GEW schlägt Alarm: Lehrermangel bedroht die Inklusion – Förderstunden fallen aus

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BERLIN. Die GEW sowie verschiedene Initiativen haben den Berliner Senat davor gewarnt, angesichts des Fachkräftemangels an Schulen bei der Inklusion zu sparen, also bei der besonderen Förderung behinderter Menschen. Schon jetzt komme es «tagtäglich» zum Ausfall von Förderstunden und zur Benachteiligung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarfen, teilt die Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der GEW Berlin, Karin Petzold, am Dienstag mit. Nun drohten weitere Verschlechterungen.

Lehrermangel – Fällt die Inklusion nun aus? Foto: Shutterstock

«An dieser Stelle muss dringend umgesteuert werden, denn die Sicherung qualitativ hochwertiger Bildung ist ein Menschenrecht», unterstreicht Petzold. «Es müssen Lösungen gefunden werden, die nicht vor allem den Schwächsten schaden.» Die stellvertretende Vorsitzende des Landesbeirats für Menschen mit Behinderungen, Gerlinde Bendzuck, betont: «Inklusive Bildung ist keine Kür, sondern Pflicht sowie Anspruch und Recht.»

Die GEW wirft der Bildungsverwaltung vor, angesichts von knapp 1.000 unbesetzten Lehrkräftestellen bei den sonderpädagogischen Förderstunden sparen zu wollen – zum Beispiel bei der Betreuung von Schülern mit Förderbedarf im Sehen (Blindheit), in Hören und Kommunikation (Gehörlose) und in den Bereichen geistige Entwicklung und Autismus.

„Wenn alle Schulen von der neuen Regelung Gebrauch machen, entspricht dies nach unseren Berechnungen einem Wegfall von 500 vollen Sonderpädagogik-Stellen“

Für das neue Schuljahr habe die Senatsverwaltung die Grundlage für die Berechnung des Lehrkräftepersonals (Zumessungsrichtlinie) so geändert, dass Schulen die Anzahl der sonderpädagogischen Förderstunden für Schülerinnen und Schüler mit dem höchsten Förderbedarf drastisch reduzieren können – von 8 auf 3 Wochenstunden pro Kind. „Wenn alle Schulen von der neuen Regelung Gebrauch machen, entspricht dies nach unseren Berechnungen einem Wegfall von 500 vollen Sonderpädagogik-Stellen“, erklärte GEW-Landesvorsitzender Tom Erdmann. „Schon vorher waren die Rahmenbedingungen für Inklusion an unseren Schulen schlecht. Nun hat sich die Situation jedoch noch weiter verschlechtert. Allein die Statistik zum Lehrkräftebedarf steht durch die Maßnahme besser da“, so Erdmann.

Die Bildungsverwaltung sieht das anders und lässt Schulen die Möglichkeit, bei den Förderstunden auch andere Lehrkräfte einzusetzen. Gespart werde hier nicht, die Zahl der Vollzeitstellen im Bereich Inklusion/Integration sei im neuen Schuljahr sogar gestiegen.

Die GEW entgegnet: Die gekürzten 5 Sonderpädagogik-Stunden könnten zwar ersetzt werden durch 7,5 Stunden, die von pädagogischen Unterrichtshilfen, Erzieher*innen oder Betreuer*innen erbracht würden. „Auch wenn das nicht nach einer Kürzung aussieht, kann eine qualitativ hochwertige Bildung für die betroffenen Kinder ohne die dafür ausgebildeten Sonderpädagog*innen nicht umgesetzt werden“, betont Nuri Kiefer, Grundstufenleiter der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule und Vorsitzender der Vereinigung Berliner Schulleiter*innen in der Berliner GEW (VBS).

Kiefer warnt auch vor den langfristigen Folgen: „Es darf auf keinen Fall zu Veränderungen bei der Bedarfsermittlung an Sonderpädagogiklehrkräften kommen, denn sonst wird die adäquate Einstellung von ausgebildetem Personal und die Schaffung von Studienplätzen unmöglich. Die Lehrkräftestellen müssen weiter als solche aufgeführt werden, so dass eine Rückumwandlung jederzeit möglich ist.“

Da die Senatsverwaltung bei nicht ausreichend verfügbaren Personalressourcen seit jeher der Sicherung des Pflichtunterrichts Priorität einräumt, komme es ohnehin schon tagtäglich zum Ausfall von Förderstunden und zur Benachteiligung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarfen, ergänzt Gewerkschafterin Petzold. Sie fordert: „Die Kinder, die mehr Unterstützung brauchen, müssen in den Fokus gerückt werden und dürfen nicht die einzige Gruppe sein, auf deren Kosten gespart wird. Es müssen Lösungen gefunden werden, die nicht vor allem den Schwächsten schaden. Förderstunden sollten zudem verbindlich von der Vertretung ausgenommen sein.“ News4teachers / mit Material der dpa

Lehrkräftemangel: KMK zeigt sich ratlos – und will jetzt erst einmal Bildungsforscher befragen

 

 

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56 Kommentare
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GS in SH
1 Jahr zuvor

So gerne wir den DaZ und Förderunterricht erteilen würden, leider fallen 2 LK an unserer GS langzeit aus(mindestens dieses Schuljahr). Sollen wir dann den Deutschunterricht in Klasse 1 und 4 streichen? Mathe und Sachunterricht in Klasse 3?
Obwohl wir offiziell zu 100% besetzt sind, fehlen uns halt trotzdem 42 Lehrerstunden!
Eine Vertretungsreserve gibt es nicht!
Wir telefonieren uns die Finger wund, um irgendjemanden zu finden, der selbstverantwortlich unterrichten kann, ohne nennenswerten Erfolg!

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Wie war das noch mal während Corona? Die Schulen müssen offen sein, wegen der aaaarmen benachteiligten Kinder. Unsere Politiker wurden nicht müde zu betonen, wie wichtig ihnen das Wohl dieser Kinder ist. Das hat sie vor Corona kaum interessiert. Und jetzt? „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“ Selig, wer mit Amnesie gesegnet ist. Ich könnte nur noch k….

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Die Kinder, die während Schulschließungen offensichtlich zu Hause nicht gut betreut, versorgt und gefördert wurden, sind aber doch nicht identisch mit den Inklusionskindern, von denen hier die Rede ist? Viele Inklusionskinder kommen aus guten Familien und haben ein intaktes und förderndes Elternhaus.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Es gibt aber auch die Förderschwerpunkte emotional-soziale Entwicklung, Sprache (Muttersprache Deutsch) und Lernen, die oft (nicht immer) aus sozial- schwachen und bildungsfernen Elternhäusern kommen. Aber um die Elternhäuser geht es doch gar nicht. ALLE Kinder mit Förderschwerpunkt brauchen professionelle individuelle Hilfe. Es kann also nicht sein, dass bei ihnen immer weiter gekürzt wird.

kopfschüttler
1 Jahr zuvor

Mich irritiert die Überschrift. Bei uns fällt nichts aus, weil es einfach noch nie stattgefunden hat! Es gibt viele Gründe, warum bei uns seit nunmehr fast drei Jahren keine Förderschullehrerkraft mehr vor Ort sein kann. So funktioniert Inklusion einfach überhaupt nicht!

klm
1 Jahr zuvor
Antwortet  kopfschüttler

Inklusion funktioniert so oder so nicht. Sie ist nur ein schönes Märchen.
Bei ihrer Einführung war auch nie die Rede davon, dass mehr Personal gebraucht würde. Stattdessen hieß es: „Kinder lernen von Kindern“.
Kinder mit Behinderungen sollten von ihren Mitschülern lernen und nicht durch mehr erwachsenes Personal.
Und jetzt wird wieder ein Märchen geboren, wenn die GEW als mächtige Befürworterin der Inklusion behauptet, dass nur der Lehrermangel die Inklusion bedrohe.

Grottenolm
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Ich empfehle mal einen kurzen Blick nnach Italien: Inklusion seit 1977! Dort gehen nur blinde und taube Kinder nicht in Regelschulen. Auch nur weil der Unterricht wegen Gebärden und Fokusierung auf das Gehör halt anders abläuft. Alle anderen Kinder mit Behinderungen werden in den Regelschulen unterrichtet. Auch die Österreicher sehen dadrin kein Problem. Brauchen Sie noch weitere Beispiele?

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grottenolm

Das heißt noch lange nicht, dass Inklusion in Italien so gut funktioniert, wie wir uns das vorstellen und wie es von der UN- Konvention postuliert wird.
Die meisten Sonderschulen wurden damals abgeschafft, das stimmt. Können Sie
Ihre Beispiele belegen? Gibt es differenzierte Beiträge darüber, wie Inklusion für die einzelnen Förderschwerpunkte gelingt?

klm
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Sie sagen es! Zufällig kenne ich durch eine befreundete italienische Familie die dortigen Verhältnisse etwas besser. Eine Inklusion, wie wir sie uns vorstellen und wünschen, existiert dort nicht. Fast alle Kinder mit Förderbedarf werden schon seit Jahrzehnten einfach in die Regelschulen gesteckt und damit hat sich’s.
Nicht viel anders sieht es ja bei uns aus. Grottenolm scheint sagen zu wollen, dass er diese Praxis gut findet. Hauptsache, es gibt keine teuren Förderschulen, sondern die preiswerte Schule für alle.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Meine Kusine wohnt schon lange in Italien und bestätigt es. Auch habe ich nirgends Artikel finden können, die eine differenzierte Inklusion in Italien beschreiben, wie sie bei uns angestrebt wird. Gut, über Südtirol hört man, dass es dort gute inklusive Schulen gäbe. Ich habe vom Beispiel einer kleinen Schule gehört, in der es funktionieren würde. Ob man so was auf jede andere Schule übertragen kann, ist fraglich. Es heißt allerdings aber auch, man müsse ganz schön viel Geld dafür in die Hand nehmen.

Georg
1 Jahr zuvor

Inklusion ist in Phasen ohne echte (Personal-) Probleme eine gute Sache. Aktuell ist sie in der gewählten Sparform nicht umsetzbar.

Ingo Buschmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Lieber Georg,
die von dir angesprochenen Phasen „ohne echte Personalprobleme“ gab es in diesem Land flächendeckend aber nie 😉

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ingo Buschmann

Sehen Sie? Daher war die Inklusion in der gewählten Form ein Fehler. Neben dem fehlenden Personal im Allgemeinen kommen jetzt noch die Pandemie, der demographische Wandel, diverse Flüchtlinge aus eher bildungsfernen Milieus dazu.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Aha, und wenn die Kinder stattdessen zur Förderschule gehen, ist das Personal auf einmal da? Sogar mit 1: 7 – Schlüssel? Es ist doch eher so, dass die Förderlehrkräfte für den Pflichtunterricht der „gesunden“ Kinder zweckentfremdet werden….

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Aber nur, weil Förderschulen geschlossen wurden.

Ist das aber tatsächlich so, dass die Förderschullehrer für Regelunterricht eingesetzt werden?

Silmex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Zur Vertretung schon, in der Not.

Defence
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Also bei uns sitzen die meisten nur rum und beißen in einen Apfel, während unterrichtet wird. Nach dem Unterricht wollen sie dann ausschließlich beratend tätig sein und erzählen, wie man es hätte besser machen können. Den Kindern bringt das nicht wirklich etwas.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich denke auch, dass man an die Themen Inklusion und Ganztag ran und sich ehrlich machen muss. Unter den absehbaren Entwicklungen ist das nicht überall mehr zu leisten.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Im Gegenteil: Für die verantwortliche Politik gibt es gar keine andere Möglichkeit mehr, als die Themen Ganztag, Inklusion und „Unterrichtsgarantie“ massiv auszuweiten. Nur so kann man dem Wähler verkaufen, dass sich die absehbare Bildungskatasrophe überhaupt noch abwenden lässt (lässt sie sich natürlich nicht). Und ohne „Ganztag“ und „Unterrichtsgarantie“ wäre der Fachkräftemängel in der „freien Wirtschaft“ noch größer, und das wird von entscheidender Seite nicht gewollt.

Die Arbeitsbedingungen in den Schulen befinden sich in einem selbst verstärkenden Abwärtsprozess. Viele haben das erkannt, auch unter denen, die unter anderen Bedingungen vielleicht Lehrer geworden wären (Einbruch der Studienanfängerzahlen für das Lehramt um 14 Prozent im letzten Jahr: dreimal so viel wie demographisch zu erwarten gewesen wäre): „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ich verstehe Sie nur teilweise. Welche Gründe für die „absehbare Bildungskatasrophe“ sehen Sie denn?

Emil
1 Jahr zuvor

Wenn nur die Förderstunden für Inklusionskinder ausfallen würden – hätten wir paradiesische Zustände!

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Durch die Wieder-Verbeamtung wird rasch alles wieder gut. Wir müssen nur Geduld haben.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Wer ist eigentlich immer aus welchem Grund gegen eine Verbeamtung? Äussern sich hier immer jene Angestellte, die nicht mehr verbeamtet werden können/sollen? Ich verstehe es nicht

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Hornveilchen hat in einem anderen Post über sich gesagt, er/sie/es habe in der Referendarzeit 12 Unterrichtsstunden gegeben MEIST BETREUT.
Mit so einer „Leistung“ wäre Hornveilchen in keinem mir bekannten Bundesland zur Prüfung zum 2.Staatsexamen zugelassen worden.

fabianBLN
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Ich kann das bestätigen. Wir hatten damals rund 10-12 Stunden Unterricht wöchentlich und meistens war eine Mentorin dabei. Ganz alleine haben wir nur sehr selten Unterricht gemacht. Ich glaube sogar, das war offiziell nicht erlaubt.

Wie war das denn bei Ihnen? Diese Antwort bleiben Sie uns schuldig.

Silmex
1 Jahr zuvor
Antwortet  fabianBLN

In BW (GHS) ist man nur im 1. Halbjahr nicht alleine vor der Klasse, danach übernimmt man für 1 Schuljahr die studierten Fächer als Fachlehrer und Unterrichtet allein 12 Stunden die Woche (nur manchmal hospitiert der Mentor oder jemand vom Seminar). Teilweise werden die Referendare oder Praktikanten als Vertretung eingesetzt, was eigentlich nicht zulässig ist. So groß ist die Not phasenweise, leider.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  fabianBLN

Nach 6 Monaten wird man in der Zweigschule eingesetzt und wird für eigenverantwortlichen Unterrricht eingeteilt. Mein Betreuungslehrer hat mich selten besucht. 20 Wochenstunden waren das, eigentlich sollten es 16 sein, aber ich bekam noch von einem kurzsfristig krankheitsbedingt ausgefallenen Kollegen 4 Stunden dazu.
Warum soll das nciht erlaubt sein? Das ist sogar zwingend notwendig für die schwere Aufgabe, die nach der Referendarzeit auf einen zukommt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Das Wort „Betreut“ kann man als Ausbildungsunterricht interpretieren.

außerdem werte ich den ersten Kommentar als hoch ironisch, weil die Bildungspolitiker in Berlin, Thüringen und so aus der Wiederverbeamtung die Behebung aller Ärgernisse folgerten. Dem ist offensichtlich nicht so.

fabianBLN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich würde eher sagen, dass wurde ihnen eingeredet von den Lehrern, die gerne verbeamtet werden wollen. Die GEW war aber diesmal DARAN nicht schuld, der schadet eine Verbeamtung ja eher, weil kein verbeamteter Lehrer an Streiks teilnehmen darf.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Können Sie das nachweisen und nicht nur behaupten? Hat er/sie wirklich von 12 Unterrichtsstunden in der ganzen Referendarszeit, also in 2 Jahren gesprochen? Glaube ich nicht. Ich nehme an, es ging um die wöchentliche Unterrichtszeit, denn das war bei mir auch so? @Hornveilchen???

Last edited 1 Jahr zuvor by Aleidis, von edlem Wesen
fabianBLN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Genau. Das wollte man uns doch immer weismachen.

Fr.M.
1 Jahr zuvor

„Lehrermangel bedroht Inklusion“
Das hört sich an, als sei die Inklusion im Prinzip gut, ist sie m.E. aber nicht. Sie ist eine typisch wohlfeile Kopfgeburt, die in der Realität von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, weil sie allen Schülern nicht mehr annähernd gerecht wird, vor allem nicht den Kindern mit geistig-seelischen Behinderungen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fr.M.

Letztere brauchen aus Sicht der Schulträger keine Inklusion, weil sie körperlich gesund sind.

H.F.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fr.M.

Ich denke, das ist zu allgemein formuliert. Grundsätzlich gibt es Kinder, die von der Integration in eine Regelschule profitieren und für diese ermöglicht werden sollte, aber natürlich müssen für eine gelungene Umsetzung entsprechende Ressourcen verfügbar gemacht werden (mehr Personal, kleinere Klassen, evtl. sogar mehr Räumlichkeiten).
Kinder mit Förderbedarf einfach in eine Regelschulklasse zu setzen, ohne die entsprechenden Ressourcen bereitzustellen, geht natürlich nach hinten los und zwar für alle Beteiligten.
Auswüchse wie in Bremen, wo man Förderschulen generell abgeschafft hat, sind aber wiederum auch nicht wünschenswert! Denn, da stimme ich Ihnen vollkommen zu, nicht für jedes Kind ist die Integration in eine Regelschulklasse möglich und sinnvoll. Viele Kinder mit Förderbedarf sind in größeren Gruppen komplett überfordert und auf diese Weise gar nicht beschulbar. Es gibt auch Kinder, die aufgrund einer Behinderung permanent Geräusche machen oder anderweitig stören, und die von einem normalen Unterricht null profitieren würden.
Zudem verfügen Förderschulen oft über entsprechende Räumlichkeiten, um mit Kindern, die es benötigen, physiotherapeutisch oder anderweitig zu arbeiten, gut ausgebildetes Personal und eine Größe, die es vielen Kindern ermöglicht sich dort selbständig zurechtzufinden. Insofern wäre es wünschenswert wenn beide Möglichkeiten gegeben wären, je nachdem, was für das individuelle Kind besser geeignet scheint.
Derzeit mangelt es in Berlin aber im kompletten Bildungsbereich an… eigentlich allem(!), und geeignete Förderschulplätze (vor allem für autistische Kinder) gibt es auch nicht genug.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  H.F.

Ganz genau, so ist es!
Wünschenswert wäre eine echte Wahlmöglichkeit, denn nicht alle Eltern wollen ihr Kind auf einer Regelschule haben. Das hängt zum Teil auch von der Behinderung des Kindes ab, aber nicht immer. Es gibt auch Eltern mit sehr schwer behinderten Kindern, die davon träumen, dass eines Tages ALLE Kinder in Regelschulen unterrichtet werden können. Als Modell werden Schulen in Südtirol gepriesen, aber ich frage mich, ob es wirklich Delegationen von Verbänden gibt, die diese wirklich LANGZEITLICH beobachtet haben. Nur dann kann man doch VIELLEICHT beurteilen, ob Inklusion für alle, was ja als Ziel angestrebt wird von der GEW, wirklich „geht“!
Selbstverständlich braucht man für Inklusion mehr Personal und auch sonstige Ressourcen, aber, wenn das alles zur Verfügung stünde, würde das für jedes Kind genügen?

Was heißt in den vorigen Kommentaren “ Kindern mit geistig- seelischen Behinderungen“ ? Das sind ja 2 ganz verschiedene Förderschwerpunkte, die nicht zwangsläufig zusammen vorkommen. Auch die Aussage, dass diese“ körperlich gesund“ sind und deshalb keine Inklusion brauchen, verstehe ich nicht.

H.F.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Ich denke im vorigen Kommentar ging es vermutlich darum, dass Kinder mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ oder (nicht zwangsläufig beides) seelischen Behinderungen häufig schwer in Regelschulen integrierbar sind.
Das ist meiner Einschätzung nach auch durchaus richtig, wenn man es bspw. mit Kindern vergleicht, bei denen überwiegend körperliche Einschränkungen vorliegen. Dennoch gibt es auch hier Kinder, die auf der Regelschule besser aufgehoben sind.

Ich weiß nicht genau, auf was der andere Kommentar (keine Inklusion bei körperlich gesunden Kindern) sich bezieht. Natürlich können auch körperlich gesunde Kinder einen Integrationsstatus bekommen! Es gibt unterschiedliche Förderschwerpunkte und viele davon setzen keine körperlichen Beeinträchtigungen voraus.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  H.F.

Aber nicht für die Träger. Die sehen beim Thema Inklusion nur Rampen und Aufzüge. Geworben wird auch überwiegend mit kognitiv nicht beeinträchtigten Rollstuhlfahrern, nicht mit sozial so stark auffälligen Kindern, dass sie ohne Einzelbetreuung den Raum abreißen.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Kommt vielleicht jeweils auf den Schulträger und das Bundesland drauf an. Hofft man, dass die Schulträger noch lernfähig sind….

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Die sind pleite, also vergebliche Hoffnung.

H.F.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Bzgl. der starken Konzentration auf Behinderte, die kognitiv nicht beeinträchtigt sind, stimme ich Ihnen absolut zu! Diese haben einfach die größere Lobby und hier ist Integration natürlich auch ganz anders umsetzbar, als bei Menschen deren Probleme im Sozialbereich liegen oder eben im kognitiven Bereich. Diese Gruppen fallen in Politik usw. oft hinten runter, weil viele auch nie wirklich Kontakt zu Menschen hatten, die in diesen Bereichen beeinträchtigt sind.
Bei den Trägern weiß ich nach wie vor nicht genau, welche Stellen gemeint sind. Aber es ist schon richtig, dass man sich vieles erkämpfen muss und häufig zu wenig Unterstützung genehmigt wird, weil man erstmal testen muss, ob es nicht auch so geht. Dies verzögert Hilfen oft unnötig und beschert Misserfolgserlebnisse, die nicht notwendig wären.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  H.F.

In unserer Klasse ist ein Kind mit Rollstuhl und meine Tochter mit geistiger Beeinträchtigung, dann noch ein sozial auffälliger Junge und ein Junge, der Medikamente braucht. Das Kind mit Rollstuhl und das mit den Medikamenten haben eine Begleitperson, da sie körperlich Hilfe brauchen bzw auf die Einnahme der Medikamente ( Diabetes oder anderes) geachtet werden muss. Den sozial schwierigen Jungen dagegen müssen einfach alle ertragen und versuchen zu integrieren und wenn meine Tochter sich auf dem Weg zum Fachklassentrakt verläuft, müssen wir hoffen, dass nette Kinder ihr den Weg zeigen. Im Unterricht ist sie zum Glück so pflegeleicht, dass sie alleine lange und konzentriert arbeiten und mit Arbeitsblätter beschäftigt werden kann, wenn die Lehrkraft mit den Anderen das Regelprogramm macht. Das meinte Georg! Bei körperlicher Beeinträchtigung bekommt man Unterstützung, damit nicht die Lehrkraft selber mit dem Kind zur Toilette fahren muss. Für geistig behinderte Kinder eine Begleitung zu beantragen, hat unsere Schule längst aufgegeben. Allerdings schaut man, was möglich ist, so soll die Begleitung von dem Rollstuhlkind, da dieses im Unterricht keine Hilfe braucht, stattdessen meiner Tochter helfen (und sie auch mit zu den anderen Räumen nehmen) . Den Rollstuhl sieht man halt offiziell, kognitive oder seelische Hilflosigkeit nicht!

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

In manchen Fällen wäre es sicher möglich, dass sich eine Schulbegleitung um zwei oder auch drei Schüler kümmert. Voraussetzung ist natürlich, dass jedes Kind die Hilfe bekommt, die es braucht. Nicht jedes Kind benötigt ständig Hilfe. In der Sonderschule meiner Tochter war immer eine zusätzliche Betreuerin eingeteilt für diejenigen ( meistens 2), die viel Unterstützung brauchten. Auch dort war für die Lehrer eine große Heterogenität zwischen den Schülern zu überwinden.

Die Frage ist auch, wie oft eine Sonderlehrkraft vor Ort ist. Für manche Schüler braucht man ja nicht ständig Unterstützung, sondern Beratung für besondere Situationen. Aber vier Inklusionskinder in einer Klasse sind schon viel.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Das war vermutlich Absicht, da die Klassenlehrerin auch zufällig Förderlehrerin ist. Ansonsten sind sehr sozial starke Kinder in der Klasse, in den Parallelklassen dagegen auch einige sehr schwierige Kinder. Die Inklusionskindern haben es mit dieser Klasse also richtig gut. 🙂

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das gibt es tatsächlich manchmal, dass in einer Klasse mit vielen sozial starken Schülern problematische Schüler gut aufgefangen werden. Da stimmt dann wirklich: Kinder lernen von Kindern. Zumindest im Sozialen Lernen. So eine Klasse hatte ich auch einmal. Sie war sogar recht groß. Ich denke sehr gerne an diese Klasse zurück.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das ist regional sehr unterschiedlich, auch für geistig eingeschränkte Kinder kann man Schulbegleitungen beantragen und damit Erfolg haben.
Es stimmt aber, dass die Antragsstellung immer schwieriger wird.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  H.F.

Danke für die Antworten.
Mich hat irritiert, dass geistige und seelische Behinderungen hier zusammen gefasst wurden als ein Bereich. Ansonsten sehe ich es wie Sie. Es kommt einfach auf den Einzelfall und die Ausprägung der Behinderung an, ob ein Kind besser in der Regel- oder in der Sonderschule untergebracht ist.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Die Form der Behinderung ist doch für mich als Lehrkraft unerheblich.
Entscheidend sind die Kriterien leistungsgleich und leistungsdifferent. Alle SuS – Regelschüler*innen und Förderschüler*innen – werden im Unterricht an den gleichen Bewertungsmaßstäben gemessen – solange die Benotung nicht entsprechend des festgestellten sonderpäddagogischen Förderbedarfes leistungsdifferent erfolgen soll.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Es ging hier um Förderschwerpunkte, die zusammengefasst wurden, aber
grundverschieden sind und nicht zusammengehören. Als Lehrkraft sollte man aber doch schon wissen, mit welchem Förderschwerpunkt man es zu tun hat?

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Ja, ob man was machen kann ist die andere Sache.
Viele LuL sind dafür einfach nicht professionell(st) ausgebildet.
Man versucht vielleicht sein Bestes – mehr ist einfach nicht drin.
Die Rahmenbedingungen fehlen meistens grundlegend.
Egal ob es die Stunden, der Klassenteiler, die Klassenzuordnung oder die Mitarbeit anderer professionellen Berufsgruppen usw. bedeutet … Das ist an vielen Regelschulen einfach nicht „leistbar“ (momentan).
Ein „immer mehr erwarten“ ist für viele nicht (mehr) drin. Oder endet halt im Burn-Out bei manchen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Ganz unerheblich ist es nicht, da die verschiedenen Schwerpunkte und die individuellen Ausprägungen den Unterricht beeinflussen und die Beschulung direkt zur Aufgabe der Lehrkraft gehört.

fabianBLN
1 Jahr zuvor

Irgendwas kann ja nicht stimmen an der Argumentation, dass Verbeamtung und A13 für alle den Lehrermangel beseitigen. Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock. In Berlin gibt es weiterhin auf absehbare Zeit einen Lehrermangel, obwohl doch jetzt die berühmten 600 „Abwanderer“ in andere Bundesländer jährlich nicht mehr abzuwandern brauchen.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Toll, aus der Überschrift schließe ich, dass es Schulen gab an denen wirklich Förderstunden statt gefunden haben.
Bei uns war die Order, Berufliche Schule => Umgang mit Problem – Schülern gewöhnt => Förderlehrer und Förderstunden unnötig.

Christabel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Ich kenne es auch nur so, dass Nachteilsausgleich in der SEK.II bedeutet, längere Klausurzeiten zu vereinbaren. Das wird bei uns ausschließlich vom betroffenen Lehrpersonal geleistet, d.h., regelmäßig keine wirklichen Pausen zu haben. An einem Arbeitstag von 8 bis 15 Uhr mit Standortwechsel ein Unding, vor allem für ältere LuL.

Realist
1 Jahr zuvor

Und damit sorgen Sie nur dafür, dass sich Ihre Arbeitsbedingungen weiter verschlechtern: Bei Ihrer Schulleitung und der vorgesetzten Behörde wird nur hängenbleiben, dass Förderung auch ohne Zuweisung auskömmlicher Ressourcen funktioniert. Ihre Gesundheit interessiert dabei niemanden, insbesondere nicht, wenn Sie die Ferien zum auskurieren benutzen.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Vollkommen klar, dass Förderstunden ausfallen. Förderlehrer werden eben erstmal als Vertretungslehrer eingesetzt, wenn sonst keiner mehr da ist. Die Verantwortung hierfür trägt allein die Politik.

Mara
1 Jahr zuvor

Mein Sohn geht mit einer geistigen Behinderung zur Regelschule, da er mit den Freunden aus dem Kindergarten mitgegangen ist. Das hat auch soweit ganz gut funktioniert. Leider ist der Lehrer der Parallelklasse langfristig erkrankt und die Sonderpädagogin als Klassenlehrerin eingesetzt worden. Jetzt läuft plötzlich keine einzige Stunde mehr an Förderung. Ein Wechsel an die Förderschule geht erst im nächsten Schuljahr.
Jetzt kann ich schauen, wie es irgendwie weitergeht und ihn nach der Schule selber fördern. Gut, dass ich selber Grundschullehrerin bin und Material zuhause habe. Aber das lässt sich alles gar nicht auffangen.
In der Schule laufen nur noch Ausmalbildchen und Vorschulheftchen aus dem Discounter mit der I-Kraft daneben, größtenteils auch auf dem Flur. Hauptsache keine Arbeit für die Lehrerin und er stört die anderen Kinder nicht.
Ich kann die Lehrerin ja auch verstehen (was soll sie noch alles mal eben nebenbei leisten), für meinen Sohn ist es aber die Vollkatastrophe, da er eher auf dem Weg war, den Förderschwerpunkt „nach oben“ zu wechseln. Und jetzt passiert fast nichts mehr. Ich könnte nur noch heulen und bin mit der Situation total überfordert.