Tarifstreit: Wirtschaftsverbände nennen Kita-Warnstreiks „eine unnötige Eskalation“

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BERLIN. Mit bundesweit verschärften Streikaktionen machen die Beschäftigten vor der zweiten Tarifrunde des öffentlichen Dienstes von Kommunen und Bund Druck auf die Arbeitgeber. „Heizung ist teurer. Sprit ist teurer. Miete ist teurer. Lebensmittel sind teurer. Seit Monaten steigen die Preise – und das nicht zu knapp. Trotzdem bieten uns Bund und Kommunen nichts an. Der Warnstreik ist daher nur die logische Konsequenz“, erklärte die schleswig-holsteinische GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. Aus der Wirtschaft kommt scharfe Kritik an den Arbeitsniederlegungen insbesondere in Kitas.

500 Euro mehr – mindestens. Foto: Shutterstock

„Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Kitas und im übrigen Sozial- und Erziehungsdienst gehen vor Arbeit unter. Die Personaldecke ist viel zu dünn. Stress beherrscht den Arbeitsalltag. Da dürfen sie wenigstens ein Mindestmaß an Wertschätzung seitens der Arbeitgeber erwarten – und Wertschätzung drückt sich auch in einer guten Bezahlung aus“, so befand Henke.

Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Verwiesen wird auf die hohe Inflation und hohe Arbeitsbelastung im öffentlichen Dienst aufgrund unbesetzter Stellen. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände entgegnete, die Tariflöhne im öffentlichen Dienst seien in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen als die Inflation. Ein hoher Abschluss werde letztlich die Bürger stärker belasten. Die zweite Verhandlungsrunde findet am 22. und 23. Februar in Potsdam statt.

„Es geht in dieser Tarifrunde um einen dringend benötigten Ausgleich der historischen Inflation. Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst leisten anspruchsvolle Arbeit, aber können sich das tägliche Leben kaum noch leisten. Wir bitte alle Eltern und Angehörige um Verständnis und Unterstützung für den Streik, denn zu den derzeitigen Konditionen wird sich der Personal- und damit der Betreuungsplatzmangel nur weiter verschärfen“, sagte Mario Schwandt, Sekretär der GEW Bayern für sozialpädagogische Berufe.

„Eltern und vor allem berufstätige Eltern von betreuungsbedürftigen Kindern in den Tarifkonflikt mit hineinzuziehen ist unverhältnismäßig“

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und die Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie bayme vbm halten die angekündigten Streiks in Kindertagesstätten öffentlicher Träger in Bayern dagegen nach eigenen Worten für eine unnötige Eskalation der Tarifauseinandersetzung. „Flächendeckende Kita-Angebote mit verlässlichen Öffnungs- und Betreuungszeiten sind ein wichtiger Bestandteil für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eltern und vor allem berufstätige Eltern von betreuungsbedürftigen Kindern in den Tarifkonflikt mit hineinzuziehen ist unverhältnismäßig. Lösungen lassen sich ausschließlich am Verhandlungstisch finden“, betont bayme vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Die gesetzliche Lage sei in diesem Punkt eindeutig: Bei einem angekündigten Streik, der die Schließung der Einrichtung zur Folge hat, müssten die betroffenen Eltern rechtzeitig eine andere Betreuungsmöglichkeit besorgen oder Urlaub nehmen. Die Eltern hätten auch keinen Anspruch darauf, ihre Kinder mit in die Arbeit zu bringen. „In den meisten Unternehmen gibt es aber gute individuelle Lösungen. Häufig wird Urlaub gewährt“, erklärte Brossardt und ergänzt: „Nur wenn die Streiks so kurzfristig angekündigt werden, dass die Eltern keine Alternative organisieren können, kann sich unter Umständen eine Freistellung ergeben.“

Auch ein spezieller Homeoffice-Anspruch der Beschäftigten ergebe sich aus den Kita-Streiks nicht. „Soweit nach den bestehenden vertraglichen oder betrieblichen Regelungen Homeoffice möglich ist, kann es aber genutzt werden“, erläutert Brossardt und ergänzt: „Es kann aber nicht Sinn und Zweck von Homeoffice sein, dass Eltern damit Betreuungslücken füllen, die durch Kita-Streiks entstehen.“ Der  Wirtschaftsvertreter betont: „Unsere Unternehmen sind flexibel und legen viel Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Streik mag sich formal gegen den Tarifpartner richten, trifft aber berufstätige Eltern und stellt diese vor große Probleme.“ News4teachers / mit Material der dpa

 

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Trinkflasche
1 Jahr zuvor

Da könnten ja die Arbeitgeber einfach mal Druck bei den Kommunen machen. Wie wäre es damit?

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Wo und wie denn? Am Stammtisch? Die Kommunen sparen doch ne Menge Geld, wenn die Erzieherinnen lange streiken und Streikgeld anstelle des vollen Arbeitslohns bekommen. Und da die Arbeitgeber lieber unter Tarif zahlen würden, werden einige Städte sowieso noch ihre Kitas an private Träger abgeben, die nur nach „Haustarif“ bezahlen.

Stefanie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Die privaten Träger richten sich aber in Zeiten von Fachkräftemangel sowieso an den Tarifgehältern. Eine Erzieherin, die schlechter als nach Tarif bezahlt wird, ist selbst schuld, sie wird überall mit Kusshand genommen. Und natürlich kann die Wirtschaft Druck ausüben auf Kommunen, wo kommen denn die Steuergelder her?
Nur schade, dass die Wirtschaftsvertreter mit solchen Aussagen so tun, als sei Streik unanständig den Eltern gegenüber. Was allerdings unanständig ist, ist welche Bedingungen die Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder inzwischen in Kauf nehmen müssen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefanie

Aha, wieder selber schuld, die dumme, dumme Erzieherin!

Vielleicht ist sie so dumm, diese Kinder zu mögen?

Vielleicht ist sie so dumm, ihre Kollegys nicht im Stich zu lassen?

Vielleicht ist sie so dumm, zu wissen, dass dann mindestens eine Gruppe zu Hause bleiben muss und das den Eltern nicht antun will?

Ja, die Welt ist voller dummer – äh, verantwortungsbewusster! – Menschen.

Ich könnte jetzt auch schreiben, dass manche Eltern….. Aber das widerspricht meiner guten Erziehung, ist nicht zielführend und definitiv unter meinem Niveau!

Hier wird gezielt gespalten und unter Druck gesetzt!

Gerade hier ist Zusammenhalt nötig.

In einer Welt der Individualisten:innen….

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Danke für diesen Beitrag. Besonders schwer fällt es Erzieherinnen, die in Krippen Kinder betreuen, sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Sie möchten die Kinder vor Personalwechsel bewahren und halten darüber manchmal Arbeitsbedingungen aus, die absolut nicht in Ordnung sind. – Ich finde auch, dass sie Respekt verdienen.

Einmal habe ich selbst meinen Kündigungswunsch um einen Monat verschoben, weil ich darum gebeten wurde und mir eine nette Nachfolgerin für meine Gruppe gewünscht habe.

Aber heute müsste man um etliche Monate verlängern, wenn man das Team und die Kinder nicht im Stich lassen will.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefanie

Ach ja? Habe ich nicht mitbekommen, dass die großen Kirchen nun nicht mehr nur „angelehnt“ an den TVöD SuE zahlen? Und ausgerechnet die gewerkschaftsnahe AWO sorgte vor vier Tagen für eine Pressemeldung: https://www.westfalen-blatt.de/owl/tarifflucht-verdi-wirft-awo-owl-intransparenz-vor-2689775?pid=true&npg Nach einer Kündigung der Vollmitgliedschaft im Arbeitgeberverband gelten bestehende Arbeitsverträge zwar noch fort, aber Änderungen nach zukünftigen Tarifverhandlungen müssen nicht mehr übernommen werden.

Träger, die nicht der Tarifbindung zugestimmt haben, zahlen meist zumindest etwas schlechter und einzelne sogar grottenschlecht. Und vor allem Mütter, die aus familiären Gründen am Wohnort arbeiten wollen, lassen sich auf untertarifliche Bezahlung ein. Ländliche Kommunen pflegen – wenn schon, denn schon! – alle Kitas an einen privaten Träger abzugeben. Und wenn der Weg zum Arbeitsort kurz und ohne eigenes Auto zu erreichen ist, wird die Stelle schon mal einer besser bezahlten Stelle vorgezogen. Die Spritkosten sind hoch und bevor man extra früh aufsteht, um trotz Stau pünktlich sein zu können, wird die nächstgelegene Kita bevorzugt.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stefanie

Weil sonst niemand Anstoß an diesen etwas einseitigen Aussagen nimmt: „Nur schade, dass die Wirtschaftsvertreter mit solchen Aussagen so tun, als sei Streik unanständig den Eltern gegenüber.Was allerdings unanständig ist, ist welche Bedingungen die Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder inzwischen in Kauf nehmen müssen.“

Gibt es zu dieser Erkenntnis auch noch als Ergänzung die Selbsterkenntnis, dass die Berufsgruppe der Erzieherinnen leider zu unanständigen Betreuungsbedingungen ihren Teil beigetragen hat? Eine Betreuung von zu großen Gruppen durch eine Kraft oder zu wenig ausgebildete Kräfte, dürfte nicht stattfinden. Doch wie viele Fachkräfte haben sich lieber unter Druck setzen lassen als zu sagen „So geht das nicht. Das ist zu riskant“?

An der Erzieherfachschulen hat man den Auszubildenden beigebracht, dass es „Muss-„, „Soll-“ und „Kann-Erwartungen“ gibt. Die im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtige Aufsichtspflicht, gehört zu den Muss-Erwartungen. Sie zu erfüllen, bringt kein Lob ein. Es handelt sich schließlich um etwas, was definitiv erfüllt werden muss. – Bei den „Soll-Erwartungen“ geht es um die Bildung- und Erziehungsarbeit“, die auch abzuleisten ist, aber wenn etwas heute nicht klappt, dann kann es auf später verschoben werden. Und besondere Anerkennung gibt es, wenn Fachkräfte mehr leisten als sie sollen und als es allgemein üblich ist (und alles gut ausgeht). „Die weltbesten Erzieherinnen sind so toll, die betreuen auch allein zwei zusammengelegte Gruppen…“

In diesem Sinn finde ich es auch unanständig gegenüber Kindern, wenn eine Fachkraft mehr leisten will, als sie verantworten kann. Wenn Kolleginnen unter Druck gesetzt werden, sich diesbezüglich anzupassen oder wenn Auszubildenden vorgelebt wird, dass man nicht gelernt hat, wann man Arbeitsbedingungen nicht mehr mittragen kann.

Die Verantwortlichen vor Ort sind nämlich immer nur die anwesenden Fachkräfte und nicht irgendwelche Externe, die Vorgaben machen wollen.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich meine mal gehört zu haben, dass Unternehmen sowas wie Gewerbesteuern an Kommunen abführen. Wenn nun Unternehnen nicht produzieren können oder Dienstleistungen erbringen können, weil die Daseinsvorsorge nicht funktioniert, sinken auch die Erträge der Kommunen. Was meinst du, könnte so ein Argument nicht in irgendeiner Form ein Druckmittel sein?

Ferner ist es scheinheilig was von den Arbeitgeberverbänden kommt und das Spiel offensichtlich. Ich würde mich hier als Elternteil nocht vor den Karren spannen lassen, sondern meinen AG auffordern, aug wessen Seite er steht.

Ansonsten haben wir einen Arbeitnehmernarkt. In einigen Köpfen scheint das noch nicht so richtig angekommen zu sein.

Last edited 1 Jahr zuvor by Trinkflasche
Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Eine Rebellion von unten ist eigentlich schon lange überfällig. Ich frage mich auch, ab wann sinkende Gewerbesteuereinnahmen mehr ins Gewicht fallen als die Einsparungen der Kommunen, die streikenden ErzieherInnen keinen Lohn mehr bezahlen. Das hängt von den zu versteuernden Einkünften und der Zahlungsmoral der Unternehmer ab. Wenn es coronabedingt nicht gut lief, wird mehr Druck auf den Eltern abgeladen – und deren Überlastung wird auch von den Erzieherinnen wahrgenommen. Frei von Mitgefühl sind die wenigsten. Auch wenn hier schon mal Eltern meinen, Erzieherinnen wären schadenfroh oder unverschämt.

Doch angesichts von voraussehbarem Gegenwind sollten streikende Erzieherinnen nicht die Weicheiner (sorry) sein, die sich einreden, dass sie das Beste für die Kleinsten tun würden, wenn sie brav in die Kitas zurückkehren. Die Gefahr besteht jetzt eigentlich kaum noch. Aber ein lang andauernder Streik kann zermürbend wirken.

Hoffnung macht, dass sich die Berufsgruppe endlich organisiert hat und weiß, was sie will und was nicht. Doch das kommt nicht in der Deutlichkeit rüber, die von den Tarifparteien verstanden wird. (Ich meine auch die Gewerkschaften!) Da für den öffentlichen Dienst verhandelt wird, geht es im Streik streng genommen nicht um die Zustände in Kitas.

Nur wenn wirklich viele Fachkräfte gewillt sind, den Rechtsanspruch auf Betreuung der Jüngsten in Frage zu stellen, sollten die Kitafachkräfteverbände das tun. Ob eine überzeugende Mehrheit dafür wäre, kann ich nicht beurteilen. Ich wohne in einer ehemals besonders krippenarmen Gegend, wo die jungen Familien schon nach Alternativen suchen und einige lieber Betreuungsgeld als eine unzuverlässige Kleinkindbetreuung haben möchten. Erzieherinnen, die mit der Krippenbetreuung wie sie derzeit sattfindet, zufrieden sind, kenne ich nicht. In östlichen Bundesländern mag es anders aussehen. Wie gesagt, ich weiß es nicht.

Die Tarifverhandlungen des letzten Jahres für den TVöD SuE haben viele ErzieherInnen entttäuscht. Sie hatten gehofft, der Streik könne irgendwie doch etwas an den Arbeits- und Betreuungsbedingungen ändern. – Und dann würden ihnen die freien Tage außer der Reihe als Errungenschaft verkauft… ( Kolleginnen für einen freien Tag allein lassen, kam nicht gut an.)

Wenn die Erzieherinnen etwas erringen wollen, wird es anstrengend. Aber was bleibt ihnen sonst? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende…

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

„Die Kommunen sparen doch ne Menge Geld,…“
unbestritten wenn es Arbeitstellen und Tätigkeiten im ÖD sind, wo Arbeiten auch mal ein paar Tage liegen bleiben könnten oder nicht nachgeholt werden (KiTa-Betreuung).
Die Müllwerker müssen die Tonnen dann eben nachleeren und bekommen die Mehrarbeit vergütet.
Angestellte Lehrer brauchen auch nicht nacharbeiten, also weder Vor- noch Nachteil.

Allerdings im ÖPNV fallen alle Streikenden den bereits outgesourcten Kollegen (Billigkräften) richtig in den Rücken, zumindest denen die nicht Gewerkschaftsmitglied sind und neben deutlich geringeren Stundenlöhnen obendrauf – für durch Ausfallzeiten der Streiker verursacht – dann weder Streikgeld noch Stundenlohn bekommen. Also sozial ist dies nicht.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Kitas üben Druck aus auf die Wirtschaft? Interessant …

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Die „resiliente“ Wirtschaft leidet jedoch noch nicht mal unter Phantomschmerzen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

… und Eltern üben indirekt Druck auf die EuEs aus, weil kein EuE will, dass ein Elternteil freigesetzt wird …

Aber es wär schon schön – echter Druck auf die Wirtschaft. Von allen Seiten, allen Verbänden und Gewerkschaften….

Hat sich doch im Lockdown gezweigt, dass auch diet (auf Hochniveau!) geschwächelt wird.

Wieso nicht aus diesen Erfahrungen Konsequenzen ziehen und drauf aufbauen!? 😉

Die Wirtschaft lacht sich doch ’nen Ast.

Anne
1 Jahr zuvor

„Lösungen lassen sich ausschließlich am Verhandlungstisch finden“. Das möge der Arbeitgeberverband doch mal bitte den Kommunen mitteilen. Zur ersten Verhandlungsrunde ohne Angebot zu erscheinen, ist einfach erbärmlich.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne

Nein. Das ist Taktik und zeigt bereits klare Kante und Verachtung.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne

Das war „ausschließlich“ ein Muskelspielchen. Schweigen ist eine gute Taktik. Sollten Erzieherinnen auch mal ausprobieren.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Es wäre hilfreich, wenn in solchen Artikel mal aufgeschlüsselt wird, was eine Erzieherin im Kindergarten verdient. In meinem Bekanntenkreis gehen die Bezüge von 2100 netto (23Jährige, Anfängerin) bis 3500netto (35Jährige, Leiterin).

Wie sieht es eigentlich mit den Tarifverträgen aus. So ziemlich jeder Kindergarten wird von einem anderen Träger finanziert, würde ich mal behaupten. Ein beliebter Taschenspielertrick durch das Jugendamt meiner Stadt ist die Gründung eines Trägervereins. Das Geld kommt von der Stadt, die Arbeitnehmern müssen aber nicht nach Tarif bezahlt werden.
In genau diesen Kindergärter fehlen unverständlicherweise dann die Kindergärtnerinnen.

Krempe
1 Jahr zuvor

Eine völlig abwegige Idee, aber warum beteiligen sich die Unternehmen dann nicht an den Betreuungskosten ihrer Angestellten um die Kommunen finanziell zu entlasten und somit Streiks abzuwenden? Macht keinen Sinn, ich weiß, da wird kein Gewinn mit gemacht und die Gehälter der Managmentetagen lassen sich damit auch nicht ins unermessliche steigern.

Es ist eine Unverschämtheit zu versuchen die Angestellten in den Kitas und anderen Sozialen Berufen emotional zu erpressen. Anstatt sich einzubringen und die Forderungen zu unterstützen um eine schnelle Lösung zu erreichen wird versucht die Angestellten so in einen Zwiespalt zu bringen das sie nicht Streiken, um den armen Kindern und Eltern das nicht an zu tun (die in vielen fällen um längen mehr verdienen als sie und noch der Meinung sind es sei ja schrecklich und finanziell nicht leistbar mal einen Tag nicht Arbeiten zu können.). Ich hoffe das sich keiner damit beeinflussen lässt, aber erfahrungsgemäß fällt es gerade den Angestellten in diesen Bereichen schwer sich nicht auf diese Weise manipulieren zu lassen.

Und da leider die Streikbereitschaft in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes, insbesondere der Verwaltung, noch geringer ist, bleibt es an den Pädagogischen Fachkräften, Bauhöfen und anderen streikwilligeren Teilen des öffentlichen Dienstes für gerechte Bezahlung zu kämpfen.

GS in SH
1 Jahr zuvor

Mit Streiks ist es wie mit Medikamenten: was keine Nebenwirkungen hat, hat meist auch keine Wirkung..

Last edited 1 Jahr zuvor by GS in SH
Carsten
1 Jahr zuvor

Wo sind die Betriebskindergärten ?

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten

Meinen Sie Mini-Kitas? Der Name klingt nett und viel versprechend. Aber eigentlich handelt es sich um fragwürdige Notlösungen. Mini-Kitas sind Einrichtungen, für die etliche Vorschriften nicht gelten, die für den Erhalt der Betriebserlaubnis eines Kindergarten nötig wären.

Maggi
1 Jahr zuvor

Wir haben doch kaum noch eine soziale Marktwirtschaft. Es geht nur um Gewinnmaximierung und nicht mehr ansatzweise um das Wohl der Beschäftigten. Ich finde, die Kitas sollten viel mehr streiken, dann würden der Wirtschaft die Verluste zu hoch und es würde Druck auf die Politik erzeugt, sich zu bewegen. Unser Staat hat mitunter die höchsten Steuereinnahmen in Europa, aber das Geld wird sinnfrei ausgegeben oder besser gesagt verbrannt.
100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr, aber für Kinder ist nichts da.

Die Gesellschaft muss endlich verstehen, dass sie, trotz Unannehmlichkeiten, auf der Seite der Streikenden sein muss, nur so bewegt sich etwas.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maggi

Was ist leichter: Die Gesellschaft zu ändern oder sich selbst?
Ich denke, dass die Gesellschaft immer noch zu schwerfällig reagiert und diesbezüglich wenig zu erwarten ist. Aber es ist ein gutes Zeichen, dass sich innerhalb weniger Jahre so viele ErzieherInnen entschlossen haben, Mitglied in einem Kitafachkräfteverband zu werden. Allmählich ist doch ziemlich klar, wie Menschen in sozialen Berufen als Manövriermasse benutzt werden.

Wo bleiben die bodenständigen, garantiert als „unverschämt“ empfundenen Forderungen von Fachkräften, die die Grenzen der ihrer Belastbarkeit und die Grundbedürfnisse derKinder ernst nehmen.

Alle sagten: Das geht nicht. Aber dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht. – In diesem Sinne viel Ausdauer und Erfolg bei der Erreichung wichtiger Ziele!

vhh
1 Jahr zuvor

Vor gar nicht so langer Zeit hätte man das als unverschämte Erpressung und Einmischung in die Tarifautonomie einer anderen Branche bezeichnet. Wird leider niemand tun, das auszusprechen wäre ja eine ‚unnötige Polarisierung‘ oder so ähnlich, viel schlimmer als diese Pressemeldung, die ja nur ‚der Sorge um den Wirtschaftsstandort Ausdruck verleiht‘.

Ben
1 Jahr zuvor

Vielleicht sollte sich die Wirtschaft auch mal vor der eigenen Haustüre kehren, wenn die Not aus deren sicht zu groß ist:

Schließt euch zusammen (mehrere Unternehmen), eröffnet Betriebs-KITAs, zahlt den Erzieher*innen attraktivere Löhne und schon bindet ihr Arbeitskräfte an euch, sowohl auf der Erzieher*innen-Seite als auch auf der Seite der übrigen Angestellten.

Die Städte und Gemeinden können keine Allversorgungs- und Rettungsdecke für alle Probleme in Deutschland sein … und die dortigen Angestellten schon überhaupt nicht!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„“Flächendeckende Kita-Angebote mit verlässlichen Öffnungs- und Betreuungszeiten sind ein wichtiger Bestandteil für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eltern und vor allem berufstätige Eltern von betreuungsbedürftigen Kindern in den Tarifkonflikt mit hineinzuziehen ist unverhältnismäßig. Lösungen lassen sich ausschließlich am Verhandlungstisch finden“, betont bayme vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.“

Ähm, das hat der junge Mann sehr richtig verstanden.

Umso mehr wundere ich mich, dass er nicht versucht, den EuEs entgegenzukommen. Und zwar wertschatzend und anerkennend!

Es nürzt nichts, wenn die EuEs, die noch bei der Stange sind, ausfallen oder hinschmeißen.

Wobei das die Dringlichkeit und Notwendigkeit sehr untersützen würde.

„Nur wenn die Streiks so kurzfristig angekündigt werden, dass die Eltern keine Alternative organisieren können, kann sich unter Umständen eine Freistellung ergeben.““

Und spielt gekonnt Eltern und EuEs gegeneinander aus. Teile und herrsche!

Für diese Aussage sollte er in’s Gefängnis! Das ist eine ganz klare Drohung. Vermutlich im Arbeitsvertrag verankert.

Kinder dürfen nicht mit zur Arbeit gebracht werden…

Hier sehen wir doch erneut, wie kinder- und familienfeindlich AGs sind. Das kann man beim besten Willen nicht schönreden.

Auch HO geht nicht – teile und herrsche und mach sie dir zum Untertan durch Druck, Zwang und Angst.

Und hier wende ich den Trick von 447 an – ich tausche ein Wort aus. Mal sehen, ob’s bemerkt wird:

„Der Wirtschaftsvertreter lügt: „Unsere Unternehmen sind flexibel und legen viel Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Streik mag sich formal gegen den Tarifpartner richten, trifft aber berufstätige Eltern und stellt diese vor große Probleme.““

Streikt weiter, Eltern – es geht um eure Kinder – macht mit! Auch wenn ihr Urlaub nehmen müsst.

Die Situation ist so absurd, da weder Eltern noch EuEs das Problem sind noch es forcieren.

Diese Taten schreibe ich anderen zu.

Mondmatt
1 Jahr zuvor

Tarifstreit: Wirtschaftsverbände nennen Kita-Warnstreiks „eine unnötige Eskalation“
Schon bemerkenswert, wie frei von jeglichem Schamgefühl man sein muss um, aus purem Egoismus so scheinheilig eigene Interessen als „Stimme der Vernunft“ auszugeben.

Übersetzung:
Die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen des Kita Personals sind uns absolut egal.
Die sollen gefälligst arbeiten, egal wie. Wir brauchen die Eltern der Kinder schließlich für die Renditen.

Dorina
1 Jahr zuvor

Erzieher/ innen sollten sogar noch viel mehr streiken und zwar alle gleichzeitig!!!!!!! Und zwar genau solange bis endlich menschliche Bedingungen für die Kinder und das pädagogische Personal in Kindertagesstätten vorhanden sind. Der aktuelle Zustand ist einfach nur noch grausam.

laromir
1 Jahr zuvor

Stimmt, statt zu streiken, kann man sich auch was anderes suchen. Das wird allen natürlich ungemein weiterhelfen. Und Nachwuchs für EuE findet man sicher auch am besten mit unattraktiv Bedingungen. Wer Ironie findet…usw. Die haben alle den Knall nicht gehört, wenn in sozialen Berufen sich nichts ändert, dann werden bald die Kinder mir auf die Arbeit müssen oder die Eltern nicht mehr berufstätig sein können. Ohne Personal keine Kita, kein Krankenhaus und keine Schule usw. Eskalation scheint notwendig

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Ruhig durchatmen und sich immer wieder fragen: Muss ich das wirklich mitmachen?

Gibt es eigentlich die Möglichkeit, dass Mitglieder der Kitafachkräfteverbände eine günstige Rechtsschutzversicherung über den Verband zu Berufsfragen abschließen können? Die Mitgliedsbeiträge der Verbände sind wirklich sehr niedrig und mit einer Erhöhung ließe sich mehr bewirken.

Die Weichen wurden von der Politik so gestellt, dass ErzieherInnen auf lange Sicht nicht aus der Überlastung herauskönnen. – Es sei denn, sie verlassen die Spur.

Sam
1 Jahr zuvor

Also sry, da werde ich keine Rücksicht mehr drauf nehmen, wer Kinder machen kann, muss sich auch auf alle Eventualitäten vorbereiten.
In der heutigen Geselkschsftsform sind Kinder doch in der Regel bei vielen Menschen nur Prestige Objekte, weil das so vorgegeben ist bekommt man dann mal ein Kind. Viele Frauen bekommen Kinder um ihrer stressigen Arbeit für ein paar jahre entfliehen zu können oder einfach ganz Mutter zu sein was ich befürworte wenn es dann auch Mit der Erziehung klappt. Aber auch da muss ich leider sagen das ein Großteil nicht mehr in der Lage ist ein kind ordentlich zu erziehen, und wer soll es dann ausbaden wenn der karren schon im Dreck ist, wir Erzieher.
Sollen dich die netten Herren und Damen aus der Politik die such aufregen das wir dicht machen für die streikphase mal in die Kita begeben und den Job machen.
Lächerlich sind die Aussagen, weil die gar keine Ahnung haben was abgeht.
Und was gefordert wird ist meines Erachtens nach noch viel zu wenig.
Stellt euch vor die erzoeher wollen alle ne Arbeitszeitverkürzung auf 35 Std die woche, was das wohl mit dem ehh schon unzureichendem Personalschlüssel machen würde, da hätte ich richtig Freude dran.
Aber gerade in den sozialen Bereichen wird ja leider immer alles bedacht nur wer denkt denn da bitte wirklich daran das menschen Verpulvert werden weil sie aufgrund der Fülle an arbeit immer unzufriedenen werden und das Resultat ist dann Eine Ikea Bällebecken Pädagogik.
Die Politik nutzt die Gutmenschen aus bis sie zu nichts mehr zu gebrauchen sind.
Macht euch darüber lieber Gedanken!

Ceterum Censeo
1 Jahr zuvor

Heureka.
Wie wärs damit: einfach alle Kinder in Hogwarts Internate nach England schicken.
Schwups deutscher Erzieher-/ Lehrermangel behoben und deutsche Arbeitnehmer können 24/7 als willfähige Arbeitsleistungsuntergebene ihren Arbeitstraum verwirklichen.
Utopie oder doch Dystopie?

Zur besseren Lesbarkeit wird auf die unterschiedlichen Sprachformen m/w/d verzichtet.

Ceterum censeo die KMs nur noch mit Fachkräften besetzen.

Dorina
1 Jahr zuvor

Die heutige Welt besteht nur noch aus empathielosen Egoisten. Kinder werden nur noch als Objekte gesehen und solange wie möglich abgeschoben und sie haben zu funktionieren. Es gibt ja schließlich auch für solche „Dinge“ Personal. Aber so funktioniert das mit Menschen einfach nicht!!!!! Den Job in einer Kindertagesstätte kann man nur noch machen, wenn man völlig empathielos ist oder Kinder nicht mag.Ansonsten geht man bei den katastrophalen Bedingungen physisch und psychisch kaputt.
Nicht alleine die Politik ist Schuld.Schätzungsweise 80 Problem der Eltern sind völlig überfordert mit ihren Kindern. Da fragt man sich wirklich, warum haben sie Kinder bekommen!????? DAS Bauchgefühl ist bei den meisten Menschen einfach nicht vorhanden. Erziehung von Kindern kann so einfach sein.

GriasDi
1 Jahr zuvor

Zitat:
„Aus der Wirtschaft kommt scharfe Kritik an den Arbeitsniederlegungen insbesondere in Kitas.“

Ach was? Rezept: Bullshit-Jobs in Unternehmen streichen und die Leute dann zur Kinderbetreuung einsetzen. Ach nee, dann müssten die ja was arbeiten und für so wenig Kohle schon gar nicht.

TaMu
1 Jahr zuvor

Was Herr Brossardt nicht verstanden hat, ist, dass für die Eltern schwierige Betreuungsausfälle durch den generellen Personalmangel entstehen und nicht durch die kurzen Streiks, obwohl das auf den ersten Blick so aussehen mag.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Ob es dann wie bei der Post geschehen auch die insgesamt 3.000 € als sog. Inflationsgeld (steuer- und abgabenfreie Sonderzahlung des AG) auf mehrere Monate verteilt geben wird?

Kämen dann auch die 340 € mehr ab 1. April 2024 für Alle wäre dies dann auch weit weg von 10,5 %, aber mindestens 500 €.

Alles ohne Stundenerhöhung etc., ich bin einfach mal gespannt …

Ava
1 Jahr zuvor

Da kommen mir die Tränen!!! Am besten gehen die Erzieher nachmittags oder am Wochenende streiken, damit niemand darunter leiden muss! Der Herr Brossart hat offensichtlich den letzten Schuss nicht gehört!