Tarifstreit: Gewerkschaften erklären Scheitern der Verhandlungen – Vollstreik?  

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POTSDAM. Die beteiligten Gewerkschaften, dbb Beamtenbund und Tarifunion sowie Verdi, haben die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen nach der dritten Runde für gescheitert erklärt – mit einstimmigem Votum. Jetzt steht ein unbefristeter Streik im Raum.

Die Verhandlungen sind gesplatzt. Foto: Shutterstock

„Obwohl es in den Verhandlungen Bewegung gegeben hat, gab es nicht-überbrückbare Gegensätze. Das wichtigste Ziel der Gewerkschaften, ein hoher Mindestbetrag für die Beschäftigten, der dafür sorgt, dass die Gehälter mit der Inflation Schritt halten, war nicht zu erreichen. Dafür lagen die Positionen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern zu weit auseinander. Die Arbeitgeber waren für eine sozial gerechte Lösung nicht bereit“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Donnerstag in Potsdam.

„Die Interessenskonflikte haben sich nicht auflösen lassen. Das klare Ziel der Gewerkschaften war und ist ein sozial gerechtes Ergebnis, welches Reallohnverluste verhindert. Es braucht einen echten, nachhaltigen Inflationsausgleich und einen angemessenen Mindestbetrag, insbesondere mit Blick auf die unteren und mittleren Einkommensgruppen. Dazu waren die Arbeitgeber leider nicht bereit“, kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Der VBE ist in der Bundestarifkommission seines Dachverbands, dem dbb beamtenbund und tarifunion, vertreten.

„Wir haben in den Verhandlungen viele Runden gedreht und sind überhaupt nicht vorangekommen. Also müssen wir jetzt den Druck nochmal erhöhen“

In der Nacht teilte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit, man werde jetzt die Schlichtung einberufen. Der dbb-Bundesvorsitzende, Ulrich Silberbach, erklärte: „Bund und Kommunen respektieren die Sorgen und Nöte ihrer Beschäftigten nicht. Und sie schätzen Frustration und Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen falsch ein. Nur so ist zu erklären, dass sie uns hier wieder kein wirklich verbessertes Angebot vorgelegt haben. Das war zu wenig Bewegung in den wichtigen materiellen Fragen. Wir müssen Reallohnverluste verhindern und brauchen einen nachhaltigen Inflationsausgleich. Das war von Anfang an klar. Nach jetzigem Stand der Dinge sind die Arbeitgebenden dazu nicht bereit. Die Verhandlungen sind damit gescheitert. Jetzt stehen Schlichtung oder Urabstimmung und Vollstreik im Raum. Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, dass wir kampfbereit sind, wenn es sein muss.“

Sollte es zum Vollstreik kommen, seien hierfür allein der Bund und die kommunalen Arbeitgebenden verantwortlich. Silberbach: „Wir haben in den Verhandlungen viele Runden gedreht und sind überhaupt nicht vorangekommen. Also müssen wir jetzt den Druck nochmal erhöhen und die Urabstimmung einleiten. Wenn Bund und Kommunen die Schlichtung anrufen, werden wir uns natürlich konstruktiv beteiligen. Wenn nicht, kann es ab Ende April überall im Land zu umfassenden Streikmaßnahmen im öffentlichen Dienst kommen. Ich bin überzeugt, der Ärger der Kolleginnen und Kollegen über die Ignoranz der Arbeitgebenden wird zu einer hohen Beteiligung bei der Urabstimmung und zu einer großen Streikbereitschaft führen. Leidtragende sind alle – Beschäftigte genauso wie Bürgerinnen und Bürger.“

Hintergrund: Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr Gehalt. In der dritten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das acht Prozent Gehaltserhöhung beinhaltete, mindestens aber 300 Euro im Monat. Außerdem sollten die Beschäftigten eine Inflationsprämie von 3000 Euro erhalten, auf die keine Steuern und Sozialabgaben fällig werden. Es war allerdings zunächst unklar, für welche Laufzeit des Tarifvertrags dieses Angebot galt. Ursprünglich hatten die Arbeitgeber 27 Monate veranschlagt. Das aber hätte aus Sicht der Gewerkschaften weitere deutliche Reallohnverluste der Beschäftigten zur Folge gehabt. Sie fordern eine nur einjährige Laufzeit.

Die Gewerkschaften verhandeln für insgesamt rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW und des VBE wird für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsbereich verhandelt, beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher sowie Sozialarbeiterinnen und -arbeiter. Das Ergebnis der Tarifrunde gilt aber auch für Beschäftige an bundesunmittelbaren Forschungseinrichtungen und Bundeswehrfachschulen sowie für die kommunalen Lehrkräfte in Bayern. News4teachers

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Marc
1 Jahr zuvor

Die Arbeitgeber haben 300 Euro mehr Lohn und 8 Prozent geboten. Dazu 3000 Euro Einmalzahlungen. Sooo weit ist man dann beim Erzieherberuf von den Grundschullehrern nicht mehr weg. Aufs Leben gerechnet war das Masterstudium und das Ref dann ein riesiges Verlustgeschäft.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

‚300 € mehr plus 8 % obendrauf“, da haben aber die Gewerkschaften scheinbar falsch gerechnet so etwas abzulehnen.

Ale
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Anscheinend aber 8 Prozent aus über 2 Jahre oder? Das wären dann faktisch ca 4% pro Jahr. Oder wo ist mein Denkfehler

Hannah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Auf 24 Monate, das sind 150€ im Monat für eine Vollzeitkraft. Da bleibt doch nichts übrig. Was ist daran gut? Die Inflation ist deutlich höher und wird noch steigen.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Würden Sie Ihren Kinder raten, im Hinblick auf die Entlohnung und die Absicherung im Alter den Erzieherberuf anzustreben?

Während ein Lehramtsstudium bei der Rente/Pension mit drei Jahren anerkannt wird, haben zahllose Erzieherinnen eine vier- oder in Bayern fünfjährige Ausbildung absolviert, die absolut nichts zur Erhöhung der Rente beiträgt!

Erst seit das Anerkennungsjahr bezaht wurde oder – viel zu spät! – die bezahlte Praxis integrierte Ausbildung gweschaffen wurde, werden Ausbildungszeiten der Erzieher bei der Rente berücksichtigt. – Und es gibt immer noch Gegenden, in denen der Weg zum „Traumberuf“ mit der Zahlung von Schulgeld verbunden ist.

Studienrat
1 Jahr zuvor

Hier versagen wieder einmal mehr die Medien:
Populistisch wird berichtet, dass 8% mehr und 3000 EUR Einmalzahlung ausgeschlagen wurden. Was dabei unerwähnt bleibt: Die viel zu lange Laufzeit von 27 Monaten.

Das Angebot der Arbeitgeber ist deswegen blanker Hohn. Es bedeutet de facto einen weiteren Reallohnverlust.

Und übrigens: Die Steuereinnahmen sind so hoch wie nie – 880 000 000 000 EUR waren es im Jahr 2022. Das Problem ist nur, dass die Politik das Geld falsch verteilt.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Studienrat

Verhandlungen und Ignoranz der Arbeitgeber- wie die Gewerkschaft behauptet – trifft auf Arroganz der Gewerkschaft – wie ich gerade empfinde.

Ein Studienrat würde sich kaum als Geringverdiener bezeichnen können, also hätte es 8% und weitaus mehr als 300€ obendrauf dann geben können.

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Wie gesagt – 8% in 27 Monaten…Außerdem dürfte der Studienrat eher ein Landesbediensteter sein, die Verhandlungen liefen aber für Bund und Kommunen.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

-> @Marie und auch an @Studienrat
Sagt wer, denn wo kommen die „27 Monateaus der 2. Verhandlungsrunde nun aktuell her?

tagesschau.de:
„Beide Seiten haben unterschiedliche Vorstellungen zur Laufzeit, zeigten bei diesem Thema aber Kompromissbereitschaft, wie es aus Verhandlungskreisen hieß.
Zwölf Monate forderten die Gewerkschaften zunächst. Den Arbeitgebern ist das zu kurz. Sie hatten zunächst 27 Monate angeboten.“ (30.03.2023 06:46 Uhr)

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Hier kann man genaueres lesen: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ver-di-chef-kuendigt-einzelne-warnstreiks-bis-sonntag-an-a-d83463ba-c778-4d47-bc3b-ec0300a5d114. Es sollte über 27 Monate verteilt werden und auch anfangs nur 150 € monatlich garantiert.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Das ist korrekt. Das Verhandlungsergebnis wird aber sicherlich richtungsweisend für die baldige Tarifverhandlung der Länder sein.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Studienrat

Ziel – mehr Autobahnen!

Der Förderverein des Porschekonzerns ist bestimmt auch für eine gute und sinnvolle und bürgerferne Verteilung….

Lehrer
1 Jahr zuvor

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen – die lehnen 8%, 300 € mindestens und 3000€ einmalig obendrauf ab. Das ist ganz schön arrogant!!!
Jeder Landesbeamte würde vor Freude tanzen, wenn er jemals ein ähnliches Angebot bekäme.
Zum Vergleich NRW: NULLRUNDE 2021, zum x_ten Mal übrigens, dann im Dez. 2022 2,8%.
Bleibt mal auf dem Teppich, liebe Bundes und Kommunalangestellte!!!!

Carabas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Es sind nicht 8 % p.a. sondern bedingt durch die lange Laufzeit 3,5 %.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carabas

In den unteren Gehaltsstufen bis 3.750 € brutto auch mehr als 8% wenn es denn mindestens 300 € wären.

Lehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carabas

Das ist bei jeder Tarifverhandlung so. Nichts Besonderes. 3,5% würde den Vergleich mit anderen Abschlüssen stark verfälschen. Liegt natürlich im Interesse der „armen“ Betroffenen.

Lehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carabas

Nochmal für alle, die offenbar das erste Mal Tarifverhandlungen verfolgen:

Seit mind. 10 Jahren werden Landauf, landab Abschlüsse für ca. 2 Jahre abgeschlossen. Auch in der Wirtschaft. Immer wird in der Öffentlichkeit vom Gesamtergebnis gesprochen, also 8%. in diesem Fall. Das ist mathematisch falsch, ist aber so.

Wenn man nun das Angebot der Kommunen/Bund realistisch mit anderen Abschlüssen vergleichen will, muss man die gleichen Regeln anwenden.

Wenn also die Post gerade 10% (oder so ähnlich, genau habe ich das gerade nicht parat) für 24 Monate abschließt, dann muss man das im Verhältnis zu 8% in 27 Monaten sehen. 3,5% pro Jahr ist damit ev. mathematisch korrekt, aber völlig verfälscht was den Vergleich mit anderen Lohnzuwächsen angeht.

Im übrigen: NRW hätte nach eurer Rechnung weniger als 1,4% bekommen, bei 10% Inflation.

Post
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Bei der Post und den 10% sind jedoch die Inflationsprämien eingerechnet worden. So wie bei den meisten Abschlüssen aus der Wirtschaft. Das hier abgelehnte Ergebnis ist selbst bei dieser Laufzeit ein sehr gutes im Vergleich zu eigentlich allen anderen Abschlüssen. Und jetzt wird es wohl nochmal besser werden… ziemliche Verzerrung und ein Arschtritt für alle anderen Arbeitnehmer.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Post
dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Wo lag den beim besagten Metallabschluss die Inflationsrate, wie sahen die Preise für Energie und Lebensmittel aus?
Das gesamtwirtschaftliche Umfeld und die daraus resultierenden belastungen für die AN im Metallbereich waren bei der Tarifrunde andere als die, die derzeit das Umfeld der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen gelten.

Die zweite Stufe der Lohnsteigerung im ÖD der Länder hat für 2023 2,8% ausgemacht. Vor dem Hintergrund der Inflationsrate ist das ein Reallohnverlust.
Der jetzt auslaufendeTVöD wurd vor mehr als zwei Jahren verhandelt, meinen Sie das der die wirtschaftliche Entwicklung in der Zwischenzeit richtig prognostiziert hat? Natürlich gibt es einen Nachholbedarf.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Da haben Sie wohl was falsch verstanden. Natürlich ist das derzeitige Angebot von Bund und Kommunen einfach nur unverschämt. „Post“ meinte aber, ein derartiger super-duper-Abschluss würde für alle anderen einen Arschtritt bedeuten. Deshalb habe ich darauf hingewiesen, dass der „Arschtritt“ für die z.B. Metallindustrie so nicht erkennbar wäre, da deren Abschluss noch über dem liegt, was derzeit angeboten wird.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Das Problem der Metaller ist doch, dass der allergrößte Teil der Unternehmen so nach und nach die Mitgliedschaft bei Gesamtmetall kündigt. Und damit sind die Tarifabschlüsse für die ausgetretenen Unternehmen nicht mehr bindend.

Ich habe noch nicht mitbekommen, dass einzelne Kommunen ihre Mitgliedschaft in der VKU gekündigt hätten

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Aber von Städten und Kommunen wurden schon alle Kitas an einen privaten Träger abgegeben. Der bezahlt dann nach einem ominösen „Haustarif“, meist bei Neueinstellungen. Ältere Kräfte, die man loswerden will, können dann schon mal in eine andere Einrichtung des Trägers versetzt werden.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

„Abschlüsse für 2 Jahre“
Das war bisher so, aber jetzt haben wir eine andere Situation durch die heftig schwankenden Energiepreise und die exorbitante Inflationsrate.
Die 3,5 % wären natürlich brutto, d.h., netto blieben nur 2,5 – 3 % übrig. Und Einmal-zahlungen — wenn sie nicht steuerfrei sind — werden zunächst mal hoch besteuert, alles dank der kalten Progression, die nur die FDP (aber nicht die „progressiven“ SPD, Grüne, Linke) abschaffen will. Welche Gerechtigkeit liegt bitte in der kalten Progression, wenn Normalverdiener jeden zusätzlichen Euro mit 35 % versteuern müssen, die wirklich hohen Einkommensbezieher aber auch nur mit 42 % (offizieller Spitzensteuersatz) ?

Lehrer_X
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Sie haben die Hintergründe offensichtlich falsch verstanden. So gut ist das Angebot faktisch nämlich nicht. Google ist Ihr Freund.

NochEinLehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Ich bin auch Lehrer und habe Nullrunden oder fast Nullrunden im letzten Jahr hinnehmen müssen. Aber 8% über 27 Monate sind ein schlechter Witz. Jährlich gerechnet sind das nur ca 3,5% nach über 10% Inflation im letzten Jahr und erneut aktuell guten 8%. Diese, auch von den Medien regelmäßig durch unterlassene Erwähnung unterstützte, Masche empfinde ich inzwischen auch als Unterirdisch. Immer wieder werden nur irgendwelche kumulierten Lohnsteigerungen genannt, während die einzig sinnvolle Nennung die jährliche ist.
Die Forderung mit 10,5% bei 12 Monaten Laufzeit dürfte bei vielen nicht einmal eine Reallohn Nullrunde sein.
Entsprechend sollten allerdings auch die Forderungen bei den Lehrkräften ausfallen.

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  NochEinLehrer

Nach dieser Tarifrunde in Bund und Kommunen (Ende vermutlich 4%/Jahr, verkauft als 9.5 plus Fixbetrag), den originellen Ideen der StäWiKo, deren Ablehnung durch die Lehrer keiner verstehen will und dem minimalen Druckpotential durch lächerlichen Organisationsgrad, dazu einer Interessenvertretung, die generell für PR-Erfolge in Details viel zu viel vom Ganzen aufgibt: Erwartet jemand, dass 1) die Forderungen zur Lage und den letzten Jahren passen und 2) diese auch nur annähernd erreicht werden?

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  NochEinLehrer

Üblicherweise dient der Abschluss bei Bund und Kommunen als Verhandlungsgrundlage für die Länder. Darauf würde ich aber diesmal nichts geben, die werden schon irgendwelche „Gründe“ finden, warum die faulen Beamten jetzt doch endlich mal solidarisch sein müssen (im Zweifel muss wohl A13 für Grundschullehrer dafür herhalten, dass alle Landesbeamten kaum was mehr bekommen ).

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

… und wenn die Beamten was bekommen, dann zeitverzögert (vielleicht Mitte 2024) und in den höheren Besoldungsgruppen (den „Besserverdienenden“) noch später. Es scheint ohnehin ein Trick dabei zu sein, dass die Anpassung, die eigentlich 2021 fällig gewesen wäre, erst Ende 2022 kam. Alles wird nach hinten verschoben.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  NochEinLehrer

Angebot war:
Ab dem Monat X werden garantiert für 27 Folgemonate unverändert +8% mehr als bisher Brutto ausgezahlt.
Was ab dem 28. Monst passiert steht am Tag heute in den Sternen, da neuer Tarifabschluss.
Dann noch die zwei Zahlungen von je 1.500 € IAP zum Termin Y und Z wären als Plus auch zu berücksichtigen.

8 % mehr bleiben +8 % ohne Splittung.
Wie in aller Welt errechnet man dann eine eff. Lohnerhöhung von gerade mal 3,5 % aus wenn keine Splittung erfolgt?

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Woher nehmen Sie denn die Gewissheit, dass es von Anfang an 8% sein sollten? Üblicherweise wird einfach aufaddiert, heute +3, nächstes Jahr +5, insgesamt +8.

NochEinLehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Die Rechnung wie man auf eine Lohnerhöhung von 3,5% kommt ist vereinfacht an der Exponentialfunktion. Aber wenn Ihnen das nicht sauber genug ist rechne ich nochmal etwas komplexer:
Wenn man 27 Monate lang das 1,08-fache des jetzigen monatlichen Einkommens aufsummiert hat man 29,16 aktuelle Monatsgehälter. Wenn ich nun eine gleichbleibende Erhöhung jeweils nach 12 Monaten ansetze. Dann erhalte ich 12 Monate das (1+x)-fache des Ursprungsgehalts, 12 Monate das (1+2x)-fache und noch 3 Monate das (1+3x)-fache. Summiert man hier nochmals auf um auf die in Summe 29,16 Ursprüngliche Monatsgehälter kommen, so er gibt sich für die prozentuale Steigerung x=3%. Die Gleichung darf der geneigte Leser der mir nicht folgen will gerne selbst nachrechnen.
Man hätte also mit einer Lohnsteigerung von 3% pro Jahr nach 27 Monaten genau so viel Geld bekommen, hätte aber dann in den drei Monaten des letzten Jahres schon ein Gehalt das dem 1,093-fachen des Ursprungsgehaltes entspricht. Stände also jeden Monat nach dem 27 bereits besser da als mit diesem Abschluss.
Deshalb sollte man sich nicht auf diese unsäglichen langfristigen Verträge beziehen. Die Preissteigerungen passieren jährlich. Von Januar auf Januar jeweils gerechnet:
Seit 2020 1,6%; 2021 1,6%; 2022 5,1% und 2023 9,6% kumuliert ergibt das Preissteigerungen von 18,9% in dieser Zeit
Steigerung der Lehrergehälter (im Saarland) in der Gleichen Zeit:
2020 3,2%; 2021 1,7%; 2022 nix, 2023 bisher nix kumuliert sind das 4,95%.
Das heißt wir starten bei einem Reallohnminus von ca 14% in die Lohnverhandlungen…

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  NochEinLehrer

Und das steuer- und abgabenfreie Bonbon 2x 1500 € IAP bleibt außen vor.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Das „Bonbon“ haben sich Bund und Kommunen für die Tarifverhandlungen aufgehoben, um genau damit einen niedrigen Zuwachs zu begründen. Sie hätten es schon unabhängig von Tarifverhandlungen längst vollständig zahlen können.

NochEinLehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Ja, natürlich bleibt das außen vor. Weil es ein Trick ist um irgendwelche Prozente höher erscheinen zu lassen. Dieses vergiftete „Bonbon“ dient nämlich nur zum verschleiern des eigentlichen Abschlusses.
Es ist eine Einmalzahlung die bei der Reallohnentwicklung überhaupt nichts bringt. Das habe ich in meiner obigen Rechnung ja bereits anklingen lassen, dass bei jähriger Entwicklung des identischen Einkommens der 27 Monate die Ausgangssituation für den Beschäftigten besser wäre ohne dass sich das Einkommen in den 27 Monaten unterscheidet. Das wird durch eine Einmalzahlung nur schlimmer, sonst wären die Arbeitgeber in allen Berufen im Moment auch nicht so scharf auf diese tollen Einmalzahlungen, man könnte die 1500€ ja auch in den nominalen Monatslohn über die 27 Monate verteilt einfließen lassen.

Ich habe außerdem noch einen Rechenfehler auf meinem Zettelchen gemacht, wodurch die 3% nicht stimmen. Den will ich hier noch korrigieren, da die Steigerung tatsächlich knapp 4,5% jährlich beträgt und ich nicht absichtlich falsche Zahlen verbreiten möchte. Dies würde aber auch den höheren Lohn in den letzten drei Monaten nochmal verstärken auf das 1,14-fache des Ausgangslohns.

Das will ich hier auch nochmal deutlich hervorheben, was das heißt dann auch noch heißt. Den Lohnverhandlungen nach den 27 Monaten würde damit ein im Vergleich bereits knapp 5,7% höherer Lohn zugrunde liegen als bei einer einfachen 8% Erhöhung.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  NochEinLehrer

Danke für die Mühe.

NochEinLehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Ich muss meine Rechnung zuvor korrigieren, Ende 2022 kamen noch 2,8% hinzu, was dann kumuliert zu ca 7,9% in der Zeit führt. Womit nur mit einem Reallohnverlust von 11% gestartet wird. Klingt dadurch natürlich „viel“ besser.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  NochEinLehrer

Inflation ist halt eine Sauerei erster Kajüte und das Resultat vergifteter Politik. Inflation kommt nie unerwartet oder durch äußere Umstände, sondern ist politischer Missbrauch des Geldsystems. Und wenn sich Politiker jetzt hinstellen und Arbeitnehmer für ihre Gelddruckorgien bezahlen lassen wollen, bekomme ich wirklich Puls

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Gelddruckorgie war eine Metapher. Und dass die EZB weisungsunabhängig arbeitet ist schlicht falsch. Offiziell ja, inoffiziell übertritt die EZB seit Jahren ihren Geltungsbereich und betreibt Geldpolitik. Sie hat die Geldmenge im Euroraum durch Anleihenkäufe vervielfacht und ist damit Hauptschuldige der Inflation. Dann wurde aus Rücksicht auf die Südländer der Zinsschritt immer viel zu spät und zu klein eingeleitet.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Jeder blamiert sich, so gut er kann, ne 😉

Geht es noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Der nächste L. Hirnpups, gähn, zu wenig Pause, vielleicht mal lüften.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

Ich habe da zahlreiche Finanzprodukte, die ich Ihnen gerne sofort nebenerwerblich verkaufen würde.
Oh man…. 🙁

Chris
1 Jahr zuvor

Mir fehlt bei dem Artikel die Laufzeit. Im ersten Anflug könnte der Leser denken, daß zwischen 10,5% und 8% ja nur 2,5% liegen. Da sollen sie doch bitte weiter verhandeln und nicht die Republik stilllegen.
Aber die Arbeitgeber wollen 8% verteilt auf 27 Monate, was ca. 3% per anno entspricht, während die Gewerkschaften 10,5% für 12 Monate wollen. In dieser Deutlichkeit geht das leider in allen Medien unter.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Scheint einfach auf die Quelle anzukommen. Unter Tagesschau.de liest es sich zmindest anders.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich begreife nicht, wie man eine derart sachliche Aussage disliken kann. Mit welcher Begründung eigentlich?

Erzieherin
1 Jahr zuvor

as Geld stecken die Kommunen lieber in das Bauen neuer Kindertagesstätten (neue Betreuungsplätze).Dann wird damit geprahlt …wir haben ja alles dafür getan,damit Eltern arbeiten können und die Kinder tolle Bildungs- und Betreuungsplätze haben. Das es aber bald keine Erzieher mehr geben wird, die dort arbeiten werden ist halt irgendwie blöd.Aber für die Gebäude findet sich sicherlich ein anderer Nutzen.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Erzieherin

Wie heißt diese Kommune gleich?

Erzieherin
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

All die Kommunen in denen Bürgermeisterwahlen anstehen oder Ähnliches.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Erzieherin

Klar! Schulen können die moderne und sehr gut ausgestatteten Kiga-Gebäude dringend gebrauchen!
Nur her damit!!!!

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Erzieherin

Das Geld wird noch viel lieber in ganz andere Dinge gesteckt … aber das wäre wohl ein anderes Thema.

Sapperlot
1 Jahr zuvor

Es wäre natürlich echt furchtbar, wenn beispielsweise Erzieherinnen endlich leistungsgerecht entlohnt würden. Ironie off. Danke für die Solidarität.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sapperlot

Kommt aufs Verhältnis an. Der Abstand sollte schon passen. Wenn Erzieher fast so viel bekommen wie Lehrer in A12 oder E11, dann läuft was schief. Aber hängt dann vom Tarif auch für den öffentlichen Dienst der Länder ab.

Erzieherin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Da gibt es schon noch einen ausreichenden Abstand. Keine Panik.Beide Berufsgruppen verdienen einfach gemessen an den Aufgaben der Verantwortung viel zu wenig. Da reichen 10 Prozent/500 Euro lange nicht.Können wir uns darauf einigen?

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sapperlot

Jedes Mal wenn ich von Lehrern höre, dass der Lohnabstand der Erzieher zu Grundschullehrern unbedingt gewahrt werden muss, frage ich mich wie sozialkompetent das denn ist.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Soll es keine Lohnabstände mehr geben? Ingenieure so viel verdienen wie ungelernte Eisverkäufer? Erzieher sollen auskömmlich verdienen, aber eben auch einen gesunden Abstand zu akademischen Ausbildungen halten. Wie hoch der Abstand seim soll, kann man ja diskutieren. Aber wenn man Lehrern mit höchstem Uniabschluss und 7 Jahre Ausbildung erklären will, wieso sie diese lange, harte, unbezahlte Qualifikation aufnehmen sollen, sollte schon am Ende mehr dabei raus kommen, als beo einem Ausbildungsberuf

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Sie haben etwas Wesentliches gesagt: „Erzieher sollen auskömmlich verdienen“ – und das tun sie nicht, wenn man berücksichtigt, dass sie immer noch unterdurchnittlich bezahlt werden und aus ihrem Einkommen kaum Rücklagen bilden können, die eine auskömmliche Rente im Alter oder bei einer gar nicht so seltenen Berufsunfähigkeit sorgen würde. Wären sie in ihrem Beruf verbeamtet wie es viele Lehrer sind, wären sie im Fall der Berufsunfähigkeit durch den Staat abgesichert wie Polizeibeamte und Lehrer.

Die zu erwartenden Pensionen im Vergleich zu den zu erwartenden Renten sorgen doch schon für reichlich „Abstand“.

Für lebensgefährliche Arbeiten, für Arbeiten unter Lärm (Straßenbau u.an.) mit belastendem Schichtdienst und unangenehmen pflegerischen Aufgaben (insbesondere in Pflegeheimen) könnte es meinetwegen sogar einen riesigen Lohnabstand zu angenehmen Tätigkeiten geben. Dieses ständige Beharren auf Lohnabstand zu denen, die bloß nicht annähernd so viel „verdienen“ sollen wie die eigene Berufsgruppe finde ich kleinkariert. Wie wäre es, wenn wir mal dazu stehen würden, dass andere fairerweise mehr Geld verdienen sollten als der eigene Berufsstand?

Wenn es mal dazu kommen würde, dass in der Alten- und Krankenpflege besser verdient würde als in Krippen, Kitas und Schulen würde ich bestimmt nicht dagegen auf die Straße gehen. – Nicht mal das Weihnachtsgeld wird solidarisch geteilt. (Wenn es denn noch eins gibt.)

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

„Ingenieure so viel verdienen wie ungelernte Eisverkäufer?“
Wer als Ingenieur nach Ingenieurstudium (od. war es nur Ingenieurschule?) bekommt wie Eisverkäufer auch Trinkgeld(er)?

Irinja
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Tja, Fachkompetenz vor Sozialkompetenz…und dann gibt’s da ja leider auch noch die Fachid..t..!

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sapperlot

Schon aus nacktem, egoistischen Eigeninteresse befürworte ich die massive Erhöhung der Löhne und Gehälter des (nettoreal liquide extrem schlecht verdienen) finanziellen Durchschnittsbürgers.

Danke für die Differenzierung.

447
1 Jahr zuvor

Ich persönlich wäre sehr positiv überrascht, wenn die entsprechenden Gewerkschaften mal das tun würden, was ihre eigentliche Aufgabe ist:
Streiken und Arbeitskampf machen für ihre Mitglieder, statt sich mit dem nimmersatten Geldsauger „Staat“ oder Unternehmen und Parteien ins Bett zu legen für Reallohnverluste und Aufsichtsratposten oder ähnliche Spirenzchen.

Ich sehe ja die Entwicklung meines Portfolios.
Es ist LOCKER genug Geld da, um die Menschen angepasst zu bezahlen.

Entsprechende Streikfolgen werde ich schon überleben.
Und langfristig ist das enorm wichtig, um das Vertrauen in die Gesellschaft zu erhalten.

Last edited 1 Jahr zuvor by 447