, keine nicht-funktionierende Inklusion, kein Ausbau der Kita-Plätze ohne Rücksicht auf die möglichen Kapazitäten. Notfalls muss man an den Schulen auch Stunden kürzen.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Und 150.000 sind nicht Zehntausende?

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Nach Ihrer Logik sind dann 150.000 auch „Dutzende“. Nur eben ziemlich viele Dutzend.

Senkrechtstarter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Und nach Ihrer Logik sind „Tausende Menschen“ niemals mehr als 10 000 ?!? Denn das sind ja dann schon Zehntausende.

@Danke, Hornveilchen!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Wenn man von Zehntausenden spricht, denkt man von der Semantik her tatsächlich nicht an mehr als unter 100.000. Wenn es mehr als 100.000 sind, spricht man nicht mehr von zehntausenden. Zum Thema trägt dieser Disput nun mal gar nichts bei und ist m.E. nur Haarspalterei.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Nein, das ist keine Haarspalterei, sondern „Framing“. Durch das bewusste Sprechen von Zehntausenden statt von Hunderttausenden werden Probleme verharmlost und diejenigen, die solche Probleme ansprechen in eine bestimmte Ecke gedrängt. Das ist eine Strategie in der politischen Diskussion, die sich leider immer weiter verbreitet, quasi eine „Kopf-in-den-Sand-Steck“-Strategie („Vogel-Strauss-Taktik“). Problemverdrängung ist keine Strategie auf Dauer, die Probleme müssen dann andere ausbaden (in diesem Fall die Lehrer), die Problemverdränger und -schönredner lassen sich derweil für ihre „Uns-geht’s-doch-gut“-Rhetorik feiern (in Frankreich hieß es mal: „Wenn’s kein Brot gibt, sollen sie doch Kuchen essen!“).

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

So gesehen, ja, da haben Sie Recht. Das ist ein ganz anderer Blickwinkel, gut dass Sie das so grandios erklärt haben, ich bin da voll bei Ihnen. Danke. Ich nehme die „Haarspalterei“ natürlich zurück. (Und das ist jetzt wirklich nicht ironisch gemeint).

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ergänzung zum letzten Punkt:

Die Zeit, dass Lehrkräfte und Kita-Erzieherinnen ihre Privatleben und ihre Gesundheit durch massenhafte unbezahlte Überstunden ruinieren ist vorbei! Der Nachwuchs lässt sich das nicht mehr gefallen und lernt lieber einen anderen Beruf:

„Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Hmm, wusste gar nicht, dass Frau Prien einen neuen Pressesprecher hat.

Vielen Dank für diesen karrieretechnischen Einblick seitens des Senkrechtstarters.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Tja, wie der die Fakten verdreht, könnte er wirklich große Karriere in der Politik machen…

dickebank
1 Jahr zuvor

Und deshalb werden ja auch die auf Vorrat ausgebildeten Lehrkräfte der SekI+II nach dem Referendariat an anderen Schulformen zwischengelagert.
Hat der DPhV vielleicht etwas verschlafen? Ansonsten kann ich mir nur vorstellen, dass der DPhV Angst bekommt, die Eltern von nicht-gymnasial empfohlenen SuS könnten ja aufgrund des Lehrermangels an Schulen der SekI auf die Idee kommen, ihre Kinder unter Berufung auf den Elternwillen an GY zu schicken. Ein Abschulen wäre dann aber aufgrund der Rechtslage und des bestehenden Lehrkräftemangels an anderen Schulen nicht mehr möglich.

Ehrlich, mein Mitleid hält sich in Grenzen. Solange es Oberstufenkurse mit 12 SuS und Grundschulklassen mit über 25 SuS gibt.

Menta
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Es gibt auch Kurse mit mehr als 25 SuS.

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

„Die Ausbildenden der Seminare sind die Schulprofis mit dem Blick für das Wesentliche im Unterricht. Nur sie können die zugehörige Unterstützung und Hilfen leisten oder frühzeitig erkennen, wenn Studierende für die Tätigkeit im Schuldienst nicht geeignet sind.“

Ist dem so????
Meiner Erfahrung nach nicht.
Mit Verlaub und allem Verständnis für die Entscheidungen derjenigen, die Nachwuchslehrer in Studienseminaren ausbilden: es sind doch viele Personen darunter, die selbst des Unterrichtens müde sind, sich selbst nicht mehr vor eine Klasse stellen mögen, sich den Zutänden in den Schulen und den Anforderungen/Überforderungen des Lehrerdaseins nicht mehr stellen wollen/können, die in der Lehrerausbildung eine passendere Alternative sehen.
Eine solche Entscheidung kann man akzeptieren, respektieren.
Daraus resultiert aber mitnichten, dass sie DIE Profis für Lehrerausbildung und zur Erkennung geeigneten Nachwuchses sind.

In dieser Rolle sehe ich eher die Lehrer vor Ort, die einen Studenten/eine Studentin über eine ausreichend lange Zeit im ALLTAG beobachten können, die eine Beziehung zu ihm/ihr aufbauen. Die eigentliche Ausbildung und Entscheidungsfindung findet doch vor Ort in den Schulen statt – und dafür brauchen Betreuungslehrer wiederum Zeit und Muße. Die haben wir nicht.

Weiter gebe ich zu Bedenken, dass immer noch – wie vor 30 und mehr Jahren – Referendare nach dem Motto „Augen zu und durch… mach was der Fachleiter/Prüfer will, nachher kannst du es machen wie du es willst…“ durch diese Zeit kommen.
Das kann nicht die Lösung sein, das darf nicht der Weg sein.
So findet man nicht motivierte, geeignete Lehrer, sondern Leute, die es aushalten, sich in ihrer Ausbildung nach den Wünschen der Fachleiter zu richten – und sich eben nicht selbst erproben können.

Noch eins: Das, was von den Studienseminaren als „Profi-Unterricht“ verlangt wird, spiegelt auch heute noch lediglich die gerade aktuelle Mode „moderner“ (derzeit digitaler) Unterrichtsgestaltung wider. Das sind aber nicht zwangsläufig auch die Methoden und Strategien, die am Ende Lehrer wie Schüler durch den Alltag tragen, die nachhaltiges Lernen fördern, die Schüler auf gute Weise zu ihren Abschlüssen bringen, sie mit ausreichend Grundkenntnisse und Fähigkeiten ausstatten können, die sie im Beruf brauchen. Immer wieder zeigen Erhebungen in allen Jahrgangstufen die Defizite auf. Die führe ich nicht zuletzt darauf zurück, dass in der Lehrerausbildung nicht mehr gelehrt wird, Schüler z.B. verständnisvoll, aber klar durch notwendige Übungs- und Vertiefungsarbeiten zu führen, sie gegen Misserfolge zu wappnen, sie durch Frustphasen zu begleiten, sie selbständig zu machen, ihnen die Möglichkeit zu geben, verantwortliches und eigenverantwortliches Handeln zu lernen.

Vielleicht müsste man ganz neu denken in der Lehrerbildung:
Nach dem Abitur ein verpflichtendes Jahr als Co-Lehrer im Team mit zwei erfahrenen Fachkollegen, danach erst das Studium, am Ende ein Referendariat, das viel stärker die Ausbildung an der Schule (und nicht fürs Seminar) berücksichtigt.
Natürlich braucht mal dafür Lehrer, die die jungen Leute begleiten (nicht nur einfach hinten in ihren Unterricht setzen). Lehrer brauchen dafür Zeit. Und eben diese Lehrer haben wir nicht, die vorhandenen Lehrer haben die Zeit nicht (außer jemand drückte ihnen das auch noch obendrauf).

Ja, ich weiß, viele Fachleiter geben sich alle Mühe, haben die besten Absichten, glauben wirklich an all ihre Theorien und Lehrbücher über gute Unterrichtsmethoden… unbenommen.
Aber auch sie kommen inzwischen aus diesem System, das m.E. schon länger fehlgeleitet ist.
Ja, sicherlich kann jeder nur Schlüsse aus seinen eigenen Erfahrungen ziehen und weiß nicht, welche guten Beispiele es sicher auch gibt.
Dennoch denke ich, fast drei Jahrzehnte Schuldienst erlauben einem Lehrer schon, einen gewissen Gesamteindruck zu gewinnen und sicher zu sein, dass „negative“ Eindrücke nicht Einzelfälle sind sondern eher Ausdruck eines Systemfehlers.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Meine absolute Zustimmung!
Habe selber Fachleiter erleben müssen, die den fragwürdigen Ruf des “ langweiligsten Unterrichts ever“ mit sich herumschleppen, die dann aber außerordentlich solide und gut unterrichtenden Referendaren nach jedem U-Besuch attestieren, dass sie „ganz nette und nahrhafte Graubrotstunden“ halten würden….sie würden aber lieber mal was „Aufregendes, Exotisches und Neues“ sehen wollen.

Auf meine Frage in der Funktion des ausbildenden Mentors an der pädagogischen Front, mit welcher Art des Unterrichts man über Jahrzehnte des Berufsalltags hinweg erfolgreich und belastbar arbeiten könne, konnte / wollte mir der Langeweiler nicht antworten.
Mein Eindruck war / ist, dass diese Herrschaften gerne unterhalten werden wollen, weil dieses ständige „hintendrinsitzen“ schlicht stinklangweilig ist.
Habe ihm dann den Tipp gegeben, er möge sich doch von seinem A15-Gehalt ne Dauerkarte für das Variete‘ GOP in Bad Oeynhausen kaufen. Fand der Mann seltsamerweise gar nicht lustig.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Martini Bianco
1 Jahr zuvor

Moin,
der Text ist fürwahr sehr lang, zeigt aber Engagement, was ich gut finde. Dennoch sind hier viele Bewertungen enthalten, die einfach nicht zutreffen. Sie gehen vielleicht auf eigene Erfahrungen im Referendariat zurück, spiegeln aber nicht die Realität wider. Ein Beispiel: Hier wird behauptet, dass die Fachleiter*innen im Seminar an all ihre Theorien und Lehrbücher über gute Unterrichtsmethoden glauben würden. Ich arbeite im Seminar und kann sagen, dass Unterrichtsmethoden einen sehr unbedeutenden Anteil in der Ausbildung einnehmen. Viel wichtiger ist uns die Entwicklung des didaktischen Denkens. Das ist etwas völlig Differentes.
Viel wichtiger erscheint mir, was das MK gerade in der Lehrer*innenausbildung plant. Jeder Ausbilder, jede Ausbilderin soll jeden Auszubildenden max. 5x besuchen. Das wird dann als Erhöhung des Praxisanteils verkauft. OK, ihr habt ein Koch, der nicht kochen kann, den lasst ihr jetzt noch ein wenig unangeleitet alleine mehr kochen. Viel Erfolg für das Restaurant.
Als zukünftige/r Lehrerin/Lehrer soll man sich also jetzt überwiegend selbst ausbilden.
Ich freue mich auf die Krankentage zukünftiger Generationen im Schulbetrieb.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Martini Bianco

@Martini Bianco

„OK, ihr habt ein Koch, der nicht kochen kann, den lasst ihr jetzt noch ein wenig unangeleitet alleine mehr kochen. Viel Erfolg für das Restaurant.“

Das kann nur schiefgehen.
Einem echten Koch bzw. Küchenchef in einem echten Restaurant müsste man so etwas auch nicht erklären.
Man müsste es noch nicht einmal erwähnen.

Aber ganz im Ernst gefragt: Was ist an dieser „Strategie“ neu?

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Martini Bianco

Die Vorgaben für Besuche sind selbst im BL nicht einheitlich. Die einen absolvieren 6, die anderen an die 20 Besuche in 18 Monaten,
die einen wollen neben der Hausarbeit noch eine zweite, die anderen verzichten darauf.
Referendare werden mit 6 Stunden in der Statistik geführt, die Schule hat aber gar nicht die Stunden, um eine Doppelsteckung realisieren zu können.
Kriterienorientierung kann man nicht feststellen, das Wahnwitzigste finde ich allerdings, dass sich die Refs nach jedem Besuch selbst Entwicklungsziele stecken sollen, um deren Erledigung sie sich auch allein kümmern dürfen.

“Ausbildung“ ist etwas anderes, aber um den Lehrkräftemangel zu kaschieren, erteilen die Referendar:innen in NDS ab dem Sommer gleich 10 Std eigenverantwortlich.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Martini Bianco

Auf die Landesseminare und die Referendarausbildung übertragen passt das Problem mit dem Koch leider auch.
Wir wollen als Anspruch Sterne-Köche ausbilden.
Als Ausbilder stellen wir dann aber jemand ein, der früher Küchen-Bulle in einer Werkskantine war.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Vielen Dank für die Erweiterung des zuvor eingeführten Bildes….habe herzhaft darüber gelacht!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ist aber schon etwas hart!! Ungebildet sind die Ausbilder ja nun nicht, nur hoffnungslos verbohrt und von sich überzeugt, ohne zu merken, dass sich die Realität verändert hat und auch die Referendare gute Ideen mitbringen. Ich würde eher das Bild eines Koches der „cuisine rétrograde“ zeichnen, denn so empfand ich unsere Referendarsausbildung damals. Offenbar hat sich nicht viel geändert. Die Referendarszeit war für mich die schlimmste Erfahrung in meiner gesamten Berufslaufbahn, und die ist ziemlich vielseitig.

Martini Bianco
1 Jahr zuvor

Moin,
ist irgendwie komisch. Lehrer arbeiten nur halbtags, haben sehr viele Ferien, sind unkündbar, werden ganz anständig bezahlt, haben vormittags Recht, nachmittags frei – ein Traumjob also. In Niedersachsen laufen also nur Masochisten rum, die diesen Traumjob nicht wollen, sondern sich lieber in der freien Wirtschaft quälen lassen. Tja, meine Tochter will keine Lehrerin werden. Begründung: Ich will doch nicht jedes Wochenende am Schreibtisch sitzen wie du. Vielleicht mal über die Arbeitszeiten nachdenken! Die eingeforderte Erhebung der Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern in Niedersachsen, die vor Jahren zugesagt worden ist, wird nicht durchgeführt, sondern verschleppt. Im Ministerium weiß man wohl warum.

Pia
1 Jahr zuvor

Ein 21-monatiger Vorbereitungsdienst schreckt Absolventen, die sich für den Lehrerberuf interessieren, doch eher ab! Mein Vorbereitungsdienst hat 18 Monate gedauert und den hätte man längst auf 15 Monate kürzen können! Vor allem die Zeit nach der Staatsprüfung bis zur Zeugnisvergabe ist völlige Zeitverschwendung.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Was ich zu dieser verschlafenen Prognose zum Lehrerbedarf fast lustig finde, ist die Tatsache, dass wir jährlich Berge von persönlichen Statistiken und Klassenstatistiken ausfüllen.
Viel Arbeit und noch mehr Konferenzen.

Was machen die denn mit den erhobenen Daten???

Im Winter die Ministerien heizen?

Merke
Irgendwo wackelt immer mal ein Stuhl.