Beherzt eingegriffen: Ehrung für Lehrer und Schulhausmeister nach Messerattacke

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BISCHOFSWERDA. Im vorigen Sommer erschütterte eine Messerattacke an einer Schule die ostsächsische Kleinstadt Bischofswerda. Jetzt sind zwei Männer für ihr damaliges Eingreifen geehrt worden.

Lob von höchster Stelle. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Für ihr entschlossenes Handeln während einer Amoktat an einer Schule im ostsächsischen Bischofswerda sind ein Lehrer und ein Hausmeister ausgezeichnet worden. Beide Männer erhielten am Dienstag das Lebensrettungsehrenzeichen, wie die Stadt Bischofswerda am Mittwoch mitteilte. Sie hätten im vorigen August unter Einsatz ihres eigenen Lebens Schlimmeres verhindert. Ein mit einem Messer bewaffneter 16 Jahre alter Jugendlicher hatte damals in einem Schulkomplex einen acht Jahre alten Schüler schwer verletzt und sich selbst angezündet.

Der damalige Sportlehrer der Grundschule habe Schreie aus einer Toilette gehört und nachgeschaut. Er habe dem Angreifer gegenübergestanden, ihm das Messer aus der Hand geschlagen und die Tür geschlossen. Während der Lehrer die Information über die Attacke weitergegeben habe, habe der Hausmeister den Angreifer überwältigt. Der 16-Jährige habe dabei schon in Flammen gestanden. Der Lehrer und der Hausmeister hätten die Flammen gelöscht und den Angreifer bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Der Jugendliche wurde festgenommen. dpa

Bischofswerda: 16-Jähriger wollte wohl die Schule anzünden (er liegt im Koma)

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Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor

Leben gerettet unter Gefährdung des eigenen Lebens und Gewalt gestoppt. Das wird geehrt. Mit Ehrungen habe ich meine Probleme, ich verstehe sie im Grunde wohl nicht wirklich. Ich finde es beachtenswert, wenn jemand so viel Einsatz für andere zeigen kann. Ich weiß nicht, ob ich es könnte. Rettungsteams, Feuerwehr, Polizei, Ordnungskräfte u.a.m. tun dies ja relativ häufiger professionell. Es gibt den Leitspruch Eigenschutz vor Fremdschutz. Dieser Spruch galt im beschriebenen Fall nicht. Das wird geehrt. Ist es somit ehrenswert, nachahmenswert? Wäre ich das Opfer, würde ich vermutlich sagen ja, ich könnte gerettet werden. Wäre ich Angehöriger der Geehrten, ich weiß nicht, wie ich dazu stünde.
Nochmal, ich finde es beachtenswert, dass jemand so viel selbstlosen Einsatz für andere zeigen konnte und sich selbst stark gefährdet hat ohne Qualifizierung oder Ausstattung beruflicher Weise für solche Zwecke. Ein aufrichtiger Dank und ehrliche Bemühungen ähnliche Gefahren zu bannen oder ihnen zukünftig besser zu begegnen verstehe ich besser denn Ehrungen. Kriegen wir nun Gang- und/oder Geländesecurity für Schulen?

An einer anderen Schule standen dieser Tage offenbar Lehrkräfte zur (angewiesenen?) Aufsicht an den Eingängen nach einer Gewalttat, nachdem die Polizei abzog. Reizgasattacken, körperliche Angriffe, Messerstechereien, bisweilen tägliche körperliche Auseinandersetzungen an etlichen Schulen, soweit bekannt wird, Einrichtungszerstörungen etc. Nochmal die Frage: Kriegen wir nun Gang- und/oder Geländesecurity für Schulen? Der Bedarf scheint mir gegeben und zunehmend. (Gegendarstellungen erwünscht.)

Pit2020
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

@Dil Uhlenspiegel

Hallo Dil,
so traurig und so wahr …

Vermutlich 😉 🙁 wird es nichts mit Gang- und/oder Geländesecurity für Schulen, denn es gibt doch schon längst alles erforderliche (*facepalm*), es muss halt nur noch sinnvoller eingesetzt werden (Ja, im Hintergrund das Trapsen der Nachtigall …):
https://www1.wdr.de/nachrichten/aggression-gewalt-jugendliche-100.html

1)
„Man könne mit einer einzigen Frage herausfinden, ob ein Kind gewalttätig wird, meint Lüdke. Und zwar diese: „Fühlst du dich geliebt?„“

2)
„Und auch Schule könne vieles verhindern. Kinder und Jugendliche müssten dort gut eingebunden sein. Das sei ein weiterer wichtiger Schutzfaktor, so Baumann.“

3)
Zusammengezählt = ???

Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke, Pit.

Indra Rupp
1 Monat zuvor
Antwortet  Pit2020

Nein, nur ein kleiner Teil derer, die sich nicht geliebt fühlen, wird gewalttätig. Der Rest richtet es gegen sich selber oder /und wird depressiv.

TheTeacher
1 Monat zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Nochmal, ich finde es beachtenswert, dass jemand so viel selbstlosen Einsatz für andere zeigen konnte“. Deshalb wird dieses Verhalten ja auch geehrt. Die Personen erfahren eine öffentliche Beachtung einer Handlung, die nicht selbstverständlich war..

„Es gibt den Leitspruch Eigenschutz vor Fremdschutz. Dieser Spruch galt im beschriebenen Fall nicht.“. Der Spruch galt auch in diesem Fall, wurde aber sozusagen auf eigene Gefahr und Entscheidung missachtet. Zum Glück ist das gut ausgegangen.

„An einer anderen Schule standen dieser Tage offenbar Lehrkräfte zur (angewiesenen?) Aufsicht an den Eingängen nach einer Gewalttat…“ Das hatte ich auch gelesen und mir dabei gedacht, dass ich so eine Aufsicht sicherlich mit mulmigen Gefühl ausgeübt hätte. Aber auch hier kann keiner erwarten, dass man einem Aggressor unter der Gefahr für das eigene Leben entgegentritt. Es wäre aber auch nicht verboten.

„Der Bedarf scheint mir gegeben und zunehmend.“ Solche Fälle tauchen momentan vermehrt auf, ohne Frage, jedoch sehe ich momentan keinen Bedarf an einer großflächigen Überwachung und glaube auch nicht, dass sie solche Taten wirklich verhindern könnten.
Ob so etwas temporär an einschlägigen Schulen sinnvoll sein könnte, steht auf einem anderen Blatt. Es sollte aber auch klar sein, dass solche Aktionen dann zum einen auch keinen 100%igen Schutz bieten und zum zweiten die Wurzel des Problems nicht lösen würden.

Bestünde nach ihrer Auffassung für die Security dann die Pflicht, sich in Lebensgefahr zu begeben und/oder sollen diese mit Waffen ausgestattet durchs Schulgelände laufen, mit denen sie auch einer noch größeren Gefahr sicher entgegentreten können? In den USA funktioniert das nicht wirklich.

Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor
Antwortet  TheTeacher

Danke, TheTeacher. – Ich weiß nicht, wie weit Security gehen darf oder muss und ab wo der Beruf des Personenschützers beginnt. Bei der Ausstattung und den Befugnissen solcher Leute hätte ich als Volllaie zwar diverse Vorstellungen. Allerdings gibt es dafür Fachleute, die aus meiner Sicht gehört werden sollten. Genug (öffentliche) Gebäude und Personengruppen werden so bewacht und geschützt, man muss wohl nichts neu erfinden. Gute, professionelle Security hat aber mit Sicherheit nicht das Cowboy- und Rausschmeißer-Cliche verdient, sondern ist durchaus auch psychologisch fit und sich ihrer Wirkung bewusst. Wenn die Rede ist von multiprofessionellen Teams, die die Arbeit in Schule erleichtern und bereichern sollen, könnte ich mir auch für Schulen ausgebildete Aufsichtsleute durchaus vorstellen, die gezielt dieser Arbeit gerecht werden. Wobei ich auch bald mal endlich von flächendeckenden Gesundheitskräfte, mehr Schulsozialarbeitern, mehr Verwaltungkräften und gerne auch Schulpsychologen lesen möchte.