Bildungswissenschaft made in Dortmund: Institut für Schulentwicklungsforschung feiert 50-jähriges Bestehen

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DORTMUND. Am 15. Juni lud das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund zur Feier seines goldenen Jubiläums ein: Ehemalige und aktive Mitglieder blickten beim Festakt auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zurück und tauschten sich über zentrale Forschungsfragen aus. Die Geschäftsführende Direktorin Prof. Nele McElvany begrüßte rund 150 Gäste, darunter auch ihre beiden Amtsvorgänger Prof. Hans-Günter Rolff und Prof. Wilfried Bos.

Zur Jubiläumsfeier begrüßte IFS-Leiterin Prof. Nele McElvany (l.) Ehemalige, die sich bei einem Podiumsgespräch zur Geschichte und Forschung des Instituts austauschten (v.l.n.r.): Prof. Heinz Günter Holtappels (Mitglied 2001-2020), Prof. Wilfried Bos (Leiter 2005-2014), Prof. Hans-Günter Rolff (Gründer und Leiter 1973-2005) und Prof. Fani Lauermann (Mitglied 2019-2023). Foto: Martina Hengesbach/TU Dortmund

Gegründet wurde das IFS am 27. Juni 1973 von Erziehungswissenschaftler Prof. Hans-Günter Rolff, der über dreißig Jahre lang auch die Leitung inne hatte. Das IFS war damals das erste Forschungsinstitut seiner Art an einer Pädagogischen Hochschule (PH) in Deutschland. „Wir wollten zeitgemäße Forschung betreiben und die Schulentwicklung nicht den Ministerien überlassen“, erinnert sich Rolff an die Anfänge. Durch die Eingliederung der PH Ruhr wurde das IFS 1980 Teil der Dortmunder Universität und gehört heute zur Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bildungsforschung.

Mit einer Professur und neun Beschäftigten gestartet, ist das IFS inzwischen stark gewachsen auf fünf Professor*innen und insgesamt rund 60 Mitarbeiter*innen. Die zweite Professur kam knapp 20 Jahre nach Gründung dazu, 1997 folgte die dritte, 2001 die vierte und 2023 die fünfte. Prof. Wilfried Bos erinnerte sich beim Podiumsgespräch daran, wie im Jahr 2000 der PISA-Schock durch Deutschland fuhr und das IFS infolgedessen eine Reihe an weiteren Vergleichsstudien leitete, darunter TIMSS 2007 (Mathematik und Naturwissenschaften) oder ICILS 2012 (Computer- und Datenkenntnisse). Das IFS begleitete jedoch auch die Entwicklung von Ganztagsschulen wissenschaftlich oder stand Schulen in herausfordernden Lagen verschiedener Ruhrgebietsstädte beratend zur Seite. Durch die Gründung der Dortmunder Akademie für Pädagogische Führungskräfte (DAPF) im Jahr 2005 begegnet das IFS zudem dem weit verbreiteten Mangel an Schulleitungen.

Es sind aber immer noch die Forschungsergebnisse über den Leistungsstand von Schüler*innen, durch die das IFS die größte öffentliche Aufmerksamkeit in Politik und Gesellschaft erzielt – bis hin zu Interviews in der Tagesschau. Dies gilt insbesondere, wenn die Ergebnisse auf Schwächen des Bildungssystems weisen. Alarmierende Ergebnisse zur Lesekompetenz von Viertklässler*innen offenbarte kürzlich IGLU 2021, eine Studie im Auftrag vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz.  Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger würdigte die Arbeit des Instituts zum Jubiläum: „Das Institut für Schulentwicklungsforschung steht für wissenschaftlich fundierte und engagierte Arbeit“, schrieb die Ministerin in ihrer Gratulation.

Die Forschungsstärke des Instituts lässt sich messen: Seit seiner Gründung hat das IFS insgesamt mehr als 200 Projekte durchgeführt und zwei Dutzend Ehemalige erhielten einen Ruf auf eine Professur. Derzeit verbucht das IFS knapp 3 Mio. Euro Drittmittel für Forschungsprojekte pro Jahr. Rektor Prof. Manfred Bayer hob in seinen Glückwünschen auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fakultäten der TU Dortmund hervor, etwa im Verbundprojekt FAIR, das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert wird. „Hier kommen Bildungs- und Datenwissenschaften zusammen, um innovative Methoden für gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln – dafür bietet das Fächerspektrum unserer Universität beste Voraussetzungen“, so Bayer.

Prof. Nele McElvany, die das IFS seit 2014 in dritter Generation leitet, dankte in ihrer Festrede ihren Vorgängern sowie allen ehemaligen und derzeitigen Beschäftigten des IFS und fasste zusammen: „Von der Schulentwicklung über die international vergleichenden Schulleistungsstudien bis zu den individuellen Bildungsprozessen – das Institut hat sich in den vergangenen 50 Jahren einen ganzheitlichen Blick auf Schule erarbeitet. Diesen Ansatz werden wir auch in Zukunft fortführen und dabei weiterhin eng mit den schulischen Praxispartnern zusammenarbeiten.“

Dies ist eine Pressemitteilung des IFS der TU Dortmund.

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