Studie: Corona-Krise hat die Umbrüche am Ausbildungsmarkt verstärkt

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NÜRNBERG. Der langfristige Trend sinkender Bewerberzahlen am Ausbildungsmarkt hat sich in der Corona-Krise fortgesetzt. Und: Mit Beginn der Pandemie ist entgegen der langfristigen Entwicklung auch die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen gesunken. Das zeigen aktuelle Datenauswertungen der Bundesagentur für Arbeit. Deutlich verstärkt hätten sich auch die „Passungsprobleme“, allerdings deutet sich ein mögliches Dunkelfeld an.

Die Duale Ausbildung gilt als Erfolgsmodell, aber… Foto: Shutterstock

In der Corona-Krise sind sowohl die Zahlen der von der Bundesagentur für Arbeit monatlich ausgewiesenen dualen Ausbildungsstellen als auch die der Bewerberinnen und Bewerber ab dem zweiten Quartal 2020 gegenüber 2019 deutlich zurückgegangen. Dabei sank die Zahl der Ausbildungsinteressierten stärker als das Stellenangebot. Im zweiten Jahr der Pandemie gab es den stärksten Rückgang bei der Zahl der erfolgreichen Vermittlungen in eine Ausbildung. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Kurzbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Gemeinsam hatten Bernd Fitzenberger, Anna Heusler, Anna Houštecká und Leonie Wicht die jährlichen Verläufe der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Zahlen an Ausbildungsstellen, Bewerberinnen und Bewerber, sowie der sogenannten Einmündungen in ein Ausbildungsverhältnis während der Corona-Krise ausgewertet.

Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sanken allerdings noch stärker, als in Relation zu den gesunkenen Zahlen von Bewerberinnen und Bewerbern und des kleineren Stellenangebots zu erwarten gewesen wären. Diese Entwicklung deute den Studienautorinnen und -autoren zufolge auf zunehmende Passungsprobleme hin. „Mögliche Gründe hierfür können etwa die fehlende Übereinstimmung zwischen angebotenen Stellen und beruflichen Wünschen von Ausbildungsinteressenten oder zwischen dem regionalen Angebot und der regionalen Nachfrage sein“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Weitere Gründe sind, dass die Qualifikationen der Bewerbenden nicht dem Anforderungsprofil der Betriebe entsprechen oder dass junge Menschen Alternativen im tertiären Bildungsbereich, beispielsweise den Besuch einer Fachhochschule, vorziehen“, ergänzt Anna Heusler.

Starke Rückgänge zeigten sich vor allem in den Berufen, die besonders von der Corona-Krise betroffen waren, beispielsweise in den Bereichen „Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus” sowie „Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung”. Mit dem Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Bewerberinnen und Bewerbern und der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge während der Krise setzt sich laut der Studie ein Trend fort, der schon vor der Pandemie begann.

Dagegen nahm die Zahl der bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern registrierten betrieblichen Ausbildungsstellen längerfristig zu und ging erst mit Beginn der Pandemie zurück. „Pandemiebedingt erschwerte sich nicht nur die Kontaktaufnahme zwischen Ausbildungsinteressierten und Betrieben, sondern auch zwischen potenziellen Bewerbenden und den Arbeitsagenturen. Das beeinträchtigte die Aktivierung und Vermittlung von Jugendlichen“, so Anna Houštecká. „Denkbar wäre allerdings auch, dass ausbildungsinteressierte Jugendliche zunehmend auf das Onlineangebot der Bundesagentur für Arbeit zurückgreifen und sich ohne persönliche Beratung und Registrierung in einer Arbeitsagentur über mögliche Stellen informieren“, ergänzt ihre Kollegin Leonie Wicht.

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