Anti-Diskriminierungsstelle beklagt Rassismus gegen muslimische Schüler (und spricht mit dem Bundespräsidenten darüber)

55

BERLIN. Seit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel beklagen viele Menschen eine Zunahme von Antisemitismus in Deutschland, der sich auch in Schulen breitmache. Nun weist eine Beratungsstelle auf eine andere Art von Rassismus hin, die ebenfalls die Schulen betrifft – und gleichfalls zunimmt: der gegen muslimische Schülerinnen und Schüler.

Werden muslimische Schülerinnen und – vor allem – Schüler in Schulen diskriminiert? Die Berliner Anlaufstelle Diskriminierungsschutz bekommt zahlreiche Meldungen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Berliner Anlaufstelle Diskriminierungsschutz an Schulen beklagt nach dem Terroranschlag der Hamas in Israel und dem Nahost-Krieg eine Zunahme von Rassismus gegen Muslime. Menschen aus der arabisch- oder türkischstämmigen und der muslimischen Community generell fühlten sich häufig unter Generalverdacht gestellt, Terror zu unterstützen, sagte Leiterin Aliyeh Yegane Arani.

Die Ereignisse hätten dieses schon länger bestehende Problem, das ebenso gravierend wie Antisemitismus sei, verstärkt. «Wir haben eine hohe Meldungsrate von rassistischen Vorfällen gegen Menschen, die Muslime sind oder als solche wahrgenommen werden.»

Das betreffe auch Schulen. «Es gibt eine große Unsicherheit von Lehrkräften, wie sie mit dem Nahost-Konflikt umgehen sollen», sagte Yegane Arani. Nach dem Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel mit rund 1200 Toten am 7. Oktober habe die Unsicherheit noch zugenommen. So manche Lehrkraft habe laut Berichten von Eltern überzogen reagiert, wenn Schüler etwa eine Palästina-Flagge auf ihre Hand gemalt oder ein Palästinensertuch getragen hätten.

Auch der pädagogische Umgang mit bestimmten Äußerungen, die eher emotionaler Natur als Ausdruck einer gefestigten politischen Haltung seien, lasse mitunter zu wünschen übrig und Empathie vermissen. Hinzu komme, dass muslimische Schüler, insbesondere Jungen, von manchen Lehrkräften ohnehin von vornherein als potenziell aggressiver eingestuft würden. «Sie werden öfter und härter bestraft.»

Yegane Arani forderte in dem Zusammenhang mehr Fortbildung für Lehrkräfte. «Sie müssen in die Lage versetzt werden, besser mit der zunehmenden Diversität, auch der religiösen Diversität, und mit Problemen wie Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung umzugehen», sagte die Expertin.

Ihr Anliegen wollte sie am Donnerstag auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vortragen. Yegane Arani wurde vom Staatsoberhaupt gemeinsam mit anderen Menschen ins Schloss Bellevue zu einem Runden Tisch unter dem Titel «Konflikt im Klassenzimmer – der Krieg in Nahost und unsere Schulen» eingeladen.

«Ich begrüße, dass der Bundespräsident versucht, sich ein eigenes Bild zu machen», sagte Yegane Arani. «Ich wünsche mir, dass er erneut ein klares Zeichen aussendet gegen die Spaltungstendenzen, die wir in Deutschland beobachten.»

Die Anlaufstelle Diskriminierungsschutz an Schulen bietet vor allem Eltern und Schülern Hilfestellung bei diskriminierenden Vorfällen aller Art. Träger ist der gemeinnützige Verein LIFE – Bildung Umwelt Chancengleichheit. News4teachers / mit Material der dpa

Schwarze Menschen beklagen Rassismus in Deutschland – und im deutschen Schulsystem (weit öfter als in anderen EU-Staaten)

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

55 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
JoS
5 Monate zuvor

Der Zusammenhang erschließt sich jetzt nicht. Die genannten „Vorfälle“ sind jetzt auch gerade keine geeigneten Beispiele, wenn man Rassismus nachweisen möchte. Geht es vielleicht eher darum, dass interessierte Kreise vom grassierenden Antisemitismus ablenken und stattdessen Muslime als Opfer von Diskriminierung darstellen wollen?

JoS
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dass es in Deutschland alle möglichen Spielarten von Rassismus gibt, hat ja auch niemand infrage gestellt. Mein Kommentar war erkennbar auf die Behauptung einer vermeintlichen Zunahme im Kontext des islamistischen Terroranschlags auf Israel bezogen.
Als Lehrkraft an einer Brennpunkt-IGS mit vielen muslimischen Schülern habe ich in den letzten Wochen vor allem Hass auf Israel und Juden sowie haltlose Behauptungen bezüglich angeblicher Diskriminierung von Muslimen im Diskurs erlebt, die in erster Linie damit zusammenhingen, dass manche sich in ihrem vermeintlichen „Recht auf Hass“ gegen Israel eingeschränkt fühlen, wenn man auf Widersprüche in der sogenannten „propalästinensischen“ Argumentation hinweist.

Küstenfuchs
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dazu braucht man nicht die Bild. Was auf Twitter dazu los ist, kann man nicht ertragen, ohne kotzen zu müssen.

DerDip
5 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Es entsteht ein Überbietungswettbewerb in die Richtung: Welche Gruppe fühlt sich am stärksten diskriminiert?

JoS
5 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Das ist mir jetzt ein bisschen polemisch. Es sind zumindest in meinem Bereich fast ausschließlich junge, meist männliche Muslime, die sich als Opfer von Diskriminierung ansehen.

JoS
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Schwarze werden ja aus offensichtlichen Gründen auch wesentlich öfter rassistisch diskriminiert (übrigens auch häufig von arabischstämmigen Mitschüler*innen) als junge, männliche Muslime, die sich dafür zumindest nach meiner Erfahrung regelmäßig über vermeintliche Diskriminierung beklagen. Insofern weiß ich jetzt nicht, warum Sie sich jetzt schon wieder an mich wenden.

DerechteNorden
5 Monate zuvor

Hinzu komme, dass muslimische Schüler, insbesondere Jungen, von manchen Lehrkräften ohnehin von vornherein als potenziell aggressiver eingestuft würden. «Sie werden öfter und härter bestraft.»“

Ach ja, das kenne ich. Biodeutschen Kindern dürfen wir zurechtweisen, wenn sie Quatsch machen. Jene Jungs nicht, weil die uns sonst als Rassist*innen bezeichnen.
Und dass sie öfter und härter bestraft würden, weil sie Muslime sind, bezweifle ich auch stark.
Die Tatsache, dass diese Jungen natürlich versuchen, sich herauszuwinden (das versuchen doch alle – mit und ohne Migrationshintergrund) spielt leider gar keine Rolle bei solchen Betrachtungen.

Ich verteidige Muslime gegen solche Menschen, die alle Muslime per se über einen Kamm scheren. Aber ich habe auch Erfahrung genug, um zu wissen, dass solche Aussagen wie oben nicht auf harten Fakten beruhen.

EmpiD
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Solche verharmlosenden Aussagen sind Teil des Problems und sorgen dafür, dass Schülerinnen und Schülern, die Rassismus ausgesetzt sind, nicht ernst genommen werden.
Wenn ein Schüler angibt sich so zu fühlen, dann sollte man das ernst nehmen oder? Sollen die Gefühle der Kinder nicht ernst genommen werden? Wenn du es anderst siehst, könnte man in einem Gespräch auf Augenhöhe darüber reden anstatt darauf zu beharren, dass man ja jetzt sofort Schwierigkeiten bekommt, wenn man mal was sagt.
Ist für mich das Äquivalent von: „Heutzutage darf man nichts mehr sagen, alle fühlen sich gleich beleidigt.“ Stimmt einfach nicht.
Interkulturelle Kompetenz und individuelles Empfinden zählen großflächig in sowas mit rein. Was wir „Biodeutschen“ als schlecht, beleidigend etc. empfinden, muss noch lange nicht auf Personen anderer Kulturkreise zutreffen.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

„Was wir „Biodeutschen“ als schlecht, beleidigend etc. empfinden, muss noch lange nicht auf Personen anderer Kulturkreise zutreffen.“

Nur so kann ich mir die Verteilung von Süßigkeiten als Reaktion auf den 7.10. erklären. Andere Menschen, andere Sitten.
Aber wir alle leben nun einmal in unserem Kulturkreis. Das sollte erstens vermittelt und zweitens respektiert werden.

EmpiD
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Also sollen wir jetzt die Gefühle der Kinder nicht mehr ernst nehmen, weil sie „nun einmal in unserem Kulturkreis“ leben?
Pass dich halt an, sonst ist Pech oder wie soll man das verstehen?

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

Anpassung an deutsche Werte wollen wir nicht? Ach so?
Na dann, gute Nacht, Deutschland.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Neben dem Staat gibt es allerdings auch die Sozialisation und damit Werte und Regeln. Aufgrund von Sozialisation, und dazu gehört die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, einem Volk, einer Gemeinschaft, entwickeln sich Werte, die nicht gleich Gesetze sein müssen. Es stört das Vertrauen, das Sicherheitsgefühl und die soziale Balance innerhalb einer sozialen Gruppe, wenn Werte beliebig werden. Werte werden beliebig, wenn Menschen sich nicht mehr als Teil eines sozialen Gefüges sehen, sondern sehr stark auf das einzelne Individuum fokussieren.
Wenn es also in Deutschland als abscheulich angesehen wird, auf den Straßen zu feiern, weil Menschen brutal überfallen und ermordet wurden und man deshalb auch keine damit verbundenen Zeichen trägt, dann sind das Werte, die bei uns gelten, obwohl es kein Gesetz gibt, das solche Feiern verbietet. Man darf sich in Deutschland ziemlich daneben benehmen, weil vieles davon nicht direkt unter ein Gesetz fällt und deshalb nicht geahndet wird. Da Danebenbenehmen aber gegen Werte in Deutschland verstößt, stört es die Gemeinschaft, die sich dann dagegen wehrt. Das wird heutzutage häufig als Diskriminierung empfunden, ist aber ein uraltes Korrektiv, um die Gruppe zu sichern.
Wenn ich hier von „deutschen Werten“ schreibe, meine ich damit also die Werte der Sozialisation in Deutschland, die zahlreicher sind, als die festgeschriebenen Gesetze.
Schulen vermitteln solche Werte und deshalb wird in Schulen auch gelegentlich Nein gesagt, ohne sich vorher die sicherlich persönlich wichtigen Gründe anzuhören und darüber zu reflektieren. Allgemein gültige Werte führen logischerweise zu Regeln, die das Leben in Gruppen vereinfachen, weil eben nicht mehr alles diskutiert und in persönliche Kontexte eingeordnet werden muss, was auch den zeitlichen Rahmen, gerade in Schulen, sprengen würde. Vereinfacht kann man wohl sagen, dass Werte zu Regeln und beides zusammen eventuell zu Gesetzen werden. Ich bin davon überzeugt, dass in Bildungseinrichtungen mehr mit Werten und Regeln gearbeitet wird, als mit Gesetzen und dass man das als Erziehung versteht. Da wir uns hier in Deutschland befinden, habe ich den Begriff „deutsche Werte“ im hier beschriebenen Sinne benutzt. Wie wollen wir ohne Werte und Regeln sonst erziehen? Und nein, das ist nicht AfD.
Als ob Sie das nicht gewusst hätten. Aber danke für die Herausforderung!

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich habe überhaupt nichts gegen irgendeine Gruppe von Menschen egal welcher Abstammung und Religion. Ich habe etwas gegen Menschen, die Terror feiern. Noch nie bin ich über muslimische oder andere Kulturen hergezogen.
Wenn Lehrerinnen und Lehrer etwas gegen das Tragen von Zeichen, die vor dem Anschlag nicht getragen wurden, danach aber gehäuft auftreten, etwas sagen und sie dann als überzogen reagierend dargestellt werden, frage ich mich schon, welche Werte wir als Gesellschaft noch vermitteln wollen und dürfen.
Ich bin überzeugt, dass Schülerinnen und Schüler, die nach Hoyerswerda mit Zeichen, die eher als Zustimmung für die Angreifer gewertet werden können, ebenfalls von einigen Lehrkräften zurecht gewiesen wurden, falls es solche Vorkommnisse in Schulen gegeben hat.
Da im Artikel die Reaktion einiger Lehrkräfte auf solche Zeichen nach dem 7.10. als überzogen dargestellt wurde, habe ich das Thema „Werte“ angesprochen, das meiner Meinung nach hinter dem Problem steht. Leider habe ich „deutsche Werte“ geschrieben, weil ich in Deutschland lebe. Dass das als AfD -Sprech gewertet wird, erschreckt mich. Ich hätte besser „allgemein menschenfreundliche Werte“ geschrieben. Damit hätte ich aber vernachlässigen müssen, dass es um Sozialisation in Deutschland geht, also um Integration in die hiesige Sozialisation. An dieser Stelle hat Staatsangehörigkeit über die Sozialisation mit Werten zu tun. Das ist tatsächlich mit einer gewissen Anpassung und der Bereitschaft dazu verbunden. Ich halte das nicht für überzogen.
Ich sehe weder die Attentäter und ihre Meute von Hoyerswerda noch viele Feierfreudigen auf den Demonstrationen der letzten Zeit als gut integriert in die Sozialisation in Deutschland an. Und hätten Sie es für überzogen gehalten, wenn Lehrkräfte Zeichen von Hoyerswerda-Zustimmung in der Schule verboten hätten? Die Zustimmenden hätten doch sicherlich auch Gründe vorgetragen, aber hätten Sie es befürwortet, dass diese ihr Gedankengut hätten aussprechen dürfen? Und wäre das Tragen der Zeichen nach überzeugendem Vortrag erlaubt gewesen? Ich gehe davon aus, dass das nicht so wäre.
Da Schulen als Bildungseinrichtungen die Aufgabe haben, Werte zu vermitteln, sollte es nicht passieren, dass Lehrkräfte, die genau das versuchen, hinterher öffentlich als überzogen dargestellt werden. Das lässt den Eindruck entstehen, dass letztendlich keine Werte gelten, weil alle in Frage gestellt werden können.
In diesem Bildungsforum wird viel über Integration und Inklusion geschrieben. In was genau integrieren und inkludieren wir, wenn nicht in ein
Wertesystem, welches selbstverständlich mit Sozialistisation in Deutschland zu tun hat?
Dass ich überhaupt so weit ausholen musste, um aus der AfD-Ecke wieder heraus zu kommen, nur weil ich unüberlegt „deutsche Werte“ geschrieben hatte und damit Sozialisation in Deutschland gemeint habe. Ich traue mich kaum noch, das Wort „Deutsch“ auszusprechen, schon „deutsche Weihnachtsgeschichten“ klingt
plötzlich verdächtig.
Keine Ahnung, ob es mir gelungen ist, aber ich schwöre, ich habe noch nie AfD gewählt und werde es auch in Zukunft nicht tun.

potschemutschka
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Danke TaMu, Sie beschreiben sehr gut auch meine Empfindungen.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

„Was wir „Biodeutschen“ als schlecht, beleidigend etc. empfinden, muss noch lange nicht auf Personen anderer Kulturkreise zutreffen.“ Aber umgekehrt ist es Rassismus?
Merken Sie selber, ne?

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Danke, DerechteNorden!

potschemutschka
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Warum reagiere ich eigentlich empfindlich und mit Unverständnis, wenn Jugendliche, die hier geboren und aufgewachsen sind. „Sch…ß Deutschland! Sch…ß Deutsche!“ rufen und Polizisten und Rettungssanitäter angreifen?

potschemutschka
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das erklärt das Verhalten mancher Jugendlicher. Aber wie gehe ich mit meinen Empfindungen um, wenn ich so etwas höre? Muss ich dafür Verständnis aufbringen? Und warum ist es, zum Glück; nur eine Minderheit, die sich so verhält und nicht alle „entwurzelten“ jungen Menschen mit Migrationshintergrund? Warum gelingt einigen die Integration (ohne ihre kulturelle Identität, Religion … aufzugeben) und anderen gelingt es nicht?

TaMu
4 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Danke, Potschemutschka.
Ich mache mir auch viele Gedanken darüber. Ich glaube, viele Menschen haben sich mit ihrer Migration seelisch überfordert. Da gab es gute Gründe, Armut, Unsicherheit, politische Unruhen, Gefahr. Dagegen ist es hier ruhig und sicher, aber auch fremd. Ich erlebe sogar bei Spätaussiedlern, die vor 30 Jahren bereits mit guten deutschen Sprachkenntnissen aus osteuropäischen Ländern ohne traumatische Erlebnisse hierher gekommen sind, dass ihnen etwas fehlt, dass dieses Fehlen Wut und Depression auslöst und dass es an Dingen festgemacht wird, die sie hier erleben. Da ist in Deutschland dann irgend etwas Sch..e, wo ich denke, also Moment mal, das wäre jetzt in dem Land, wo du herkommst, auch nicht besser. Es liegt oft nicht daran. Es fehlt ihnen die Sprache, die Sonnenblumenfelder, die Art, wie sie Konflikte lösen, bestimmte Speisen, die nur dort richtig schmecken. Sie haben so tiefes Heimweh, ohne jemals zurückzukehren und an ihr altes Leben anknüpfen zu können. Sie tun mir in der Seele leid.
Niemand, auch sie selbst nicht, haben darüber nachgedacht, wie sehr sie sich und ihren Kindern damit schaden. Die Kinder würden niemals ihren Eltern Vorwürfe machen, das wäre zu schmerzhaft und auch nicht statthaft. Stattdessen machen sie Deutschland Vorwürfe und verhalten sich so, wie Sie es beschrieben haben.Heimweh macht depressiv oder aggressiv. Ich glaube, Heimweh ist ein Trauma. Wenn das nur gesellschaftlich endlich begriffen würde! Dann könnte man sie wirklich einfach mal verstehen. Da würden vielleicht Tränen fließen und es brächte Erleichterung. Da darf man dann auch davon weg kommen, etwas tun zu müssen, noch mehr Kurse, noch mehr finanzielle Unterstützung. Dieses „ich bin hier zu Hause und du vermisst dein zu Hause und ich fühle mit dir“ würde schon sehr helfen. Dafür bräuchte es meiner Meinung nach auch viel mehr psychologische Unterstützung, statt Jobcenter und Bildungseinrichtungen ohne Psychologen. Und von den wirklich traumatisierten Menschen habe ich hier noch gar nicht gesprochen.
Ich erlebe nicht, dass in Deutschland genügend psychologische Hilfe für irgend jemand da ist und fände an dieser Stelle Investitionen in unsere Zukunft sehr sinnvoll.

potschemutschka
4 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Liebe/r TaMu,
genauso sehe ich das auch. aber einen Punkt möchte ich noch ergänzen. Es gehören immer zwei dazu. einer der die Möglichkeiten zur Integration bietet (das beschreiben Sie sehr gut) und einer, der die Möglichkeiten nutzt. an beidem mangelt es noch zu oft bei uns.
Vielleicht sollte ich den 2. Punkt etwas erläutern: Ich stamme aus einer „Vertriebenen-Familie“. Meine Großeltern und meine Mutter hatten also auch eine Art Migrationserlebnis mit allen Problemen und Traumata, die sie beschreiben. Auch sie wurden, obwohl Deutsche, nicht gerade willkommen geheißen, aber sie haben sich „durchgekämpft“ ohne die Schuld bei anderen zu suchen und auf diese zu schimpfen. Und ich kenne persönlich viele Menschen, die sich fern von ihrer Heimat ein neues Leben aufbauen mussten, es ist immer hart. Aber man muss auch selbst wollen. Natürlich ist die „Willkommenskultur“ in Deutschland noch sehr verbesserungswürdig, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass einige wenige gar nicht so richtig hier „ankommen“ wollen. Wie geht man damit um?

TaMu
4 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das Selbst Wollen ist tatsächlich ein Problem. Manchmal war eine Person die treibende Kraft für die Auswanderung und die anderen Familienmitglieder müssen mitziehen. Für sie ist es oft schwer, zu wollen, was sie letztendlich wollen müssen. Diese Menschen fühlen sich rasch als Opfer der Umstände.
Es gibt auch viele Menschen wie Sie und Ihre Familie. Ich kenne beide Formen und bin dankbar, wenn ich miterlebe, wie jemand heimisch wird, ob gleich und aus eigenem Antrieb oder später mit Unterstützung.

Müllerin
4 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Am besten den verlinkten Artikel bei http://www.kas.de mal anschauen. Schon in der Einleitung ist das sehr viel differenzierter dargestellt. Es gibt auch ein Kapitel „Erfolgreiche Jugendliche mit Migrationshintergrund“. Und es gibt eine Grafik zu zahlreichen sog. „Migranten-Milieus“.

EmpiD
4 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

„Aber umgekehrt ist es Rassismus?“
Nein, ist es nicht. Hat auch keiner behauptet. Deine Gefühle sind genauso wichtig wie die der Kinder.
Ich möchte auf Folgendes hinaus und das ist vielleicht auch für TaMu ganz interessant:
Wir können mal ganz gedient voraussetzen und anerkennen, dass wir uns bspw. in der Israelkonfliktgeschichte nicht gut genug auskennen. Die Kinder wahrscheinlich auch nicht.
Aber die Kinder sind eben in einer, wie von TaMu angesprochen, bestimmten Gruppe sozialisiert worden und das ist weder schlimm noch verwerflich, solange sich diese Personengruppe entsprechend des Grundgesetzes verhält.
Weil diese Kinder in einer anderen Umgebung als wir groß geworden sind, nehmen sie bestimmte Äußerungen, Handlungen etc. ganz anders (positiv oder negativ) als wir war. Das führt z. B. dazu, dass bestimmte Themen für sie sehr emotional sind bzw. sie sich vielleicht sogar beleidigt fühlen, wenn „wir“ etwas ansprechen, dass sie anders kennen oder verstehen.

Was sollen wir daraus machen?
Möglichkeit 1: Wir halten die Kinder klein (Anpassung verlangen) und beschweren uns darüber, wenn das nicht funktioniert (was es nicht wird).

Möglichkeit 2: Wir nehmen die Gefühle der Kinder und auch unsere war und akzeptieren, dass beide wichtig sind und begeben uns in einen Diskurs auf Augenhöhe. Wir haben nämlich nicht automatisch Recht, weil wir Lehrer:innen sind. Ich-Botschaften sind vielleicht ganz geeignet dafür.

Ist genauso mit Strafen: Natürlich sind Strafen angebracht aber sie müssen 1. vernünftig kommuniziert und begründet werden und 2. müssen die Kinder auch die Chance bekommen, sich zu verteidigen. Ich erlebe leider sehr häufig, dass 2. aufgrund des Autoritätsarguments gern vergessen und dadurch auch 1. vernachlässigt wird.

Ich persönlich bin gegen die Anpassungsfrage und ich will auch niemanden aufgrund seiner/ihrer ihm/ihr vermittelten Werte als „schlechter“ ansehen, nur weil diese meiner Meinung nach nicht in einen „deutschen Kulturkreis“ gehören.
Natürlich müssen Lehrkräfte es sich nicht gefallen lassen, als Rassisten abgestempelt zu werden. Aber wenn das passiert, sollte die Reaktion doch nicht sein: „Komm halt klar, sind halt meine Werte“, sondern: „Lass uns doch mal darüber reden“. Wir sind hier schließlich in einer Schule und nicht auf Social Media.

DerechteNorden
4 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

Wo werden denn Kinder an deutschen Schulen kleingehalten?
An meiner Schule jedenfalls nicht. Da werden Gespräche noch und nöcher mit allen Kinds geführt.
Von daher scheint das nicht die Lösung zu sein.

EmpiD
4 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Die Aussage erscheint mir etwas unspezifisch. Und zur Frage: „Wo?“ Ich bin hier auf Kommentare bezüglich „Anpassung an deutsche Werte“ eingegangen.
Es ist aber gut, dass Gespräche geführt werden. Fragt sich nur, wie, auf welcher Ebene und mit welchem Gegenstand. Schlag gern alternative Lösungen vor, wenn Gespräche nicht helfen.
Wenn man aber in die Statistiken bzgl. Bildungsgerechtigkeit schaut, kann man den Kindern (und Lehrern) wohl kaum die Schuld daran geben, dass Inklusion und/oder wenigstens Integration nicht funktionieren.

DerechteNorden
4 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

Nun, indirekt werfen Sie Lehrkräften sehr wohl vor, die genannten Jugendlichen nicht ernst zu nehmen.

Mein Alternativvorschlag: Eltern besser mit einbinden. Schulen, an denen es viele Kids mit einem solchen Hintergrund gibt, müssen zu Integrationszentren ausgebaut werden, wo die Eltern selbst mitmachen können und auch Kurse besuchen können.
In der aktuellen Print-Ausgabe des Spiegels gibt es dazu einen sehr interessanten Artikel mit einem Beispiel. Die James-Krüss-Grundschule in Köln-Ostheim.
Kostet, ja. Aber da die Eltern die entscheidende Stellschraube darstellen, muss man mMn diesen Weg gehen.

P.S.: Eltern könnten dann auch miterleben, wie sich ihre Kids verhalten, und ihnen erklären, dass man sich so eben nicht verhält.

EmpiD
4 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Unterschreibe ich zu 100%. Ohne Elternarbeit (also, dass die Eltern mitarbeiten) geht’s nicht.

Marc
5 Monate zuvor

Schüler fühlen sich diskriminiert wenn Sie eine Palästinenserflagge zeigen oder malen?

Hmm. Welchen Zweck hatte es denn nach einem brutalen Überfall auf Israel dann am nächsten Tag mit Palästinenserflaggen in die Schule zu kommen?
Das würde mich dann doch sehr interessieren…..

JoS
5 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Ich stimme Ihnen zu, die im Text genannten Beispiele taugen mal so gar nicht als Belege für antimuslimischen Rassismus, den es ohne Frage auch gibt.
Bei manchen Menschen sitzt der Hass auf Israel und Juden so tief, dass sie jede Kritik daran als Angriff auf die Grundwerte ihrer Kultur und damit als Rassismus verstehen.

R.M.
5 Monate zuvor

Wie kommt das bloß? Hängt es vielleicht mal wieder damit zusammen, welcher Seite der Kriegsparteien Politik und Massenmedien ihre öffentliche Zuneigung angedeihen lassen?

Küstenfuchs
5 Monate zuvor

Frau Arani hat leider gleich zwei Glaubwürdkeitsprobleme:

  1. Obwohl sie eine Antidiskriminierungsstelle für alle Arten von Diskriminierung leitet, geht es (zumindest in den öffentlich werdenden Verlautbarungen) immer nur um Diskriminierung moslemischer Schüler.
  2. Sie belegt ihre Behauptungen lieber nicht mit Zahlen, sondern immer nur mit vagen Aussagen. Auch hier im Text:

„Hinzu komme, dass muslimische Schüler, insbesondere Jungen, von manchen Lehrkräften ohnehin von vornherein als potenziell aggressiver eingestuft würden.“

Wäre es nicht gut zu wissen, wie groß das Problem ist? Sind es 2-3 Einzelfälle oder kommt es an jeder Schule vor?

„Wir haben eine hohe Meldungsrate“
Was ist das genau? Sind es 12, 120, 1200 oder 12000 Meldungen im Monat? Und was genau sind das für Fälle? Und sind die geprüft? Laut Text hat „so manche Lehrkraft … laut Berichten von Eltern überzogen reagiert“. Hört man in Konflikten nicht mal mehr beide Seiten? Und wie viel ist „so manche Lehrkraft“?

Wenn man gezielt Fakten verschweigt und bewusst im Vagen bleibt, den sollte man kaum als Gesprächspartner akzeptieren. Dieser populistische Umgang mit Daten erinnert hier sehr an die AfD, die macht es genau so!

Sepp
5 Monate zuvor

Ich glaube, in diesem Artikel und der Debatte an sich geht eine Menge durcheinander.

Wenn ein Schüler nach dem Terroranschlag auf Israel seinen Sympatie mit den Terroristen bekundet (Palestinensertuch tragen, entsprechende Flaggen zeichnen), dann muss man als Lehrer oder Schulleitung auch entsprechend deutliche Gespräche führen. Alleine schon, weil der betreffende Schüler den Konflikt sonst in die Schule trägt.
Ob die Eltern der betreffenden Kinder das nun überzogen finden, ist eigentlich egal und das hat auch erstmal nichts mit Rassismus zu tun.

Wenn jüdische Mitmenschen heute bspw. in Teilen von Berlin nicht mehr mit der Kippa auf die Straße gehen können oder einfach muslimische 5. Klässler dümmliche, unreflektierte Kommentare über „die Juden“ machen (letztes Schuljahr erlebt), dann müssen wir tatsächlich auch etwas machen.

Gleichzeitig haben mir auch muslimische Freunde von rassistischen Erfahrungen erzählt, die ich wirklich nicht erwartet hätte. Insofern gibt es natürlich bei uns beides, rassistische und antisemitische Diskriminierungen.

Bei uns an der Schule habe ich oft den Eindruck, dass die „verhaltensoriginellsten“ Schüler mit der größten Klappe auch diejenigen sind, die sich am ehesten selbst angegriffen und diskriminiert sehen. Und das trifft leider auf Kinder aller Herkunft zu.

Gerade unsere Jungen mit Migrationshintergrund „rotten“ sich oft zusammen, bleiben untereinander und grenzen sich damit selbst unbewusst aus. Wie auch andere (pubertierende) Jungen machen sie dann natürlich auch oft gemeinsam Mist, was leider das Bild vermittelt, dass gerade diese Kinder oft Ärger machen würden.

Und zu letzt sollte man nicht vergessen, dass Kinder mit Eltern auch bestimmten Herkunftsländern einen deutlich strengeren Umgang mit ihren Kindern haben. Davon berichten auch Kolleg*innen mit Migrationshintergrund. Diese Kinder können dann mit offenen Settings und vermeintlich zu laschen Ansprachen nicht viel anfangen und nehmen diese nicht ernst.
Wir mussten da in den unteren Klassen ziemlich deutliche Ansagen machen, damit man jetzt den Kindern mehr Freiraum geben kann.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Danke für diesen so überaus klugen Kommentar!
Ihre Beobachtungen kann ich außerdem bestätigen.

Folko Menpiepe
5 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Bei uns an der Schule habe ich oft den Eindruck, dass die „verhaltensoriginellsten“ Schüler mit der größten Klappe auch diejenigen sind, die sich am ehesten selbst angegriffen und diskriminiert sehen. Und das trifft leider auf Kinder aller Herkunft zu.“

Und das ist leider die Crux dieses Antidiskriminierungsdiskurses mit Antidiskriminierungsbeauftragten wie Aliyeh Yegane Arani: Auch Leute, die es überhaupt nicht verdienen, bekommen scharfe Argumente wie den Vorwurf von Rassismus in die Hand.

Dabei zeigt gerade die Wirkungsmacht des Vorwurfs von Rassismus in welchem Maße er in der heutigen Gesellschaft diskreditiert ist — in der westlichen Gesellschaft, müsste man ergänzen, denn in anderen Diskursen trifft er die Adressierten so wenig, als ob man einen Nazi beschuldigen würden, Antisemit zu sein.

Unfassbar
5 Monate zuvor

Ich empfehle der Antidiskriminierungsstelle mal ein Gespräch mit den Verbänden, die die Verhaltensweisen begrüßen, die den Normen und Werten der (noch, aber nicht mehr überall) Mehrheitsgesellschaft widersprechen oder zumindest nicht reibungslos vereinbar sind.

Carsten
5 Monate zuvor

Der Religionismus ist also eine Unterart des Rassismus? ?

Lisa
5 Monate zuvor

Wer öfter und härter bestraft wird, sollte vielleicht aber auch erst einmal sein eigenes Verhalten so ein klitzeklein bisschen analysieren. Es gibt ein gewisses Verhalten, das gar nicht typisch muslimisch ist, sondern eher vom Auftreten der „Gangsters“ der Hood, also der Kiezszene kopiert wird. Jugendliche aus der Unterschicht orientieren sich daran. Junge Männer aus der Oberschicht manchmal auch, doch die können „switchen _, also Verhaltens- und Sprachcode ändern. ( Eine meiner Töchter nannte sie die “ Pseudo_: Türken) Und dieses Verhalten führt eben öfter zur …negativen Aufmerksamkeit der Lehrperson… öhm.

Unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Alternative: Gangstarap hören, den Texten glauben und danach handeln oder Gangstarap hören, die Texte nicht ernst nehmen und nicht danach handeln oder die lächerlich dumm finden.

Hysterican
5 Monate zuvor

„Auch der pädagogische Umgang mit bestimmten Äußerungen, die eher emotionaler Natur als Ausdruck einer gefestigten politischen Haltung seien, lasse mitunter zu wünschen übrig und Empathie vermissen.“

Na Gott sei Dank, da wird mal wieder der / die Schuldige für diese Entwicklung ausfindig gemacht und klar benannt:

Die LuL, die nicht angemessen pädagogisch reagieren.

Hier besteht ein dringender Handlungsbedarf:

Zwangsfortbildung an den kommenden Wochenenden bis zu den Osterferien 2024 … natürlich mit entsprechender Anwesenheitskontrolle und Disziplinarmaßnahmen für diejenigen, die schwächeln oder sich offenkundig drücken wollen. Denn das geht so einfach nicht weiter!

Die Looser im Lehramt müssen endlich spüren, was staatstragendes Handeln ist und gefälligst den Unrat der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen beseitigen, wie man es zurecht erwarten darf….schließlich sind die verbeamtet und werden hoch bezahlt.

Also dann: ran ans Erlassschreiben und den Stellungsbefehl gleich nächsten Montag herausgeben, damit das nächste Wochenende bereits sinnvoll genutzt wird und diese lungernden Lehrkörper nicht wieder auf dem Golfplatz oder beim Rotwein Zeit verplempern, die der Staat dringend bei der Erledigung von Aufgaben benötigt.

TaMu
5 Monate zuvor

Da schlachtet der Hamas über 1000 Menschen und darunter viele Kinder in Israel ab und direkt danach kommen Kinder und Jugendliche mit palästinensischen Farben und Zeichen in Deutschland zur Schule, obwohl sie das zuvor nicht so gemacht haben. Das empfinde ich in jeder Hinsicht respektlos. Eltern, die ihre Kinder darin unterstützen, empfinde ich als noch respektloser als ihre Kinder. Am respektlosesten empfinde ich es, wenn Lehrkräfte, die sich gegen diese Zeichen gestellt haben, als antimuslimisch dargestellt werden.
Das bedeutet entweder, der Angriff war unter muslimischen Ansichten korrekt. Dann muss man in Deutschland ganz klar gegen diese Art muslimischen Glaubens sein.
Oder es war auch unter muslimischen Aspekten ein Terrorakt. Dann sollte man nicht direkt danach die Farben der Täter tragen, es sei denn, man stimmt ihnen zu. Dann sollte man aber nicht in Deutschland sein und sich über Diskriminierung beschweren. Dann war es auch respektlos gegenüber der schweigenden, friedlichen und verunsicherten muslimischen Gemeinschaft und hat dieser geschadet.
Ich fände es gut, wenn sich die Diskriminierungsstelle auch damit auseinandersetzen würde, wie die Feiern auf der Sonnenallee, das Tragen von propalästinensischen Zeichen, die unfassbar große Zustimmung von muslimischen Menschen in Deutschland gegenüber Aussagen Erdogans über deutsche Politik, Israel und den Hamas, anti-israelischen Medienbeiträgen auf Social Media und die Negierung jeglicher Hilfe für den Gazastreifen und palästinensche Gebiete durch Deutschland, die jahrelang in Millionenhöhe geflossen ist, auf deutsche Menschen wirkt. Und man stelle sich nur einmal vor, Christen würden nach einem entsetzlichen Massaker an Muslimen mit fanatischen Halleluja-Rufen und dazu in den Himmel gestoßenen Fäusten durch eine von Muslimen oder deren Freunden bewohnte Stadt ziehen. Halleluja würde nicht mehr als „Gelobt sei Gott“ im Gebet oder Gottesdienst wahrgenommen, sondern als tödlicher Schlachtruf. Warum nicht einmal als Anti- Diskriminierungsstelle darüber nachdenken, wie religiöse Äußerungen wahrgenommen werden und wie beunruhigend es wirkt, vor allem, wenn man nichts dazu sagen darf im eigenen Land, weil man sofort als antimuslimisch dargestellt wird? Wie fühlen sich Deutsche, wenn sie tausendfach einen Ruf hören, der in Deutschland auch mit Terror in Verbindung gebracht wird?
Allein, dass sie in ihrer Aufgebrachtheit in Deutschland so agieren können, sollte ihnen zeigen, dass sie hier zu Hause und von deutschem Recht geschützt sind. Das bedeutet aber in einer Demokratie auch, Gegenwind zu bekommen und sich auseinander setzen zu müssen. Ist jeder pubertierende Schüler, wenn er einen Migrationshintergrund hat, besser geschützt durch Antidiskriminierungsstellen, als Deutsche, die sich ihm wegen irgend einer Aktion entgegen gestellt haben? Da kippt gesellschaftlich gerade etwas ganz gefährlich auf die falsche Seite, wenn dieser gut gemeinte Schutz zu einem Deckmantel für Respektlosigkeit sorgt.
Anti- Diskriminierungsstellen wären gut beraten, wenn sie nicht nur „Verstöße“ gegenüber ihren Schützlingen sammeln und ahnden, sondern auch mit ihren Schützlingen an deren Außenwirkung und ihrer Integration in die Demokratie arbeiten würden. Das wäre in meinen Augen der beste Schutz für alle Musliminnen und Muslime.

potschemutschka
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Danke TaMu!

Hysterican
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Meinen aufrichtigsten Dank, liebe TaMu!!

Das ist mit Schwung und überzeugend auf den dringend notwendigen Punkt gebracht.

R.M.
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ich fände es gut mal demütig anzuerkennen das mehr als 2000 Jahren Geschichte zu viel sind, um sich qualifiziert zu diesem Krieg äussern zu können. Da fehlt ein wenig der Überblick, gell? Etwas „taz“ und „welt“ lesen recht da nicht so.
Menschlichkeit hingegen bedeutet jegliche Kriegsverbrechen, Kindermorde insbesondere, abzulehnen.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  R.M.

R.M., ich anerkenne demütig, dass ich weder heute noch in den kommenden 2000 Jahren erkennen werde, auf welche Stellen aus meinem Beitrag Ihre Sätze an mich sich beziehen.
Ihrem letzten Satz stimme ich selbstverständlich vollkommen zu. Dieser steht mit meinem Beitrag auch in keinerlei Widerspruch, ganz im Gegenteil.

Hysterican
5 Monate zuvor
Antwortet  R.M.

Ergo:
Niemand hat das Recht oder eine annähernd Kompetenz, sich zu diesem Thema zu äußern?!

Topp-Haltung, denn worüber wir nicht zu sprechen berechtigt sind verschwindet aus der Debatte und damit aus der öffentlichen Wahrnehmung.
Und schwupps – ist es gar nicht mehr so schlimm, was so passiert…denn es entzieht sich unserer Möglichkeit der Rezeption …

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Eben! Und ganz unter uns… ich brauche keine fünf Minuten und keine Zeitung und keine 2000 Jahre Geschichte, um sagen zu können, dass das Feiern von Terror immer zutiefst verunsichernd auf alle Nicht- Terrorbegeisterten wirkt und zwar in jeder Kultur, von der ich je gehört habe.

GS in SH
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Liebe TaMu, besser hätte man es nicht sagen können!
Danke!

A.J. Wiedenhammer
5 Monate zuvor

„Auch der pädagogische Umgang mit bestimmten Äußerungen, die eher emotionaler Natur als Ausdruck einer gefestigten politischen Haltung seien, lasse mitunter zu wünschen übrig und Empathie vermissen. “

Ich gestehe zu: Pädagogischer Umgang kann manchmal und irgendwo, mitunter und manchmal, hier und da zu wünschen übrig lassen und durchaus manchmal, mancherorts, mitunter Empathie vermissen lassen.
Welch‘ Erkenntnis…

Ansonsten hätte ich gerne von Frau Arani eine kurze Liste mit Beispielen von Äußerungen, die als „eher emotionaler Natur“ tolerabel sein sollen. Interessant wäre dann, diese quasi „umzudrehen“ und zu schauen, ob Frau Arani sie dann auch noch tolerierbar fände.

Abgesehen davon: Man kann durchaus diskriminierend oder „nur“ sehr verletztend sein, OHNE irgendwelche gefestigten politischen Haltungen zu haben. Ist das besser? Und was ist das denn für eine fragwürdige und gar nicht objektiv durchführbare Unterscheidung? Politisch gefestigt geht nicht, emotional schon? Heißt das, eine wütend vorgebrachte Beleidigung geht, die (von außen gesehen) kühl vorgebrachte nicht?