Kultusministerium: Gendern ist kein Fehler – AfD warnt vor „übergriffigen Lehrern“

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HANNOVER. Wer in Klassenarbeiten oder Klausuren mit Gender-Sternchen schreibt, soll in Niedersachsen nicht dafür bestraft werden. Die AfD sieht dadurch die «deutsche Kultursprache» in Gefahr.

Der Rotstift soll beim Gendern nicht zum Einsatz kommen. Foto: Claudia Hautumm / pixelio.de

Schülerinnen und Schülern sollen nach Ansicht der niedersächsischen Landesregierung keine Nachteile entstehen, wenn sie in ihren Prüfungen gegenderte Begriffe verwenden. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der AfD im Landtag hervor. Darin heißt es, die Regierung unterstütze es, «eine geschlechtersensible Sprache in Wort und Schrift im Unterricht sowie in außerunterrichtlichen Kontexten zu beachten».

Das Gendern solle nicht als Verstoß gegen die Sprachrichtigkeit sanktioniert werden, heißt es weiter. Es könne von den Prüferinnen und Prüfern allerdings auch nicht angeordnet werden. Zur Begründung führt das Ministerium an, dass zum Beispiel in Abiturklausuren längst auch Texte bearbeitet werden, in denen gegendert wird. Es sei daher nicht vermittelbar, wenn diese Schreibweise in den Texten der Prüflinge dann als Fehler gewertet würde. Gleichwohl dürften Schülerinnen und Schüler nicht dazu aufgefordert werden, obligatorisch auf Sonderzeichen im Wortinnern zurückzugreifen, um geschlechtersensibel zu schreiben.

Die Landesregierung wies zudem den von der AfD verwendeten Begriff der «Gendersprache» zurück. Dabei handele es sich um eine negativ konnotierte Wortschöpfung, die nahelege, dass staatliche Einrichtungen eine andere als die deutsche Sprache einführten. Das Ministerium schreibt stattdessen von «Neographien», also Abweichungen von einer vorherrschenden Schreibart.

Der AfD-Bildungspolitiker Harm Rykena, der die Anfrage gestellt hatte, kritisierte die Position der Regierung. «Die deutsche Rechtschreibung wird beliebig. Unserer historisch gewachsenen deutschen Kultursprache wird durch diese verquere Praxis des Kultusministeriums ein Bärendienst erwiesen – Schluss damit», sagte er.

Positiv sei allerdings die Klarstellung des Ministeriums, dass geschlechtersensible Sprache nicht angeordnet werden dürfe, so Rykena weiter. «Schüler, denen übergriffige Lehrer das Gendern aufzwingen wollen, werden sich darauf jetzt berufen können», sagte der AfD-Landtagsabgeordnete. News4teachers

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Realist
1 Jahr zuvor

übergriffige Lehrer“

Die AFD kann ihr Lehrer-Bashing offensichtlich nicht lassen. Gehört bei denen wohl zum Parteiprogramm…

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Sie schafft es immer wieder, sich durch solch dumme Aktionen noch unwählbarer zu machen als sonst schon.

In der Sache hat sie aber recht. Eine Undoktrination von Jugendlichen in egal welche Richtung verstößt gegen das Neutralitätsgebot der Schulen. Dazu zähle ich die Themen Religion, Gender / sexuelle Orientierung, Politik usw..

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich meinte die Indoktrination nicht auf die AfD bezogen sondern ganz allgemein. Die Jugendlichen sollen sich das (Fach-) Wissen aneignen, um bei den Themen zu einer eigenen fundierten Meinung zu gelangen. In den meisten Fällen wird das die allgemein anerkannte Meinung sein, Abweichungen sind aber möglich und in einer pluralistischen, diversen, demokratischen Gesellschaft aushaltbar. Dabei setze ich eine Vereinbarkeit mit den geltenden Gesetzen und der Meinungsfreiheit voraus.

Blau
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das Grundgesetz ist abet keine Meinung. Es darf keiner diskriminiert werden. Also erziehe ich die Schüler*innen zu Toleranz. Ich frage sie nicht, ob sie das möchten.
Genau wie ich sie nicht frei entscheiden lasse, ob Mülltrennung angebracht ist.

Chris
1 Jahr zuvor
Antwortet  Blau

Ja genau, nur durch das korrekte gendern wird niemand diskriminiert!
Wie haben wir das nur in den letzten Jahrzehnten ohne diesen Schwachsinn geschafft?

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Hmm ich bin ja generell kein Freund von Meldeportalen. Das erinnert an düstere Zeiten. Egal ob von der Afd oder der Amadeu Antonio Stiftung, Greenpeace oder sogar in NRW bei Delikten unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Sowas geht gar nicht. Und es stimmt, es gibt kein Neutralitätsgebot. Allerdings setze ich das bei sensiblen und guten Lehrkräften voraus. Wenn ich ständig zeige wie dufte ich die Grünen finde und entsprechend deren Politik hervorhebe, verhalte ich mich nicht professionell. Und da wären wir wieder an der Grenze zur Überwätigung

Rainer Zufall
1 Jahr zuvor

Ich lese eigentlich nichts Konkretes über übergriffige Lehrkräfte. Es scheinen vielmehr nur die Gegner*innen des Genders vor Gericht zu ziehen…

Gendert oder auch nicht! Wie beim Zitieren gilt: Einheitlichkeit. Wer Sternchen oder ähnliches verwendet, muss es auch durchziehen. Mehr Anspruch stelle ich nicht

Dreamghost
1 Jahr zuvor

„Die deutsche Rechtschreibung wird beliebig. Unserer historisch gewachsenen deutschen Kultursprache…“ Selten so gelacht, als wäre es seit 1000 Jahren dieselbe Sprache, mit derselben Schreibweise. Finde den Ansatz des KMs, die Schreibweise freizustellen, richtig.

Pälzer
1 Jahr zuvor

Mir scheint, beide Seiten verwenden hier Strohmann-Argumente.
Wo soll das Problem sein, wenn ein Schüler Sternchen oder ähnliche Gender-Schreibweisen verwendet? Wir kämpfen doch an ganz anderen Fronten (Kommaregeln, Weglassen der letzten Buchstaben eines Wortes, unlesbare Zeichen usw.). Aber gegenderte Texte habe ich noch von keinem Schüler gelesen, der nicht in der SV oder sonst politisch aktiv ist.
Dagegen tauchen die Sternchen, Doppelpunkte und andere «Neographien» mehr und mehr in offiziellen Texten der Lehrer und Schulleiter auf, die eine höhere Karriere anstreben. Die Sprache repräsentiert offensichtlich eine weltanschauliche und politische Position. Und hier wird es spätestens dann bitter, wenn uns Lehrern ohne eigene Einflussmöglichkeit z.B. Formulare, Elternbriefe usw. aufgenötigt werden, deren Sprachform wir für hässlich, ideologisch und indoktrinierend halten. So läuft es derzeit in unserer Schule.

„geschlechtersensibel“ ist ein ziemlich unerträglicher Euphemismus für gegendertes Deutsch. Es überhöht sich selbst, und wirft allen Sprechern und Autoren vor 2010 und denen, die auch heute noch Standarddeutsch sprechen, implizit vor, sie seien eben geschlechter – unsensibel.

Alla
1 Jahr zuvor

Ich erinnere mich noch daran wie es war, als vor etwa 2 Jahrzehnten die Begriffe Integration und Inklusion an Fahrt aufnahmen.

4 Buchstaben wurden wichtig: KISS! Keep it short and simple.
Wurden Referendare oder LK begutachtet ( besonders in Grundschulen und den ersten Gemeinschaftsschulen) war es wichtig, ob ihre Sprache einfach und präzise war. Kurze Sätze, inhaltlich klar und mit möglichst allgemein üblichen Wörtern aus dem gebräuchlichen deutschen Wortschatz.

Behörden waren angewiesen, Schreiben in “ Einfach-Deutsch“ zu verfassen, so dass auch ein Nichtakademiker/Neubürger sie beim ersten Lesen verstehen konnte.

Inklusiv und integrativ eben, für den Großteil der Bevölkerung.

Leider hielt dieser Trend nicht lange an. Schade!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Also früher haben sich die Lehrer (auch an Grund- und Volksschulen) kompliziert und unpräzise ausgedrückt? Das kann ich mir nicht recht vorstellen.