Kita-Verband: Kretschmanns „Erprobungsparagraph“ sorgt für Verunsicherung

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Der Berufsverband für Kita-Fachkräfte hat die Zustände in den Kitas in Baden-Württemberg am Donnerstag als verheerend und den sogenannten Erprobungsparagraphen als zusätzliche Verunsicherung bezeichnet.

Lässt lockern: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Mit dieser neuen Regelung wird Trägern von Kindertagesstätten ermöglicht, je nach Bedarf befristet Personalvorgaben zu lockern und so die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher pro Gruppe zu senken. Der Landtag hatte  erst am Mittwoch mit den Stimmen von Grün-Schwarz einem entsprechenden Gesetzentwurf mehrheitlich zugestimmt (News4teachers berichtete).

Es gehe nur noch um Betreuung und nicht mehr um frühkindliche Bildung, kritisierte die Verbandsvorsitzende Anja Braekow. Auch seien Argumente, nach denen Baden-Württemberg bundesweit noch vergleichsweise gut dastehe, pure Augenwischerei.

«Denn was die Zahlen nicht zeigen, sind Krankheitsausfälle, Urlaubsabwesenheiten, kurzfristige Kündigungen, Fehltage wegen notwendiger Weiterbildungen, Zeiten, in denen pädagogische Fachkräfte kehren und putzen müssen, Dokumentationsarbeiten und vieles mehr», so Braekow.

Anfang der Woche hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie veröffentlicht, wonach allein im Südwesten rund 60.000 Kitaplätze fehlen, um den Bedarf der Eltern abzudecken. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erhofft sich vom Erprobungsparagraphen, dass damit Kita-Plätze erhalten und neue geschaffen werden sowie ausreichende Betreuungszeiten angeboten werden können. News4teachers / mit Material der dpa

Von wegen Rechtsanspruch: Hunderttausende Kita-Plätze fehlen – Kretschmann: Problem für die Wirtschaft

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Sandra
7 Monate zuvor

Ich habe mehrere Jahre allein in einer Kita Gruppe mit 27 Kindern gearbeitet. Eine 2. Person gab es auf dem Papier, war aber faktisch nie da (Vertretung in anderen Gruppen, Krankheit, Urlaub). Damals waren die Kinder „nur“ von 8-15 Uhr da. Das habe ich knapp 7 Jahre durchgehalten. Inzwischen habe ich den Bereich gewechselt. Ich kann mir nicht vorstellen noch mehr Kinder über einen noch längeren Zeitraum sicher unter diesen Umständen „aufzubewahren“. Weil schon damals konnte man nicht wirklich von frühkindlicher Bildung sprechen. Damals war ich in meinen 20ern, jetzt, in meinen 40ern würde ich das körperlich auch gar nicht mehr schaffen. Die Kinder und die Eltern haben sich verändert. Ich frage mich, ob die Entscheidungsträger überhaupt mal mit Menschen aus diesem Beruf gesprochen haben. Weil in einer Bildungseinrichtung hat von den Personen niemand gearbeitet. Sonst käme man nicht auf solche Ideen..