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Neue KMK-Präsidentin Busse will den gebundenen Ganztag voranbringen – „eine solche Schule habe ich 30 Jahre lang geleitet“  

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BERLIN. Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse steht nun auch ganz offiziell der Kultusministerkonferenz (KMK) vor. Bei einer Feierstunde im Bundesrat am Montag übernahm die SPD-Politikerin die Präsidentschaft von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), wie die KMK-Geschäftsstelle mitteilte. Begonnen hatte Busses einjährige Amtszeit an der KMK-Spitze formal schon am 1. Januar. Enden könnte sie allerdings schneller als erwartet: Am 12. Februar muss in Berlin neu gewählt werden, weil die letzte Wahl nach Pannen für ungültig erklärt wurde.

Ist der gebundene Ganztag der Schlüssel zu besseren Lernleistungen? Foto: Shutterstock

„Wir stehen in der Bildungspolitik bundesweit vor großen Herausforderungen”, erklärte Busse anlässlich der Übergabe. „Dazu gehören der gestiegene Lehrkräftebedarf ebenso wie die Digitalisierung oder die Folgen der Corona-Pandemie in unseren Schulen.“ Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirke sich auf die Bildungseinrichtungen hierzulande aus. All diesen Aufgaben müsse sich die KMK stellen. Zugleich wiederholte Busse ihr Ziel, die Qualität der Ganztagsangebote an Grundschulen zu verbessern. Derzeit bereiten sich die Länder auf die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter vor, der vom Schuljahr 2026/27 an bundesweit gilt.

Ein gutes Ganztagsangebot, das Kindern Spaß macht, fördert sowohl die sozialen wie auch die kognitiven Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler.  Davon bin ich überzeugt“, so erklärte Busse – selbst ehemalige Grundschulleiterin – gegenüber „Profil“, dem Magazin des Philologenverbands.

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„Als junge Lehrerin an einer Förderschule habe ich mich gefragt: Wo schickst Du Deine Schüler denn mittags hin, wenn die Schule aus ist?“

„Ich persönlich bin ein großer Fan der gebundenen Ganztagsschule. Eine solche Schule habe ich fast 30 Jahre lang geleitet und entwickelt. Als junge Lehrerin an einer Förderschule habe ich mich gefragt: Wo schickst Du Deine Schüler denn mittags hin, wenn die Schule aus ist? Seitdem steckt meine ganze berufliche Liebe und Überzeugung in diesem Projekt.“

Insgesamt seien die Ganztagsstrukturen in den vergangenen Jahren in ganz Deutschland ausgebaut worden. Busse: „Jetzt muss es um die Qualität gehen: Vor- und Nachbereitungszeit für Erzieher beispielsweise, wie wir sie in Berlin schon vorsehen, oder auch die verstärkte Kooperation mit externen Partnern. Hier müssen wir etwas tun, zumal wir ab 2026 den gesetzlichen Anspruch auf die Ganztagsschule bundesgesetzlich verankert haben. Wir werden über die verschiedenen Ausformungen des Ganztags reden müssen. In unserer Berliner KMK-Präsidentschaft bereiten wir auch einen Kinderkongress vor, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Vorstellungen eines guten Ganztagsangebots selbst einbringen können. Denn die Akzeptanz der Zielgruppe ist entscheidend für den Erfolg des Angebots.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Gerhard Brand betont: „Präsidentin Busse hat schon im Vorfeld der Präsidentschaftsübernahme deutlich gemacht, dass sie nicht nur die ‚Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe‘ in den Fokus stellt, sondern auch den Fachkräftemangel im Bildungsbereich. Das unterstütze ich vollkommen. Der VBE hat in der Debatte um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung immer deutlich gemacht, dass die Umsetzung scheitern wird, wenn die Politik es nicht schafft, mehr Personal für das Arbeiten im Bildungsbereich zu gewinnen.“

„Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss“

Ob das durch einen Staatsvertrag gewährleistet werden könne, der die einzelnen Bundesländer zu Ausbildungsquoten verpflichtet, sei dahingestellt, da dieser zum einen nicht kurzfristig erarbeitet werden kann und ebenso wenig kurzfristig wirken wird. Brand: „Viel wichtiger ist, dass in den Kultusministerien die Erkenntnis reift, dass der Lehrberuf deutlich attraktiver werden muss. Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss oder wählt später mit dem Abschluss in der Tasche einen anderen Karriereweg. Das können wir uns nicht mehr leisten! Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem – und klare Ideen, was denn für jede hinzukommende Aufgabe wegfallen kann.“

Eine klare Absage erteilt Brand kursierenden Ideen, den Lehrkräftemangel durch eine Absenkung der Qualifikation zu bekämpfen. So werde es in Brandenburg künftig möglich sein, mit einem Bachelorabschluss zu unterrichten. Der Bundesvorsitzende des VBE kritisiert dies scharf: Das ist ein Irrweg! Nach jahrelangem Aussitzen des offensichtlich anwachsenden Lehrkräftemangels wird jetzt hektisch eine undurchdachte ‚Lösung‘ umgesetzt, welche die Qualität der Lehrkräftebildung absenkt. Das schadet mehr, als es nützt. Gerade in Zeiten des Mangels brauchen wir doch Menschen, die bestmöglich auf ihren Beruf vorbereitet werden, um unter schwierigen Bedingungen pädagogisch optimal auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler reagieren zu können. Der Turbo-Abschluss nützt nur der Politik, um die eklatanten Versäumnisse der letzten Jahre schönzurechnen.“

Der Deutsche Philologenverband schlägt in die gleiche Kerbe. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Präsidentin sagt noch zehn Jahre Lehrermangel voraus („mindestens“) – GEW: Studium verbessern!

 

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