„Erfolg ist manchmal eine Schnecke“: GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer tritt ab

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MAINZ. Die GEW in Rheinland-Pfalz steht vor einer Zäsur. Nach 16 Jahren an der Spitze der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) tritt Klaus-Peter Hammer ab. «Ich hatte drei Ministerinnen in meiner Amtszeit. Aber jetzt freue ich mich darauf, Verantwortung abzugeben», sagt der Gewerkschafter im Gespräch in Mainz. «16 Jahre reichen auch. Man hat versucht, mich für eine Verlängerung zu überreden. Aber ich finde es gut, den Staffelstab zu übergeben.»

«Ich habe immer viele Gespräche geführt und diese auch gesucht»: GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer. Foto: GEW

Auf dem dreitägigen Gewerkschaftstag der GEW vom 6. bis 8. Mai in Ingelheim wird eine neue Führungsspitze gewählt. Dabei steht nicht nur ein Generationswechsel an. Mit der bisherigen stellvertretenden Landesvorsitzenden Kathrin Gröning sowie Christiane Herz und Stefan Jakobs vom Vorstandsbereich Schulen stellt sich erstmals ein Trio mit gleichberechtigten Teammitgliedern für den Vorsitz zur Wahl. Das Team ist bereits auf einer Vorstellungstour durch die Kreisverbände der Gewerkschaft zur Vorbereitung auf die Wahl am 7. Mai in Ingelheim unterwegs.

Sollte das Team gewählt werden, wird sich möglicherweise nicht der Kurs der GEW, bestimmt aber die Art der Kommunikation mit den Verantwortlichen in der Landespolitik verändern. «Ich habe immer viele Gespräche geführt und diese auch gesucht», berichtet Hammer. «Das ist schon ein Markenzeichen von mir.» Als freundlich, aber auch bestimmt charakterisiert sich der Gewerkschafter selbst. «Ich kann Menschen auch klar sagen, was mir nicht gefällt.»

Trotz guter Vernetzung in der Landespolitik und einem intensiven Austausch mit den Bildungsministerinnen Doris Ahnen, Vera Reiß und aktuell noch Stefanie Hubig (alle SPD) sei es ihm bei aller Belastung und auch bei Konflikten immer darum gegangen, mit dem politischen Gegenüber auf Augenhöhe umzugehen. «Erfolg ist manchmal eine Schnecke», sagt der scheidende GEW-Chef. Jede und jeder agiere in der eigenen Rolle. Es sei aber wichtig, immer im Dialog zu bleiben und vernünftig miteinander zu reden. «Ich war niemand, der auf den Tisch gehauen hat, bloß um Krach zu machen. Das war nie meine Art.»

Das schätzt auch Bildungsministerin Hubig an dem bald 62-Jährigen. Der GEW-Chef habe zwar nie lockergelassen, auf Kritikpunkte hinzuweisen, Verbesserungen aufzuzeigen und sich für seine Gewerkschaftsmitglieder und ihre Interessen einzusetzen. «So hart wir in der Sache manchmal gerungen haben, sei es zum Beispiel um das Kita-Gesetz oder die Rahmenbedingungen für unsere Lehrkräfte, so konstruktiv und oft auch moderierend war er in der Zusammenarbeit», hob die Ministerin aber hervor. «Immer darauf aus, gemeinsam gute Lösungen zu finden.»

Hammer hat früh damit angefangen, sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Bereits mit 14 Jahren begann er mit der Jugendarbeit. In seinem Referendariat für das Grund- und Hauptschullehramt für die Fächer Deutsch, Geschichte und katholische Religion war er im Personalrat und trat in dieser Zeit auch in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein. Danach war der ausgebildete Pädagoge mehrere Jahre als Fachleiter für Allgemeine Didaktik am Studienseminar Grund- und Hauptschulen in Kaiserslautern als Fachleiter in der Lehrerbildung tätig.

«Ich habe schon immer politisch gedacht und war bereits damals davon überzeugt, dass man sich engagieren und einsetzen muss», berichtet Hammer. Als dann die Anfrage gekommen sei, für den GEW-Landesvorsitz zu kandidieren, habe er trotz Bammel vor der Aufgabe recht bald zugesagt. «Und nach 16 Jahren kann ich sagen, das war eine richtige Entscheidung.» Stolz ist Hammer darauf, dass sich die GEW in seiner Amtszeit zu einer echten Tarifgewerkschaft entwickelt hat und die Zahl der Mitglieder in Rheinland-Pfalz von damals rund 8500 auf mittlerweile fast 12.000 gestiegen ist.

Applaus für seine Gewerkschaftsarbeit kommt daher auch von DGB-Landeschefin Susanne Wingertszahn. Hammer sei einer der profiliertesten rheinland-pfälzischen Experten in Bildungsfragen. Dabei habe der Vollblut-Gewerkschafter immer das große Ganze im Blick gehabt. Nicht nur bei der Politik, auch innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes habe sein Wort Gewicht gehabt.

Die Mitgliederentwicklung werde weiterhin ein großes Thema in der Gewerkschaft bleiben, betont der scheidende GEW-Vorsitzende. Gerade auch, weil sich viele engagierte Menschen nicht mehr nur langfristig einer Organisation anschließen, sondern oft auch nur noch projekt- und themenbezogen mitarbeiten wollten. Das wichtigste Thema in der Bildungspolitik wird nach Einschätzung des Gewerkschafters auch künftig der Verteilungskampf um die Finanzmittel für die Ressource Bildung sein. Entscheidend bleibe die personelle Ausstattung der Schulen mit gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern sowie für die multiprofessionellen Teams.

Für eine gute und gerechte Bildung will sich Hammer auch nach seinem Abschied im Mai weiter einsetzen, etwa bei Podiumsdiskussionen oder für den Bundesvorstand bei einem deutsch-israelischen Bildungsprojekt. Auch privat bleibt es bei gesellschaftlichem Engagement, unter anderem als ehrenamtlicher Schlichter in seiner Gemeinde bei Nachbarschafstreitigkeiten und als Jugendschöffe am Landgericht Zweibrücken. «Aber jetzt freue ich mich erst mal darauf, dass ich dann am 8. Mai, wenn ich nach dem Gewerkschaftstag nach Hause komme, sagen kann: Jetzt lasse ich den Hammer fallen und habe keine Verpflichtungen mehr.» Von Bernd Glebe, dpa

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Lera
1 Monat zuvor

Erfolg mag eine Schnecke sein, aber in die richtige Richtung sollte sie schon kriechen.