Montessori wächst! Wie Eltern „mal eben“ eine Schule gegründet haben

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BERLIN/KITZINGEN. Jährlich gehen in Deutschland etwa vier bis fünf neue Montessori-Schulen an den Start. Im Schnitt zwei davon werden in Bayern gegründet. Manchmal sind es Pädagog*innen, die den Anstoß zur Gründung geben, oft entstehen die Schulen aus Elterninitiativen. So zum Beispiel im unterfränkischen Kitzingen: Dort ergänzt seit letztem Herbst eine Montessori-Grundschule die Schullandschaft. Gründungsmitglied Annika Reith-Herrmann und Schulleiterin Julia Wittauer erzählen, wie es dazu kam und welche Bilanz sie nach dem ersten Schuljahr ziehen.

„Wir haben uns oft gefragt, ob die Schule rechtzeitig fertig wird und haben auch manchmal daran gezweifelt, aber am Ende hat sich alles zum Guten gefügt,“ erzählt Schulgründerin Annika Reith-Herrmann. Foto: Montessori Schule Kitzingen

Knapp 21.000 Einwohner zählt die Kreisstadt Kitzingen im nordbayerischen Unterfranken. Seit etwa 10 Jahren gibt es dort den sogenannten „Innopark“, ein Innovations- und Gewerbepark, in dem unter anderem zahlreiche Start-ups und IT-Unternehmen ihre Heimat gefunden haben. Seit September 2022 hat sich dort – genauer gesagt im Gebäude 23, einem ehemaligen amerikanischen Supermarkt der früher als Kaserne genutzten Anlage – auch die neue Montessori-Grundschule angesiedelt. Ein Bildungs-Start-up sozusagen. Eine Obstbaumwiese gehört mit zum Schulgelände. Ein Team aus neun Pädagoginnen und Pädagogen arbeitet dort mit derzeit 48 Kindern in altersgemischten Lerngruppen von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe. In den nächsten Schuljahren werden noch einmal rund 50 Schüler*innen hinzukommen.

Auch wenn der Schulbetrieb inzwischen reibungslos läuft: Einfach war der Weg der Schulgründung nicht und durchaus mit einer Unternehmensgründung zu vergleichen, erzählt die Mitgründerin und heutige Geschäftsführerin des Schulträgers Annika Reith-Herrmann. Alles begann 2019 mit der Suche nach einer Grundschule für ihren Sohn. „Unsere Kinder waren damals noch im Kindergarten und wir haben uns zusammen mit mehreren Eltern auf die Suche gemacht“, erzählt sie. Möglichst frei von jedweder Weltanschauung sollte das pädagogische Konzept der Grundschule sein; da waren sich die Eltern einig. Rasch kam man so auf das pädagogische Konzept Maria Montessoris, das sich in Bayern etabliert und erfolgreich bewährt hat. Auch persönliche Erfahrungen spielten eine Rolle: „In meinem Beruf als Projektmanagerin bin ich jemandem begegnet, der trotz seiner Jugend eine ausgezeichnete berufliche Bildung und viel Erfahrung gesammelt hatte“, so Annika Reith-Herrmann. „Dieser große Erfahrungsschatz hat mich sehr beeindruckt und als ich herausfand, dass diese Person eine Montessori-Schule besucht hatte, war ich begeistert. Diese tolle Bildung wollte ich meinem Sohn auch zukommen lassen.“

Nur gab es im Landkreis Kitzingen leider noch keine Montessori-Schule. „Würzburg wäre der nächste Standort gewesen, aber die Wartelisten dort waren lang. Warum sollten wir also nicht einfach selbst eine Schule gründen, haben wir uns da gefragt?“, erzählt Reith-Herrmann. Schnell fand sich ein kleines Team von gründungswilligen Eltern, das sich in der Folge regelmäßig traf, recherchierte und herausfand, welche Schritte für eine Schulgründung nötig sind.

Schulgründung heißt Herausforderungen bewältigen

Mal eben eine Schule gründen? Ganz so einfach war es dann doch nicht für das Gründungsteam. Ein Besuch bei der Bezirksregierung in Unterfranken war zunächst ernüchternd. „Wir bekamen eine mehrseitige Checkliste ausgehändigt und fragten uns, wie wir das nur schaffen sollten“, erinnert sich Annika Reith-Herrmann. „Meine Kenntnisse als Projektmanagerin waren dann gerade in dieser Phase sehr hilfreich.“

Dennoch galt es, einige Hürden zu überwinden: Ein Schulgebäude musste gefunden und die Finanzierung des Projekts sichergestellt werden. Auch war es unabdingbar, den Kontakt zur Politik nicht zu verlieren und die Bezirksregierung über den aktuellen Stand des Schulgründungsprojekts immer auf dem Laufenden zu halten. Gerade die letzten Monate vor Schulstart seien äußerst spannend gewesen. Viele Fragen waren noch zu klären: Wird alles fertig und liegt die Genehmigung für das Schulgebäude rechtzeitig vor? Wird bis zum Schulbeginn genug Personal eingestellt werden können?

„Bei uns als Eltern war ein großes Vertrauen da, dass unser Projekt unter einem guten Stern steht“, sagt Annika Reith-Herrmann. „Wir haben einen Mietvertrag für das Schulgebäude abgeschlossen, ohne zu wissen, ob es tatsächlich genutzt werden kann. Im Herbst 2021 haben wir eine gemeinnützige GmbH als Träger gegründet, Schulverträge und Arbeitsverträge mit zukünftigen Lehrkräften abgeschlossen. Wir haben uns oft gefragt, ob die Schule rechtzeitig fertig wird und haben auch manchmal daran gezweifelt, aber am Ende hat sich alles zum Guten gefügt.“

Als Schulleitung den Neuanfang begleiten

Julia Wittauer, Schulleiterin der Montessori Schule Kitzingen. Foto: Montessori Schule Kitzingen

Auch für Schulleiterin Julia Wittauer war die Neugründung eine völlig neue Erfahrung. „Ich hatte bereits an Montessori-Schulen in Bayern und Hessen gearbeitet und bin vom Konzept der Montessori-Pädagogik sehr überzeugt. Hier kann jedes Kind sein Potenzial entfalten und jedes Kind wird dort abgeholt, wo es steht“, erläutert sie. „Für mich war es sehr spannend, die Schulleitung einer komplett neuen Schule zu übernehmen.“

Das Schöne an der Arbeit an einer neu gegründeten Grundschule: In der Regel geht es erst einmal mit relativ wenigen Schüler*innen los. Im September 2022 wurden zunächst 29 Kinder in den Jahrgangsstufen eins bis drei eingeschult. Jeweils zwei Lernbegleiter*innen arbeiten in einer der beiden altersgemischten Lerngruppen. Eine Besonderheit in Kitzingen: Das offene Raumkonzept macht flexibles und lerngruppenübergreifendes Lernen möglich.

„So bereiten wir die Kinder auf die Zukunft vor“, sagt Julia Wittauer. „Ob in der Ausbildung, im Studium oder im Beruf: Die Fähigkeit, flexibel zusammenzuarbeiten und sich untereinander auszutauschen ist enorm wichtig.“ Dazu gehöre auch gegenseitige Akzeptanz. „Die Montessori-Pädagogik hat heute nach wie vor ihre Gültigkeit“, erklärt die Schulleiterin. „Sie legt großen Wert auf die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Jeder Mensch soll so angenommen werden, wie er ist. Das ist ein großes Plädoyer für die Vielfalt in unserer Gesellschaft.“

Die Schülerschaft an der Montessori-Schule in Kitzingen ist bunt gemischt. Einige hatten zum Schulstart außerdem schon eine Grundschule besucht, andere kamen direkt aus dem Kindergarten an die neue Schule im Innopark. „Die Kinder mussten erst ihren Platz finden, was für einige eine ziemlich große Herausforderung darstellte“, berichtet Annika Reith-Herrmann. „Anfangs waren ja auch uns Erwachsenen die Strukturen noch nicht ganz klar, es war ja alles neu. Das war für die Kinder erst einmal ungewohnt, aber mittlerweile haben sich alle gut eingelebt. Als mein Sohn mir letztens auf einer Autofahrt sagte, Schule ist schön!‘ , habe ich mich sehr gefreut und wusste, dass wir mit der Schulgründung alles richtig gemacht haben.“

Fazit nach einem Jahr

Auch so kann Schule aussehen: Die Montessori Schule Kitzingen ist in einem Industriepark untergebracht, in den Räumen eines ehemaligen Kasernen-Supermarkts. Die großzügigen Räumlichkeiten lassen flexible Lernarrangements zu. Foto: Montessori Schule Kitzingen

Ein Jahr nach dem Schulstart in Kitzingen zieht auch Schulleiterin Julia Wittauer eine positive Bilanz. Die Schulgemeinschaft sei zusammengewachsen. „Nach einem Jahr kann ich feststellen, dass unsere Schüler*innen einander akzeptieren und in ihrer Verschiedenheit annehmen. Sie kommunizieren miteinander und können immer mehr Konflikte selbstständig und ohne Hilfe der Lernbegleiter*innen bewältigen. Außerdem äußern sie mit der Zeit viele Wünsche oder sprechen an, was sie stört. Ein solches Feedback zu bekommen, ist für uns Lernbegleiter*innen und die Schule sehr wertvoll“, sagt Wittauer. Eine in der Tat wichtige Entwicklung, ist doch die „ökologische Lebenskompetenz“ ein besonderer Schwerpunkt im Schulprogramm. Und dazu gehört nicht nur die Bewahrung und der Respekt gegenüber der Natur, sondern auch ein guter Umgang miteinander.

Auch die Zusammenarbeit im Lehrerkollegium laufe gut, berichtet die Schulleiterin. Es gebe klar definierte Verantwortungsbereiche, dennoch sei der Austausch untereinander rege. „Der Vorteil, dass wir jeweils zu zweit in den Lerngruppen arbeiten, ist, dass wir als Lernbegleiter*innen verschiedene Perspektiven miteinbringen und jeder mit anderen Augen auf die Kinder schaut“, betont Julia Wittauer. „Manchmal fallen einer Lernbegleitung Dinge an den Kindern auf, die einer anderen so nicht aufgefallen wären. Im Gespräch miteinander können wir unsere jeweiligen Erfahrungen austauschen. Außerdem haben wir viel Kontakt zu unseren Schüler*innen.“

Von der Elternschaft erhalten die Pädagog*innen ebenfalls viel Unterstützung. Sie halfen unter anderem bei der Einrichtung des Schulgebäudes und bringen der Schule eine große Wertschätzung entgegen, so Wittauer.

Wie geht es weiter?

Das erlaubt dem Lehrkräfte-Kollegium auch, offen für Neues zu bleiben. „Wir als Team sind experimentierfreudig und arbeiten auf eine gemeinsame Vision hin“, betont Julia Wittauer. „Außerdem genießen wir das gute Arbeitsumfeld an unserer Schule und nutzen die Freiheit zur Entfaltung, die uns die Montessori-Pädagogik bietet.“

Im aktuellen Schuljahr ist die Schülerschaft auf insgesamt 48 Kinder in den Jahrgangsstufen eins bis vier angewachsen. Für die Folgejahre rechnen Julia Wittauer und Annika Reith-Herrmann mit 96 Schüler*innen. Doch die beiden haben noch weitere Pläne: Auf dem Schulgelände soll ein Montessori-Campus mit einer weiterführenden Schule und einem Kinderhaus entstehen. Langfristig sollen dort auch Lernorte zur beruflichen Weiterbildung entstehen. Es bleibt spannend in Kitzingen.

Weitere Infos

Über Montessori Deutschland: Der Montessori Bundesverband Deutschland e. V. (Montessori Deutschland) bündelt und vertritt die Interessen seiner Mitglieder, darunter die Träger von Montessori-orientierten Bildungseinrichtungen wie auch die regionalen Einrichtungsverbände und die Ausbildungsorganisationen, auf Bundesebene. Der Verband wurde am 1. April 2021 gegründet und löste den Montessori Dachverband Deutschland e.V. ab. Ein von den Mitgliedern verabschiedeter Qualitätsrahmen (QR) setzt Standards für Montessori-Einrichtungen und Montessori-Ausbildungskurse. Mitglieder können sich dem darauf aufbauenden QR-Anerkennungsverfahren unterziehen.

Wie viele Mitglieder hat Montessori Deutschland? Nach Stand August 2023 sind insgesamt 125 Montessori Kleinkindgruppen (0-3 Jahre) und 180 Kinderhäuser (3-6 Jahre) mit insgesamt ca. 10.000 Kindern (4 % mehr als 2022*) sowie 130 Grundschulen, 85 Schulformen der Sekundarstufe I und 30 Schulformen der Sekundarstufe II mit insgesamt ca. 25.000 Schüler:innen (2,8 % mehr als 2022*) im Bundesverband organisiert. Verbandsmitglied sind die Bildungseinrichtungen über ihre Einrichtungsträger, insgesamt derzeit 228 freie Träger aus 13 Bundesländern, die teilweise mehrfach Kitas und/oder Schulen betreiben.

* Die Prozentangaben reflektieren sowohl das Wachstum der Einrichtungen als auch der Beitritte neuer Mitglieder

Neugründung und Stellenportal: Informationen zur Gründung einer Montessori Schule finden Sie auf den Seiten von Montessori Deutschland.

Haben Sie Interesse als Lehrkraft oder Erzieher:in an einer Montessori-Bildungseinrichtung zu arbeiten? Dann finden Sie hier das Stellenportal des Bundesverbandes für ganz Deutschland.  

Dies ist eine Pressemeldung von Montessori Deutschland e. V.

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Küstenfuchs
8 Monate zuvor

Na da ist ja wieder alles supi. Was natürlich hier nicht steht: Laut Homepage der Schule wird ein Schulgeld fällig, was es einkommensschwachen Eltern kaum möglich macht, ihr Kind an diese Schule zu schicken. Auch wenn das Schulgeld nach Einkommen der Eltern gestaffelt ist: Welche Eltern mit einem Jahreseinkommen von 20.000€ können sich ein Schulgeld von 188€ im Monat, also 2256€ im Jahr, leisten?
Also hat man nur Kinder von gut verdienenden Eltern an der Schule, kaum Migranten und alles läuft supi!

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Wie kommt man auf 2256 Euro im Jahr? Das weiß die Schule doch laut Homepage selbst noch nicht?

Schulgeld fällt halt mitunter an, da der Staat die meisten Montessori-Schulen nicht zu 100% subventioniert. Deshalb haben diese dann auch ein anderes Konzept und bspw. keine Noten.

Wie soll das sonst funktionieren? Ist ohne nur bedingt leistbar für einige Schulen.

Küstenfuchs
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

In der Schulgeldordnung der Schule (siehe Homepage). 188€x12 Monate=2256€. Bedeutet: Der Pöbel hat hier nichts verloren!

Mauiii
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Der Staat subventioniert auch monatlich 250€ Kindergeld. 250€ -188€, da hat das Kind noch 62€ Taschengeld übrig.
Was haben Sie besser zum Thema Schulplatzmangel besser beitragen als diese Elterngruppe??

Küstenfuchs
8 Monate zuvor
Antwortet  Mauiii

Achso, Kinder an Montessori-Schulen essen nichts, brauchen keine Kleidung, keine Arbeitsmaterialien und auch sonst nichts. Sorry, mein Fehler, wusste ich nicht, dann reichen die restlichen 62€ im Monat natürlich locker.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Muss/Soll Kindergeld jetzt die Lebenshaltungskosten eines Kindes komplett bezahlen und zusätzlich noch die Privatschulkosten?
Das wäre mir irgendwie neu.
Bekämen dann nur Eltern, welche Kinder an Privatschulen haben dieses „Mehr“?

Kindergeld ist Kindergeld. Egal ob Privatschule oder nicht. Klar kann man das entgegenrechnen – ob das sinnvoll und zweckmäßig ist … Ich weiß ja nicht.

Man kann auch sagen: „Die Eltern von Privatschulkindern zahlen im Schnitt mehr Steuern, obwohl sie ZUSÄTZLICH noch Geld für die Privatschule zahlen. Warum müssen sie dann so viele Steuern zahlen, welche auch in staatliche Regelschulen investiert werden?“
So läuft das Sozialsystem halt. Es wird hier auch immer nur „Privatschulen werden von Steuergeldern mitgetragen“ gesprochen. Wer zahlt denn die Steuern? Ja. Oh wunder. AUCH die Eltern von Privatschulkindern. Zusätzlich.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Wie hoch sind die Subventionen von staatlicher Seite?
Wenn diese 100% WÄREN, dann evtl. ja.
Ansonsten ist das halt +/- die Differenz der durchschnittlichen Kosten/SuS.

Auch Privatschulen müssen sich finanzieren. Montessori müsste in weiten Teilen ein allgemeinnütziger Verein sein.

188 € sind generell für eine Privatschule nicht allzu hoch.

Das hat mit dem „Pöbel“ auch in erster Linie nicht mal was zu tun – den dürfte man als Privatschule eh weitgehend ablehnen.

Küstenfuchs
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Eine ernsthafte soziale Staffelung wäre glaubhaft, aber hier werden 50% aller Eltern gleich mal ausgeschlossen, weil sie sich beim besten Willen das Schulgeld nicht leisten können.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Dann wäre die Forderung: Je weniger die Eltern zahlen (können), desto mehr bezuschusst der Staat [als Finanzausgleich – ganz individuell]. Dann würde ich persönlich bei dem Gedanken mitgehen.

Ansonsten heißt das halt nur „weniger Geld ist zum Einsatz vorhanden“.
Oder anders Gedacht „nur die Kinder von reicheren/wohlhabenderen Familien werden genommen, da so mehr Geld verfügbar ist“. Dann hat man doch die Ausgrenzung erfolgreich gefördert.
Oder sehe ich das falsch? Gerne andere Ansicht dazu schreiben.
Oder MUSS dann die Privatschule alle Kinder annehmen? Nach welchem Prinzip bei festen Klassenstärken? First Come – First Serve? Ausgewürfelt?

Achin
8 Monate zuvor

„Bildungs-Start-up“, „Obstbaumwiese“, „Schulgründung heißt Herausforderungen bewältigen“…

Da möchte die Mittelschicht offensichtlich unter sich bleiben, von Bildungsgerechtigkeit oder Chancengleichheit aller Kinder und Jugendlichen kein Wort. Eine Schulgründung für die eigenen Kinder eben, bitte aber mit Steuergeldern von allen.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Achin

Auch Nichtschwimmer zahlen Steuern für Schwimmer.

Soll jeder nur das zahlen, was er selbst nutzt? Interessanter Ansatz …

Küstenfuchs
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Das passt hier doch überhaupt nicht. Es gibt ja (öffentliche) Schulen für alle, die auch vom Staat finanziert werden. Nur hier werden doch ganz offenbar Kinder armer Eltern bewusst ausgeschlossen, indem das Schulgeld kaum an die Einkommenssituation der Eltern angepasst ist.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Staffelprinzip entspricht die Anpassung an das Einkommen.
Klar kann man überlegen, welche anderen Modelle sonst fairer wären. Bin da gerne offen. Sollte halt dann irgendwie machbar sein und nicht rechtswidrig (Privatschulen abschaffen wäre rechtswidrig).
Aber sogar über die Abschaffung von Privatschulen und den daraus entstehenden Problemen können wir gerne – rein theoretisch – diskutieren. Kein Problem.

Auch reiche Familien können sich Besuche von Schwimmbädern mehr leisten, als arme. Das ist ein Grunddilemma an der Stelle. Öffentlich zugängig sind sie für alle.

Küstenfuchs
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Eltern mit einem Einkommen von 1 Mio zahlen 250€, Eltern mit einem Jahreseinkommen von 20000€ (das sind 1667€ brutto monatlich!!!) zahlen 188€. Das ist ein Feigenblatt einer sozialen Staffelung, selbst auf den ersten Blick lächerlich.

Egon
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Aber die mit 1 Million (zu versteuerndes Einkommen) zahlen über 400.000 € Steuern pro Jahr.
Bei einem Schulgeld in dieser Größenordnung könnten die sich ja stattdessen einen eigenen Hauslehrer leisten wie früher an Fürstenhöfen üblich. Entsprechend auch bei Kitas.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Ja, die Eltern mit einem Einkommen von 1 Mio könnten mehr bezahlen. Das stimmt. Im Durchschnitt sollte halt genug Geld da sein, um damit sinnvoll und mit Mehrwert arbeiten zu können.
Ansonsten: Siehe oben. Das Problem gäbe es dann trotzdem mit dem „Aussuchen des Klientels“.
Wen nimmt man: Jemanden, der 50 Euro zahlt oder jemanden der dann 1000 Euro zahlt? Das hat nichts mit dem Kind zu tun, sondern mit Wirtschaftlichkeit an dieser Stelle. Bei lauter Kinder mit 50 Euro Beiträgen wäre das eben nicht leistbar an viele Stellen.

Achin
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Ihr Beispiel hat etwas von „roher Bürgerlichkeit“ (Heitmeyer).

Es geht schlicht darum, dass Privatschulen gegen Schulgeld sich ihre Schüler- und Elternschaft selbst aussuchen können und zudem noch mit besseren Rahmenbedingungen werben. Der allergrößte Teil der Finanzierung übernimmt nimmt aber weiterhin die Allgemeinheit.

Mit Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit hat das nichts zu tun.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Achin

Ja, hat es. Ist stark reduziert auch die Sache.

Schülerschaft aussuchen: Ja, soweit es der „Pool“ natürlich zulässt. Auch eine Privatschule braucht SuS, damit sie sich (re-)finanzieren können. Je größer der Pool, desto mehr kann man sich die SuS aussuchen – solange es einen Überhang an Nachfrage gibt. Ist das jetzt ein Problem? Welches konkret? Das ist in anderen Bereichen doch auch Gang und Gäbe.

Natürlich wirbt man mit besseren Rahmenbedingungen. Mit was denn sonst? Und sei es nur das Konzept. Auch das ist logisch nachvollziehbar und daran sehe ich nichts als „negativ“ an.

Der Staat bezuschusst meistens 2/3 im Groben. In manchen Fällen auch 100%, dann sind jedoch die Rahmenbedingungen deutlich andere (staatlicher). Dafür übernimmt die Privatschule die Aufgabe der Beschulung der SuS. Übernimmt somit die Schul- und Präsenzpflicht des Staates. Ist ein „Geben“ und „Nehmen“.
Hier muss man eben zwischen staatlicher Anerkennung und staatlicher Genehmigung usw. unterscheiden.

Mit Bildungsgleichheit hat das wenig zu tun. Dem würde ich sogar zustimmen. (Ob das bei Förderschule, Mittelschule und Gym anders ist … Sei mal zumindest anzuzweifeln)
Über die Bildungsgerechtigkeit müssten wir dann noch andere Sachen wie bspw. das Gymnasium abschaffen und uns auf eine Allgemeine Schule für alle -> Gemeinschaftsschule einigen vom Gedankengang her. Ansonsten ist dies staatlich natürlich auch nicht gegeben.

Lisa
8 Monate zuvor

Das ist die Lösung der Bildungsprobleme: Leute, gründet Schulen. Ich würde das von Staats wegen erleichtern. Freue mich schon auf die Erste freie Kiezschule Spandau mit Schwerpunkt Überlebenstraining ( Das war jetzt schon etwas Ironie)

E.E.
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Kritisieren ist immer einfach, aber so wie die Schulgründerin einen Kredit aufzunehmen, um eine wunderbare Schule zu gründen, wo die Kinder individuell gefördert werden, das leisten nur wenige.

Achin
8 Monate zuvor
Antwortet  E.E.

Sehr geehrte*r E. E.,

genau darin liegt die gesellschaftliche Sprengkraft:

Wohlhabende – kreditwürdige – Menschen, in der Regel selbst in solvente Familien hineingeboren, steigen aus der Solidargemeinschaft Sozialstaat aus, nicht um sich für, wie sie schrieben, „die Kinder“ zu kümmern, sondern um „die eigenen“.

Hinsichtlich Sicherheit, Energieversorgung, Straßenbau (…) soll sich dann aber wieder der Staat kümmern.

Das ist letztlich Klassenkampf von oben.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Achin

Kann man so sehen. Klar.

Andersrum: Wären die staatlichen Schulen so gut, dass keiner „weg“ will, dann hätte sich die Nachfrage nach Privatschulen doch erledigt?
Retten oder gemeinsam untergehen. Wieviele würden auf Retten setzen? Mal ganz im Ernst.

ZwischenDenZeilenLesen
8 Monate zuvor

Man siebt raus was man nicht haben will:

„Eine verbindliche Aufnahme kommt erst mit der beidseitigen Unterschrift … zustande.“

„Auch Kinder mit Besonderheiten können unsere Schule besuchen, da wir inklusiv arbeiten. Wir weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass wir keine Förderschule sind.“

„Der Religionsunterricht wird von Fachlehrern für katholische und evangelische Religion unterrichtet.“
„Ebenso wird das gemeinsame Leben und Lernen in der Klassengemeinschaft von religiösen Ritualen begleitet und strukturiert.“

Bla
8 Monate zuvor

Warum zwischen den Zeilen lesen?

Beidseitige Unterschrift ist ganz normal. Rechtlich natürlich auch sinnvoll und nötig. Also: Guter Punkt meiner Meinung nach. Anders wäre es sehr komisch.

Was auch definitiv gut so ist, dass man darauf hinweist, dass man keine Förderschule ist, wenn man dies eben nicht ist. D. H. normalerweise nur, dass man bspw. „nur“ eine Schulbegleitung pro Klasse haben will. Oder dass man Kinder für die keine Rahmenbedingungen da sind und/oder nicht gemacht werden können eben ablehnt. Finde ich sinnvoll und realistisch.

Der Religionsunterricht muss von Fachleuten geleitet werden. Ansonsten ist das zumindest mindestens angreifbar (und Grauzone) – oder nicht? Liegt allerdings nicht an den LuL oder der Schule per se, sondern an den Regularien an deutschen Schulen. Die Nennung kann und soll wahrscheinlich auch ein diesbezügliches Klientel ansprechen und eben darauf hinweisen, dass „Profis“ das rechtlich abgesichert machen. Die Fragen kommen ansonsten ganz von selbst, ob man als Privatschule auch Religionsunterricht (ordnungsgemäß) anbietet. Dementsprechend würde man den potentiellen Klientelkreis eben erweitern oder einengen.

Die „religiösen Rituale“ würden mich auch interessieren, was man darunter genau versteht. Montessori ist keine konfessionelle Schulart und daher wäre das tatsächlich interessant in welcher Form dies stattfindet (und warum).

Natürlich kann man darüber hinaus auch noch „potentielle Problemkinder“ aussieben. Sehe ich nur nicht als Schwachstelle, sondern sogar als Bereicherung an vielen Stellen.
Warum sollte man auch alles annehmen müssen, was den Rahmen sprengt und zu potentiellen Problemen für die anderen SuS und LuL führt? Würde auch kein Arbeitgeber (normalerweise) machen.
Gibt’s dafür einen plausiblen und logischen Grund?

ZwischenDenZeilenLesen
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

„Oder dass man Kinder für die keine Rahmenbedingungen da sind und/oder nicht gemacht werden können eben ablehnt.“
Dieses Statement erinnert mich inhaltlich doch stark an etwas, was ich kürzlich hier gelesen hatte und für außerordentliche Empörung sorgte.

Bla
8 Monate zuvor

Empörung bei Ihnen oder generell?

Dann mal her damit. Ich kann nur meine Meinung dazu dann sagen. Muss man auch nicht teilen meine Meinung. Damit kann ich leben.

Der Satz ist trotzdem logisch und ich sehe das genau so in dem Bezug zum Thema. Sinnvoll.