Mit einem Ausflug ist es nicht getan – Forscher untersuchen Umweltbildungsprojekt

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LEIOA. Ein eintägiges Bildungsprogramm in einem Biosphärenreservat konnte das Wissen von Schülerinnen und Schülern nur kurzfristig erweitern, zeigt eine spanische Studie. Für die Umweltbildung seien solche Programme dennoch wichtig, betonen die Forscher.

Außerschulische Lernangebote in die Umweltbildung einzubeziehen ist weit verbreitet. Viele Lehrerinnen und Lehrer nehmen viel Arbeit und Aufwand auf sich, ihren Schülerinnen und Schülern, etwa durch Ausflüge, theoretisch Gehörtes auch praktisch erleben zu lassen. Viele formelle und informelle Institutionen wie Nationalparks halten ausgefeilte Bildungsangebote vor. Einen allzu großen Lerneffekt sollte man sich davon allerdings nicht erwarten, wie jetzt eine spanische Studie zeigt. Dennoch ist die praktische Anschauung von großer Bedeutung, wie Studienleiter Unai Ortega von der Universität des Baskenlandes betont.

Schülerinnen und Schüler und ein Betreuer hocken um ein Beet mit einer hochstehenden Vogeltränke herum in das sie Pflanzen setzen.
Wie praxisorientierte Lernangebote in die Umweltbildung einbezogen werden, ist für ihre Wirksamkeit entscheidend. Foto: U.S. Air Force photo / Stacey Geiger (PD)

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten die Auswirkungen eines eintägigen ortsbezogenen Umweltbildungsprogramms untersucht, das im Urdaibai Bird Center (UBC) rund 40 Kilometer nordöstlich der baskischen Stadt Bilbao durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt der Studie des Teams aus Didaktikern, Mathematikern und Sozialwissenschaftlern stand die Frage, inwieweit Schülerinnen und Schüler, die einen Tag lang an den Aktivitäten des UBC teilgenommen hatten, das Gesehene und Gelernte verinnerlichten.

Zu diesem Zweck füllten 908 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe einen schriftlichen Fragebogen aus, um ihre Vorstellungen über das Biosphärenreservat Urdaibai und die Sümpfe, ihr Interesse an der biologischen Vielfalt, ihre Fähigkeit, Vogelarten zu identifizieren, ihr Wissen über den Vogelzug und ihre Einstellung zum Naturschutz zu ermitteln.

Ortega betont, dass das Hauptziel der Untersuchung darin bestanden habe, erstens das Wissen und die Einstellung der Schüler zu ermitteln und zweitens diese Umweltbildungsprogramme zu bewerten. „Sie sind weit verbreitet, aber ihre Wirksamkeit wurde noch nicht evaluiert, sodass wir wissen müssen, wie gut diese Programme ihre Ziele erreichen“, erklärte er.

In westlichen Gesellschaften sei die Art und Weise, wie Natur und Umwelt verstanden werden, sehr wichtig, da das Wissen darüber die Einstellung zum Umweltschutz beeinflussen kann. Das Urdaibai Bird Center (UBC) im Herzen des Urdaibai-Biosphärenreservats verfüge über zahlreiche Lebensräume, die für die Beobachtung und den Schutz von Zugvögeln notwendig sind, und sei außerdem ein idealer Ort für die Durchführung von Umweltbildungsprogrammen.

Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass die Schülerinnen und Schüler nach dem Besuch kaum Kenntnisse über Biosphärenreservate, Sümpfe und den Vogelzug hatten, insbesondere wenn es um die Bestimmung von Vogelarten geht. Trotz hoher Werte bei der Umwelteinstellung waren überdies viele Jugendliche der Meinung, dass die Bemühungen zum Schutz dieser Gebiete übertrieben sind und die wirtschaftliche Entwicklung behindern. Die Ergebnisse zeigten auch, dass Schüler aus ländlichen Gebieten und solche, die im oder um das Biosphärenreservat Urdaibai leben, mehr über die lokale biologische Vielfalt wussten, ebenso wie Schüler, die in der Grundschule Lerneinheiten zum Thema Vögel absolviert hatten.

Die Studie kommt somit zu dem Schluss, dass „eintägige Programme keinen Einfluss auf das Umweltwisssen haben“, so Ortega. „Diese Programme seien zwar für die kurzfristige Förderung des Umweltwissens und der Umwelteinstellungen nützlich, aber nur von begrenzter Wirksamkeit.“

Die Forscherinnen und Forscher wiesen jedoch darauf hin, dass es ratsam sein könnte, das Umwelterziehungsprogramm des Urdaibai Bird Center so anzupassen, dass es mit praktischen Aktivitäten oder Projekten in formelle Kontexte eingebunden werden könne. Systematisch in den Unterricht einbezogen, würde auch Kurzprogrammen eine wichtige Funktion zukommen.

Unai Ortega hob in diesem Zusammenhang besonders die Bedeutung der emotionalen Bindung für die Umweltbildung hervor. Seiner Meinung nach ist es „wesentlich, das Gefühl zu haben, dass es sich lohnt, sich um das zu kümmern, was gepflegt werden muss“. Dabei gebe es allerdings noch Luft nach oben, denn in dieser Hinsicht, so Ortega „haben viele von uns an dieser Art von Programmen teilgenommen, aber das Niveau der Umweltkompetenz hat sich nicht erhöht; im Gegenteil, die Daten zeigen, dass diese Kompetenz rückläufig ist.“ (zab, pm)

Schüler wollen das Klima retten, handeln aber selbst kaum umweltfreundlich

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Dil Uhlenspiegel
6 Monate zuvor

Gibt sicher ne App. Ist die Zukunft und so.