KIEL. Mit der in Schleswig-Holstein anstehenden Kita-Reform will Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) die Verlässlichkeit der Betreuung verbessern – anscheinend auch auf Kosten der Qualität. „Es geht um die Frage: Welche Regeln haben wir uns selbst auferlegt, die teilweise die Verlässlichkeit der Betreuung schwieriger machen?“, so Touré. „Wenn wir theoretische Qualitätsstandards haben, die aber in der Realität zu Schließungen oder einem eingeschränkten Kita-Betrieb führen, ist niemandem geholfen.“
Sozialministerin Aminata Touré will mit der anstehenden Kita-Reform für mehr Verlässlichkeit für Eltern in Schleswig-Holstein sorgen. „Wir haben den Elternbeitragsdeckel eingeführt, was zu einer hohen Entlastung geführt hat. Mein oberstes Ziel ist, dass Eltern sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder gut und in vollem Umfang betreut werden, und nicht weitere Beitragssenkungen in Zeiten knapper Kassen“, so die Grünen-Politikerin. „Die Betreuungsquote ist zwar besser geworden, aber wir sind noch lange nicht an dem Punkt einer hundertprozentigen Verlässlichkeit.“ Dies sei für Eltern derzeit das Hauptthema.
Zwar gebe es Kommunen, die Eltern bei Ausfall der Kinderbetreuung automatisch einen Teil des Geldes zurückerstatten wie beispielsweise Flensburg, „aber mein Kind ist ja trotzdem zu Hause“, sagt Touré. Am Ende sei Eltern damit nicht geholfen, weil sie im Falle eines Kita-Ausfalls trotzdem nicht arbeiten gehen könnten. Touré will das System überarbeiten. „Es geht um die Frage: Welche Regeln haben wir uns selbst auferlegt, die teilweise die Verlässlichkeit der Betreuung schwieriger machen?“
Auch Änderungen am Finanzierungssystem geplant
Erste Details ihrer Pläne will Touré Mitte Februar vorstellen. Dann soll auch der Abschlussbericht zur Evaluation des bestehenden Kita-Regelwerks vorliegen. „Wir haben gesetzlich festgehalten, dass die Kitamittel bis Ende 2025 dynamisch anwachsen von aktuell knapp 700 auf etwa 731 Millionen Euro im kommenden Jahr“, sagt Touré. „Zum Vergleich: 2011 waren wir bei 70 Millionen Euro.“ Neben der Verlässlichkeit sei zweitens ein transparentes sowie für Kommunen, Land und Eltern verlässliches Finanzierungssystem notwendig. „Damit werden bestimmt nicht alle Seiten zu 100 Prozent zufrieden sein.“
Touré will zudem die Kitastandards anpassen. „Wenn wir theoretische Qualitätsstandards haben, die aber in der Realität zu Schließungen oder einem eingeschränkten Kita-Betrieb führen, ist niemandem geholfen“, so die Ministerin. Sie wolle Vorgaben nicht streichen, sondern mehr Flexibilität ermöglichen und Bürokratie abbauen. „Wenn Fachkräfte mehr mit Bürokratie als mit ihrer eigentlichen Aufgabe beschäftigt sind, ist das in Zeiten des Fachkräftemangels ein Problem.“
Im Koalitionsvertrag hatte sich Schwarz-Grün 2022 auf eine weitere Senkung der Elternbeiträge verständigt. „Dabei wollen wir insbesondere weitere Verbesserungen für Familien mit geringen Einkommen und für Familien mit mehreren Kindern vorantreiben“, heißt es darin. „Wir wollen darauf hinwirken, dass die Sozialstaffeln dem überall entsprechen.“
Kita-Reform soll bis Herbst stehen
Touré betont: „Ich teile das politische Ziel der Beitragsfreiheit grundsätzlich.“ Von den 16 Milliarden Euro des Landeshaushalts fielen aber nur 2,3 Millionen Euro in ihren Bereich. „Aber jetzt geht es darum, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ein vernünftiges System zu entwickeln.“ Im Herbst soll die Reform stehen, bis Ende des Jahres dann vom Parlament verabschiedet werden.
Der Bedarf an Kitaplätzen in Schleswig-Holstein kann nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung von Ende November voraussichtlich erst im Jahr 2030 gedeckt werden. Im Ergebnis fehlten dem Bundesland 15.600 Kita-Plätze, um die Bedarfe der Eltern zu decken. Das zeigten die Berechnungen der Bertelsmann Stiftung für das aktuelle „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“. News4teachers / mit Material der dpa
Land öffnet Kitas für Quereinsteiger – sie können auch Gruppenleitungen übernehmen
Verlässlich = Neusprech für „länger“
Absenkung der Qualität in der Kita-Betreuung bedeutet Absenkung der Qualität in den Grundschulen (da immer mehr Kinder bei Einschulung nicht schulreif) und dies bedeutet Absenkung der Qualität in den weiterführenden Schulen und dies …
So ist es! Ich erlebe es gerade in meiner 1. Klasse. Das Schlimmste, was ich je erlebt habe: fehlende Vorläuferfähigkeiten im ganz großen Ausmaß!
Es soll ja noch Eltern geben, die ihre Aufgaben und Verantwortung nicht komplett abgegeben haben…
Aber auch diese Kinder leiden dann darunter, wenn zu viele Kinder in der Klasse sind, die eben nicht die nötige Schulreife (Vorläuferfähigkeiten) haben.
Wer bestreitet das denn?
Die KuMis? Masse statt Klasse – Quantität statt Qualität!
Echt? Wo?
Richtig! ‘Wir’ versündigen uns da gerade in einer Art und Weise an den Kindern, den nachfolgenden Generationen, in einer absolut irreparablen Art und Weise. Die Zukunftsfähigkeit dieses Landes möchte ich bereits jetzt in Frage stellen, da uns bereits heute, seit Jaaaaaaaaahren, ein paar Durchgänge (KiTa > Grundschule > weiterführende Schule etc.) ‘verloren’ gegangen sind, ja die aktuellen Durchgänge ja auch ‘verlorengegangen’ sein werden.
Verlässlich = Aufbewahrung
Da die Qualität der durchschnittlichen deutschen Kita im europäischen Vergleich sowieso unterdurchschnittlich ist, macht das auch keinen großen Unterschied mehr. Wir brauchen letztlich wieder Schulkindergärten mit Sozialpädagoginnen oder eine ein Jahr vorgezogene Einschulung und außerdem eine deutlich anspruchsvollere und umfangreichere Erzieherausbildung. Nicht nur Frankreich macht vor, wie es funktioniert.
Die Ausbildung für Erzieher*innen kann auch hierzulande sowohl in der Vollzeit- wie auch in der Teilzeit qualitativ sehr hochwertig sein. Ich habe da über 10 Jahre ein sehr motiviertes und kompetentes Kollegium an einer staatlichen Fachschule erleben dürfen.
Die Rahmenlehrpläne für die Erzieher*innen-Ausbildung und Bildungsprogramme für Kitas sind auf einem hohen pädagogischen Standard und werden den gesellschaftlichen Veränderungen entsprechend stetig angepasst.
Auch hier gibt es zahlreiche andere Gründe, die zur aktuell sinkenden Qualität innerhalb der Ausbildung führ(t)en.
Problematisch im qualitativen Sinne wurden in den vergangenen Jahren (mit zunehmenden Fachkräftemangel) die großflächige Ausweitung der Erzieher*innen-Ausbildung auf private Anbieter (z.B. in Berlin) mit einhegender Absenkung der Zulassungsvoraussetzungen für die Ausbildung selbst.
Und inwieweit angehende Fachkräfte aufgrund ihrer personellen Kompetenzen geeignet bzw. letztendlich befähigt sind sind, ist kaum regulierbar innerhalb der Ausbildung.
Um Fachkräfte ins System zu spülen, wurden die Zugangsvoraussetzungen herabgesetzt. Dies führt dazu, dass Menschen ohne Bildungsaffinität in Bildungseinrichtungen pädagogisch tätig werden. Damit meine ich nicht Dumme oder gänzlich Ungebildete, sondern Menschen, die sich keine 15min auf das Lesen eines Sachtextes konzentrieren können, die das politische Tagesgeschehen nur durch kursorisches Erfassen von Überschriften aufnehmen, die nicht in der Lage sind, auf Englisch zu kommunizieren usw.
Unsere PIA-Azubis haben in 2 Jahren Berufsschule annähernd nichts über Entwicklungspsychologie gelernt. Für den pädagogischen Alltag sicherheitsrelevante Fakten wie “trockenes/sekundäres Ertrinken” oder “Kopf-Körper-Relation in Bezug auf Sturzverhalten” fanden keinerlei Erwähnung.
Durch die Versetzung in das 3. Ausbildungsjahr sind sie SPA und damit anerkannte Fachkräfte.
Was sie gelernt haben:
– Präsentationen auf Elternabenden
– das Gestalten von Portfolios
– Modelle der Dokumentation
Das Ganze wird dann wiedergegeben in einer deutschähnlichen Sprache mit komplett zertrümmerter Grammatik.
Es ist zum Heulen.
“Was sie gelernt haben: … (Präsentation, Portfolios, Dokumentation) ” – das ist doch genau das, was diese jungen Azubis an Kompetenzen in ihrer Schulzeit gelernt haben,mehr braucht man nicht. Also genau das, was anscheinend heute sooo wiiiichtig für die Zukunft ist. Genau das geben sie dann an die nächsten Generationen weiter.
Ja, es ist zum Heulen!
Eine kleine Gemeinde in Österreich zeigt seit 2013 wie es auch gehen kann: http://www.berndorfer-modell.at
Mein Mitleid gilt allen in den Kitas Beschäftigten, die auf all die hohlen Versprechungen der Politik gehört haben und an eine Verbesserung von Betreuungs- und Arbeitsbedingungen gehofft habe.
Und mein Glückwunsch an alle, die die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und das sinkende Schiff verlassen haben.
Die Tochter unserer damaligen Nachbarn hatte vor ungefähr 15 Jahren eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Und ich habe das Gefühl, dass die Ausbildung zu dieser Zeit vielseitiger gewesen war. Sie musste z. B. ein Instrument lernen, um mit den Kindern musizieren zu können (sie hatte eh schon vorher Gitarre und Akkordeon gespielt, also fiel dieser Teil für sie persönlich weg) und musste regelmäßig Kinderbücher lesen, um die Eltern beraten zu können, wenn sie überlegen, welche Bücher ihren Kindern gefallen könnten.
Ich weiß aber nicht, ob sie immer noch in diesem Bereich arbeitet, da sie mit ihren Eltern zusammen ein Haus geerbt hatte und weggezogen war.
Ja, früüüüher! Immer diese Verklärung der Vergangenheit! Oder war vielleicht doch früher manches (nicht alles) besser? Aber was weiß ich alte weiße Frau denn schon! Meine Erinnerungen trügen mich sicherlich.