Grundschul-Studie zeigt: Lehrkräfte überschätzen Jungen in Mathe, Mädchen in Sprache – und das hat Folgen

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HALLE. Können Jungen besser rechnen als Mädchen? Vorurteile wie dieses halten sich und werden durch Bildungsstudien wie PISA und IGLU verstärkt. Dabei könnte es auch einen anderen Grund für Leistungsunterschiede geben: Einschätzungen der Lehrkräfte nämlich, die sich zu „self-fulfilling prophecys“ entwickeln.

Wirken sich selbsterfüllende Prophezeiungen von Lehrkräften auf Mädchen und Jungen aus? Foto: Shutterstock

Lehrerinnen und Lehrer beurteilen die Fähigkeiten von Mädchen im Bereich Sprache und von Jungen in Mathematik tendenziell besser, als es ihre Leistungen in objektiven Tests nahelegen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam aus Deutschland, Großbritannien und den USA, an dem die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) beteiligt ist. Die verzerrten Urteile der Lehrkräfte wirken sich auch langfristig auf die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen aus. Für die im Journal „Social Science Research“ veröffentlichte Studie wurden Daten von 17.000 Kindern im Grundschulalter ausgewertet.

„Empirische Erhebungen wie die PISA- oder die IGLU-Studie zeigen, dass Mädchen besser beim Lesen abschneiden und Jungen in Mathematik. Über die Gründe ist bisher wenig bekannt“, sagt Dr. Melanie Olczyk vom Institut für Soziologie der MLU. Gemeinsam mit ihren internationalen Kolleginnen und Kollegen wollte sie unter anderem wissen, ob und in welchem Maße Lehrkrafturteile zu den Leistungsunterschieden zwischen Jungen und Mädchen beitragen.

Hierfür wertete das Team drei Längsschnittstudien aus, die Daten zu Kompetenzentwicklung und Bildungsverläufen erheben: die Millennium Cohort Study (MCS) für England, die Early Childhood Longitudinal Study (ECLS-K) für die USA sowie das Nationale Bildungspanel (NEPS) für Deutschland. In den Studien wurden insgesamt rund 17.000 Schülerinnen und Schüler über die Grundschulzeit hinweg begleitet, ihre Leistungen regelmäßig getestet sowie Eltern und Lehrende befragt.

„Es zeigte sich, dass diese Verzerrungen systematisch mit dem Geschlecht der Schülerinnen und Schüler zusammenhängen“

Grundlage der Analysen war eine Beurteilung der Leistung der Schülerinnen und Schüler, die von den Lehrkräften zu Beginn der Grundschulzeit erfolgte. Die Beurteilung umfasst eine Bewertung der sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern. Im selben Zeitraum nahmen diese Kinder an Leistungstests teil, deren Ergebnisse dann mit den Lehrkrafturteilen abgeglichen wurden.

Die Forschenden konnten zeigen, dass die Beurteilung durch die Grundschullehrkräfte nicht vollständig auf die gemessenen Leistungen der Kinder zurückgeführt werden kann. Dies deutet darauf hin, dass die Urteile teilweise verzerrt sind. „Es zeigte sich außerdem, dass diese Verzerrungen systematisch mit dem Geschlecht der Schülerinnen und Schüler zusammenhängen. Im Bereich Sprache werden die Fähigkeiten der Mädchen eher überschätzt und die der Jungen unterschätzt, in der Mathematik ist es genau umgekehrt“, sagt Olczyk. Allerdings gebe es Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern: Im Bereich Sprache war die Verzerrung in England am größten, bei der Mathematik in Deutschland. In den USA fielen die Unterschiede jeweils wesentlich geringer aus.

Darüber hinaus verglich das Team die Leistungen zu Beginn der Grundschulzeit mit denen am Ende der Grundschulzeit. Das Ergebnis: Insgesamt vergrößerte sich der Vorsprung der Jungen in Mathematik und der der Mädchen im sprachlichen Bereich – lediglich in den USA verringerte sich das Gefälle bei den sprachlichen Leistungen. Die Forschenden konnten dabei zeigen, dass die beobachteten Unterschiede in der Leistungsentwicklung zwischen Mädchen und Jungen zum Teil auf die verzerrten Lehrkrafturteile zurückgeführt werden können. Das sei ein Indiz für das Bestehen selbsterfüllender Prophezeiungen.

Eine selbsterfüllende Prophezeiung (englisch self-fulfilling prophecy) ist eine Vorhersage, die ihre Erfüllung selbst bewirkt. Eine Prognose über eine mögliche Zukunft hat also einen entscheidenden Einfluss und ist die wesentliche Ursache dafür, dass diese Zukunft auch eintritt. Ein wesentlicher Mechanismus ist: Menschen glauben an die Vorhersage. Deswegen agieren sie so, dass sie sich erfüllt. Es kommt zu einer positiven Rückkopplung zwischen Erwartung und Verhalten.

Studie: Olczyk M. et al. Teacher judgements and gender achievement gaps in primary education in England, Germany, and the US. Social Science Research (2023). doi: 10.1016/j.ssresearch.2023.102938

Jungen nehmen Unterricht als weniger motivierend wahr – Geschlechter-Unterschiede bei der Lesekompetenz verfestigt

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BKU
1 Monat zuvor

Es kann schon sein, dass man eine Korrelation feststellen kann zwischen systematisch verzerrten Einschätzungen von Grundschullehrkräften und dem späteren Erfolg beider Geschlechter in Mathematik und Sprachen. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Einschätzung der Grundschullehrer die Ursache für die späteren Leistungsunterschiede ist.

Die viel einfachere Erklärung ist, dass sich eben Jungen an sich mehr für Mathematik und Naturwissenschaften interessieren, die Mädchen für Sprachen und Gesellschaftswissenschaften.

Ich habe ein Schulsystem erlebt (DDR), das mich als Mädchen zeitlich und inhaltlich in Richtung MINT pushen wollte. In all dem war ich auch gut. Aber es hat mich nicht interessiert, egal, was die Lehrer gesagt haben. Evtl. hätte ein etwas lebensnäherer Unterricht etwas daran ändern können.

Sprachen und Gesellschaftswissenschaften haben mich interessiert – und darin war ich exzellent. Es ist doch ganz normal, dass man sich mehr mit Dingen beschäftigt, die interessieren – und dadurch wird dann der Vorsprung in Kenntnissen und Fertigkeiten über die Jahre größer.

Was Mädchen dazu bringen könnte, sich mehr für MINT zu interessieren, wäre ein wesentlich lebensnäherer Unterricht, auch mit „Mädchenthemen“, mit Exkursionen und – und das ist tatsächlich belegt – ein MINT-Unterricht in reinen Mädchengruppen.

LaoShi
1 Monat zuvor
Antwortet  BKU

Ich hoffe wirklich sehr, dass das hier eine Einzelsichtweise ist, denn das was hier beschrieben wird ist doch „Gendern“ im stärksten Maß, heißt für mich Geschlechtszuordnung par excellence in der Art weibliche Menschen interessieren sich per se für dies und männliche Menschen für das. Das klingt nach letztem Jahrhundert, auch wenn es sich von Kind-Küche-Kirche zu Sprachen und Gesellschaftswissenschaften gemausert hat. Sind wir nicht inzwischen soweit anzuerkennen, dass der Mensch an sich ungeheuer vielschichtig ist und alle Geschlechter in allen Bereichen Interessen finden und Tolles leisten können und dass vor allem die Interessen durch ganz andere Ursachen entstehen und nicht am Geschlecht festgemacht werden können. Ich erwarte nicht, dass sich jeder für alles interessiert, aber jeder und jede kann in meinen Augen jedes Interesse haben. Inwieweit der Unterricht dieses Interesse abruft oder motivieren kann, hängt vielleicht gar nicht von mädchentypischen Themen in Mathematik und Chemie ab, sondern von einem selbst motivierten Lehrer, der Spaß an seinem Fach und an den Schülern hat, dann springt in der Regel der Funke bei fast jeden irgendwie über. Schule muss „nur“ dafür sorgen, dass dieser Spaß am Lernen und Lehren nicht durch Außembedingungen zu schwer gemacht wird.

Übrigens ebenso anekdotisch wie der obige Werdegang, ich fand Sprachen und nachdem wir im Mittelalter ankamen auch Geschichte total doof, Gesellschaftswissenschaften waren mir auch fremd und an Geographie hat mich als einziges die Geologie locken können. Biologie fand ich übrigens auch blöd bis die Biochemie anfing, Mathe und Chemie, Physik, Astronomie und Informatik waren dagegen cool. Demnach bin ich ein eigentlich ein Y-Träger, stimmt aber nicht, stattdessen bin ich Biologie und Chemie-Lehrerin und hoffe sowohl Jungs wie Mädchen für meine Fächer begeistern zu können.

BKU
1 Monat zuvor
Antwortet  LaoShi

Wir leben in einem freien Land, jeder darf den Beruf ausüben, den er mag. Doch je freier das Land, dazu gibt es ebenfalls Studien, desto frauentypischer die Wahl des Berufsfelds von Frauen.

Was mich ärgert, ist, dass unglaublich viel angeboten wird, um Mädchen in die Naturwissenschaften zu locken, wohingegen viele Jungen, deren Interesse das ist, einer solchen Förderung nachjagen müssen. Mein Sohn war richtig sauer, als er alle die Angebote des Girls Das sah: Warum darf ich da nicht teilnehmen? Durfte er nicht, er hat sogar gefragt. Ich möchte, dass alle Angebote für alle Geschlechter gemacht werden. Sonst ist es einfach nur Ideologie.

LaoShi
1 Monat zuvor
Antwortet  BKU

Wäre es möglich die Studien zu zitieren oder verlinken. Es überrascht mich, wenn freie Wahlmöglichkeiten zu diskreterer Verteilung führen und nicht umgekehrt. Da wäre es interessant die Ursachen anzuschauen, ggf. ist die sogenannte „freie“ Wahl gar nicht so frei oder es gibt ganz andere gerichtete wahlunabhängige Zwänge, die wirken, wenn die Wahl freigegeben wird.

Marion, Erzieherin
1 Monat zuvor
Antwortet  LaoShi

Gehen sie auf The University Network und geben sie „Warum Frauen weniger MINT in mehr gleichberechtigten Ländern ausüben“ ein. Da steht’s. Es gibt auch eine interessante Doku eines norwegischen Filmemachers zu dem Thema. Leider fällt mir Name und Titel dazu nicht mehr ein.
Mich wundert, daß sie von diesem „Phänomen“ noch nicht gehört haben. Das ist inzwischen doch weithin bekannt.

Marion, Erzieherin
1 Monat zuvor
Antwortet  LaoShi

Und hier ist Titel der Doku und Name des Machers:
„Das Gender Pradox“/Harald Eia

Marion, Erzieherin
1 Monat zuvor

„Das Gender Paradox“, sorry.

Marion, Erzieherin
1 Monat zuvor
Antwortet  LaoShi

Daß sie davon noch so gar nichts gehört haben, mag daran liegen, daß in deutschen Medien kaum etwas darüber zu lesen ist.
Und das, obwohl diese Dokumentation in Norwegen heftige Debatten ausgelöst hat mit einschneidenden Folgen:
Das Nordic Gender Institut wurde daraufhin Ende 2011 geschlossen, womit das Ende der Förderung von Gender Studies mit 56 Millionen Euro verfügt war.
Angesichts der Tatsache, daß uns Länder wie Norwegen immer als leuchtende Beispiele für Gleichberechtigung gepriesen werden, wundert es mich schon sehr, daß man DAVON in Deutschland so gar nichts hört, obwohl es seit mittlerweile 14 Jahren bekannt ist.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  LaoShi

Als NWler müsste Ihnen doch (wie theoretisch jedem Akademiker und damit auch Lehrern) klar sein, dass Geschlechtsunterschiede natürlich real sind – das aber eine ***Verteilung*** ist.
Lernt doch jeder in Statistik I.

Überall gibt es zahllose naturgegebene (ich vereinfache extrem) Prädispositionen…und oft genug eine kleine Menge Ausnahmen.
Das ist bei jedem höheren Säugetier so – und beim Menschen natürlich auch.

Kann Kathrina trotzdem viel besser in Mathe, Chemie, Physik sein als Karl, der darstellender Künstler werden will?
Natürlich.
Die Wahrscheinlichkeit ist nur halt massiv geringer.

Gibt auch wildeste Raubtiere, die Rehkitze, Babyvögel oder Menschenbabys adoptieren & beschützen, Nilpferde die mit Menschen friedlich kuschel; Bäre, Tiger und Dackel friedlich in einem Gehege, man pflegt sich das Fell… -Youtube ist voll davon.

Aber nur ein (innerliches) Kleinkind baut darauf ein Bildungssystem (oder irgendein rationales System) auf.

„Gendern“ ist der Versuch, die spitzen Enden der Normalverteilung für zentral zu erklären, weil man das ideologisch einfach so will.
Und je mehr es gewollt ist, um so mehr wird ausgeblendet. Direkte Korrelation, das wird schon zur Kausalität. 😀

Das kann man sich als wohlhabende Gesellschaft halt leisten – so lange genug Überschussleistung da ist.

Einfache Lösung:
Man lässt die Menschen einfach möglichst FREI wählen. Wirklich frei, nicht „Pädagogen-frei“ (=ich laber und drängel so lange, bis Du nachgibst)
Dann macht Kathi halt Mathe-LK und Karl „Darstellen/Gestalten“ – wir werden es überleben.

LaoShi
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Als Naturwissenschaftlerin ist mir in der Tat klar, dass wir eine Verteilung der Eigenschaften in den Geschlechtern betrachten. Nach meinem Wissen ist aber der Unterschied der betrachteten Eigenschaften innerhalb der Geschlechter größer als zwischen den Gesvhlechtern. Sogesehen ist es meines Erachtens nicht zulässig zu argumentieren, dass Matheinteressierte Mädchen und künstlerischinteressierte Jungs jeweils nur die Extremwerte ihrer jeweiligen Geschlechterverteilung darstellen. Das wird weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht gerecht. Die größten Unterschiede, die ich bisher beobachtet habe, waren nicht die Interessen, sondern die Herangehensweise an Inhalte. Inwieweit diese Beobachtung durch das biologische oder das erzogene Geschlecht ausgelöst werden, stelle ich hier gerne zur Diskussion.

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  BKU

Das smarte My little Pony Haus? Wir tunen Barbies Glam Car mit einem Calliope Microcontroller? Eine Chatbot, der Schminktipps gibt? Ein Schminkroboter, der die neusten Trends im Internt aufspürt? Erstellung einer Bibi und Tina Fanhomepage? Hmmm…

BKU
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Warum nicht?

Mittelstreckenraketen, SUV und Autorennen sind sicher auch keine lebensbejahenderen Themen.

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  BKU

Ist auch alles nicht Thema in meinem Unterricht. Eher Smarthome, Netzwerke, Drohnen, Spieleprogrammierung und Computertechnik. Das Problem ist (und das ist leider kein Vorurteil, sondern meine Erfahrung), dass Mädchen (und auch viele Jungen) abschalten, wenn es an die Grundlagen geht und das ganze nicht mehr so schön bunt ist. Keiner will sich mehr quälen, geht aber nicht anders.

Diese ganzen Tollen Unterrichtsprojekte sollen doch eigentlich nur Interesse an einer tieferen Beschäftigung mit dem Thema wecken. Das machen sie aber offensichtlich nicht. Sobald es an die Substanz geht, ist Feierabend.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

…was das Dilemma des (verquer-politischen) Ansatzes von der „Spaßschule“ ist.

Lernen kann FREUDE bereiten, Leistungserfahrung ermöglichen…aber keinen Spaß machen.

Wenn es kurzfristig-hormonell Spaß macht ist es weder Arbeit noch Lernen, sondern eben Spaß, „fun“.

LaoShi
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Ungelogen, ja, so was hält man für geeignet, ich ergänze noch verkleidete tanzende Roberta-Affen, das obligate Kosmetik herstellen und Salatsoße mischen, nichts gegen die dahinterstehenden Herausforderungen und Ergänzungen, wenn Schülerinnen sich selbst Projekte ausdenken, kamen aber bisher mit Verlaub coolere Themen heraus und die waren für die Jungs genauso interessant… Eben doch nicht Kind-Küche-Kirche 🙂

LaoShi
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Sorry: Erkenntnisse statt Ergänzungen, die Autokorrektur schlug mal wieder zu…

mimü
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Warum nicht? Coole Ideen für freiwillige Projekte. Blöd wäre nur, wenn man so etwas machen muss, nur weil man ein Mädchen ist.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Erstmal eine wichtige Erinnerung, sich selbst zu monitoren.

Allerdings hat es schon ein wenig an Kritik am System, wenn sich Lehrkräfte „irren“ müssen, um Potentiale auszuschöpfen… Die Mädchen in Mathe bzw. die Jungen in Deutsch sollten wohl gleichermaßen überschätzt werden – self-fulfilling prophecy und so…

Arno
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Dann schauen Sie doch mal, um wie viel laut PISA die finnischen Schülerinnen beim Lesen besser waren als die finnischen Schüler (es war enorm viel, einmal über 50 Punkte). Und dann überlegen Sie, ob das wohl an der schlechten Schule liegen könnte oder doch an anderem.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Arno

Das kann garnicht sein. Die Texte waren bestimmt strukturell sexistisch und heteronormativ-patriar….OH HALT, die Mädchen waren besser?
Äähhhh…
….Moment…
…ich habs gleich…die Elternhäuser haben durch strukturellen Sexismus die Jungs am Lesen gehindert, was wiederum klar beweist: Patriarchale Vorstellungen schaden ja auch Jungen!

Mariechen
1 Monat zuvor

Man sollte hierbei aber bitte auch nicht das soziale Umfeld, allen voran die Eltern, vergessen. Ich habe als Lehrerin schon viele Mädchen gesehen, die richtig gut in Mathe waren. Von daher glaube ich nicht, das wir wieder! das Problem sind… Aber selbst wenn es so ist, gibt es eine Lösung. Mehr Männer an die GS, A13 überall und Aufstiegsmöglichkeiten schaffen, dann klappt es-vielleicht-mit dem männlichen GSLehrernachwuchs.

mimü
1 Monat zuvor
Antwortet  Mariechen

„Mehr Männer an die GS“: Wie soll das gehen? Es gibt dich jetzt schon Lehrermangel an der Grundschule. Eine Quote ist also unrealistisch.

Mariechen
1 Monat zuvor
Antwortet  mimü

Von einer Quote war keine Rede. Ja, der Lehrermangel ist voll da. Und?

Mo3
1 Monat zuvor
Antwortet  Mariechen

Meine Tochter hatte im letzen Grundschuljahr eine Mathelehrerin, deren Liebslingsfach offensichtlich nicht Mathe war und das hat man auch an ihrem Unterricht gemerkt. Normalerweise erteilte sie keinen Matheunterricht, wenn es sich vermeiden ließ, aber die vorherige Lehrerin ging leider in Rente. Meine Tochter war sehr gelangweilt, da alles immer sehr kleinteilig erklärt wurde und sie sich unterfordert fühlte. Das war bei der anderen LEhrerin nicht so.
Das mit den Eltern, die ihre eigenen Erfahrungen in Mathe auf ihre Kinder übertragen, habe ich im Bekanntenkreis auch beobachtet.

Mariechen
1 Monat zuvor
Antwortet  Mo3

Eine GS Lehrerin, die normalerweise keinen Matheunterricht erteilt… Wo gibt’s denn sowas? Vielleicht war es gar keine ausgebildete Lehrerin.

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Mariechen

Kann passieren, dass wenn die Mathematiklehrerin ausfällt, die Klassenlehrerin dann Mathematik übernimmt. Zumindest in GS kenne ich das auch, da es nicht immer Ersatz gibt.

Mo3
1 Monat zuvor
Antwortet  Mariechen

Doch, es ist eine ausgebildete Lehrerin, die sich aber nicht gerade darum reißt, Mathe zu unterrichten, wenn andere das abdecken können. Außerdem war sie zu dem Zeitpunkt nur in Teilzeit. Es soll bei Lehrern – wie auch bei Eltern vorkommen, dass man Mathe einfach nicht mag.

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  Mo3

Da sollte es nicht um „mögen“ gehen, sondern um professionelles Arbeiten. Das geht auch bei Themen, die einem nicht so liegen.

Mo3
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Das sie nicht professionell war, will ich gar nicht behaupten. Nur haben wir das Gefühl, dass sich ihr eigener Zugang zur Mathematik in ihrem Unterricht gespiegelt hat. D.h. es wurde sehr kleinteilig und umfangreich erklärt, damit es auch wirklich der letzte auch versteht. Damit hat sie aber die „guten“ sehr unterfordert und frustriert.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Mariechen

Ach, ich dachte Geschlechter sind eine Konstruktion? 😀
Was soll das also bringen, da einfach andere Chromosomenträger hinzustellen?

Nur wenn es irgendwo brennt, da sind die tumben Männers wieder gut genug für?

No thx.

Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor

Ha ja, die Lehrer halt. Es gibt keine Berufsgruppe, die immer und immer wieder bei quasi Allem so verlässlich unprofessionell befunden wird. Das begündet einfach Alles und passt ins Kollektivrepetitorium (das ist keine Krankheit und doch ansteckend, aber bleiben Sie dennoch entspannt).

PS: Komm’se rin, komm’se ran! Neue gesucht.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Am aller-allerschlimmsten sind hierbei sind die Lehrer_ix (m). Die muss man ganz fix an Grundschulen versetzen. Denn da Männer eigentlich in allem schlechter sind (also, ausser jetzt in der Realität) und überhaupt tumbe Machos sind (also, ausser wenn sie Grundschulen betreten und auf Fotos Flannelhemd mit Karo und Vollbart tragen), ergibt dies sehr viel Sinn.

vhh
1 Monat zuvor

Aus der Studie, ehrlicherweise selbst aufgeführte eventuelle Probleme:“ …previous research revealed that direct teacher judgements such as those referring to the expected number of correctly solved tasks of a math or language test correlate more strongly with actual student skills and abilities compared to the indirect measures (Testergebnisse) we used …Hence, direct teacher judgements tend to be more accurate than indirect ones. „
Könnten also auch die Lehrer richtig liegen? Könnte es sich um reale Unterschiede und nicht nur Vorurteile handeln?
Wir können die unterschiedliche Performance in Mathe und Sprachen als Fehlwahrnehmung wegdiskutieren und alles so lassen wie bisher, nur die Lehrkräfte müssen sich ändern und ihre Einschätzungen neu bewerten. Dann hätte ich eine innere Skala für Jungen und eine für Mädchen, jeweils abgeglichen um einen Genderfaktor, der … was eigentlich?… berücksichtigt. Geschlechtsspezifisches Herangehen an sprachliche oder mathematische Aufgaben? Vorurteilsfaktor für die vermutlich fehlerhafte Wahrnehmung von Fleiß und Interesse? Einschüchterungsfaktor, weil Mädchen/Jungen es in den betreffenden Fächern wegen der gesellschaftlichen Erwartungen nicht wagen, ihre Beiträge vorzutragen?
Wir könnten aber auch das Urteil der Lehrkräfte akzeptieren, die Unterschiede als real anerkennen und zusätzlich MINT-Förderung für Mädchen (oh, gibt es, hat weniger Effekt als erwünscht…) und Sprachprogramme für Jungen (noch nicht so viel davon gesehen) anbieten.
Kann Schule die Vorurteile und Erwartungen einer ganzen Gesellschaft kontern? Wie viel Einfluss haben Lehrkräfte im Vergleich zu Freunden und Familie? Lehrer sollten von Berufs wegen differenzierter mit eigenen Vorerwartungen umgehen und tun es meist auch, was hören die SchülerInnen im Alltag?

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Ich kann das aus eigener Erfahrung ( Anekdote) auch nicht so bestätigen. In Klassen, die ich unterrichtet habe, war der Klassenbeste im Aufsatzschreiben oft ein Junge, und in Mathematik die Klassenbeste ein Mädchen. Ist allerdings nur Primaria, also Grundschule gewesen, kann also sein, dass sich das in der Pubertät ändert.
Und gilt für heutzutage. In meiner eigenen Schulzeit habe ich da tatsächlich noch Diskriminierung erlebt, doch nicht als unbewusste Unterschätzung, sondern ganz offen in Worten und Taten. Ich bin eher froh, dass das überwunden scheint, ( und jetzt doch nicht?)

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Ihre Erfahrungen aus der Grundschule lassen sich nur sehr bedingt auf die weiterführenden Schulen übertragen, weil mit der Pubertät erhebliche Wesensveränderungen eintreten, halt vom Kind zum Erwachsenen. Dazu kommen der erheblich zunehmende Schwierigkeitsgrad in allen Schulfächern und die damit einhergehende Aufteilung nach Fähigkeiten und Interesse. Ein Aufsatz auf Grundschulniveau kann weder inhaltlich noch strukturell mit einem Aufsatz der Mittel- oder Oberstufe mithalten. Dasselbe gilt auch für Mathematik, wobei ich zugebe, dass Grundschulkinder durchaus noch besser im Kopfrechnen sein können als Jugendliche, dem Taschenrechner sei dank.