Vera: Nächste Leistungsstudie, bei der über ein Fünftel der Grundschüler durchfällt

40

STUTTGART. Viele Drittklässler in Baden-Württemberg erreichen nicht die Mindeststandards für den Grundschulabschluss – sie weisen Defizite in der Rechtschreibung, beim Lesen sowie in Mathematik auf. Das ist das Ergebnis der jüngsten bundesweiten Vergleichsarbeiten (Vera), an denen 89.000 Jungen und Mädchen teilnahmen, wie das Kultusministerium am Donnerstag in Stuttgart mitteilte.

Ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler erreicht die Mindestandards im Lesen und in Mathematik nicht – um von der Rechtschreibung gar nicht erst zu reden. Illustration: Shutterstock

Laut der Studie erreichten mehr als 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus den dritten Klassen beim Lesen und in Mathematik nicht die Mindeststandards für den Grundschulabschluss, in der Rechtschreibung waren es 34 Prozent. Zudem sei der Bildungserfolg noch zu stark vom sozialen Hintergrund abhängig. So erreichten 52 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die aus bildungsfernen Elternhäusern kommen, den Mindeststandard beim Lesen nicht.  Unter den Kindern aus privilegierten Elternhäusern erreichten hingegen mit zehn Prozent deutlich weniger nicht den Mindeststandard, wie das Ministerium weiter mitteilte.

Die Unterrichtseinschränkungen während der Corona-Pandemie spielten bei der Vera-Studie eine gewisse Rolle, sagte ein Ministeriumssprecher.Die Ergebnisse der jüngsten Erhebung bestätigen die Resultate des IQB Bildungstrends 2021 – einer Studie, die im Abstand von fünf Jahren die Kompetenzen bei Viertklässlern repräsentativ untersucht (News4teachers berichtete).

«Wir wollen, dass alle Kinder ihr Potenzial unabhängig von ihrer Herkunft entfalten können»

GEW-Landeschefin Monika Stein machte die Bildungspolitik der Grünen für das schlechte Abschneiden mitverantwortlich. Nach elf Jahren in der Regierung liege das Land bei den Grundschulen im Schüler-Lehrkräfte-Verhältnis bundesweit auf dem letzten Platz. Nach elf Jahren grüner Bildungspolitik in Regierungsverantwortung seien die Grundschulen die einzigen im Land, die keine einzige zusätzliche Stunde für individuelle Förderung erhielten. Der Lehrkräftemangel sei in der Grundschule und der Sonderpädagogik am größten.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte, schon wieder stelle eine Studie fest, dass die Bildungsqualität in unserem Land am Boden sei. «Die Situation wird immer unerträglicher. Der Bildungsnotstand ist bereits voll da.» Die SPD-Bildungspolitikerin Katrin Steinhülb-Joos erklärte, die grün-schwarze Landesregierung habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht. «Wir brauchen keine Problembeschreibung mehr, sondern eine Landesregierung, die mit Überzeugung die Herausforderungen an unseren Schulen anpackt.»

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte, die aktuellen Vera-Ergebnisse zeigten einmal mehr, dass es wichtig und richtig sei, Lesen, Schreiben und Rechnen in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen. «Wir wollen, dass alle Kinder ihr Potenzial unabhängig von ihrer Herkunft entfalten können.» So fallen die Leistungsunterschiede bei Vera 3 zwischen Kindern mit deutscher und einer anderen Alltagssprache laut Ministerium noch zu groß aus: Es gebe erheblich mehr Schülerinnen und Schüler, die den Mindeststandard verfehlten, unter denjenigen, die im Alltag nicht deutsch sprechen. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Gutachten: Der Grundschule gelingt es in vielen Fällen nicht, grundlegende Kompetenzen an alle Kinder zu vermitteln

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

40 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Realist
2 Jahre zuvor

“Es gebe erheblich mehr Schülerinnen und Schüler, die den Mindeststandard verfehlten, unter denjenigen, die im Alltag nicht deutsch sprechen.”

Tja, da bin ich einmal gespannt, welche Lösungsvorschläge Frau Schopper dafür präsentiert, außer den üblichen “noch mehr Förderung” (mit welchem zusätzlichen Personal?) oder noch mehr “Kompetenz”-Geschwurbel in irgendwelchen Bildungsplänen (Papier ist bekanntlich geduldig bzw., da mittlerweile rein digital, verursacht ja nicht einmal mehr Druckkosten bei der “Überarbeitung”).

Welche KONKRETEN Hilfen schweben Frau Schopper denn vor, die nicht auf ein bloßes “Mehr” (Arbeit) mit “Weniger” (Personal) hinauslaufen?

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Das Ergebnis, ist, nun, normal.

Es wäre deutlich schlimmer, wenn unsere in der hundertsten Generation deutschstämmigen Kids das nicht können….

Huch – können viele ja tatsächlich nicht.

So was aber auch! Diese verdammten überlasteten KiTa-Mitarbeiter:innen!

Sparprogramme wirken ;).

Auch da, wo es eigentlich nicht so gewollt ist …

Achtung: Ironie inside!

AvL
2 Jahre zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Die fehlende elektronische und die digitale Ausstattung der Schulgebäude sind bestimmt schuld an den schlechten Ergebnissen der Schüler.
Gerade hier müssen milliardenschwere Investitionen getätigt werden, damit weiterhin kein Geld für die zusätzliche Einstellung von Lehrer vorhanden ist, denn schließlich fördern diese Gelder die Bildungsindustrie, und die will ja auch leben.

Selbstverständlich muss das Handyverbot im Unterricht aufgehoben werden, damit die Helikoptereltern weiterhin ungehinderten Zugriff auf die eigenen Kinder haben.

Außerdem muss dringend noch mehr das eigen initiative Lernen der Schüler alleine und in Gruppen gefördert werden. Die IQB-Studien, PISA und andere Lernstandserhebungen stören doch nur den Betriebsfrieden in der KMK der fantastischen 16.
Die Grundlagenforschung der Psychologie und der medizinischen Physiologie dürfen als wissenschaftliche Basis für erfolgreiches Lernen selbstverständlich nicht in die Lernpädagogischen Konzepte mit einfließen und sollten auf gar keinen Fall berücksichtigt werden.
Denn schließlich denken diese wissenschaftlichen Disziplinen nicht vom Kind gedacht aus. Das weiß nur ein kleiner reformpädagogischer Kreis.
Und schließlich muss Freude am Lernen durch erfolgreiches Lesen, Schreiben und Rechnen Lernen weiterhin verhindert werden.

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Herrlich!

Bene
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Vielleicht ja folgendes: “Wir müssen wieder stärker auf bewährte Methoden in der Grundschule zurückgreifen und konsequent gegen ineffiziente Pädagogik vorgehen.”
Oder so ähnlich. Selbstverständlich liegt es nicht an den Mehoden.

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bene

Hm.

“Konsequent gegen ineffiziente Pädagogik” …. Zurück zu Peitsche! Rute! Schlagstock!

Ah!

“bewährte Methoden in der Grundschule”…

Bin ich im falschen Film?

Alx
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Darum geht es ja bei Bildungsgerechtigkeit überhaupt nicht. Es würde ja schon reichen, wenn die anderen genauso schlecht wären.

Georg
2 Jahre zuvor

Der Ausweg scheint sehr einfach so sein: Die Eltern müssen dazu gezwungen werden, ihre Kinder notfalls gegen den eigenen oder den Willen der Kinder bildungsnah zu erziehen. Das muss die Politik aber vorleben und gesetzlich sanktionierbar machen. Will sie aber nicht, weil das wohl Elefanten oder schlimmeres sichtbar machen könnte.

Fakten sind Hate
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Böse formuliert.
Umsetzbar ist das aber keineswegs. Wer soll die Erziehung kontrollieren?

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Wenn’s nicht läuft, das Kind, back to parents 😉

Das können EuEs und LuLs sich teilen.

Neustart! Alles auf Anfang.

Wenn’ s dann nicht klappt – Elternerziehungsschein – bzw. berechtigung.

Gut wäre ja, wenn sich Familienmitglieder generell häufiger sehen.

Ich schreib’ s mal lieber dazu: Ironie inside.

447
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Wird niemals passieren, Ruhigstellung über “Bürgergeld” materiell, Kultur”teilhabe” sozial, Einbindung großer Interessenverbände in die politiknahe Alimentierungslandschaft.

Das funktioniert so lange, bis es dem Nettosteuerzahler zu viel wird. Dieser scheint das aber so gut zu finden, von daher kann das durchaus noch jahrzentelang so weitergehen.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  447

Noch gibt es genug Nettosteuerzahler. In einigen Jahren sind die aber in Rente oder ausgewandert.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Ich denke, was VERA auch zeigen könnte, ist, dass Kommasetzung wirklich schlecht verstanden wird, und man, eben daher, noch deutlich mehr unbenotete zentrale Überprüfungen, nicht allein zur Unterhaltung der LuL, braucht. Passt die Antwort zum Thema? Passt VERA zur Lösung des Problems?

Last edited 2 Jahre zuvor by Dil Uhlenspiegel
Grundschullehrer
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Lernstandserhebungen wie VERA sind Teil des Problems. Sie fressen Zeit und Ressourcen, die anderswo benötigt werden. Vom Wiegen wird die Kuh nicht fett.

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor

“FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte, schon wieder stelle eine Studie fest, dass die Bildungsqualität in unserem Land am Boden sei.”

Kann er billiger haben – landesweite Lehryumfrage.

Ron
2 Jahre zuvor

Und deshalb ist der Joint bald legal. Dann werden viele Schüler und Lehrer von den unhaltbaren Verhältnissen gar nicht mehr so viel mitkriegen.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor
Antwortet  Ron

So viel gibt mein Lehrer-Gehalt gar nicht her, dass ich so viel Kiffen könnte, dass ich die Schulpolitik der KMK für gut halte.

Unverzagte
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Führt Kiffen nicht eher zur Bewusstseinserweiterung anstatt einer begrenzten Sichtweise?

AvL
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unverzagte

Zumindest wären einige Mitmenschen deutlich umgänglicher und weniger aggressiv. Ich wüsste noch einige wirksamer Mittelchen um einige böse Menschen friedlich zu stimmen.

AvL
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Ein Teil des Gehaltes ist doch sowieso Schmerzensgeld.

dauerlüfterin
2 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Um das dilettantische und nassforsche Agieren des übergeordneten Bereichs abzupuffern, müssten sie bei meinem Gehalt aber noch eine Schippe drauflegen…

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Ein interessanter Ansatz. Schmerzmittel oder Betäubungsmittel, damit Grundschullehrer die Belastung besser aushalten. Wie beim Leistungssport – “Fit-Spritzen” sozusagen, für die tägliche Schülerzahl von 46, in der Klassenzusammenlegung bei steigendem Personalmangel.

Unverzagte
2 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Der Rest ist Schweigegeld

Carlson
2 Jahre zuvor

Laut statistischem Bundesamt steht „bildungsfern“ für Eltern mit maximal Hauptschulabschlüssen!
Meine Eltern haben auch „nur“ den Hauptschulabschluss, ich selber habe nichtmal Abitur, nur Fachabitur.
Trotzdem habe ich 2 Berufsausbildungen und 2 Abschlüsse von einer Hochschule und arbeite als Consultant bei einem angesehen Global Player!

Ich würde nicht so viel in solche Studien rein interpretieren! Mein ehemaliger Klassenlehrer auf meiner Realschule hat mir auch nur ne Karriere an der Kasse bei Aldi oder OBI prophezeit…..
Von wegen!

Marion
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carlson

Ja, ja, ich komm auch aus so ‘nem bildungsfernen Elternhaus.
Jetzt hab ich den Salat. Hock mit 54 immernoch im Kindergarten.

Carsten60
2 Jahre zuvor

Eigentlich könnte die Redaktion wissen, dass VERA keine “Studie” ist. VERA hat eigentlich eine ganz andere Intention als etwa PISA oder der IQB-Ländervergleich: gedacht war das als interne Information für die Schulen.
Gleichwohl zeigen die VERA-Ergebnisse — soweit veröffentlicht — ein beklagenswert niedriges Niveau an. Und wenn ein Ministerium jetzt verkündet, im Fach Deutsch seien die Unterschiede zwischen den deutschen Muttersprachler und denen mit nicht-deutscher Familiensprache “noch zu groß”, dann ist das eine ähnliche Weisheit, wie wenn ein Fußballtrainer verkündet “der Ball ist rund”.

Wiebke
2 Jahre zuvor

Ich wundere mich nur, dass neuerdings einigermaßen ehrlich vom Bildungsdesaster (auch in den Grundschulen) berichtet wird. Die LuL wissen schon viel länger von den wachsenden Defiziten im Lesen, Schreiben und Rechnen. Sie haben auch immer wieder darauf hingewiesen und gewarnt, doch sie galten dann nur als ewig Gestrige, die Fähigkeiten und Leistungen forderten, die in einer moderneren und angeblich bildungsgerechteren Welt, in der nebulöse “Kompetenzen” das Maß aller Dinge waren, als überholt galten.

Nun herrscht wenigstens etwas mehr Wahrheit und Realitätssinn. Vielleicht auch nur deswegen, weil Politik, Schulbehörden und “Bildungsexperten” im Moment so schöne Entschuldigungen für ihre langjährigen Irrtümer und Irrwege haben: Zu viele Flüchtlingskinder, dazu Corona und seine Auswirkungen und schließlich noch ein völlig überraschender Lehrermangel, den keiner vorhersehen konnte.
Wenn diese Ausreden nicht so geballt zur Verfügung stünden, würden uns die Verantwortlichen vielleicht noch immer erzählen, in Deutschlands Bildungspolitik laufe alles besser, gerechter und kompetenter als früher.

Lehrerin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Wiebke

Und unsere Kultusministerin in BW hat plötzlich erkannt, “dass es wichtig und richtig sei, Lesen, Schreiben und Rechnen in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen.” Welch eine Weisheit spricht aus diesen Worten… Was denn sonst ist bitte die vorrangige Aufgabe der Grundschule? Wusste man das vorher im KM nicht? Wollte man nur für Wellness sorgen, alle haben sich lieb? Keiner muss sich anstrengen, alles nur ein spielerisches Beschäftigen und Betreuen=Aufbewahren der Kids, und wer keine Lust mehr hat, geht in die Kuschelecke…
Zu der tiefen und wahren Erkenntnis passt natürlich wie die Faust aufs Auge der schon begonnene Schulversuch “Grundschule ohne Noten” – sorry: “Grundschule mit leistungsfördernder verbaler Rückmeldung ohne Noten”, so dass man alles schön umschreiben kann: “hier musst du noch üben” heißt eigentlich “du kannst das immer noch nicht!” GMS-Pädagogik auf tiefstem Niveau, nur weiter so, dann hat der nächste Kultusminister ordentlich was aufzuholen – aber die Kinder haben den Rucksack mit den Bildungslücken zu tragen. Eigentlich ist eine solche Arbeitsweise unterlassene Hilfeleistung an den Grundschülern!

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lehrerin

Vielleicht standen für grüne Politikerinnen (generell, auch in anderen Ländern) die sozialen Kompetenzen, die Demokratieerziehung, die Diversität und queer sowie die Chancengleichheit im Mittelpunkt des Geschehens? Ich staune manchmal, was kleine Kinder so alles nebenbei bewältigen sollen, während die Rechtschreibung für “schwierig” erklärt wird, das kleine 1×1 auch.

Geht's noch
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Undemokratische, unsoziale, homophobe Menschen sind natürlich viel toller. Hauptsache sie können richtig schreiben und wissen, was 7×9 ist.
Natürlich Carsten60, natürlich

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Geht's noch

Hat niemand behauptet.

Infrage standen die Prioritäten.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Geht's noch

Nachdem ich gerade heute in einem überfüllten Stadtbus gefahren bin, in dem zahlreiche Jugendliche (offensichtlich aus fernen Ländern stammend) die Ansage mit der Maske ignorierten (und vor lauter Anti-Rassismus niemand was zu sagen wagte), könnte ich mir auch “gutes Benehmen in der Öffentlichkeit” als wünschenswertes Fach vorstellen. Dennoch: Die Frage ist, was ist wichtiger? Hochoffiziell hat man gesagt: die Basis-Kompetenzen. Also nur zu!

ysnp
2 Jahre zuvor

“So erreichten 52 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die aus bildungsfernen Elternhäusern kommen, den Mindeststandard beim Lesen nicht. Unter den Kindern aus privilegierten Elternhäusern erreichten hingegen mit zehn Prozent deutlich weniger nicht den Mindeststandard, wie das Ministerium weiter mitteilte.”

Macht das Ba-Wü anders? Wir (Bayern) müssen bildungsferne und bildungsnahe Elternhäuser gar nicht eingeben. Wir geben nur die Ergebnisse jeder Aufgabe der Vergleichsarbeiten in eine Maske (die Zuordnung der Nummern zu den Schülern ist nur der Lehrkraft bekannt) ein. Stichwort: Datenschutz. So weit ich mich erinnern kann, wird nur angegeben, ob das Kind eine bestätigte LR- Störung hat. Wir erhalten eine Rückmeldung für jeden Schüler nach Kompetenzstufen und einen Vergleich mit vergleichbaren Klassen (Klassengröße) in Bayern. Wir können auch mit anderen Klassen innerhalb der eigenen Schule vergleichen. Schulleiter erhalten wohl einen Vergleich mit anderen Schulen im Schulamtsbezirk.

Eine Aufgabe ist leider schon falsch, wenn sie auch teilweise richtig gelöst wurde. Vera ist keine richtige Studie und kein Test. Manche Aufgaben sind fragwürdig, ab und zu fällt es sogar als Lehrkraft schwer, herauszufinden, wie der Autor die Aufgabe gemeint hat. Es stimmt nicht, wie immer behauptet wird, dass Vera3 gänzlich Grundwissen abfragt. Das geht vielleicht beim Lesen und Zuhören, aber bei anderen Themengebieten wie Rechtschreiben, Texte verfassen und Grammatik kommt es darauf an, ob man die Themen im Unterricht schon gemacht hat oder nicht und wie lange das zurückliegt.
Wenn man in Mathematik das Thema noch nicht gemacht hat, dann haben auch die Schüler wenig Chancen. Gerade in Mathematik kommen immer wieder Aufgaben aus der Stochastik oder aus dem Bereich “Muster erkennen”. Das sind so etwas wie Lieblingsthemen der Ersteller.
Normalerweise geht man in Mathematik nach einem sinnvoll aufgebauten Mathematikbuch vor und es ist kontraproduktiv für die Schüler und die Dynamik des Unterrichts nur wegen den VerA die Abfolge zu ändern.
Hier der Link zu Vera3 Ba-Wü:
https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Kompetenzmessung/VERA+3

dauerlüfterin
2 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Sie geben nichts zur “Bücherfrage” ein? Das dürfte die Angabe zu bildungsnah und bildungsfernen sein.
Zusätzlich sind auch noch Familiensprache und eventuelle Klassenwiederholungen anzugeben.

ysnp
2 Jahre zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Nein, ich kann mich nicht erinnern. Die “Bücherfrage” ist mir völlig unbekannt. Was wird da gefragt? Die letzte Vera habe ich vor Corona geschrieben. Als ich nach Corona eine 3. Klasse hatte, war die Teilnahme freiwillig – wir hatten sie dann ausgesetzt.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Bei PISA und anderen “großen ” Tests soll auf irgendeinem Fragebogen angekreuzt werden, ob mehr oder weniger als 100 Bücher im Haushalt sind. Im digitalen Zeitalter natürlich eine heikle Frage, denn E-books sind wohl nicht gemeint. Aber 100 Krimis rechtfertigen dann die Kategorie “bildungsnah” und “privilegiert”. Ob die Bücher überhaupt je jemand zählt, scheint mir fraglich. Und ob’s stimmt, scheint nie überprüft zu werden.

ysnp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Es ist die Frage, wie das die Lehrkraft wissen soll und die Kinder können es in der Grundschule erst recht nicht richtig einschätzen. Nein, eine solche Frage gab es bei den VerA in der Grundschule (Bayern), als ich sie mitgeschrieben habe, definitiv nicht.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Es sieht so aus, als gebe es mittlerweile nur noch “bildungsferne” und “privilegierte” Kinder bzw. Eltern. Ein so genannter “Normalfall” ist wohl nicht mehr vorgesehen. Gleichzeitig beklagt man eine Spaltung der Gesellschaft. Unser ganzes Bildungswesen soll künftig von den “bildungsfernen” her gedacht und gestaltet werden, wobei die “privilegierten” ihre Bildungsnähe möglichst an der Garderobe abgeben sollen. Aber die vielen “normalen” geraten aus dem Blickfeld.
Übrigens: In einem Stadtteil mit 70 % Migrantenanteil sind Schulklassen mit eben diesen 70 % der “Normalfall”. Und wenn das mit Bildungsferne korreliert, dann gibt’s eben die Ergebnisse, die immer beklagt werden.
Aber bei den seltsamen Matheaufgaben von VerA 3 stimme ich Ihnen zu, obwohl ich nur die veröffentlichen sehen durfte.

ysnp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich glaube, dass die VerAs auch die Absicht haben, neue Elemente hoffähig zu machen. Gerade in Mathematik hat man die oben genannten Themengebiete gerne mal an den Rand gerückt und hat lieber schwerpunktmäßig normale Arithmetik und zwischendurch Geometrie gemacht. Zuhörproben und Leseproben schrieb man dann als normale Klassenarbeiten, nachdem solche Themenbereiche in den VerA auftauchten.

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor

Die Grundschulen waren jahrzehntelang das Stiefkind der Bildungspolitik. Eine kaputtgesparte Schulform mit wenig Personal. Mehr muss man dazu nicht sagen. Dennoch fehlt nach wie vor der politische Wille, hier grundlegend etwas zu verbessern. Solange das nicht geschieht, befinden sich die Leistungen weiter im freien Fall.