Bündnis fordert: Grundschulen mit vollwertigem (nicht bloß „offenem“) Ganztag voranbringen

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DÜSSELDORF. Kinder brauchen beste Bildung, berufstätige Eltern brauchen verlässliche Betreuungszeiten. Warum gibt es trotzdem kaum Grundschulen mit einem vollwertigen Ganztagsangebot in NRW?

Mogelpackung: Im „offenen“ Ganztag ist weniger Förderung drin als im „gebundenen“. Illustration: Shutterstock

Bildungsgewerkschaften, Kommunal- und Elternverbände fordern von der Landesregierung, rechtliche Voraussetzungen für Grundschulen mit einem vollwertigen, nicht bloß «offenen» Ganztagsangebot im Schulgesetz zu verankern. Das geht aus einem Appell von acht Verbänden hervor, der der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf vorliegt. Der ab 2026 schrittweise greifende Rechtsanspruch auf einen Platz in der sogenannten Offenen Ganztagsschule (OGS) sollte als Chance für einen weiteren Schritt genutzt werden, heißt es dort. «Familien benötigen verlässliche Ganztagsschulzeiten mit qualitativ hochwertiger Betreuung und Bildung.»

Bei offenen Ganztagsschulen ist die Nutzung des Angebots grundsätzlich freiwillig – vor allem Betreuung steht dabei im Fokus. In den neuen Leitlinien des NRW-Schulministeriums zur Umsetzung des Rechtsanspruchs ab 2026 heißt es zwar: Nach der Anmeldung ist die Teilnahme verbindlich. Eine Verzahnung des Unterrichts mit den Nachmittagsangeboten ist trotzdem nicht möglich – schon weil nicht alle Kinder dabei sind. Anders ist das bei der sogenannten gebundenen Ganztagsschule. Dort ist der Nachmittag in der Schule für alle Kinder Pflicht (ebenso wie für den Träger selbst, der das Angebot dann an allen Schultagen sicherzustellen hat) – wodurch ein Rahmen für eine umfassende schulische Förderung gesteckt wird. Entsprechend teurer sind gebundene Ganztagsschulen.

Bedarf vorhanden, aber kaum Angebote

«Derzeit sind mehr als 90 Prozent der Grundschulen in NRW offene Ganztagsgrundschulen», heißt es in dem gemeinsamen Aufruf der Verbände. Gebundenen Ganztag gebe es an den Grundschulen in NRW «aktuell fast nicht, obwohl Bedarfe vorhanden sind». Jetzt solle die Landesregierung die ohnehin anstehende Neuregelung des Ganztags als bildungspolitische Chance nutzen.

«Wir wollen, dass überall dort, wo der örtliche Konsens besteht, auch Schulen des gebundenen Ganztags entstehen können», fordern die Verbände. «Eltern soll die Wahlfreiheit eröffnet werden, neben dem offenen Ganztag auch die Förderung ihres Kindes im gebundenen Ganztag zu ermöglichen.» Wo eine Schulgemeinschaft dies im Einvernehmen mit dem örtlichen Träger beschließe, solle eine gebundene Ganztagsgrundschule eingerichtet werden.

«Wir fordern daher die Landesregierung und den Landesgesetzgeber auf, nicht nur die offene Form des Ganztags zu regeln, sondern auch die rechtlichen Voraussetzungen für die Möglichkeit zur Einführung eines gebundenen Ganztags mit verlässlichen Schulkonzepten und verbindlichen multiprofessionellen Personalstandards zu schaffen», heißt es im Appell. So könnten auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessert und einheitliche Mindeststandards formuliert werden. «Der drohende Fachkräftemangel im offenen
Ganztag ist auch der Tatsache geschuldet, dass in der bisherigen Ausgestaltung keine existenzsichernden Arbeitsplätze entstehen können.»

Mehr Zeit, um Lernlücken zu schließen

Das Bündnis fordert: «Mehr Zeit zum Lernen, mehr Zeit für individuelle Unterstützung von Kindern, ein gutes Mittagessen, ein ganzheitliches Konzept zur Förderung der
sozialen Entwicklung von Kindern, die Integration von Sport und kultureller Bildung.» Einen solchen festen schulorganisatorischen Rahmen über den gesamten Tag mit einer besseren Verzahnung von Vor- und Nachmittagsangeboten sollte das Land sich leisten.

«Die Landesregierung und der Landtag NRW haben es in der Hand, dieses Möglichkeitsfenster für Eltern und Kinder, für die Grundschulen in NRW zu öffnen», unterstreichen die Verbände. Getragen wird der Appell von den Landesverbänden des Städtetags, des Städte- und Gemeindebunds, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, dem Verband Bildung und Erziehung, dem Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen, der Landeselternkonferenz, der Landeselternschaft Grundschulen und dem Grundschulverband. News4teachers / mit Material der dpa

Kultusminister stellen Kriterienkatalog für eine gute Ganztagsschule auf – ohne zu erwähnen, wer diesen umsetzen soll (sie selbst?)

 

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Lera
1 Monat zuvor

„So könnten auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessert und einheitliche Mindeststandards formuliert werden.“

Außer die der Lehrer natürlich, die dann nachmittags auch noch unterrichten müssten.

Und da es an keiner Grundschule auch nur sowas ähnliches wie Schreibtische für Lehrer oder gar Büros oder auch nur Platz dafür gibt, kann man „zwischendurch“ seine Vor- und Nachbereitungen dann auf 0,25 m2 Tischfläche im Lehrerzimmer machen, unterbrochen freilich von ca. 3 „könntest du mal“ pro Stunde.

Wenn das kommt, können diejenigen, die das jetzt als Forderung zulasten Dritter leichtfertig propagieren, das gerne selbst umsetzen, auf mich braucht da wirklich keiner zu hoffen.

Lera
1 Monat zuvor

„Getragen wird der Appell von den Landesverbänden des Städtetags, des Städte- und Gemeindebunds, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, dem Verband Bildung und Erziehung, dem Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen, der Landeselternkonferenz, der Landeselternschaft Grundschulen und dem Grundschulverband.“

They don‘t
They don‘t speak for us.

Eine schöne Aufzählung von Interessensverbänden, denen die Arbeitsbedingungen von Lehrern meilenweit am A… vorbeigehen.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Die Städte müssen die Aufsichten für die Ganztagsbetreuung ja bezahlen…

Marie
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Es geht aber eben auch um verbindlichen Unterricht am Nachmittag. Dafür werden Lehrer gebraucht.

Marie
1 Monat zuvor

Wir haben schon für den „verbindlichen Vormittag“ viel zu wenig Lehrkräfte. Wo will man die denn dann für einen verbindlichen Nachmittag herzaubern?

Arno
1 Monat zuvor

„mehr Zeit zum Lernen“
Wo steht, dass an Ganztagsschulen mehr unterrichtet wird als an Halbtagsschulen? Das ist doch genau der Punkt: Die Stundentafeln sind für alle gleich.
Und wo hat ein empirischer Test mal ergeben, dass in der gebundenen Ganztagsschule besser oder mehr gelernt wird als in den anderen?

Küstenfuchs
1 Monat zuvor

Dafür bräuchte man aber noch mehr qualifiziertes Personal, das man schon jetzt nicht hat.

DerechteNorden
1 Monat zuvor

Das Bündnis fordert: «Mehr Zeit zum Lernen, mehr Zeit für individuelle Unterstützung von Kindern, ein gutes Mittagessen, ein ganzheitliches Konzept zur Förderung der
sozialen Entwicklung von Kindern, die Integration von Sport und kultureller Bildung.» Einen solchen festen schulorganisatorischen Rahmen über den gesamten Tag mit einer besseren Verzahnung von Vor- und Nachmittagsangeboten sollte das Land sich leisten.“

Leute, fordert mal schön. Aber ich befürchte, eher friert die Hölle zu.
„… sollte das Land sich leisten.“ Damit bin ich durch. Wie sagte jüngst eine CDU-Abgeordnete in einem Gespräch bei einem Landtagsbesuch (in SH) unserer Weltkunde-Fachschaft diese Angelegenheit betreffend: „Ja, aber alle Bereiche – nicht nur Schule – brauchen irgendwas. Man muss immer das große Ganze betrachten.“
Okay, damit ist alles gesagt. Und in NRW wird es nicht anders sein.
Die haben immer noch nicht erkannt, was gerade wirklich notwendig ist.

Ingo Walter Völzke
1 Monat zuvor

Ganztagsangebote sind zu hinterfragen. Mehr als 5 Stunden in Gruppen zu leben, wenig Individuelles zu entwickeln, beeinträchtigt die kindliche Entwicklung, besonders im emotionalen Bereich. Kinder brauchen ihre Eltern für eine gesicherte Entwicklung. Eltern sollte ihre Arbeitszeit auf 30 Std. reduzieren, dann kann immer abwechselnd einer ab mittags Zuhause sein. Mehr Familienleben, mehr förderliche Emotionen, mehr kümmern, mehr stabilere Kinder. Auch können dann viel besser Talente der Kinder entwickelt werden, dafür braucht man Zeit und Eltern die sich emotional beteiligen. Aus Kindern, ohne viel Zeit mit den Eltern wird nichts.

Lisa
1 Monat zuvor

Tja, erinnern Sie sich noch daran, wie stolz man in Deutschland war, “ den größten Niedriglohnsektor Europas“ zu haben, da zitiere ich einen Bundeskanzler..Das hat dazu geführt, dass man mit einem Gehalt nicht mehr über die Runden kommt. Und vermutlich auch nicht mit reduzierter Arbeitszeit 30 Stunden.
Es sind aber oft gar nicht die Kinder der Vollberufstätigen, die Förderung brauchen sondern diejenigen, deren Eltern den ganzen Tag zu Hause wären….

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

„Es sind aber oft gar nicht die Kinder der Vollberufstätigen, die Förderung brauchen sondern diejenigen, deren Eltern den ganzen Tag zu Hause wären….“

Ja, leider ist das so. Leider gehen viele Kommentierende hier immer von dem aus, was sie selbst kennen. Nicht alle Menschen setzen Schwerpunkte, wie sie es tun (würden). Und dass sich unsere Gesellschaft sehr verändert hat, seit sie selbst Kinder waren, ist bei denen auch noch nicht so wirklich angekommen.

Marion, Erzieherin
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Doch, doch. Das ist angekommen. Und wie!
Und weil das so ist, müssen jetzt eben ALLE in den gebundenen Ganztag, punktum und basta.
Ich nenn das staatlich organisierte Freiheitsberaubung.
Auf, auf in das institutionell betreute und durchorganisierte Großgruppen-Dasein.
Es lebe die verplante Kindheit!
Mein Mitgefühl gilt allen, die für dieses System der Massenbetreuung nicht geschaffen sind und daran kaputt gehen.
Aber was soll’s. Ist doch völlig wumpe, ob einen der erste Burnout mit vierzig oder mit zwölf darniederstreckt.
Besser man lernt schon möglichst frühzeitig mit diesem Phänomen umzugehen.

Alla
1 Monat zuvor

Danke. Wo ist es!

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Alla

Werben Sie in Ihrem passionierten Plädoyer nur versteckt oder ganz direkt für das Modell „Rama – Familie“, selbstverständlich generationsübergreifend?

Frage für unser System, welches all die weniger idyllischen Lebensformen zu berücksichtigen weiß.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

…und langsam, Stück für Stück, werden auch die letzten Schlafmützen erkennen, wie (nicht nur von mir) prophezeit:
Normale Arbeit zu durchschnittlichen Gehaltskonditionen (ohne Graubereich oder ohne schwarze ‚Extras‘) lohnt sich nicht.

‚Unsere‘ Gesellschaft ‚verändert‘ sich eben.

Mo3
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Es geht bei dem Thema nicht nur um mehr Förderung benachteiligter Kinder, sondern auch um die Grundschulkinder, die mit dem Ganztag vielleicht überfordert sind – gerade ganz am Anfang …

DerechteNorden
1 Monat zuvor

Nachtrag: Nicht die Quantität ist entscheidend, sondern die Qualität der Zeit, die Kinder mit ihren Eltern verbringen. Es ist ein Trugschluss, dass Kinder nur mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen müssten, um stabile Persönlichkeiten zu werden.

Alx
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ja, gemeinsam Abendessen und danach ins Bett bringen reicht doch vollkommen aus. Der Rest ist doch nur schmückendes Beiwerk.

Laura
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mir tun Kinder einfach nur leid, die die den ganzen Tag in der Schule unter ständiger Aufsicht verbringen müssen und nicht mehr den Freiheitsraum des Nachmittags erleben.
Wie sind Sie denn groß geworden? Mit Halbtags- oder Ganztagsschule?

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Laura

Ach, ja lieber schrecklichen Eltern ausgesetzt sein. Ist immer besser als Ganztag. Jepp.
Ganztag ist nicht gut organisiert, wie ich aus eigener Berufserfahrung weiß. Nichtsdestoweniger wäre guter Ganztag für sehr viele Kids besser als das, was sie zuhause erleben. Auch das weiß ich aus langjähriger eigener Berufserfahrung.

uwe
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Selbst in einer gutfunktionierenden Famile erscheinen mir Eltern die derart Mega narzisstisch sind das sie sich bei der Erziehung für absolut unersetzlich halten für das psychische Wohlbefinden der Kinder jetzt nicht grade gut.

uwe
1 Monat zuvor
Antwortet  Laura

Mir tun Kinder leid die im ihren Familien geschlagen , vergewaltigt und mißhandelt werden, warum gutbetreute Kinder in öffentlichen Einrichtungen von ihnen bemitleidet werden erschließt sich mir nicht.

uwe
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Komm den „Familie ist alles“ Propagandisten doch hier nicht mit Fakten. Wie gemein! Für die ist halt klar das fremdbetreute Kinder zu Psychowracks werden, Heimkinder sind dann eh zu ewigen Siechtum verdammt und ALLE wirklich ALLE Probleme im Zerfall der Familie begründet. Woher sie das wissen? na sie FÜHLEN das das so ist. Reicht doch.

Sandra
1 Monat zuvor

Hat ja auch schon so gut in den Kitas geklappt…. Mit der liebevollen Ganztagsbetreuung und der Frühkindlichen Bildung.

Martin
1 Monat zuvor
Antwortet  Sandra

Sie vergessen eins, was typisch ist für unseren Zeitgeist: „Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht“.

Mondmatt
1 Monat zuvor

Ich bin der Meinung, dass zu einer wirklich guten Erziehung gehört einen Teil der Zeit mit Eltern und Vereinen zu verbringen.

Ganztagsschule ist eine traurige Notwendigkeit unserer Zeit, in der die Eltern oft durch berufliche Zwänge gezwungen sind die Kinder in der ganztags Beschulung unter zu bringen.

Freiwillige Ganztagsschule mit guter Betreuung und Bildungsangeboten ist daher notwendig.

Diese unbegrenzte Begeisterung in der Politik für die „wirkliche“, verpflichtende Ganztagsschule finde ich befremdlich.

Bisher kannte ich das nur von Gesellschaften die ein politisches Interesse daran hatten möglichst viele Kinder frühzeitig in staatlicher Obhut zu indoktrinieren. DDR, 3. Reich….

Warum ist eine Ganztagsschule die Kinder dann nutzen können wenn es nötig ist aber welche Kinder die Mittags zu ihren Eltern könnten nicht besuchen müssen denn schlechter???

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Mondmatt

Ganztagsschulen in der DDR? Da habe ich wohl was verpasst!

uwe
1 Monat zuvor

Als ich als Hauptschullehrer anfing hatten wir den sogenannten 13+ Bereich den ich als Junglehrer (Probezeit und erpressbar) organisiert habe. Förderverein gegründet, Köchin eingestellt und die Student*innen eingestellt und organisiert. Ging wirklich nur um Aufbewahrung und das scheint mir auch der Grund zu sein warum das eingerichtet wurde. An der OGS von meinem Sohn scheint das ähnlich zu laufen, allerdings haben die ein Catering weil wirklich fast alle Schüler*innen das Mittagessen zu sich nehmen (und dann um 14 Uhr abgeholt werden).

Ich finde das OGS Konzept trotzdem besser als einen verpflichtenden Ganztag: Grundschüler*innen sollten nicht den ganzen Tag beschult werden. Der Nachmittagsbereich sollte aber professioneller gestaltet werden (am besten Erzieher*innen aber auch (besser bezahlte) Lehramtstudent*innen wären gut), eine gewisse Kontinuität bei der Betreuung, Spiel und AG Gruppen (klein) und ein paar Sportangebote. Kurz: Mehr Geld.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  uwe

Warum müssen Schüler jenseits des Grundschulalters nachmittags betreut werden? Warum sind sie nicht (mehr) in der Lage, ihre Nachmittage selbständig zu gestalten, mit Freunden, in Ags, Vereinen, …?

Uwe
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Gegenfrage: Was ist der Unterschied zwischen einer OGS und dem spielen mit Freunden, in Ags und Vereinen? Mir fällt keiner ein. Außer das die OGS die Räumlichkeiten einer Schule optimal nutzt die ansonsten einfach leerstehen würden. Bis auf die Turnhallen die aber meistens auch erst Abends von Vereinen genutzt werden.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Uwe

Punkt für Sie! Beantwortet aber nicht meine Frage, warum größere Schüler unbedingt betreut werden MÜSSEN, bevorzugt in verpflichtenden Ganztags-Schulen (nicht nur mit freiwilligen Angeboten in der Schule), denn das scheint mMn. das angestrebte Ziel zu sein.

Uwe
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich bin ja für ein besser finanziertes OGS Modell. Das ist ja freiwillig. Die Vorteile da sind aber vor allem für Arbeitnehmer*innen : Kind bekommt ein warmes Mitagessen (Schlüsselkind von früher das sich irgendwelche Dosen aufgewärmt hat oder zur Pommes Bude gegangen ist war ja echt nicht so der Hit) und bis zur sagen wir mal sechsten Klasse wollen die Eltern jetzt auch nicht ihre Kids alleine durch die Gegend ziehen lassen. Schulgebäude das ansonsten leer stände wird genutzt und die Schüler*innen haben keine Hausaufgaben mehr die wird unter Mithilfe von Student*innen gemacht.

Mo3
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Die verpflichtenden Ganztagsschulen in der Sek1 – wenn man die so nennen kann – haben tatsächlich auch Unterricht am Nachmittag oder Lernzeiten, damit die Hausaufgaben zu Hause entfallen. Freiwillige Angebote werden seltener, je älter die Schüler werden und Lernzeiten entfallen auch wahlweise, wenn sie am Ende des Tages liegen. Oder es gibt Angebote, die das soziale Engagement der Schüler fördern. Das ist natürlich alles wieder abhängig von der „Lehrerausstattung“.

Sandrina
1 Monat zuvor
Antwortet  Mo3

Was spricht dagegen, den Unterricht zu rhythmisieren und einen Wechsel aus (meist) Frontalunterricht und Bewegung anzubieten.
Und wer es nachmittags gerne fluffig hat: warum nicht vormittags Übungsstunden/Hausaufgaben und nachmittags Sport-, Kunst- oder Musikubterricht. Soooo megaanstrengend sind diese Fächer ja wirklich nicht.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Sandrina

Gegenfrage: Was spricht gegen ein offenes Ganztagkonzept, indem die verschiedenen Bedarfe berücksichtigt werden? Also Unterricht am Vormittag, wo sich ja auch verschiedene Fächer abwechseln und somit für Auflockerung sorgen. Dann gehen die einen nach Hause, andere werden noch über Mittag (VÜM) bis 13.30 Uhr betreut und andere gehen zum Mittagessen, machen anschließend Hausaufgaben und gehen dann in eine angebotene AG?
Ich persönlich finde es schwierig, wenn es eine Verbindlichkeit für alle gibt….

Auch Ihr Vorschlag nachmittags Kunst, Musik und Sport anzubieten geht ja auch nicht so einfach, da bei z.B. in einer 2zügigen Grundschule immer nur eine Klasse den Musikraum bzw. die Sporthalle nutzen kann. Was machen dann die anderen? Haben die dann doch Mathe oder Deutsch oder so?
Ich bin da skeptisch….

Sandrina
1 Monat zuvor

Nicht unbedingt gegen OGT, aber für den Verbindlichen Ganztag spricht die „Masse“, die bei vielen Angeboten auch ein Kriterium für die Qualität sein kann. Und für effiziente Ressourcen-Nutzung.
Nur ein Beispiel: Mannschaftssportarten als Angebot: geht nicht, wenn nur 3 da sind. Möglicherweise kann man aber die Sporthalle auch mit 2 Klassen nutzen. Viele Sportvereine kennen das (nicht immer schön, aber auch kein Unding), wie man sich auf einer Hallenhälfte organisiert. Andere Möglichkeit: den Außenbereich oder Sportplatz nutzen.
Bei Musik und Kunst sehe ich jetzt wiederum kein Problem.
Und die, die nachmittags keinen Platz in der Halle haben können durchaus weiterhin vormittags Soort haben. Vielleicht sogar mal als Doppelstunde, dann lohnt sich auch das Umziehen.
Generell ist in KiTas und GS ein Hang zum Wettbewerb zu erkennen. Wer wird früher abgeholt, wer „muss“ lange bleiben.
In der KiTa meines Kindes wurde vorm Mittagessen das Verabschiedungslied gesungen, weil viele vor dem Essen abgeholt wurden. Der Rest hat sich ob dieser Routine als übriggeblieben gefühlt. Das ist nicht zwingend das, was ich erwarte, wenn wir von einer guten Ganztagesbetreuung sprechen.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Sandrina

Wenn wir uns jetzt so austauschen, habe ich natürlich meine Schule vor Augen und da hätte wir beispielsweise einen klitzekleinen und sehr hässlichen Schulhof und auch keinen Sportplatz in der Nähe….keine Ausweichmöglichkeiten also. Da müssten erst ganz viele Umbaumaßnahmen im Außenbereich her, um mehr Bewegungsanreize zu schaffen.
Mit unseren Kindern würde ich niemals mit zwei Klassen in die Turnhalle gehen, das ist schon mit einer Klasse sehr anspruchsvoll und die Kollegen gehen meist zu zweit, damit nichts passiert…..
Aber gut, ich hatte irgendwie gehofft, dass Sie mich überzeugen können :), weil Sie so gute Argumente haben….

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Sandrina

Es soll auch (mittlerweile anscheinend immer weniger) Schüler geben, die ihre Freizeit gern und sinnvoll selbst gestalten können und möchten und die sogar in der Lage sind, Hausaufgaben selbständig zu erledigen.
Noch einmal meine Frage: WARUM MÜSSEN größere Schüler unbedingt ganztägig betreut/bespaßt werden. WARUM können viele sich nicht mehr selbständig ihre Freizeit sinnvoll organisieren? – der Nostalgiker in mir versteht es nicht! Zu meiner Zeit :fast alles Schlüsselkinder ab 5. Klasse (meist beide Eltern berufstätig – DDR) – Mittagessen in der Schule, danach ab nach Hause, Hausaufgaben gemacht und dann Freizeit! Abends evtl. kurze Kontrolle der HA durch die Eltern. Übrigens gab es damals noch samstags Unterricht und Hausaufgaben auch übers Wochenende und für die Ferien (Bücher lesen, Referate oder Jahresarbeiten schreiben, Malfolgen und Gedichte lernen, …).

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

P.S.: Komischerweise waren wir damals weniger „gestresst“ als die heutige Jugend und hatten noch Zeit für Freunde, Hobbies, Disko, …

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich denke auch, dass dies auf der weiterführenden Schule noch mal ganz anders ist.
Bei uns im nächsten etwas größeren Ort gibt es zwei Gymnasien, eines als Halbtagsschule (mit OGS) und eins als gebundene Ganztagsschule. Das Gymnasium mit dem gebundenen Ganztag hat sich so nach und nach im Laufe der Jahre aufgeweicht. Da nachmittags vor allem sportliche Angebote da waren, mussten zunächst diejenigen nicht mehr teilnehmen, die nachweisen konnten, dass sie Mitglied in einem Sportverein waren und mindestens zweimal wöchentlich dort anwesend waren. Das hatten die Sportvereine initiiert, da die unter unglaublichen Mitgliederschwund litten.
Heute sind nur 2 Nachmittage verbindlich….und somit ist es auch eigentlich keine echte Ganztagsschule mehr…
Aber Sandrina macht sich über die Grundschulen Gedanken und sind wir uns ja einig, dass die Kinder noch nicht arg so selbstständig sind, dass sie die Nachmittage schon ganz alleine verbringen können und sollen…

Martin
1 Monat zuvor

Der gebundene statt offene Ganztag hat nichts mit „vollwertig“ zu tun. Die Fülle der euphemistischen statt nüchternen Begriffe, um politisch Gewolltes durchzusetzen und die Menschen davon allein schon durch einen wohlklinges Werbewort zu überzeugen, finde ich immer fragwürdiger, um nicht zu sagen: skandalöser.
Hat etwa „das gute Kita-Gesetz“ für gute Kitas gesorgt??