Nach Messer-Attacke: GEW fordert mehr Fortbildungen für Lehrkräfte in Gewaltdeeskalation

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BISCHOFSWERDA. Nach der Messer-Attacke an einem Schulzentrum im ostsächsischen Bischofswerda ist am Freitag wieder ein Stück Normalität eingekehrt. Für alle Schülerinnen und Schüler findet wieder Unterricht statt, wie eine Sprecherin des Kultusministeriums am Freitag auf Anfrage sagte.

Lehrkräfte sollten besser auf Alarmsituationen vorbereitet werden – findet die GEW. Illustration: Shutterstock

Am Mittwoch hatte ein mit einem Messer bewaffneter Jugendlicher in dem Schulgebäude einen acht Jahre alten Jungen schwer verletzt. Der Polizei zufolge zündete sich der Angreifer nach der Tat selbst an. Die Flammen wurden gelöscht, er wurde festgenommen. Der 16-Jährige war früher selbst in diese Schule gegangen.

Unterdessen sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen nicht alle Schulen gut auf solche Lagen vorbereitet. Nachholbedarf gebe es vor allem bei der Präventionsarbeit, sagte der GEW Vorsitzende Burkhard Naumann dem MDR am Freitag. «Lehrkräfte sollten gezielt zum Umgang mit Gewalt und zur Deeskalation geschult werden.» Es müsste mehr Angebote für Schulungen und Workshops zusammen mit Experten und mit der Polizei geben. News4teachers / mit Material der dpa

Bischofswerda: 16-Jähriger wollte wohl die Schule anzünden (er liegt im Koma)

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Lanayah
8 Monate zuvor

Bisher waren es eher die Arbeitgeber, die bei unhaltbaren Zuständen Fortbildungen anbotem (derzeit ist Resilienz voll im Trend), jetzt ist es auch schon die Gewerkschaft. Dieser Vorschlag impliziert, dass diese Gewalttat durch qualifiziertere Lehrkräfte zu verhindern gewesen wäre, es also wieder mal irgendwie an den Lehrer*innen liegt. Wie wäre es hier mit Geldausgabe und Einstellen von Profis, z. B. Wachpersonal an Schulen?

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Lanayah

„Dieser Vorschlag impliziert, dass diese Gewalttat durch qualifiziertere Lehrkräfte zu verhindern gewesen wäre“

Genau das ist der Punkt!

Freiya
8 Monate zuvor

Man kann so qualifiziert sein wie man will: Bei 28 Kindern in einer Klasse kann man jedes einzelne Kind gar nicht im Blick haben, und wenn man es noch so wollte. Die lauten, auffälligen Kinder haben ihr Ventil ja oft gefunden…. was aber ist mit den leisen, introvertierten…

TheTeacher
8 Monate zuvor
Antwortet  Lanayah

Trotz gestiegener Gewaltzahlen an Schulen, halte ich Wachpersonal grundsätzlich für übertrieben und nicht zielführend. In den USA gibt es zum Teil bereits so etwas, aber verhindert haben die bisher auch noch nichts. Dagegen schafft das ein Klima, mit dem ich nicht in meiner Schule leben möchte. Dazu noch Metalldetektoren und/oder Videoüberwachung, weil’s ja der Sicherheit dient? Nichts für mich.

In diesem Fall von „Nachholbedarf bei der Präventionsarbeit“ halte ich auch für fragwürdig, denn es stellt schon einen Zusammenhang zur Tat her. Das ist mindestens sehr unglücklich. Ein wenig über die Wirkung der Worte und Taten nachzudenken (hier die GEW, oftmals das KM oder andere Politiker) ist momentan offenkundig nicht so in Mode.

Marc
7 Monate zuvor
Antwortet  TheTeacher

Ich glaube wenn wir jetzt anfangen müssen, dass wir Wachpersonal vor Schulen und Freibädern aufstellen, dann läuft doch irgendwas verkehrt in der Gesellschaft…..

Lanayah
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Läuft es erst verkehrt, wenn Wachpersonal aufgestellt wird?

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  TheTeacher

Eben, viiiiel zu teuer.
Ich fordere einen Schwarzgürtel in mindestens einer effektiven Kampfsportart als Voraussetzung des Lehrerberufs. Entweder zu Studienbeginn oder berufsbegleitend – gerne auch als längere Fobi. Mit regelmäßiger verpflichtender Auffrischung der „Skills“.
*Text könnte etwas Ironie enthalten*

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Lanayah

1) Wachpersonal oder ähnliche Profis hätten zu 90% mit der immer gleichen Klientel zu tun – das „geht nicht“, weil man dann über das graue Rüsseltier in der Mitte des Raumes sprechen müsste.

2) Auch Wachpersonal verhindert keinen einzigen echten Amoklauf, ausser man verwandelt Schulen in „gehärtete“ Gebäude. Das sind dann aber keine Schulen mehr.

3) „Handreichungen“ und Co. sowie die darin enthaltenen „Sicherheitstipps“ sind lächerlich, reine Beruhigungspillen.
Wir hatten mal so „Experten“ für solche Konzepte da, wo sich Lehrer mal ausquatschen sollten, als bei uns (aufgrund einer Fehlbedienung) der Amokalarm losging.

Wir sollten dann da auch „mitentwickeln“ (oder eher: therapeutisch daherquatschen, denn bei jeder vorgeschlagenen Änderung kam irgendein Argument, warum das nicht ginge)…irgendwann war es mir zu blöd und ich fragte den Ober“experten“, wer denn auf die Idee gekommen sei, bei Amoklage das Verschanzen hinter Holztischen(!) zu empfehlen, wo doch jedem Experten klar sein müsse, was bei den gängugen V0 und Kalibern/Geschossart zivil missbrauchter Munition die Folge sei (statt wenigstens der Chance auf Durchschuss = Splitter UND das Geschoss im Körper)….Resultat: Mitleidiger Blick a la „Hey, es geht halt nicht aber wir müssen was sagen/schreiben.“

Ganz einfach:
Amokläufe KANN eine Schule wie wir sie kennen nicht verhindern. Geht nicht.

Die einzige Vorbeugung ist möglichst gute Einzelbetreuung von SuS.
Was durch zu große Klassen aktiv behindert wird.

Tim Bullerbü
8 Monate zuvor

Au ja! Karate und Selbstverteidigung statt Yoga und Achtsamkeit.
Ich habe Sonntagabend noch frei.
Kann ich sonst noch was tun? Die Welt retten? Zum Mond fliegen?

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Haben Sie eine Raumstation oder Rakete zumindest? Bekommen Sie dort auch ein paar Kinder rein? Sollte doch machbar sein. So als Klassenausflug. Würde den Kids bestimmt Spaß machen. Bisschen raus aus der Schule.

Freiya
8 Monate zuvor

Was bringt einen Jugendlichen dazu, einen Drittklässler niederzustechen? Sich anzuzünden? Wieviele Warnzeichen sind hier nicht gesehen worden? Und warum nicht? Was für eine Tragödie! Für alle Beteiligten!

Victoria Petermann
8 Monate zuvor

Wenn man liest, was der swr heute von einer Lehrerin berichtet, die einer Schülerin helfen wollte, die im Netz gemobbt wurde, dann hält man sich wohl besser raus.

447
7 Monate zuvor

Eben.

Erst jahrzehntelang Lehrern alle Mittel und Autorität zum Eingreifen aus der Hand schlagen (direkt und indirekt) – dann jammern, wieso „die nix machen“.

Geliefert wie bestellt: Mit Händen auf dem Rücken und einem Klima von „Was SuS/Eltern subjektiv wollen ist der Maßstab“ sind Lehrer halt in der Handlungsdimension besser bezahlte Sozialarbeiter.
Und genau so viel bewirken wir dann auch.

Schade – aber ist dann so.

Fräulein Rottenmeier
8 Monate zuvor

Laut Kultusministerium haben die Lehrer an der Schule vorbildlich auf die gefährliche Situation reagiert und andere Kinder geschützt.
Ich denke, dass man heutzutage nicht nur Feuerübungen für selbstverständlich zweimal jährlich durchführen muss, sondern auch regelmäßig solche Szenarien in den Blick nehmen sollte. Lehrer, die wissen, wie man in akuten Situationen reagiert, können Leben retten. Auch das ist Präventionsarbeit.

Bla
7 Monate zuvor

Also Krisenmanagement? Gibt es stellenweise doch.
Angebote für Amoktraining gäbe es theoretisch.
Ebenfalls gibt es eine Handreiche dazu … Ja.

Allerdings kam dies ja schon einige Male als Diskussion (v. A. nach Newtown, Erfurt, Winnenden usw. – also im Bereich der Amokläufe) auf.

Ich zitiere hier exemplarisch:
„In den USA findet an Schulen mindestens einmal im Jahr ein Amoktraining statt. Bannenberg sieht solche Übungen kritisch, weil sie die Tat an sich nicht verhindern könnten. Lehrkräfte hingegen äußern gegenüber dieser Zeitung den Wunsch, durch solche Übungen sensibilisiert zu werden – analog zu Brandschutzübungen. Das Hessische Kultusministerium jedoch rät von einem Training zu einem Amokfall ab. Auf Anfrage sagt ein Sprecher, dass solche Übungen »insbesondere bei psychisch vorbelasteten Schülern potenziell negative Effekte haben können«. Schulamtsleiter Kissel ergänzt, Schüler könnten »verunsichert werden und Ängste entwickeln«.“
Quelle: https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/amoklauf-giessen-vorbereitung-texas-schule-hessen-91584129.html

447
7 Monate zuvor

Sie können Kinder wegbringen und/oder sich mit diesen einschliessen und auf Hilfe warten. Das wars.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Das ist die Kurzzusammenfassung des Amoktrainings für Lehrkräfte.

Bei Brandschutz im übrigen ähnlich: Feuer löschen (falls kleine Brandstelle), ansonsten raus da (Wege beachten), wenn raus da nicht möglich – dann weit entfernen von der Stelle und hoffen, dass schnell genug Hilfe kommt und man „raus kommt/geholt wird“.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Monate zuvor

Wenn an einer Schule etwas schiefläuft oder nicht klappt, werden immer nur mehr Fortbildungen für Lehrkräfte als Lösung in den Raum geworfen… Wann geht man endlich mal an die Wurzel der vielfältigen Probleme, an den Kern, die Ursache???

E.S.
8 Monate zuvor

„GEW fordert…“. Ich kann`s nicht mehr hören. Für was alles sollen sich Lehrer noch fortbilden lassen, ohne dass ihre Kernaufgaben aus dem Blickfeld geraten und zur Nebensache werden?
Auch dadurch wird Schule kaputtgemacht.

Alx
7 Monate zuvor

Ich glaube im Titel sollte statt Gewalteskalation GewaltDEeskalation stehen?

Die Eskalation gelingt leider auch ohne unser Zutun.

Pauker_In
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Könnte ein Freud’scher Versprecher sein, denn wenn Sie bereits mit einem Messer angegriffen werden, können Sie nicht mehr deeskalieren. Das muss vorher geschehen!

Ureinwohner Nordost
7 Monate zuvor

Fortbildungen in:

Boxen
Karate
Kung Fu
Kickboxen

schützt die persönliche Sicherheit.
Quatschen hilft in der Not wenig.