Wiedervereinigung kommt als Thema zu spät in den Unterricht (sagen Schüler)

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HANNOVER. Für Schülerinnen und Schüler ist die deutsche Wiedervereinigung etwa im Geschichtsunterricht Thema in den Jahrgängen 9 und 10. Dem Landesschülerrat Niedersachsen ist das nicht früh genug.

Zu spät im Lehrplan? Schülerinnen und Schüler in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Foto: Shutterstock

Die deutsche Einheit sollte nach Ansicht des Landesschülerrats Niedersachsen früher in Schulen thematisiert werden. «Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass die Zeit des Nationalsozialismus bis zur Wiedervereinigung mehr thematisiert werden muss», teilte Landesschülerratsvorsitzende Louisa Charlotte Basner auf Anfrage mit. Die deutsche Einheit sei eines der wichtigsten Themen der Geschichte, weshalb mehr Aufklärungsarbeit hierzu in Schulen geleistet werden müsse.

Laut Kultusministerium ist das Thema deutsche Wiedervereinigung verbindlicher Inhalt im Fach Geschichte im Jahrgang 9 und 10 sowie im Fach Gesellschaftslehre an Gesamtschulen. Basner forderte, dass die deutsche Einheit bereits in der achten Klasse behandelt werden müsste.

Eine Sprecherin des Ministeriums teilte mit, dass es eines der obersten Ziele schulischer Bildung sei, für Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit, wirtschaftliche Sicherheit und Frieden einzutreten. «Diesem übergeordneten Ziel sind grundsätzlich alle Unterrichtsfächer verpflichtet, insbesondere aber die des gesellschaftswissenschaftlichen Bereichs.» Schule stärke die Demokratiebildung im Unterricht aller Fächer. Die deutsche Wiedervereinigung könne neben dem klassischen Unterricht auch Inhalt von Projekten sein.

Am 7. Oktober 1949 war die DDR gegründet worden. 1989 brachte eine friedliche Revolution den Fall der Berliner Mauer, dessen Bau im August 1961 begann. Die Revolution ebnete den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990.

Die Landeszentrale für politische Bildung erklärte, dass Niedersachsen das Bundesland mit der längsten ehemaligen innerdeutschen Grenze war. Dadurch spiele die Wiedervereinigung im Bundesland aufgrund seiner geografischen Lage eine besondere Rolle. Nach Einschätzung der Landeszentrale spielt das Thema für Jugendliche heute in ihrem Alltag weniger eine Rolle als in der vorhergehenden Generation, die die Teilung Deutschlands selbst noch erlebt habe. News4teachers / mit Material der dpa

Ostbeauftragter: DDR-Geschichte kommt im Unterricht zu kurz (und wird falsch vermittelt)

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8 Kommentare
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Vierblättriges Kleeblatt
6 Monate zuvor

Wir haben das in Klasse 4 im Buch „Pusteblume“ für den Sachkundeunterricht.

Danach kommt es zeitlich chronisch natürlich ziemlich am Ende, müsste logischerweise Klasse 10 sein in der Allgemeinbildung.

Vierblättriges Kleeblatt
6 Monate zuvor

Basner forderte, dass die deutsche Einheit bereits in der achten Klasse behandelt werden müsste.

Also vor dem 1. und vor dem 2. Weltkrieg und vor dem „Dritten Reich“? Welchen Sinn macht das?

Rainer Zufall
6 Monate zuvor

Ich denke, es geht um eine Kürzung der vorfolgenden Inhalte, damit kalter Krieg, DDR und Wiedervereinigung drankommen.
Zugegebenermaßen hat sich seitdem auch einiges in der jüngeren Geschichte ereignet, was die Kinder interessiert

TaMu
6 Monate zuvor

Ich glaube, dieses wichtige Thema könnte noch viel früher in Schulen zum Thema werden. Warum nicht in der Grundschule altersgerechte Texte lesen über die Wiedervereinigung? Das muss ja nicht politisch aufgeladen sein. So könnte doch in einer Geschichte die Großmutter dem Kind erzählen, wie sie den Großvater kennen gelernt hat, als in Deutschland die Grenzen geöffnet wurden, wie man vorher von der einen Seite nicht auf die andere durfte und wie man von der anderen Seite nur mit Kontrollen wie am Flughafen hinüber konnte. Kinder lieben solche Geschichten. Sie sollten damit aufwachsen, dass es eine solche Mauer mitten in Deutschland gegeben hat und dass die Leute sehr gefeiert haben, als sie endlich weg war. Das genügt in diesem Alter völlig. Die meisten Kinder werden nach dieser wahren Geschichte Fragen stellen. Sie erst in der Pubertät auf dieses Thema zu bringen und dann Interesse zu erwarten, führt bestimmt nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Das ist viel zu spät.

Hornveilchen
6 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Gibt es doch. Das Kleeblatt oben nennt ein Beispiel! Klasse 4 !!

Silberfischchen
6 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ich kenne auch Kollegen, die das Thema mittels Buchlektüre den Kindern schon in der Grundschule näherbringen.

Ingo
6 Monate zuvor

Wir hatten das Thema noch nicht einmal im Unterricht ALS es aktuell war!! Das war nämlich eben in der 8. Klasse. Der Lehrer hielt sich ganz strikt an das Politikbuch, welches gleich 4 Klassenstufen abdeckte und damls schon 15 Jahre alt war, mit einzelnen Themen, die schon 20 (!) Jahre alt waren. Stattdessen übernahm das unser Deutschlehrer nebenbei, der auch unser Geschichtslehrer war.
Das Geschichtsbuch, was wir dann ein Jahr später bekamen, war hingegen so nagelneu, dass es aktueller als das Politikbuch war und noch die erste frei gewählte DDR-Regierung themtisierte. Unglaublich…

Rainer Zufall
6 Monate zuvor

Ich finde es gut, wenn sich die Schukinder aktiv einbringen wollen.
Der kalte Krieg ist heute aktuell, das komplexe Verhältnis zu Deutschland geht in großen Teilen auf diese Zeit zurück.

Zudem ereignete sich danach einiges, was unsere heutige Zeit prägt und in den Geschichtsunterricht aufgenommen werden sollte