Bildungssenatorin: Schüler bleiben noch lange unter Mittelmaß (fünf bis acht Jahre)

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BERLIN. Berlins Schülerinnen und Schüler glänzen nicht durch überdurchschnittliche Leistungen – im Gegenteil. Und das wird wohl noch länger so bleiben, prognostiziert die Bildungssenatorin.

Neue KMK-Präsidentin: Katharina Günther-Wünsch (CDU). Foto: Katharina Günther-Wünsch

Bis Berliner Schülerinnen und Schüler im Ländervergleich wieder im Mittelfeld landen, wird es nach Einschätzung von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch noch lange dauern. Bei Vergleichsstudien im vergangenen Schuljahr hatte Berlin ungewöhnlich schlecht abgeschnitten, die Bildungsverwaltung kündigte Konsequenzen an. «Ich gehe davon aus, dass es zwischen fünf und acht Jahren dauern wird, bis die Maßnahmen messbare Veränderungen zeigen», sagte Günther-Wünsch der «Berliner Morgenpost» auf die Frage, wann die Ergebnisse in Berlin sich zumindest wieder in Richtung Mittelfeld bewegen könnten.

So erreichten beispielsweise bei den Vera genannten Vergleichstests nur 35 Prozent der Berliner Drittlklässler beim Lesen die Mindeststandards. In Mathematik kamen 37 Prozent nicht auf das Mindestniveau. Beim Ende August veröffentlichten Bildungsmonitor im Auftrag der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) landete Berlin vor Schlusslicht Bremen auf Platz 15.

«Durch die Vergleichsarbeiten haben wir sehr viele Daten, was grundsätzlich sehr nützlich sein kann. Unsere Aufgabe muss es jetzt sein, diese konsequent auszuwerten, Schlussfolgerungen zu ziehen und sinnvolle Maßnahmen anzuknüpfen», sagte Günther-Wünsch. «Das Ziel ist ganz klar: Die Schüler müssen in Deutsch und Mathe besser werden.»

Dafür gebe es kurzfristige Maßnahmen wie die neuen Funktionsstellen an den Grundschulen ab dem nächsten Schuljahr. «Diese Fachleitungen in Deutsch und Mathe sollen sich intensiv die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten anschauen und dann entscheiden, was an ihrer Schule ganz individuell gebraucht wird, damit die Ergebnisse besser werden», so die CDU-Politikerin. «Mittelfristig muss der Fokus auch auf den Anfang der Bildungskette gelegt werden, auf die frühkindliche Bildung in der Kita. Sprachdefizite müssen so früh wie möglich erkannt und ausgeglichen werden.» News4teachers / mit Material der dpa

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14 Kommentare
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PaPo
3 Monate zuvor

„Diese Fachleitungen […] sollen sich intensiv die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten anschauen und dann entscheiden, was an ihrer Schule ganz individuell gebraucht wird, damit die Ergebnisse besser werden.“

Da können die „anschauen“ bis ihnen die Augen aus dem Kopf fallen, es wird sich ncihts ändern. Denn dafür müßte man bildungspolitisch(!) die Rahmenbedingungen ändern. Die einzelnen Schulen haben überhaupt keinen Spielraum, hier was wirklich zu verändern, will man nicht die Niveaus senken, um kurzfristig (dann aber auch spätestens nicht mehr beim nächsten internationalen Vergleich) zumindest auf dem Papier bessere Ergebnisse zu erzielen, was ja keine Lösung des eigtl. Problems wäre.

Unfassbar
3 Monate zuvor

Das System Schule braucht immer zwei Legislaturperioden. Leider haben Politiker mit ihren Ideen maximal Geduld bis zur nächsten Landtagswahl.

JoS
3 Monate zuvor

Ah ja, also sollen die Leistungen auf wundersame Weise allein vom „intensiven Anschauen und Überlegen“ besser werden und der Senat bleibt weiter untätig bzw. belastet die Schulen auch noch zusätzlich mit sinnloser Bürokratie wie beispielsweise den folgenlosen Vergleichsarbeiten. Warum spart sich Berlin nicht einfach die Bildungssenatorin, wenn sie offensichtlich nicht Willens ist, ihre Arbeit zu erledigen?

KARIN
3 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Das gleiche Spiel wie mit der Arbeitszeiterfassung der Lehrkräfte!
Arbeitsbeschaffung für diese unter dem Deckmantel, dass daraus etwas Positives folgt!
Die Auswertungen dieser Angaben dauert ewig, sofern man davon überhaupt noch etwas hört!
Evtl. ändert sich bis dahin die Landesregierung oder für Vorschläge gibt es kein Geld mehr, da knappe Haushaltskasse oder man hat schon wieder neue Ideen von Oben auferlegt bekommen, welche es nun schnellstmöglich umzusetzen gilt.

JoS
3 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Die individuelle Arbeitszeiterfassung ist schlicht höchstrichterlich angeordnet und damit natürlich sinnvoll. Ich freue mich schon darauf, nach 46 Stunden Korrekturen Korrekturen sein zu lassen und zwar egal, ob damit irgendwelche Fristen überschritten werden. Und das natürlich auch nur, wenn die unterrichtsfreie Zeit vollständig zu Ferien wird, ansonsten gelten nämlich 40 Stunden. Wie könnte irgendeine Lehrkraft etwas dagegen haben?

Ina Weidner
3 Monate zuvor

Ich bin Erzieherin im Hort.
Der Vorteil der ganztägigen Bildung und Erziehung wird kaum gesehen.Grundschulleher und Leitung schmoren im eigenen Saft und lehnen eine
konzeptionelle Zusammenarbeit ab.
Grundschulen in freier Trägerschaft machen es uns vor.
Natürlich ist auch der Fachkräftemangel
Bei den Erziehern zuspüren.
Aber es gibt kaum gegenseitige Unterstützung. Nach dem Motto dein Bereich mein Bereich.
Nur bei Unerrichtsausfall und Hitzefrei
dürfen die Horterzieher übernehmen.

Lolo
3 Monate zuvor
Antwortet  Ina Weidner

So ein Quatsch!
Die Erzieher meiner Grundschule übernehmen nach dem Unterricht, d.h. 12.30 Uhr oder 13.30 Uhr. Eine Betreuung findet dann bis 16 Uhr statt. Alles was davor stattfindet wird abgelehnt.
Frage nun für einen Freund:
Wie kommen die Erzieher einer Grundschule auf 8 Stunden am Kind- gern auch bei täglich 90 min. Vorbereitung?

Muellerin
3 Monate zuvor

Der „Anfang der Bildungskette“
Wir haben doch nun immer mehr Kitas und Ganztagsgrundschulen, immer mehr Kinder (gegenüber früheren Jahrzehnten) besuchen diese, und dennoch wird die Situation immer schlechter. Die Ursache muss aber doch irgendwo liegen. Die Kitas können einfach nicht zu einem wesentlichen Teil schuld sein an schwachen VerA-Ergebnissen. Es könnte doch an einem gewandelten Verhältnis der Bevölkerung zur Bildung schlechthin liegen. Aber was genau soll das sein? Wäre das nicht eine Aufgabe für die Bildungsforschung?

Dil Uhlenspiegel
3 Monate zuvor

Sicher,
man wird lange „noch lange“ hören,
nur wie lange „noch lange“ ist,
ist noch lange
nicht sicher.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor

Bei solchen Worten können wir wohl nur erahnen, wie viel Geld Berlin künftig in Kitas stecken wird! 😀

Aber erschreckend die Lage! Einerseits bin ich dankbar für die Ehrlichkeit (das war mal anders), aber man stelle sich vor: Einschulungskinder diesen Jahres werden in ihrer Schulzeit wohlmöglich keine „Veränderung zeigen“ …

Vierblättriges Kleeblatt
3 Monate zuvor

@Frau Günther-Wünsch, denken Sie noch an die Versprechen der CDU Berlin vor dem letzten Wahlen zum Nachteilsausgleich für die nicht-verbeamteten Lehrer?

Bis dahin, sage ich mal, wenden Sie sich bitte mit allen Ihren Anliegen an die Beamten-Lehrer. Da haben Sie doch Weisungsrecht.

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor

Das sehe ich auch so!

A.J. Wiedenhammer
3 Monate zuvor

Vielleicht verschlechtern sich die Leistungen in anderen Bundesländern ja dankenswerterweise so rasant, dass man in Berlin in Vergleichsstudien doch nicht mehr ganz so schlecht dasteht. (Galgenhumor aus.)

Im förderal geprägten Bildungswesen sind Vergleichsstudien zwischen den Bundesländern natürlich sinnvoll, aber nur, wenn man aus den Ergebnissen auch Schlüsse zieht.
Ansonsten wäre es sinnvoll, die Leistungen der Schüler über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und sich zu fragen, was sich da verändert hat (vieles!) und wieso.
(Ja, ja, ich weiß, multifaktorial bla, bla…)

Xenonatmer
3 Monate zuvor

Unvollständig: Zuerst gehört der Lehrkräftemangel abgeschafft. Das hier ist Aktionismus pur, damit die Dame im Rampenlicht steht. Bei Instagramm kämpfen die Damen anders um Aufmerksamkeit.