Klage gegen Gendern an Schulen: Berliner Vater zieht nun vors Oberverwaltungsgericht

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Sternchen und Sprechpausen: Der Rechtsstreit über genderneutrale Sprache an Berliner Schulen geht in die nächste Runde. Der Vater, der Ende März vor dem Verwaltungsgericht mit einem Eilantrag gegen die Praxis an der Schule seiner Töchter scheiterte, will nun das Oberverwaltungsgericht anrufen. Das teilte der Verein Deutsche Sprache am Donnerstag mit, der die Klage unterstützt.

Das Oberlandesgericht hat nun zu entscheiden. Foto: Shutterstock

Der Kläger wendet sich dagegen, dass Lehrerinnen und Lehrer an der Schule seiner Töchter teils beim Sprechen Pausen lassen – etwa bei dem Wort «Lehrer-innen» – um die lange übliche männliche Form zu vermeiden. Teils würden auch Sternchen oder ein Binnen-I in Mails an Eltern oder in der schulischen Aufgabenstellung verwendet. Der Kläger und der Verein bezeichnen dies als Ideologie.

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«Lehrer und Schulen haben neutral zu sein», erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer. «Schüler jeden Alters müssen eine Sprache lernen, die normiert ist und überall verstanden wird.» Die Genderschreibweise weiche von der amtlichen Rechtschreibung ab und verstoße gegen das Neutralitätsgebot.

Das Berliner Verwaltungsgericht entschied anders. Vor dem Hintergrund des staatlichen Erziehungsauftrags sei nicht zu erkennen, dass die Schulaufsicht gegen gendergerechte Sprache einschreiten müsse. Die Schulleitungen hätten Lehrkräften das Gendern im Unterricht freigestellt und zugleich darauf hingewiesen, dass die Rechtschreibregeln einzuhalten seien, stellte das Gericht klar. Die Nutzung geschlechterneutraler Sprache in Lehrmaterialien überschreite nicht den durch die Rahmenlehrpläne eingeräumten Spielraum. Auch sei eine genderneutrale Kommunikation mit Eltern- und Schülerschaft nicht zu beanstanden (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Kultusministerium: Gendern ist kein Fehler – AfD warnt vor „übergriffigen Lehrern“

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14 Kommentare
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Metalman
11 Monate zuvor

Einerseits richtig, weil das Argument einer normierten Sprache nicht wegzureden (im wahrsten Wortsinne) ist. Woran soll mann sich als Schüler (nicht gegendert) denn orientieren, wenn der eine Kollege die Sprechpause macht, der andere immer beide Formen verwendet, ein Dritter Sprachverrekungen wie „Lernende“ usw. Andererseits ist es unrealistisch, denn wo fängt Gendern an? Schon wenn man z.B. von „Schülerinnen und Schülern“ spricht? Das ließe sich auch gar nicht verbieten, oder? Das zweite Argument ist der nicht unerhebliche – zumindest indirekte – Druck, auch irgendwie zu gendern, weil man sonst Nachteile befürchtet.Falls die Klage durchkommt, bin ich auf die Umsetzung gespannt.

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Metalman

Gendern fängt schon mit der Frau als Person an. Dem – in, dem sie, ihr. Ansonsten gibt es nur den HuMAN!

Bla
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

woMAN … Und jetzt?

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Eben!

Rainer Zufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Metalman

Stimmt wohl. Abkürzungen sind allgemein schlecht zu lesen. Zur Schönheit des Schriftbildes sollten diese künftig unterlassen werden.
Zuletzt Dialekte… oh Junge!
In ihrer Gegend mögen sie ja als charmant gelten, aber sie weichen von der Einheitlichkeit der deutschen Sprache teils massiv ab und könnten Kinder irritieren. Trotz aller Nostalgie und Befangenheit sollten wir uns alle auf die Sprache besinnen und sowas von Schulen fernhalten!

Last edited 11 Monate zuvor by Rainer Zufall
Walter Hasenbrot
11 Monate zuvor
Antwortet  Metalman

Auch das zweite Argument ist eher schwach.

Beim Gendern gibt es keine neutrale Position. Auch wer als Lehrer nicht gendert, übt auf seine SchülerInnen dadurch möglicherweise Druck aus, dies auch nicht zu tun.

Bla
11 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ja, weil wir alles Menschen sind.
Menschen lernen mitunter durch Nachahmung (und Anpassung).
Warum sollte man nicht beides für „okay“ befinden? Beim Dialekt ist das auch immer eine Sache der Sicht. Paar finden das „okay“ und andere halt nicht. Die SuS kommen damit schon klar normalerweise.

Witzig ist, dass Sie eben beides gemacht haben … Lehrer nicht gegendert, SchülerInnen aber schon.
Sind Sie jetzt „Pro-Gender“, „Kontra-Gender“ oder „Mal so mal so“ oder ist es komplett egal?
Das ist doch das eigentliche Problem vieler … Man wird unsicher, was „okay“ ist. Und wann man schon als unsensibel gilt, obwohl man den Menschen als Menschen betrachtet und nicht rein als Ausdruck der Sprache (als Formalität wie das „Sie’zen … Was für mich persönlich auch nichts mit Respekt zu tun hat).

Das kann man bei einigen verhasplern medial auch immer wieder mal sehen, wie kritisch und peinlich das werden kann. Obwohl man das „gut machen will“.

GriasDi
11 Monate zuvor

Zum Glück haben wir keine anderen Probleme. Wie gut es uns geht.

447
11 Monate zuvor

Merkwürdig.
Hat er denn nichts dazugelernt – oder zu viel Geld?

Im aktuellen gesellschaftlichen Klima wird kein Gericht der Republik so etwas „stoppen“.

Rainer Zufall
11 Monate zuvor

Richtig so! Die deutsche Sprache bein-hal-tet keinen Glottischlag! Einfach a-bar-tig! 😀

Aber keine Sorge, bald haben wir eh zu wenig Lehrkräfte, um den Kindern noch irgendwas beizubringen.

Walter Hasenbrot
11 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ihre Behauptung ist doch schon durch das bekannte Beispiel „Spiegel- ei“ widerlegt.

Rainer Zufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Verhunzung der Sprache! Ab sofort bitte Spie-ge-lei! 😛
Immerhin geht es um tausende verzweifelte Kinder. Ich warte nur noch darauf, dass die entsetzlichen Rückstände in den Grundschulen vonseiten der Poltitik einzig und allein auf das Gendern zurückgeführt werden…

Georg
10 Monate zuvor

Ein Linguist hält das Urteil für einen schwerwiegenden Fehler, weil es die 1000-jährige Geschichte der deutschen Sprache zerstört:

Gendern an Schulen: Das Gericht stellt eine tausendjährige Sprachgeschichte in Frage (msn.com)