Screening: „Wir nutzen die Zeit des Schulanfangs, um mit den eduLOG-Ergebnissen ganz gezielt die Grundlagen zu legen“

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DÜSSELDORF. Angesichts alarmierender Studien wie IGLU kündigen immer mehr Landesregierungen an, Kinder vor der Einschulung auf ihre Entwicklung hin testen zu wollen. Das gibt Eltern, Erzieher*innen und Lehrkräften die Chance, bei möglichen Defiziten etwa im Bereich Sprache gegenzusteuern. Daniela Scheuermann, Schulleiterin der Astrid-Lindgren-Grundschule in Hagen, praktiziert ein solches Verfahren bereits: das Sceeningverfahren eduLOG. Wir sprachen mit ihr über ihre Erfahrungen.

Wenn Kinder vor der Einschulung systematisch auf ihre Entwicklung hin getestet und ggf. gefördert werden, erhöht das ihre Chancen auf einen erfolgreichen Schulstart (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Wie sind Sie an das Unternehmen LOGmedia und ihr Screeningverfahren eduLOG gekommen?

Daniela Scheuermann: Unseren ersten Kontakt mit LOGmedia hatten wir im Frühjahr 2020, als es wegen Corona zur Schulschließung kam. Damals wurden wir gefragt, ob wir Lust hätten, dieses Schuleingangsscreening mit unserer Schule auszuprobieren. Ich war erst ein bisschen skeptisch, weil wir digital nicht wirklich gut ausgestattet waren. Deshalb hatte ich Bedenken, ob das hier überhaupt durchführbar ist. Und ich konnte mir auch, ehrlich gesagt, gar nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Zuvor hatten wir uns die Kinder ein halbes Jahr vor der Einschulung angeschaut. Sie kamen in die Schulen und haben an Stationen einzelne Bereiche durchlaufen, damit wir ihren Entwicklungsstand erfassen konnten. Es wurden dabei verschiedene schulrelevante Kompetenzbereiche spielerisch beobachtet und dokumentiert – wie Wahrnehmung, Sprache, Motorik oder Pränumerik.

Diese kleinen Tests waren aber weder schulintern standardisiert, noch gab es einheitliche Verfahren der Grundschulen. Jeder hat irgendwie für sich überlegt, was man wie mit den Kindern spielerisch machen kann, um zu Ergebnissen zu kommen. Das war wenig erquicklich, weil die subjektive Wahrnehmung die Ergebnisse stark geprägt hat. Dann kam es vor, dass eine Kollegin gemeint hat, der Junge spricht ja sehr gut , während eine andere fand, das sei keineswegs der Fall.

Und Corona war dann der Anlass, etwas Neues zu probieren?

Daniela Scheuermann: Als dann Corona kam und wir Kontakte vermeiden mussten, war das der Punkt, an dem ich gesagt habe, wir probieren das jetzt mal digital mit den Kindern, weil das mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen unter vier Augen in der Schule gemacht werden kann. Und wir haben das eduLOG-Verfahren von LOGmedia dann einfach mal ausprobiert. Unser erster Eindruck war, dass die Kinder große Lust darauf hatten. Sie fanden es großartig und waren sehr motiviert. Wir haben dann mit sechs Kolleginnen in dem Jahrgang 65 Kinder nach und nach getestet. Die Handhabung von eduLOG ist sehr schlüssig. Die wirklich intuitive Bedienung wird durch eine Anleitung unterstützt, die permanent innerhalb des Programms verfügbar ist. Natürlich sollte man vorab einige Testdurchläufe machen, um sich in die Funktionsweise hineinzudenken.

Auf was müssen sich Lehrkräfte, die damit arbeiten, einstellen?

Daniela Scheuermann: Vertrautheit in der Handhabung ist natürlich wichtig für einen reibungslosen Ablauf der Testsituation. Die Vorbereitung wie die Eingabe der Daten, der Elternfragebogen, die Terminierung mit den Eltern usw. sollte gut geplant und die Form für die Rückmeldung der Ergebnisse im Vorfeld überlegt werden. Manchen Eltern reicht die ausgedruckte Version der Ergebnisse, einige brauchen dabei zusätzliche Erklärung und Unterstützung. Wir haben es letztlich so gemacht, dass wir die Eltern der Kinder mit sehr auffälligen Ergebnissen noch einmal zu einem Beratungstermin eingeladen haben. Letztlich erwartet die Lehrkräfte aber ein sehr differenziertes Testprofil, welches entweder die notwendigen Förderbedarfe vor der Einschulung deutlich macht oder aber auch einfach die Rückmeldung gibt, dass alle Voraussetzungen für einen gelungenen Schulstart gegeben sind. Wir standen in den letzten drei Jahren in engem Austausch mit LOGmedia und haben an einigen Stellen auch konstruktiv-kritische Rückmeldungen gegeben. Dazu gehörte zum Beispiel der Wunsch nach einem Motorik-Teil, der nun nachträglich in die Software aufgenommen wurde ebenso wie der Teil Sozialverhalten.

Der gesamte Test ist spielerisch angelegt?

Daniela Scheuermann: Sehr spielerisch … und auch vom Design ganz entzückend gemacht. Das kann man wirklich nicht anders sagen. Wir betten das immer noch in einen wertschätzenden Rahmen ein Die Kinder kriegen hinterher eine Urkunde und eine Medaille. Die sind dann auch stolz wie Bolle. Wir haben jetzt bereits den dritten Einschulungsjahrgang in Folge mit eduLOG getestet und es hat sich etabliert, dass wir im Kollegium eine sogenannte eduLOG-Konferenz machen, auf der wir dann über die Kinder sprechen, die auffällig waren. Wir bekommen zunächst die Einzelergebnisse von jedem Kind für jede Aufgabe aber auch die Ergebnisse in der Zusammenschau für alle Kinder. Die Eltern der Kinder, bei denen eduLOG auf erhebliche Förderbedarfe hinweist, laden wir nochmals ein.

Was sind das für Schwierigkeiten? Womit sind Sie in der Praxis konfrontiert?

Daniela Scheuermann: Das sind zum Teil erhebliche Schwierigkeiten in der Wahrnehmung, zum Beispiel bei der akustischen Differenzierung. Die Kinder müssen aus einem Geräuschwirrwarr bestimmte Wörter heraushören – vergleichbar in einem Klassenraum. Also eine wichtige Kompetenz. Viele Kinder haben erhebliche Schwierigkeiten in diesem Bereich. Aber auch bei der visuellen Wahrnehmung. Sie sollen in gezeichneten Bildern Dinge erkennen, Figuren wahrnehmen, Gegenstände herausfiltern. eduLOG erkennt die Grundkompetenzen, die notwendig sind, um das Lesen und Schreiben, das Lernen in Gänze überhaupt erlernen zu können. Häufig ist es so, dass sich dabei Auffälligkeiten zeigen. Und eduLOG empfiehlt dann, diesen Bereich mindestens zu fördern und gegebenenfalls sogar medizinisch überprüfen zu lassen. Wir sind dafür auch Kooperationen mit Logopädiepraxen eingegangen, denen die eduLOG Ergebnisse zur Verbesserung und Beschleunigung der erforderlichen Maßnahmen mitgeliefert werden. Darüber hinaus können wir den Eltern auf Basis der Erkenntnisse gezielt niederschwellige Übungen empfehlen, die sie mit den Kindern zu Hause machen können, um das halbe Jahr bis zur Einschulung zu nutzen.

eduLOG bietet ja auch mehrsprachige Tests von Sprachkompetenzen an. Kinder mit Migrationshintergrund können also auch in ihrer Muttersprache getestet werden. Spielt das in Ihrer Praxis eine Rolle?

Daniela Scheuermann: Eine große Rolle, ja. In den sprachrelevanten Bereichen wie Wortschatz, Sprachverständnis etc. bekommt das Kind Sätze oder Wörter sowohl in Deutsch als auch in der Herkunftssprache vorgesprochen. Dabei ist es eben besonders relevant zu unterscheiden, ist das Kind einfach nur in der deutschen Sprache nicht gut entwickelt – oder ist es ein tiefergehendes, z.B. logopädisches Problem? Oder womöglich ein kognitives? Da gewinnen wir leider sehr oft die Erkenntnis, dass die Kinder, die gravierende sprachliche Mängel aufweisen, dann auch in der Herkunftssprache bzw. überhaupt was ihre Grundfähigkeiten betrifft sehr schwach entwickelt sind. Das spricht eindeutig dafür, Sprachfördermaßnahmen schon viel, viel früher anzusetzen, weit vor der Grundschule, weil zugewanderte Kinder häufig nicht gut Deutsch sprechen, aber leider auch in den Herkunftssprachen nicht gut ausgebildet sind.

Haben Sie das Gefühl, dass die Kinder jetzt besser auf die Einschulung vorbereitet sind?

Daniela Scheuermann: Mit Hilfe der Eltern, die die Rückmeldungen und Förderhinweise nutzen und umsetzen, ist das auf jeden Fall so! Manchmal braucht es hier aber auch noch Unterstützung der Eltern durch die Schule und durch die Erzieherinnen der Kitas. Für unsere Schule haben wir im nächsten Jahr geplant, die Förderung in einer wöchentlichen Mini-Schule selbst zu übernehmen. Wir wissen durch eduLOG, dass wir mit einzelnen besonders intensiv phonologisch arbeiten müssen. Wir nutzen die Zeit des Schulanfangs, um mit den Screening-Ergebnissen ganz gezielt die Grundlagen zu legen, dass möglichst bei allen das Lesen- und Schreibenlernen gut klappt. Der Einsatz der Sozialpädagog*innen in der Schuleingangsphase ist dann gezielt auf diese Bereiche gerichtet.

Leider ist die Zeit zwischen der Testung und der Einschulung ja mit einem halben Jahr recht knapp. Einzelne Kinder sind mithilfe von eduLOG schon besser vorbereitet – immer dann, wenn wir es wirklich hinbekommen, dass die Eltern die empfohlenen Wege gehen und vor der Einschulung Logopädie oder Ergotherapie in Anspruch nehmen. Oder einfach auch nochmal die Hörfähigkeit bei ihrem Kind überprüfen lassen. Wenn also dann vor der Schule noch eine Förderung stattgefunden hat, dann merken wir das schon. Wir konnten das auch sehr gut sehen. Einfach aus eigenem Interesse haben wir die Kinder nach der Einschulung bis zu den Herbstferien nochmal getestet. Da wurde dann schon deutlich, dass sich bei einigen Kindern richtig was getan hat. Das ist aber zukünftig gar nicht mehr nötig, da von LOGmedia zum Jahresende eine kostenfreie Tablet-App veröffentlicht wird, mit deren Hilfe die Kinder auf Basis Ihrer individuellen Ergebnisse trainiert werden

Sie haben gesagt, am Anfang war das Screening ein zeitlicher Aufwand. Hat sich das eingespielt? Ist der Aufwand geringer geworden, oder ist es nach wie vor ein ziemlicher Angang für Sie und Ihr Kollegium?

Daniela Scheuermann: Gemessen an der Zeit, die wir in der Vergangenheit für das sogenannte Schulspiel  aufgewendet haben, ist der Aufwand derselbe bei erheblich besseren und valideren Erkenntnissen. Wir haben den Kreis der Testleiter*innen vergrößert und neben den Sozial- und Sonderpädagoginnen auch die zukünftigen Klassenlehrerinnen mit aufgenommen. Einfach weil sie dabei die Kinder schon sehr gut kennenlernen. Eine Kollegin hat mir erst unlängst gesagt: „Ich möchte niemals die Erkenntnisse missen, die ich jetzt schon über die Kinder mittels eduLOG gewonnen habe.“ Auch der Kontakt mit den Kindern ist von Anfang an sehr gut, da die Kinder das digitale Medium lieben, sodass der Nutzen hier klar im Vordergrund steht – und letztlich den zeitlichen Aufwand stark relativiert. Das kann man ganz klar so sagen.

Sie sind nicht mehr die einzige Grundschule in der Stadt Hagen, die mit eduLOG arbeitet?

Daniela Scheuermann: Nein, im Austausch mit anderen Schulleitungen der Hagener Grundschulen zeigte sich immer mehr Interesse an diesem digitalen und vor allem standardisierten Verfahren. Weit mehr als die Hälfte der 28 Grundschulen in Hagen praktizieren das Screening bereits – und geplant ist jetzt, das Programm auf kommunaler Ebene einzusetzen, sodass dann auch für jede Grundschule die Möglichkeit besteht, mitzumachen. Die, die es nutzen, sind begeistert.

Weitere Informationen:

Pressekontakt:
Sonja Mankowsky
Agentur für Bildungsjournalismus
sonja.mankowsky@bildungsjournalist.de
01516 / 2372428

Dies ist eine Pressemitteilung des LOGmedia-Instituts für digitale Bildung.

Benachteiligte Kinder besser fördern – mit der Förder- und Diagnostik-Software von LOGmedia!

 

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2 Kommentare
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Ingo Walter Völzke
1 Monat zuvor

Dinge sollte man immer vom Grunde her betrachten. Noch bessere Instrumente, um Schwächen der Kinder zu diagnostizieren??? Besser wäre deutlich festzustellen, wodurch Kinder nicht in eine defizitäre Entwicklung geraten. Wie sieht die Basis für eine gute kindliche Entwicklung aus? Was brauchen Kinder für eine emotional gefestigte Persönlichkeit, was sind entwicklungspsychologische Grundlagen dafür, was ist dann die Basis für das Interesse an Neuem, Neugierde, Basis für ein Bildungsinteresse. Alles andere ist immer nur Reparatur, ein Hinterherlaufen. Diese nötigen Grundlagen müssen immer positiv öffentlich propagiert werden, von Wissenschaft und Politik, was nutzt Kindergrundsicherung, wenn die sozialpsychologischen Lebensgrundlagen nicht annähernd geboten werden. Das ist das Elementare, es müssen Leitlinien für positive kindliche Entwicklung kontinuierlich propagiert werden, Leitlinien dafür müssen regelmäßig positiv präsentiert werden, ähnlich wie täglich über den Klimawandel informiert wird. Die Bedeutung ist ähnlich. Die Basis des Lebens sind Mutter/Vater, dies muss positiv immer wieder beschrieben werden, das Leben muss vom Kinde her gedacht werden und was dafür besonders emotional nötig ist. Eltern brauchen die öffentliche persönliche Wertschätzung ihrer Rolle. Unsere Gesellschaft braucht ein kontinuierlich wahrnehmbares Leitbild für die positive Entwicklung der Kinder, die ja nun mal die Basis unserer Zukunft sind.