GEW offen für Zeugnisse ohne Noten bis zur sechsten Klasse (wenn…)

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HANNOVER. Bekommen bald mehr Schülerinnen und Schüler ihre Zeugnisse ohne die bekannten Noten von eins bis sechs? Die niedersächsische Landesregierung will das ermöglichen. Die Bildungsgewerkschaft GEW könnte dem viel abgewinnen – unter einer Voraussetzung.

«Ich glaube, dass auch die Schülerinnen und Schüler mit einem Berichtszeugnis mehr anfangen können»: GEW Landeschef Stefan Störmer. Foto: GEW Niedersachsen

Die Bildungsgewerkschaft GEW ist offen für den Plan der Landesregierung, Niedersachsens Schulen mehr Möglichkeiten zu geben, auf Zeugnisnoten zu verzichten. «Die Lehrkräfte sollten immer mit den Schülerinnen und Schülern über ihren Lernfortschritt im Gespräch sein», sagte GEW-Landeschef Stefan Störmer. Im Moment werde dieses Gespräch überwiegend über die Note geführt. «Das ist aber oft an Defiziten orientiert und nicht sehr motivierend. Wenn ich mich näher damit auseinandersetze, kann ich auch gleich einen Bericht abgeben», sagte Störmer.

«Ich glaube, dass auch die Schülerinnen und Schüler mit einem Berichtszeugnis mehr anfangen können», ergänzte der Gewerkschafter. Entscheidend sei aber, wie viele Kinder und Jugendliche auf eine Lehrkraft kommen, damit die Beurteilung den Lernenden wirklich gerecht wird. Mit anderen Worten: Kommen zu viele Schülerinnen und Schüler auf eine Lehrkraft, wird ein individueller Bericht schwierig.

Im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen heißt es, die Landesregierung wolle es den Schulen «ermöglichen, auf eine numerische Notengebung zu verzichten». Außerdem wolle sich Niedersachsen in der Kultusministerkonferenz der Länder für solche Freiräume einsetzen.

Ministerin Julia Willie Hamburg sagte dazu im Dezember, vielen Schülerinnen und Schülern helfe die Ziffernnote nicht, weil sie nichts darüber sage, was noch gelernt werden muss. Einige Schulen nutzten daher Berichtszeugnisse statt der Noten von eins bis sechs. «Es gibt auch Schulen, die mit Prozentzahlen arbeiten. Das ist bisher aber alles eng reglementiert. Wir wollen den Schulen dabei mehr Freiräume geben, wenn sie es wünschen», sagte die Grünen-Politikerin.

Es gehe dabei jedoch ums Ermöglichen, «nicht ums Verordnen oder Abschaffen», betonte Hamburg. Klar sei zudem, dass in den Prüfungsjahrgängen die Noten gebraucht werden. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert:

Niedersachsens neue Kultusministerin: Schulen sollen auf Noten verzichten dürfen

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30 Kommentare
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Vierblättriges Kleeblatt
10 Monate zuvor

Es ist keine wirkliche Erleichterung, wenn statt dessen „Verbalphrasen“ geschrieben werden müssen, zumal wenn diese nur positiv formuliert werden dürfen. Dann wissen viele nicht, was Sache ist und die meisten fragen, welcher Note das entspricht. Und dann hat man wieder die Noten, nur inoffiziell und noch weniger klar als jetzt.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Und jetzt kommt endlich die Zauberformel zum Computereinsatz:
tätä – Künstliche Intelligenz.

Hurra, eine Anwendung für Kollegien gefunden.
Ist das nicht toll, liebe Kollegen?

Nur gut, dass es mich nichts angeht, lebe ja noch im Nordosten.
Aber nicht mehr lange. 😉

uwe
10 Monate zuvor

Alternativ könnte (und kann) man ja als Lehrer*in auch verweigern die Frage „welcher Note entspricht das“ zu beantworten. „Problem“ gelöst.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor

Ofen für Zeugnisse ohne Noten bis zur sechsten Klasse.

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Sie haben noch einen Ofen für laber- Zeugnisse?
Sie Glückspilz 😉

Pälzer
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

JA, ein Ofen ist die richtige Antwort!

Lieber spät als nie
10 Monate zuvor

Ich glaube nicht, dass das in den weiterführenden Schulen wirklich möglich und sinnvoll ist. In der Grundschule kenne ich die Kinder sehr gut und habe viele Stunden in der Klasse, sodass ich einen Bericht schreiben kann. Wenn ich mir aber vorstelle, dass ich nur 2 Stunden in der Woche in einer Klasse wäre und dann auch noch in etlichen Klassen unterrichte, dann wird es bestimmt schwer zu jedem Kind einen passenden Bericht zu schreiben.
Aber dazu können die KollegInnen der weiterführenden Schulen sicherlich mehr sagen.

Aber selbst in der Grundschule fragen Eltern wie Kinder, welche Note das dann wäre, wenn nur ein Bericht oder auch ein Kommentar unter eine Arbeit geschrieben wird.
Ich glaube, dass Berichte nicht gefragt sind.
Wenn ich Arbeiten zurück gebe, dann spreche ich mit dem Kind. Für das Zeugnis reichen meiner Meinung nach auch schon ab Klasse 3 reine Noten.

Last edited 10 Monate zuvor by Lieber spät als nie
Canishine
10 Monate zuvor

„Prima, das Thema hast Du gut verstanden.“ „Welcher Note entspricht das?“

Mankannesnichtfassen
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

„Gut“ , steht ja drin

Canishine
10 Monate zuvor

Dann ist ja „gut“. 🙂

Pälzer
10 Monate zuvor

Die mir bekannten Grundschullehrer schrieben viele Wochen an den Zeugnissen, bis dann endlich entsprechende Software mit Satzbausteinen eingeführt war. im Sinne von
5 = xx hat bereits begonnen ein grundsätzliches Verständnis für … zu entwickeln und ist in der Lage, mit Hilfestellungen einfache Fragen zu beantworten.

Silja
10 Monate zuvor
Antwortet  Pälzer

Meine Mutter, mittlerweile seit 10 Jahren pensioniert, hat heute noch Alpträume davon. Kein Witz.

laromir
10 Monate zuvor

Vor allem hat man an weiterführenden Schulen zwischen 200 und 300 SuS die Woche. Herzlichen Glückwunsch, wenn man zweimal pro Jahr hunderte von Berichten schreiben soll. Die Förderpläne fressen ja jetzt schon Zeit ( und nützen meist nicht viel), die Beurteilungen dann noch on top? Oder soll die Klassenleitung dann 2 Seiten tippen in denen sie 10 Fächer abfrühstückt oder den Textbaustein von KuK XY einfügt? Das ist so eine schwachsinnige Idee, wenn die SuS später 10 oder 12 Fächer und 30 Stunden bei 8-12 verschiedenen KuK haben. Aber bitte, mache ich gerne, wenn mir 3 h Unterricht pro Woche erlassen werden, damit ich wochenlang die Berichte zusammendengeln kann. Hilft bestimmt bei Lehrermangel, noch mehr Arbeit und noch mehr Diskussionen mit SuS und Eltern.

Realist
10 Monate zuvor
Antwortet  laromir

„GEW offen für Mehrarbeit für Lehrkräfte ohne Zeitausgleich bis zur sechsten Klasse“

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ja, das war auch mein erster Gedanke,
der zweite war:

Sorgt doch erst einmal dafür, dass der Pflichtstundenunterricht überhaupt besetzt ist.
Wer soll denn die Zeugnisse der Klassen schreiben, in denen keine Lehrkraft zur Verfügung steht?

Tigrib
10 Monate zuvor

1. Ich dachte, man hat kapiert, dass man Lehrer entlasten soll.
2. Glaubt man wirklich, dass viele Eltern zwischen den Zeilen lesen können?

Mara
10 Monate zuvor

Jetzt sollen wir wieder zu arbeitsintensiven Berichtszeugnissen zurückkehren, in denen nur Positives mit zarten Hinweisen geschrieben werden darf? Hatten wir die nicht gerade abgeschafft und durch Kompetenzzeugnissen ersetzt? Ein ewiges Hin und Her.
Was spricht gegen Noten? Die Kinder wissen sowieso wie sie stehen. Und dass wir Lehrkräfte die Noten nicht im luftleeren Raum stehen lassen, ist doch sowieso klar.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Nun gut, es wird viel geredet und gelabert und was kommt hinten ‚raus?
Richtig, das böse Wort…, vergegenständlicht.

Zensuren stellen nach meiner unbedeutenden Meinung einen skalierten Wert dar (wie z.B. 1€, 2€, 3€ … 6€). Damit kann jeder etwas anfangen.

So haben die Menschen sich seit Jahrtausenden verständigt.
War nie das große Problem bei der Entwicklung der Zivilisationen.
Weder in Amerika, Australien, Polynesien oder Afrika und Eurasien.

Und nun das. 🙂

S. Helfer
10 Monate zuvor

Man stelle sich vor, Kinder würden Rückmeldungen erhalten, wo ihre Stärken und Interessen liegen und wie und wofür sie diese bereits nutzen und dann würden diese Stärken auch noch auf andere Bereiche übertragen, weil Lehrkräfte das individuell unterstützen dürfen und durch Projekte die Wichtigkeit von individuellen Stärken im Team verdeutlichen können. Wie großartig würde das das Selbstbewusstsein, die Inklusion und Integration unterstützen und wieviel besser würden sich Kinder, Jugendliche und vielleicht auch Lehrkräfte fühlen!

Der Film Bildungsgang gibt eindrücklich wieder, warum wir so viele Kinder und Jugendliche verlieren und was sie sich wünschen. Da geht es nicht darum faul zu sein, sondern darum wahrgenommen zu werden und kreativ für die Anforderungen der Zukunft sein zu dürfen.

Vielleicht ist das nicht der Hintergrund der Überlegungen von Seiten der Ministerin, aber eine Möglichkeit sie so zu nutzen.

Last edited 10 Monate zuvor by S. Helfer
447
10 Monate zuvor
Antwortet  S. Helfer

Der Schwallersensor dieser Drohne ist gerade bei ihrem Beitrag ganz heftig ausgeschlagen.

„Individuelle Förderung“ – wie viele Deputatstunden kriege ich dafür, um sowas auch nur ANSATZWEISE umzusetzen?

„Projekte“ – auf wessen Zeit- und Geldkosten?

Und so weiter.

Über solche Höhenflüge und Traumtänzereien können wir sprechen, wenn erstmal die normale Unterrichtsversorgung gesichert ist.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  S. Helfer

In der Projektarbeit hören die Kinder dann einander zu, planen einen Zeitrahmen, vereinbaren Erarbeitungsphasen, in denen sie im Internet die Quellen im stabilen WLAN auf gut gepflegten Tablets sichten und konzentriert durchlesen, die bereitgestellte analoge Literatur interessiert durchstöbern oder in der Schulbibliothek heraussuchen, den Experimentierraum selbstständig aufsuchen und wieder aufräumen, sortieren ihr Material und wenden sich bei ( den nur in seltenen Fällen auftretenden) Verständnissschwierigkeiten vertrauensvoll und mit leuchtenden Augen an einen der vier Lehrer großzügigen Selbstlernbereich der Schule (mit Außenterrasse).
(Zur Präsentation der Projekte: Fortsetzung folgt …)

Wer meint, Ironie zu lesen: Es ist ja nicht so, dass ich dagegen wäre.

laromir
10 Monate zuvor
Antwortet  S. Helfer

Hey cool, wo gibt es diese Schule, mit den stets interessierten Kindern, den dazu passenden Räumen, der personellen Ausstattung und den finanziellen Möglichkeiten? Also meine Projekte laufen eher so: SuS wollen unbedingt mal ein Projekt. Die Hälfte der SuS gibt sich dann Mühe, ein viertel interessiert nichts (weder Projekte noch Unterricht), das andere Viertel schleppt sich so durch, weil man ihm auf den Füßen steht. Die motivierte Hälfte braucht extrem viel Beratung… kann ich machen, wenn ich Kurse unter 20 SuS habe, wo nicht 5 verhaltensorginell sind. Ach ja, Material und extra Vorbereitung geht natürlich auf meine Kappe. Und am Ende kommen die Eltern und das Kind soll mindestens eine 2 bekommen,.weil ja die Mappe so schön bunt ist. (Und die Eltern die Hälfte zu Hause nochmal neu gemacht haben) ob da inhaltlich Mist drin steht ist auch egal. Man hat sich ja am Projekt ausgetobt.

Silja
10 Monate zuvor

„Und welche Note habe ich jetzt?“ – „Und welche Note hat mein Kind jetzt?“ – …

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Silja

Irgendwas so im Bereich sehr gut bis ungenügend, also nur über den Daumen gepeilt. Im Detail ist das natürlich schwer zu sagen ohne Ziffernnoten.

447
10 Monate zuvor

Perfektes Aufgabenfeld für Textbots.
Als ob die Abschaffung von Ziffernnoten irgendwas verändert…aber gut, aber gut, ich will ja nicht so sein.
Textbot-Abo will ich mir ja eh holen. Passt schon.

Musikus
10 Monate zuvor

Unmöglich. Schüler werden in einer leistungsorientierten Gesellschaft in Watte gepackt.
Für Klasse 1 und 2 machbar, da hier der Klassenleiter die meisten Stunden mit seinen Schülerinnen hat und sie sehr gut kennt. Ab Klasse 3sollten Zensuren vergeben werden, da hier bereits bei mehreren Lehrern unterrichtet wird und ein objektives Berichtszeugnis kaum möglich ist, ganz zu schweigen von Kl 5/6 an Berliner GS, in denen der Fachunterricht dazukommt.
Die GEW sollte sich im Gegenzug dafür einsetzen, dass endlich alle Lehrer, auch die mit DDR-Ausbildung ,gleich bezahlt werden und nicht weiter von der Politik mit Aussagen abgespeist werden. Immerhin machen sie die gleiche Arbeit wie Ihre Kolleginnen, nur für weniger Gehalt.

Konfutse
10 Monate zuvor

….und schon wieder ein Grund mehr, aus der GEW auszutreten oder eben nicht einzutreten!

Alex
10 Monate zuvor

Ich glaube, dass auch die Schülerinnen und Schüler mit einem Berichtszeugnis mehr anfangen können.“ Nö, können sie nicht, scheitert schon an der Lesekompetenz. 🙂 Zudem nutzt es Kindern und Eltern wenig, wenn da schön formuliert steht, das Klein-XX wunderbar bis 20 rechnen kann, das Kind aber schon in Klasse 2 oder gar 3 ist und eigentlich bis 100/1000 rechnen können müsste, man das aber leider nicht mit hinschreiben darf.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Klein-XX kann wunderbar bis 20 rechnen. Das bedeutet auf einer Skala von 1 bis 6 für dieses Schuljahr die Stufe 5, wobei 1 das beste und 6 das schlechteste Ergebnis symbolisiert.

ABCD
10 Monate zuvor

Die GEW ist für alles offen, sei es auch noch so unsinnig. Hauptsache es ist gutmenschlich und anders als früher.