Folge des Lehrermangels: „Die Musik an den Grundschulen droht zu verstummen“

44

KIEL. Verstummt an den Schulen über kurz oder lang die Musik? Beispiel Schleswig-Holstein: Bis 2032 müssen allein für die Grundschulen fast 1.000 neue Musik-Lehrkräfte gefunden werden – gerade mal ein paar Dutzend sind aus den Hochschulen zu erwarten. Auch an den weiterführenden Schulen ist die Perspektive düster.

Musikunterricht beflügelt. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

An Schleswig-Holsteins Schulen fehlen in den kommenden Jahren Hunderte Musiklehrer. Dies geht aus den Antworten der Landesregierung auf Kleine Anfragen der SPD-Abgeordneten Sophia Schiebe und Martin Habersaat hervor. «Die Musik an den Grundschulen droht zu verstummen», sagte Habersaat. Bis 2032 müssten allein für die Grundschulen 973 Musiklehrkräfte laut einem Prognosetool für den Lehrkräftebedarf eingestellt werden.

Den Zahlen der Landesregierung zufolge gab es im Sommersemester 2022 im Norden zwar 84 Studierende im Fach Musikerziehung. Die Hochschulen des Landes können damit und mit den zu erwartenden Studienanfängern laut Bildungsministerium bis 2032 nur sieben Prozent des Bedarfs der Grundschulen decken. Für die Gemeinschaftsschulen liegt dieser Wert bei 31 Prozent und für Gymnasien bei 39 Prozent.

«Bereits die musikalische Entwicklung in jungen Jahren wird immer stärker abhängig vom Bildungsstatus der Familie und von Musikschulen»

«Wir haben immer weniger ausgebildete Musiklehrkräfte an den Schulen, an manchen Schulen gar keine», sagte Habersaat. Selbst wenn Grundschulen Seiteneinsteiger für den Musikunterricht gewinnen können, fänden diese an der Schule häufig weder eine andere Musiklehrkraft noch einen Musikraum vor. In den fünf Kreisen Dithmarschen, Steinburg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Schleswig-Flensburg gebe es an den Beruflichen Schulen keine Musiklehrkräfte. In weiteren drei Kreisen bzw. kreisfreien Städten (Kiel, Nordfriesland, Ostholstein) nur eine einzige.

«Wenn angehende Kita-Kräfte nicht die Anleitung zum Singen oder zum Erarbeiten von Liedern erlernen, wird bereits die musikalische Entwicklung in jungen Jahren immer stärker abhängig vom Bildungsstatus der Familie und von Musikschulen», warnte Schiebe. Die Landesregierung scheine die Bedeutung der Musikschulen völlig zu verkennen, wenn sie schreibe, diese seien «ein wichtiger Baustein dafür, dass das Interesse der Kinder und Jugendlichen an der Musik gestärkt und die musikalische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen gefördert wird».

In der Realität reiche ein Abiturzeugnis allein nicht, um an einer Hochschule Musik zu studieren, sagte Schiebe. «Wer also nicht privaten Musikunterricht genommen hat, wird niemals Musiklehrkraft werden können.» Die Studienvorbereitung im Musikbereich finde in erheblichem Maße außerschulisch statt.

Schiebe forderte deshalb eine deutliche Anhebung der Landesförderung für Musikschulen. «Es ist ein Armutszeugnis, dass es für angehende Musiklehrkräfte für weiterführende Schulen in Schleswig-Holstein nicht möglich ist, ein anderes Zweitfach als Mathematik zu studieren.» Deshalb entscheide sich ein Teil gleich für ein anderes Studium oder studiere das Zweitfach in Hamburg, um im Anschluss dort zu helfen, den Fachkräftemangel zu lindern. News4teachers / mit Material der dpa

Bundesweit fehlen über 23.000 Musiklehrer in den Grundschulen – Tendenz steigend

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

44 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Pink Floyds Kinder
1 Jahr zuvor

Die Musik wird fehlen. Stimmt. Das ist unsäglich traurig. Aber man schaue sich an was mit der Kunst passierte als Corona kam. Die Musikmenschen sind teilweise zuhause verhungert. Man höre sich den Dreck an, der im Supermarkt etc überall läuft. Keiner will nen Euro für nur ein einziges Lied zahlen. Kostenlose Unterhaltungsmentalität. Und dann bedanke man sich bei den Selbstüberschätzungs Jodelschnullis und Heulekrähen aus DSDS usw. die meinen sie wären der goldene Käs‘!

Musik ist ein der schwierigsten und voraussetzungsreichsten Fächer. Eine echte Univeralsprache. Man braucht viel Zeit zum Üben, ein gutes Gehör. Für einen echten Musikmenschen ist die grundsätzliche Lautstärke in der Schule tägliche Körperverletzung.
Klar kann man Musik auch am Rechner machen, aber auch das braucht Skills. Und nicht zu knapp bemessene.

Last edited 1 Jahr zuvor by Pink Floyds Kinder
Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Für einen echten Musikmenschen ist die grundsätzliche Lautstärke in der Schule tägliche Körperverletzung.

😀 Ja, gut gesagt. 😀

Lera
1 Jahr zuvor

Warum kann man eigentlich

– Physik, Chemie, Bio,
– Erdkunde, Sozialkunde, Geschichte
– sowie Verkehrserziehung, Ernährungslehre, Medienkunde etc.

in EIN EINZIGES, maximal dreistündiges Fach (Sachunterricht) stopfen,

während

– katholische Religion
– evangelische Religion
– Ethik
(- Philosophie)
– Musik
– Kunst
– Sport

jeweils eigenständige Fächer sein müssen?

Nur mal so nebenbei gefragt.

#prioritätscheck

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Ihr Vergleich hinkt oder er bezieht sich nur auf die Grundschule. Die ersten vier Fächer haben die Kinder selten bis nie gleichzeitig, ebenso wechseln sich Kunst und Musik ab. Die Fächerverbünde Gesellschaftswissenschaften bzw. Naturwissenschaften werden durchgehend erteilt. Von den Verbünden halte ich allerdings auch nichts, weil sie faktisch nur einen Lehrermangel, insbesondere in Physik, verschleiern.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Da es Sachunterricht nur an der Grundschule gibt, bin ich davon ausgegangen, dass das klar ist.

lehrer002
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Weil Religion oder Ethik/Philosophie erteilt wird, nicht beides. Kunst, Musik und Sport sind gerade in der Primarstufe enorm wichtig. Sie tragen zur ganzheitlichen Bildung bei und ermöglichen das Lernen theoretisierender Fächer. Daher sollten z.B. drei Stunden Sport erteilt werden und je zwei Stunden Kunst und Musik. Das passiert aber nicht überall, meist wird aufgrund des Lehrermangels erst Musik auf eine Stunde gekürzt und dann noch Sport auf zwei. Ein Unding!

Sachunterricht hingegen beinhaltet Elemente, die Sachwissen vermitteln sollen. Dabei kommt der Interdisziplinarität ein hoher Wert zu. Es geht darum, dass nicht separates Fachwissen der einzelnen Sekundarstuenfächer vermittelt wird, sondern anhand eines Oberthemas viele Bereiche behandelt werden (z.B. Brücken -> Technik, Geschichte des Brückenbaus, Physikalische Voraussetzungen, Geographisches Wissen über Orte berühmter Brücken etc.). Sachwissen wird außerdem zu aktuellen Anlässen ständig auch fachübergreifend vermittelt und ist ebenso elementarer Bestandteil der Grundschulpädagogik.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Ja, das ist die übliche Begründung – brav 😉

Man darf aber schon mal in Frage stellen, warum das Wissen der gesamten Natur- UND Sozialwissenschaften maximal drei von 25 Stunden im Mittelpunkt steht, während ein einzelnes Fach wie Religion schon eine oder gar zwei Stunden pro Woche einnimmt.

Warum genau ist das AT nochmal soooo viel wichtiger für die Entwicklung im Grundschulalter als z.B. ein grundlegendes Verständnis von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, dafür FEHLT nämlich die Zeit – darüber kann auch der übliche Verweis auf eine fachübergreifende Thematisierung nicht hinwegtäuschen.

Denn dieses „Argument“ könnte man genauso auf das Fach Religion/ Kunst / Musik anwenden – ist ab jetzt eine Querschnitssaufgabe, weil es viele Bereiche des täglichen Lebens betrifft, zack, kann man also nebenbei in Deutsch abhandeln.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Vielleicht gucken sie sich das Curriculum von Religion für Ihr Land mal an und werden feststellen, dass es da nicht allein um Bibelwissenschaften geht, sondern durchaus auch um Inhalte der Gesellschaftswissenschaften.

Der Stundenumfang in der GS und die Stundentafeln sind übrigens unterschiedlich, Musik und Kunst können auch einstündig sein.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Supi, ich mache dann jetzt in Reli die Marktwirtschaft, danach Wahlrecht/Parteien und die Wiedervereinigung. Dürfte ja kein Problem sein.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Es gibt zahlreiche Leute mit einem Studienabschluss „Musiklehrer an Musikschulen“. Die werden meist nicht gut bezahlt, bekommen keine Festanstellung, und es gibt wohl eher zu viele. Warum könnte man denen nicht ein Angebot machen, an Grundschulen zu wechseln? Auch an Musikschulen gibt es diese musikalische Früherziehung, und die Musikschulen sind doch auch in Ganztagsschulen präsent? Oder habe ich das falsch verstanden? Warum also soll nicht Musikunterricht (für alle) auch nachmittags stattfinden können?

Neunvierteltakt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Musikunterricht nachmittags? Da hätte ich echte Bedenken….Da sind die Schüler noch aufgedrehter als vormittags. Und Musik ist eines der anstrengendsten Fächer.
Möglicherweise fehlen den Musikschullehrern auch die didaktischen Voraussetzungen, denn zur musikalischen Früherziehung kommt ein anderes Klientel als in den Musikunterricht für alle. Fehlt es bei einem Schüler an Interesse/ Begabung usw. , meldet man ihn in der musikalischen Früherziehung einfach wieder ab.
Aber vielleicht sehen es ja andere anders. Man müsste es einfach probieren.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Offener Ganztag, freiwillig … + die Länder bezahlen keine Privaten.
Der Amtsschimmel?

Herbstzeitlose
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

In einigen Bundesländern werden Musikschullehrer bzw. -lehrerinnen an Grundschulen eingesetzt. An der Bezahlung (meistens E9) ändert das aber nichts. Nur die Arbeitsbedingungen sind noch schlechter als an den Musikschulen: 25-30 Kinder pro Gruppe, kaum gruppengeeignete Instrumente vorhanden, kein Musikraum. Außerdem kommen zur Musikschule Kinder, die ein gewisses Interesse mitbringen. Interessant wird der Wechsel für diese Lehrkräfte nur, wenn ein echter Seiteneinstieg möglich wäre mit der Aussicht auf A12/13. Das wird aber zur Folge haben, dass sie als Klassenlehrkraft eingesetzt werden können, also kaum noch Musik unterrichten werden.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Herbstzeitlose

Das haben Sie sehr gut zusammengefasst !

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Einfache Antwort: Zu teuer für das Land oder die Schulträger. Für die Dozenten an den Volkshochschulen gilt ja dasselbe.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Nee, die werden ja mit E 9 abgespeist, weil sie keine vollwertige Lehrerausbildung haben. Und der Kommentar der Herbstzeitlosen trifft es auch sehr gut.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Sie haben durchaus Recht, allerdings ist es das Gleiche wie mit der Anerkennung ausländischer Lehrerabschlüsse. Diese „Musiklehrer an Musikschulen“ haben keine grundständige Lehrerausbildung absolviert, zu der mindestens 2 Fächer und ein bestandenes Referendariat gehören (also insgesamt 5 Jahre Uni + meist 2 Jahre Referendariat).

Vielleicht auch um die „grundständigen Lehrer“ vor dem „Lehrer kann jeder“ zu schützen, wurden solche Leute „früher“ nie an öffentlichen Schulen eingestellt. In Zeiten des Lehrermangels wäre das ja aber vielleicht doch eine Möglichkeit angesichts der vielen anderen Seiteneinsteiger.

Da man als Lehrer aber nach Ausbildung bezahlt wird und nicht nach Einsatz wäre die Frage, wie solche Leute dann verdienen sollen? A13 für alle wurde immer mit der gleichen Ausbildung begründet. Die haben die aber nicht.

Last edited 1 Jahr zuvor by Vierblättriges Kleeblatt
Carsten60
1 Jahr zuvor

Den Studiengang „Musikpädagogik“ gibt es an Musikhochschulen sowohl mit Bachelor wie mit Master. Das wäre zusammen also ein vollwertiges Studium, so wie bei einem Diplom-Ingenieur als Quereinsteiger auch, der dann Physik unterrichtet.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Es geht nicht um ein „vollwertiges Studium“, es geht um die Gleichstellung mit einer deutschen Lehrerausbildung (s.o.).

Auch der Kommentar der Herbstzeitlosen trifft es sehr gut.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Es geht doch um das, was sonst Quer- bzw. Seiteneinsteiger heißt. Und es muss nicht bei E9 bleiben, was soll die Bedenkenträgerei? Beschäftigt man nicht schon Lehrer, die nur einen Bachelor haben?

Silberfischchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Das Kleeblatt schreibt doch nicht, wie es sein sollte, sondern, wie es derzeit ist. Ich kann das nur bestätigen. Und ohne 1. Staatsexamen nimmt man dich auch nicht für den Seiteneinstieg. Ein Musiklehrer einer Musikschule MUSS dann übrigens auch ein weiteres Fach unterrichten können. Was schlagen Sie vor? Kunst?

Carsten60
1 Jahr zuvor

Tatsache ist, dass die StäWiKo der KMK in ihren Empfehlungen vom 19.9.2022 empfiehlt, Ein-Fach-Lehrer für Informatik zu beschäftigen. Da geht es nicht um die „Gleichstellung“ mit einer Lehrerausbildung. Selbstverständlich kann man dann auch Ein-Fach-Lehrer für Musik beschäftigen, im benachbarten Ausland geht das ja auch. An einer dreizügigen Grundschule wäre ein Musiklehrer dann für alle 12 Klassen mit je 2 Wochenstunden zuständig, das passt doch, ggfs. noch für Chor und/oder Orchester. Wozu braucht es da ein zweites Fach?

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Zu teuer, das Budget für die Betreuung am Nachmittag reicht nur für die angesetzte Zeit, wenn gering Qualifizierte für geringe Entlohnung eingesetzt werden.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Warum nicht vormittags? Da fällt ja eh schon Unterricht aus und wird wohl noch mehr werden.
Singen zum Beispiel ist auch eine sehr gute, ergänzende Möglichkeit für den Spracherwerb.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

War mein erster Gedanke dazu.

Lakon
1 Jahr zuvor

Traurig: keine Musiklehrkräfte – früher, als es noch Musiklehrer gab, war die Gesamtlage besser.

Bla
1 Jahr zuvor

Wie ist das eigentlich in Schleswig-Holstein?
In Bayern haben doch alle Grundschullehrämtler den musikalischen Zusatzkurs im Studium. Der reicht doch hier zumindest, um Musik zu unterrichten?
Ist das in Schleswig-Holstein anders?

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Für SH weiß ich es nicht, in NDS sind es derzeit 2 Fächer, davon eines D oder Ma,
im Ref werden kleine Kurse für z.B. Musik als Zusatzqualifikation angeboten.

Da man für das Studium in D, Ku, Mus eine Aufnahmeprüfung benötigt, schließt es die aus, die davon nicht wissen, sie nicht schaffen oder scheuen.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Mangelnde Neigung vorausgesetzt reicht diese Basisqualifikation maximal, um ein paar Vertretungsstunden zu überleben.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Das könnte man natürlich auch von den anderen Fächern im Bereich des Klassenlehrerprinzips so sehen.
Fachfremd unterrichtet dort doch jeder mal (Gesamtschule, Mittelschule, Grundschule).
Ist das in Musik so viel wichtiger, als in Sport (Basisquali) und Kunst (Basisquali)?
Oder studieren dort mehr die Fächer auf Hauptfach/Didaktikfach? Bei Sport ja, aber Kunst?

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Ein Hauptfach plus drei Didaktikfächer (Mathe/Deutsch + Kunst oder Musik oder Sport).

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Ohne Basisqualifikationen (ob sinnvoll oder nicht)?
Hm, das erklärt es zumindest etwas. Danke.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

„ALLE mit musikalischem Zusatzkurs“
Müssen auch alle ein Instrument spielen? Vor 100 Jahren war das offenbar so. Mein Großvater wollte Volksschullehrer werden und hatte deshalb eine Geige, auf der er offenbar auch spielte. Mir wurde gesagt, das war damals obligatorisch.
Besser wäre es wohl, es würden nur solche Leute Musiklehrer, die schon vorher ein Instrument einigermaßen spielen. Bei Sportlehrern reicht ja wohl auch kein „Zusatzkurs für alle“, ist Sport also wichtiger?

Marie
1 Jahr zuvor

Im Gegensatz zu weiterführenden Schulen müssen Grundschullehrer außer Reli, Englisch und Sport eh alles unterrichten. Mich fragt auch keiner, ob ich von Kunst und SU Ahnung habe. Insofern wir Musik nicht „verstummen“. Ob der Unterricht fachliche Qualität hat, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Einer
1 Jahr zuvor

Mal provokant gefragt, was bringt Musik für das weitere Leben? Wieso soll Musik wichtiger sein als die Interpretation von Gedichten? Ein Schülervertreter hat doch neulich mal wieder gefordert im Unterricht nur wichtige Dinge zu erarbeiten, wie z. B. Steuererklärungen oder Arbeitsrecht. Dann wäre Musik absolut überflüssig.

Und Schule und Leben ein ganzes Stück trauriger und grauer.

Mondmatt
1 Jahr zuvor

Das ganze Schul-System droht zu verstummen.
Musik ist da natürlich extrem wichtig.
Wenn man in einem dunklen Wald voller Wölfe und Gefahren wandert, ist Gesang natürlich eines der Dinge die über die Gefahr hinweg trösten.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Ja, tut es – definitiv!

SonderBar
1 Jahr zuvor

Gerade in SH ist die Ausbildung für Seiteneinsteiger – zumindest im GS- Bereich- fast unmöglich- auch, wenn sie ein Musikstudium haben. Der fachliche Anspruch der Ausbilder ist dermaßen hoch und in dem Bereich maßlos übertrieben…. Viele schaffen die Prüfung nicht und in den Schulen will aus diesem Grund kaum jemand die Seiteneinsteiger betreuen. Einerseits fehlen Lehrkräfte und andererseits werden sie durch diese Ansprüche abgeschreckt….Ich habe jahrelang Musik fachfremd unterrichtet und freiwillig etliche Fortbildungen besucht, die äußerst praxisorientiert und bereichernd waren. Diese Ausbilder gibt es nicht mehr und jetzt müssen auch willige Lehrkräfte eine Genehmigung zur Erteilung von Musikunterricht erwerben. So wird das wohl nix, wenn man Leute ködern will….

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  SonderBar

Das ist genau der Punkt. Der Seiteneinstieg ist dermaßen überfrachtet und jede Studienleitung kocht ihr eigenes Süppchen.
Dann doch lieber fachfremd Musik unterrichten lassen? Per Dienstanweisung?
So wie das Fach Kunst? Von kompletten Laien?
Durch den Lehrermangel müssen wir Kunst schon an nicht pädagogische Kräfte auslagern, Musikeinsteiger schaffen den Seiteneinstieg nicht oder springen schon vorher ab.

Ron
1 Jahr zuvor

Musik und Kunst schaffen sich durch die Verwissenschaftlichung der Studien- und Bildungspläne sowie durch die Theoretisierung des Unterrichts gerade selbst ab. Wer meint, auch im Kunstunterricht der Grundschule oder Sek 1 schon Arbeiten schreiben zu müssen, darf sich nicht wundern.

MB aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Musik heißt aus gutem Grund nicht „singen“ und Kunst nicht „malen“…

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Sollte man mal drüber nachdenken, ob Singen und Malen nicht ehrlicher wären.

Silberfischchen
1 Jahr zuvor

Es gab in Westdeutschland Zeiten, in denen gemeinsames Singen verpönt waren. Die Kinder dieser Zeiten sind nun im Erwachsenenalter und eben z.B. Lehrer. Ich kenne so viele Lehrerkollegen, die jedes Fach, nur nicht Musik übernehmen würden. Sie haben so eine Scheu, vor anderen und mit anderen gemeinsam zu singen. Unglaublich! Und so schade. Und wird nun weitergegeben an die nächsten Schülergenerationen, weil die nicht gern singenden Lehrer ja mit ihren Schülern nicht gerne singen.

Herbstzeitlose
1 Jahr zuvor
Antwortet  Silberfischchen

Leider ist es genauso. Wo ein Kunstlehrer in der Grundschule fehlt, wird wenigstens noch gebastelt und gemalt. Dabei werden immerhin die Feinmotorik und die Kreativität (je nachdem, wie viel Freiraum man den Kindern lässt) gefördert. Wo eine Sportlehrerin fehlt, ist die Sporthalle aber fest im Stundenplan installiert und man achtet auf die tägliche Bewegungszeit. Ein tägliches musikalisches Angebot im Schulalltag in Form von eigenständigem Singen und Musizieren, das für die seelisch-geistige Entwicklung und Gesundheit der Kinder genauso wichtig ist wie die Bewegung für die körperliche Gesundheit, wird man aber in den allermeisten Grundschulen nicht finden. Die Grundschule droht nicht zu verstummen, sie ist es bereits – seit Jahren.