Polens deutsche Minderheit protestiert gegen Kürzung des Deutschunterrichts

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Mit einer Plakataktion protestiert die deutsche Minderheit in Polen gegen die Weigerung Warschaus, eine Reduzierung des Deutschunterrichts für Muttersprachler zurückzunehmen. «Gebt den Kindern die Sprache zurück» steht auf den Plakaten, die in der Region um das schlesische Oppeln (Opole) aufgehängt wurden, wie der Verband der deutschen Minderheit am Montag mitteilte.

Der Deutsch-Unterricht wurde gekürzt – auf nur noch eine Stunde die Woche. Illustration: Shutterstock

Polens nationalkonservative PiS-Regierung hatte im Februar 2022 beschlossen, die Mittel für den Deutschunterricht für Muttersprachler an den Grundschulen der Region zu kürzen. Statt wie bislang drei Stunden finanziert der Staat seit Beginn des nun zu Ende gegangenen Schuljahres 2022/2023 nur noch eine Stunde pro Woche. Die PiS-Regierung begründet dies damit, dass es in Deutschland keine Förderung aus Bundesmitteln für Polnisch-Unterricht für die Kinder der dort lebenden Polen gebe.

Von den Kürzungen seien 53.000 Schüler betroffen, viele Deutschlehrer hätten ihre Arbeit verloren, sagte Rafal Bartek vom Verband der deutschen Minderheit laut Nachrichtenagentur PAP. Gespräche mit Bildungsminister Przemyslaw Czarnek seien erfolglos verlaufen.

Czarnek kommentierte die Plakataktion auf Twitter. Er verwies erneut darauf, dass Polen umgerechnet 27 Millionen Euro für den Deutschunterricht ausgebe – die Bundesregierung aber nichts für Polnischunterricht. «Wenn Sie wenigstens versuchen, Ihre deutschen Landsleute in Deutschland davon zu überzeugen, dass es nicht richtig ist, Polen zu diskriminieren, werde ich weitere Maßnahmen ergreifen.» Die PiS setzt vor der Parlamentswahl im Herbst verstärkt auf antideutsche Töne.

Die deutsche Minderheit in Polen zählt nach eigener Schätzung etwa 300 000 bis 350 000 Personen. Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich 148 000 Menschen zur deutschen Minderheit. Die meisten leben in den Woiwodschaften Oppeln, Schlesien und Großpolen. Die Rechte der deutschen Minderheit sind in der Verfassung Polens garantiert.

Laut Statistischem Bundesamt lebten in Deutschland Ende 2022 knapp 881 000 polnische Staatsbürger. Dazu kommt noch eine große Zahl eingebürgerter Deutscher mit polnischen Wurzeln. News4teachers / mit Material der dpa

Kretschmann: Zweite Fremdsprache (Französisch) ist verzichtbar – Englisch reicht!

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Hornveilchen
9 Monate zuvor

Eine Stunde muttersprachlicher Deutschunterricht wöchentlich ist ja ein Witz. Es wird wohl in Polen so kommen wie in Frankreich, wo die deutsche Minderheit im Grenzgebiet ihre Sprache schon fast verloren hat.

Madinus
9 Monate zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Zweite Fremdsprache ist verzichtbar… 🙂
Deutsche Minderheit in Polen ist für PiS kein beachtungswürdiger Wähler, somit Reduzierung der Stunden (wg. Lehrermangeln), wird zur Wahlpropaganda genutzt.
Übrigens auch Russischunterricht wird Jahr für Jahr reduziert. Polnische Schulen leiden unter einem permanenten Personalmangel – auch an Fremdsprachenlehrern.

Madinus
9 Monate zuvor
Antwortet  Hornveilchen

In Oppeln gibt es bestimmt mehr als genug Germanisten. Dies ist jedoch
nicht wichtig, da die Bildung in Polen, anders als in Deutschland,
zentral „regiert“ wird.

Last edited 9 Monate zuvor by Madinus
Madinus
9 Monate zuvor
Antwortet  Madinus
B. aus A.
9 Monate zuvor

Geschichtskenntnisse helfen – aus wahltaktischen Gründen werden seitens der PiS-Regierung hier Äpfel und Birnen gleichgesetzt: die deutsche Minderheit in Polen ist aus den diversen Gebietsabtretungen der deutsch-polnischen Geschichte zu erklären – und hat daher in Polen verfassungsmäßig anerkannte Rechte. In ähnlicher Weise haben in Deutschland die hier historisch angestammten Minderheiten (Dänen, Friesen, Sorben, …) ebenfalls Minderheitenrechte. In Deutschland ansässige Polen sind i.d.R. zugewandert (was damit eine persönliche Entscheidung darstellt und keine historische Unabwendbarkeit). Daraus kann man aber nun mal keinen Anspruch auf eine verfassungsgemäße Verbriefung von Minderheitenrechten fordern… Wer will, kann (zumindest in NRW) aber durchaus am herkunftssprachlichen Unterricht teilnehmen und das z.B. im sprachlichen Bereich als Abiturfach anrechnen lassen. Das ist nur leider für die Wahlen in Polen wenig propagandawirksam…

Last edited 9 Monate zuvor by B. aus A.