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Nach Schulhof-Schlägen um Palästina-Fahne: Sorge um Eskalation an Schulen

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BERLIN. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel zeigt sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung mit Blick auf die Schulen besorgt. Der Berliner Fall um eine körperliche Auseinandersetzung eines Lehrers mit einem Schüler, zu der sich der Streit um eine Palästina-Fahne auf dem Schulhof ausgewachsen hatte, hoch: Eltern wollten gegen den Pädagogen, dem sie Rassismus vorwerfen, demonstrieren. Die Demonstration wurde allerdings verboten – wegen der Gefahr antisemitischer Bekundungen.

Zur Zerstörung des Staates Israel aufgerufen: Pro-Palästina-Demonstration in Berlin im Mai 2021. Foto: Shutterstock / Timeckert

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, befürchtet nach dem Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel wachsende anti-israelische Tendenzen an Schulen. «Ich habe die große Sorge, je weiter auch die israelische Antwort auf diesen terroristischen Anschlag voranschreitet, dass sich die Stimmung in den Schulen deutlich gegen Israel wenden wird», sagte Klein.

«Bereits jetzt gibt es ja schockierende Nachrichten von Schulen, wo sich Schüler palästinensische Fahnen umlegen, also diesen Konflikt in die Schulen hereintragen wollen.» Das werde möglicherweise noch zunehmen.

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An einem Gymnasium in Berlin-Neukölln war es am Montag zu einem Vorfall im Zusammenhang mit dem Israel-Konflikt gekommen. Ein Schüler war mit einer Palästina-Fahne erschienen, woraufhin es eine gewaltsame Auseinandersetzung eines weiteren Schülers mit einem Lehrer gab (News4teachers berichtete). Eltern planten daraufhin eine Demonstration, die von der Polizei verboten wurde, weil sie die Gefahr volksverhetzender, antisemitischer Ausrufe sah. Nach dem Verbot wurden dort laut Polizei israelfeindliche Flugblätter verteilt.

«Wir müssen die Lehrerinnen und Lehrer bewusster machen im Kampf gegen Antisemitismus»

Zu der Kundgebung und den Vorwürfen gegen den Lehrer wollte sich die Senatsverwaltung für Bildung nicht äußern. «Wir warten die Polizeilichen Ermittlungen ab. Um disziplinarrechtliche Folgen gegen den Lehrer einzuleiten, muss uns der Sachverhalt vorliegen.» Schulaufsicht und Schulleitung seien dazu mit den Betroffenen im Austausch.

Klein hält eine bessere Vorbereitung von Lehrkräften für notwendig. «Wir müssen die Lehrerinnen und Lehrer bewusster machen im Kampf gegen Antisemitismus», sagte er. Das Thema müsse in der Ausbildung systematisch betrieben werden, Lehrkräfte sollten fortgebildet werden. «Oftmals geht es ja dann auch um Einzelfragen: Wie bewerte ich den Nahost-Konflikt? Warum kommt es jetzt hier zu Sympathiebekundungen dafür, dass im Nahen Osten Menschen ermordet werden? Das erfordert großes Fingerspitzengefühl.»

Lehrerinnen und Lehrer sollten nach seiner Ansicht auch stärker für die Vermittlung jüdischen Lebens als Tradition deutscher Kultur im Unterricht sensibilisiert werden. «Ich glaube, das sollte auch systematischer in jeden Unterricht und nicht nur in den Geschichts- oder auch den Politikunterricht aufgenommen werden», sagte Klein.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte am Mittwoch darauf hingewiesen, dass es beim Bundesministerium für Bildung und Forschung zwei konkrete Projekte gebe. Neben der Schulung von angehenden Polizisten und Lehrern im Umgang mit Antisemitismus sei die Entwicklung von digitalem Unterrichtsmaterial zur Antisemitismusprävention ein Teil davon.

Wie der Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) gegenüber dem RBB bestätigte, wird die Schule in Neukölln seit Dienstag von Security-Mitarbeitern bewacht, damit Schulfremde keinen Zutritt auf das Schulgelände haben könnten. News4teachers / mit Material der dpa

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