Jungen nehmen Unterricht als weniger motivierend wahr – Geschlechter-Unterschiede bei der Lesekompetenz verfestigt

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DORTMUND. Mädchen in Deutschland erreichen durchschnittlich eine signifikant höhere Punktzahl in der Lesekompetenz als Jungen. Während in einigen Ländern der geschlechterspezifische Lesekompetenzunterschied zurückgegangen ist, zeigt sich für Deutschland im 20-Jahre-Trend keine signifikante Veränderung. Dies ist das Ergebnis einer Sonderauswertung von IGLU-Daten, die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund nun vorgelegt haben.

Lesen langweilt viele Jungen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Entwicklung der Lesekompetenz hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die das IFS auf Basis der repräsentativen IGLU-Daten in den Blick nimmt. Wie groß ist der Geschlechterunterschied bei der Lesekompetenz in Deutschland und im internationalen Vergleich? Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert? Gibt es geschlechterspezifische Unterschiede in der Lesemotivation und bei dem Leseselbstkonzept? Wie motivierend nehmen Grundschulkinder den Leseunterricht wahr? Dabei zeigt sich, dass Mädchen gegenüber Jungen in allen Kategorien signifikant höhere Werte aufweisen.

Die Ergebnisse der jüngsten IGLU-Studie zeigen, dass der Lesekompetenzvorsprung von Mädchen gegenüber Jungen in der vierten Klasse 15 Punkte beträgt. International liegt Deutschland damit im Mittelfeld (ebenfalls 15 Punkte) und etwas über der Vergleichsgruppe EU (11 Punkte) und OECD (12 Punkte). Die Geschlechterdifferenz besteht auch bei unterschiedlichen Textsorten.

„Übereinstimmend mit den bisherigen empirischen Befunden ergeben die Analysen mit den IGLU-2021-Daten, dass die geschlechterspezifischen Unterschiede weiterhin sowohl für informierende als auch für erzählende Texte signifikant ausfallen. Der Einfluss des Geschlechts auf die erreichte Punktzahl fällt dabei für die beiden Textsorten nicht signifikant unterschiedlich hoch aus, auch wenn sich für erzählende Texte eine nominell größere Geschlechterdifferenz als bei informierenden Texten zeigt“, so heißt es in der Studie.

Während international in fast allen teilnehmenden Staaten und Regionen Mädchen gegenüber Jungen einen Kompetenzvorsprung besitzen, gibt es auch Länder, bei denen kein systematischer Lesekompetenzunterschied zwischen den Geschlechtern festzustellen ist, wie beispielsweise in Tschechien oder Spanien. „Der 20-Jahre-Trend zeigt, dass der geschlechterspezifische Lesekompetenzunterschied in Deutschland zwischenzeitlich zwar geringer ausfiel, sich aber zwischen 2001 und 2021 nicht signifikant verändert hat“, führt Projektmitarbeiterin Laura Becher aus und erläutert:„Anderen Ländern und Regionen wie Hongkong, Tschechien oder Schweden ist es hingegen gelungen, die Geschlechterdifferenz in der Lesekompetenz über die Jahre hinweg signifikant zu verringern.“

Mädchen in Deutschland weisen eine deutlich höhere Lesemotivation auf als Jungen. Neben der Lesemotivation wurde auch das Leseselbstkonzept untersucht. Das Leseselbstkonzept beschreibt die Einschätzung einer Person, wie gut sie eine bestimmte Aufgabe bewältigen kann und ist eine weitere wichtige motivationale Variable zur Erklärung der Geschlechterdifferenz. Auch hier zeigt sich, dass Mädchen ein signifikant höheres Leseselbstkonzept aufweisen.

Für die Lesekompetenz ist außerdem von Bedeutung, wie gut die Kinder im Unterricht zum Lesen motiviert werden. Diese Motivierungsqualität wird von Mädchen und Jungen unterschiedlich wahrgenommen, Mädchen geben an, dass sie den Unterricht als motivierender wahrnehmen als Jungen.

„Es wird deutlich, dass, insbesondere für Jungen neben der Förderung des Kompetenzerwerbs auch die Förderung motivationaler Aspekte von Relevanz ist. Da die hier berichteten Ergebnisse sowie frühere empirische Befunde nahelegen, dass die Motivation in signifikantem Zusammenhang mit der Motivierungsqualität des Unterrichts steht, wäre denkbar, die Motivierung der Jungen zum Lesen durch die Lehrkraft innerhalb des Unterrichtsgeschehens in den Fokus zu nehmen. Hierbei ist der bereitgestellte Lesestoff wichtig, da sich die Interessen der Mädchen und Jungen in den Textcharakteristika (Textsorte, Thema, Protagonisten, Schwierigkeit, etc.) unterscheiden (Lepper et al., 2021b). Darüber hinaus ist die Automatisierung des Leseprozesses von entscheidender Bedeutung, damit Schüler*innen sich folgend vermehrt auf den Inhalt der Texte konzentrieren können“, so heißt es in der Studie.

„Da die Motivation und die Motivierungsqualität in Zusammenhang stehen, sollte die Motivierung der Jungen zum Lesen durch die Lehrkraft innerhalb des Unterrichtsgeschehens stärker in den Fokus genommen werden“, erläutert die Studienleiterin Professorin Nele McElvany und gibt folgende Empfehlung: „Jungen interessieren sich teilweise für anderen Lesestoff als Mädchen. Dies gilt es bei der Auswahl für den Unterricht zu berücksichtigen. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Lesen nur Freude machen kann, wenn in den ersten Schuljahren konsequent darauf geachtet wird, dass Kinder ausreichend Übungszeit bekommen, um die Leseprozesse zu automatisieren, und sich dann wirklich auf den Inhalt konzentrieren.“ News4teachers

„Magnetismus des traditionellen Männerleitbilds“: Warum im Schnitt Jungen (noch immer) schlechter in der Schule sind

 

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Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor

Ich hab auch nur Comics gelesen und lange Sprechblasen übersprungen. Macht mich das jetzt gleich zu einem Jungen?

„Hierbei ist der bereitgestellte Lesestoff wichtig.“ Ach soo! Danke an die Experten. Deshalb geht es mit dem Telefonbuch immer so unendlich zäh in meinen Stunden. (Def Leppard et al.: Hysteria, 1987)

Spirale
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Es geht hier vor allem darum, Gendergerechten Lesestoff zur Verfügung zu stellen. Es ist halt absolut schädlich, wenn Jungen Bibi&Tinas Geschichten vom Reiterhof lesen müss(t)en. Zumindest für die meisten.

Das kommt nämlich bei vielen Studien rund um die Lesekompetenz raus bzw. wird als Ursache gesehen: Die Bedürfnisse insbesondere der Jungen werden vernachlässigt. Vor ein paar Jahren hieß es mal „Die Bildungsmiesere der Jungen“. Tja, daran hat such nichts geändert und wird sich auch nichts ändern, wenn 80% der Grundschullehrkräfte weiblich sind, die halt eine andere Sicht auf Konflikte haben. Kurzgesagt: Eik Junge Haut ndren Jungen Ball an Kopf, Grundschulmuttie würde am liebsten eine Konferenz machen und pädagogische Begleitmaßnahmen anordnen. Vielleicht auch noch den sozialen Dienst, es könnte ja was im Argen liegen. Männliche Lehrkraft: Ist passiert, mussten Rangordnung klären, gab keine verletzten, Sache fertig.

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  Spirale

Vielleicht sollten Sie primär erstmal Ihre Geschlechterstereotypie überdenken…

Viel Erfolg wünscht eine der „Grundschulmuttis“

Fräulein Rottenmeier
2 Monate zuvor
Antwortet  Spirale

Sie haben ja gar keine Vorurteile…..wow….wusste gar nicht, dass ich je den Jungs Pferdegeschichten zum Lesen geboten habe oder ähnliches Genre….
Und voll geil finde ich den Ausdruck Grundschulmutti…..und was die im Falle eines körperlichen Zwischenfalls so unternimmt….
Man merkt, Sie haben voll die Blicke…..nicht…..

Katze
2 Monate zuvor

„Frühere empirische Befunde legen nahe, dass die Motivation in signifikantem Zusammenhang mit der Motivierungsqualität des Unterrichts steht.“

Mit Wohlfühl-, Gute-Laune-, Spaß- und Gefälligkeitspädagogik sowie Discount-Bewertungen sollte sich die intrinsische Motivation bei unseren „gepamperten“ Jugendlichen doch wieder auslösen lassen. (Satire oder schon Sarkasmus?)

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Motivation mit der Peitsche. Vielleicht aber auch mit (heute oft verpönten) Geschichten für Jungen. Oder getrennter Leseunterricht für Jungen und Mädchen. Alles möglich…

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Ich vermisse im Fachunterricht (Chemie) die Motivation sich mit Fachtexten und z.B. Experimentieranleitungen intensiv auseinanderzusetzen, die Textinhalte verstehen zu wollen sowie sinn- und zielführend zu nutzen bei vielen Jugendlichen (m/w/d).
Das ist zu anstrengend und für einige (Zahl steigend) auch intellektuell überfordernd. Die Gehirnkapazität ist mit anderem Gedöns (Gedaddel) ausgelastet. Geht gar nicht mehr!
Wahrscheinlich muss ich durch Experimente mit Showeffekt und explosivem Doppel-Wumms an der Motivierungsqualität meines Unterrichts arbeiten und so die zukünftigen Fachkräfte generieren.

Ich habe darauf aber zunehmend keine Lust (Motivation) mehr.
Liegt wohl am Alter.

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Das ist leider eine generelles Problem: Die Anstrenungsbereitschaft fehlt oft. Ist unabhängig vom Lesen auch sonst so. Ich kann das nicht, also lasse ich das sein und daddel lieber.
In den Naturwissenschaften haben wir ja das Problem, dass alles „knallen“ muss. Die Theorie dahinter „knallt“ aber nicht. Da sind dann die „Bildungsexperten“ mit ihren tollen Unterrichtsbeispielen schnell am Ende.

Schlaubi
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Im Fernsehen gab es da immer einen Mann in Kittel, der aus der Tasche Konfetti holte, in die Luft warf und „Stimmung“ rief. Machen Sie es doch auch so.

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Wird gemacht! Ab sofort nur noch Pillepalle, Trallala und Hopsasa.
Das ist kindgemäß, motivierend und im Trend der Zeit.

unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Für die Primarschule empfehlen sich ehrenamtliche Lesebetreuungen, die gezielt unterstützen können. Weiterführend sind auch vorlesende SuS während der Frühstückspause, eine Projektwoche zum Thema Buch inkl. Bücherflohmarkt und jahrgangsinternem Vorlesewettbewerb.

mama51
2 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Das haben wir in den letzten 20 Jahren wirklich alles schon über einige Jahre gehabt.
War alles schön,hat allen Spaß gemacht.
Langfristig genutzt hat es nicht. 🙁

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Ich befürchte, sie urteilen zu negativ. Genannten Aktionen gehen weit über einen Spaßfaktor hinaus.
Wie bitte soll wirkungsloses Lesen in all seinen Formen möglich sein?

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Wie finden Sie solche Lesebetreuungen heute, wie in einer Generation? Sie müssen bedenken, dass die generelle Bereitschaft für ein Ehrenamt abnimmt und die Lesekompetenz der künftigen Kinder im Durchschnitt schlechter sein wird als die der heutigen Kinder, also potenziell der zukünftigen Lesebetreuungen.

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Und noch so eine miesepetrige Frage…

Hier in Hamburg finden sich meist ältere Menschen, die gern regelmäßig zur Lesebetreuung kommen.

Die Bereitschaft für Ehrenämter mag abnehmen, sie ist aber durchaus noch da.

Glauben Sie daran, das ist fördernder als pessimistisch klein bei zu geben.

Kathrin
2 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

@ Unverzagte: Ich bin ganz erstaunt, dass Sie als Hamburgerin hier Maßnahmen aufzählen, die wir direkt nach dem ersten PISA-Schock mit mäßigem Erfolg durchgeführt haben, aber gar nichts vom Leseband (jeden Tag 20 Minuten Leseflüssigkeit trainieren mit Lautlesefahren) schreiben. Da ist HH doch das Vorreiter-Bundesland. Wir installieren das gerade an vielen Grundschulen in NRW – mit beeindruckenden Ergebnissen.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Wann frühstücken die vorlesenden Schüler?

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Um 10:20 Uhr.

Andernfalls verhungern sie mit der Zeit und werden auf diese Weise für Ihr Engagement bestraft.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

Also zu einer anderen Zeit als der Rest der Klasse? Wie lang sind bei Ihnen die Frühstückspausen?

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ja, ich weiß, es mag unvorstellbar sein, dass es immer noch Klassen gibt, die nicht im Gleichschritt agieren und vermutlich arbeiten sie auch individuell viel zu lang.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

Das ist ja dann so, wie in vielen Familien hier im Brennpunkt: gemeinsame Mahlzeiten? Was ist denn das?

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Gemeinsames Zuhören ist Ihrer Ansicht nach weniger wert?

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

NÖ! Aber gemeinsame Mahlzeiten sind mindestens genauso wichtig, dabei kann man sich auch über verschiedene Themen/Freuden und Sorgen unterhalten. Die Zeiten, dass man am Tisch nicht spricht, sind zum Glück vorbei!. Obwohl, die kommen gerade wieder! Oft, wenn überhaupt noch die Familie gemeinsam am Tisch sitzt, starrt jed* nur noch aufs Smartphone!

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das eine sollte das andere nicht ausschließen, es ist ja nicht so, dass immer dieselben Kinder vorlesen.

Kathrin
2 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

@ unverzagte: Leseanimierende Maßnahmen nutzen nichts, wenn keine Leseflüssigkeit vorhanden ist. Schwache Lesekinder brauchen regelmäßige Übungseinheiten mit Lautleseverfahren.
Den Selbstwert eines disfluenten Lesekindes stärkt man auf keinen Fall mit einem Vorlesewettbewerb. Schlechte SportlerInnen werden durch Bundesjugendspiele ja auch nicht begeisterte LeichtathletikerInnen – im Gegenteil…

447
2 Monate zuvor

Anhaltender Trend, kein Wunder.
Jedenfalls „kein Wunder“ (und auch kein Pikachuface), wenn man das allgemeine Geschehen in und um das Bildungssystem herum auch (zumindest teilweise) von aussen und ohne „typische Pädagogenperspektive“ betrachten kann.

Na ja, kein Grund zu großer Aufregung, the boys will be alright.

Unfassbar
2 Monate zuvor

Die Motivation wird also größer, wenn sich diese Jungen als Mädchen identifizieren.

Und ernsthaft: Mal wieder bestätigt sich, dass das männliche Geschlecht bei vergleichbarem Mittelwert stärker in beide Richtungen streut wie das eher zur Mitte tendierende weibliche Geschlecht.

HaroldTheTree
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Dass das männliche Geschlecht bei vielen Eigenschaften eine breitere Streuung zeigt als das weibliche, hat sich in vielen Studien gezeigt. Wenig überraschend gibt es mehr Männer am oberen Ende der Gesellschaft (obere Managementebene, Politik, Firmeninhaber) aber auch mehr Männer am unteren Ende (Obdachlosigkeit, Drogenabhängigkeit, Gefängnisinsassen). Für Frauen gibt es nun an beiden Enden Hilfsprogramme/Gesetze (Girlsday, Gleichstellungsbeauftragte, Mentorinnenprogramme, Frauenhäuser, Obdachlosenunterkünfte nur für Frauen, usw.) während Männer am oberen Ende oft als Profiteure des Patriachats gesehen werden und Männer am unteren Ende (sofern man sie überhaupt wahrnimmt) selbst schuld an ihrer Lage sind.

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  HaroldTheTree

Ich frage mich, wie man das per Männer Häuser und Obdachlosenunterkünfte „nur für Männer“ ändern könnte. In den üblichen Obdachlosenunterkünften SIND nämlich nur Männer! Frauen trauen sich da nicht hin und viele Männer auch nicht. Man erfährt Gewalt, wird beraubt. Das ändert sich nicht, wenn man die Unterkunft „nur für Männer“ nennt und bleibt dabei, dass viele Männer die meiden. Vielleicht eine Unterkunft nur „für friedliche Männer“? ^^

TheTeacher
2 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Sie kritisieren zurecht ein Beispiel aus Harolds Einlassung. Es ist aber nur ein genanntes Beispiel für die Sichtweise auf das männliche Geschlecht in der Gesellschaft. Was ist mit dem Rest seiner Aussage?

Seit Jahren oder mittlerweile Jahrzehnten werden beispielsweise die Jungen in der Schule abgehängt und es gibt genauso solange keine Strategie das zu ändern. Es scheint, dass das niemanden wirklich interessiert, während bei jedem schulischen Thema die Auswirkungen auf Mädchen diskutiert wird und an sie ausgerichtet wird.

Wo werden männlichen Rollenvorbilder in der Schule gefördert, vor allem in den Grundschulen? Warum werden die Pausenräume nicht mehr in Richtung Bewegung und Selbsterfahrungen verändert? Wieso ist Unterricht häufig auf stillem Sitzen ausgerichtet? Weshalb gilt Wettbewerb als schädlich? In welchem Rahmen können Jungen Selbstwirkung erfahren? Warum werden Jungen in schlecht bezahlte Jobs gedrängt (Boys‘ Day), statt sie anzuspornen, gut bezahlte Arbeitsstellen abzustreben? Wieso werden reinquatschende Jungen als störend für den Unterricht empfunden, während die stillen Mädchen als angenehm empfunden werden, obwohl sie das Vorankommen des Unterrichts ebenfalls verhindern? Warum gibt es so wenige Jungen-AGs an Schulen, während es deutlich mehr Angebote „nur für Mädchen“ gibt?

Jungen sind seit langer Zeit die Verlierer in der Bildung, aber es scheint keinen Verantwortlichen zu interessieren. Ich halte die Zustände für grob unfair und für eine tickende gesellschaftliche Zeitbombe.

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  TheTeacher

Das sehe ich genauso!
Ein Beispiel hätte ich :
Die Mädchen bekommen oft gute Bewertungen im Sozial – und Arbeitsverhalten, wenn sie zB im Unterricht fleißig und hilfsbereit sind. Hilfsbereit sind die Jungen eher weniger. Sie lehnen sich zurück, weil die Mädchen das eh übernehmen, indem sie Anderen helfen .
Wir hatten aber mal einen Aktionstag in der 1. Klasse auf dem Schulhof, um diesen zu gestalten. Sehr klischeehaft saßen wir Frauen schnell beim Essen (Hunger, Pipi, kalt – so sind wir halt 😉 ) und hatten zuvor eher die „Mal/Pinselaktionen“ übernommen, also nicht die körperlich anstrengenden Dinge. Die Männer (Väter) bauten eine riesige Wasserlaufbahn und da das dauerte, kamen die auch noch nicht zum Essen. Die Jungs auch nicht, denn die waren ganz fleißig dabei, mitzuhelfen, Bretter zu schleppen, ect. Ich habe damals (vermutlich zu recht) vermutet, dass so etwas überhaupt nicht als Sozialverhalten zählt und mit bewertet wird. Hier hätten wir Frauen, die wir es uns schnell bequem gemacht hatten, eine 4 bekommen müssen und die Männer und Jungs, die noch weiter arbeiteten, obwohl es schon Essen gab, eine 1!
Ich denke, hier wird starr auf die Vorgaben geschaut und das Mädchen, dass freiwillig die Tafel putzt und dem Nachbarn hilft, bekommt die gute Note und der Junge dann entsprechend nicht. Und ich denke, da sind Frauen mitunter auch unreflektiert und nehmen die Situation, wie ich sie eben auf dem Schulhof beschrieben habe, nicht so wahr.
Das ist im Grunde der Emazipationsprozess, bei dem der „Wert“ des männlichen durch den Emazipationsprozess erst einmal in den Hintergrund gerät und das Weibliche in den Vordergrund. Vollendet ist das ganze aber, wenn Frau so emanzipiert und selbstbewusst ist, dass sie eben den Wert des männlichen genauso wertschätzen kann ohne gleich zu befürchten, dass dies ein Zeichen von Unterdrückung ist.
Was mir auch aufgefallen ist, im Bezug auf meinen Sohn:
Da waren viele Mädchen, die wussten, wie man ein „gutes“ Mädchen ist und beliebt ist, bei der Lehrerin gut ankommt und gute Noten im Sozialverhalten bekommt.
Und genau dafür haben diese Mädchen das auch gemacht. Mein Sohn dagegen hat sich eher zurück gelehnt, weil sich eh die Mädchen gekümmert haben. Es kommt aber auch mal vor, dass jmd Unrecht getan wird und dies keinem bewusst ist, auch nicht der Lehrerin. Dann gibt’s keinen Blumenstrauß, wenn man aufsteht und sich einsetzt und dann kommt von diesen Mädchen auch nichts. Sehr wohl aber von meinem Sohn, der da merkt, dass jmd Unrecht getan wird und der in diesem Fall keine Unterstützung hat. Dies wird dann natürlich auch nicht von der Lehrkraft als Sozialverhalten /Hilfsbereitschaft meines Sohnes wahrgenommen, zumindest nicht, so lange der Lehrkraft nicht bewusst ist, daß da jmd Unrecht getan wurde. Entsprechend auch hier Pluspunkte nur für die Mädchen.

TheTeacher
2 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Schöner reflektierter Beitrag. Danke und ich teile ihre Sicht.

pfk
2 Monate zuvor
Antwortet  TheTeacher

Frust über Dinge Luft machen. Okay.
Aber hey, wie kommt es, dass so wenig Männer in den Grundschulen stehen? Kann mich da nicht erinnern, dass da laut gegen protestiert wird, das Männer vorbildlich das kleine 1×1 unterrichten oder fantastisch vorlesen, oder oder. Polemisch: Reicht denen etwa die Bewunderung von 6-10/12 jährigen nicht aus?

Bewegung, Räume, Luft brauchen auch weibliche Kinder, reinquatschende Mädchen sind genauso nervig.
Warum es so viel für Mädchen gibt? Weil es das ewig lange nicht gab. Nachholbedarf. Und bei manch veraltetem Kulturverständnis, das ja auch manchem Rechtsgedralltem Politikgully entspringt, muss da sogar noch mehr gemacht werden. Auch für die Jungs, damit die nicht glauben, Mädchen wären Gebärroboter und Haushaltsreiniger. War hier nicht das afd Modell Brutcontainer voll der Liebe kurz im Fokus?
Für Jungs was zu tun, da spricht doch keiner gegen, der ein gerechter Mensch sein will. Aber kuckst du Fußball: Männer – Frauen… dann siehste dass für Mädchen, der Aufstieg durch Bildung, allein schon durch Gender Pay gap, ja noch Ansporn möglich ist, weil es Luft nach oben gibt…
Falls Sie eine Jungslesegruppe eröffnen wollen, nur zu. Lesepatenschaften, Bildungsvereine, die ackern alle ehrenamtlich rum. Viele Leute tun viele kleine Dinge.

Erinnerung an Bibliotheksbesuch und Plakat über der Ausleihe:
Rotzlöffel mit Skateboad und Schriftzug drüber: Schock deine Eltern, lies ein Buch!
Denk ich bis heute dran.
Aber richtiges Lesen wollen, ist nun mal kein Reflex und die GS Lehrerinnen haben auch kein Komplott geschmiedet. Haben aber eben auch nicht alle vertieft Ki und Ju Literatur studiert und kennen den wirklich geilen scheisz. Kompetenz braucht halt auch Inhalte. Vorstadtkrokodile hat hier jemand als bereits zu Recht veraltetes Material eingebracht. Augen Roll.
Emanzipation ist das Stichwort, da steckt das man schon mit drin. Gilt für alle! Den Ruf nach höherer staatlicher Stelle, den find ich da nicht so spannend.

TheTeacher
2 Monate zuvor
Antwortet  pfk

Anstatt der Polemik hätte ich doch lieber einen von ihnen vermuteten Grund oder einer Lösung des Problems des männlichen Lehrermangels an Grundschulen gelesen.

Ich widerspreche der Aussage, dass auch Mädchen Bewegung, Räume, Luft brauchen sicherlich nicht. Das Setting im Unterricht halte ich hingegen im Durchschnitt m ehr auf die Bedürfnisse oder Fähigkeiten von Mädchen ausgerichtet. Deshalb fände ich ich besonders für Jungen wichtig, außerhalb des Unterrichts Möglichkeiten vorzufinden, bei denen ihre Bedürfnisse wie Bewegungstrieb statt Kommunikation oder Kräftemessen etwas mehr ausleben können und dann im Unterricht konzentrierter zu sein.

Nachholbedarf? Das halte ich für eine falsche Sichtweise. Bereits zu meiner Schulzeit, die etwa 30 Jahre zurückliegt, gab es bereits immer wieder spezielle Angebote für Mädchen, um Interesse an den Fächern wie Mathematik oder Physik aufzubauen.

Lassen sie die AFD hier besser heraus. Das sind Vollidioten mit selbigen Vorstellungen.

Ich verstehe ihr Beispiel mit dem Fußball nicht. Männerfußball ist Volkssport, während Frauenfußball eine Randsportart ist. Bei Männern wird mehr Geld erwirtschaftet und deshalb mehr Geld ausgezahlt. Muss einem nicht gefallen, aber es bleibt ihnen überlassen eine Dauerkarte für ihr Lieblingsfrauenfußballteam zu kaufen und Freunde zu den Spielen mitzunehmen. Weiblich Models verdienen im Schnitt etwa 150% mehr, als männliche Models. Kann man sich auch darüber beschweren, aber das ist eben Angebot und Nachfrage.

Wie man den „Gender Pay Gap“ immer noch unreflektiert in die Runde schmeißen kann verstehe ich einfach nicht.

Ich habe bereits mehrere Jungen-AGen geleitet. Wir haben dort beispielsweise Wasserflaschenraketen abgeschossen, Fahrräder repariert, eine Jungen-Olympiade gemacht, Essen zubereitet und verkauft und auch Bücher gelesen. Ich danke ihnen also für die Blumen. Leider sehe ich innerhalb der Schule und auch außerhalb deutlich weniger Angebote für Jungen im Vergleich zu Mädchen.

Schock deine Eltern, lies ein Buch!“ ein Plakat, dass wahrscheinlich keinen einzigen Jungen angesprochen hat. Ich glaube, dass sich Grundschullehrerinnen durchaus Gedanken über Inhalte für Jungen machen. Dazu muss man auch nicht Jugendliteratur studiert haben. Ich kaufe und lese jährlich drei bis vier Bücher, die für den Jugendliteraturpreis nominiert sind, um diese meinen Schülern und Schülerinnen zu empfehlen und mit ihnen darüber zu sprechen. Wenn ich das als „Nicht-Deutschlehrer“ hinbekommen, dann schaffen das die Kollegen in der Grundschule sicherlich auch.

„Den Ruf nach höherer staatlicher Stelle, den find ich da nicht so spannend.“ Ich schon, denn ich kann nur Nischenangebote bereitstellen. Die Struktur in der Bildungslandschaft kann aber nur von staatlicher Stelle verändert werden und da würde ich mir wünschen, dass da endlich mal etwas passiert.

TheTeacher
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Durch welche Textabschnitt des Artikels sehen sie ihre Aussage bestätigt?

laromir
2 Monate zuvor

Vielleicht auch eine gesellschaftliche Haltung? Was erwartet man von Mädchen und was von Jungs? Jungs die lesen und nicht beim raufen oder im Sport die ersten sind, haben es unter Jungs oft nicht leicht. Wissen ist später vielleicht ganz sexy aber in der Grundschule für Jungs nicht so relevant in der Rangordnung. Bei Mädchen sind die „stillen“ Tätigkeiten eher im Rahmen der Erwartungen. Und auch hier: das Elternhaus spielt eine Rolle. Es gibt genügend spannende Lektüre für Jungs, muss man eben kaufen und motivieren.

Hans Hoffmann
2 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Solange mir Eltern erzählen „Er kann nicht so gut schreiben/stillsitzen/lesen/Englisch/hierbeliebigeandereangeblichweiblichefähigkeiteinsetzen, er ist halt ein Junge.“ oder „Sie ist halt nicht so gut in Mathe/Technik/Physik/Chemie/hierbeliebigeandereangeblichmännlichefähigkeiteinsetzen, sie ist halt ein Mädchen.“ wird sich nichts ändern. Wenn man einem Kind nur lange genug erzählt, dass es etwas nicht kann, die Sache nichts für es ist und es sich nicht lohnt, sich dafür anzustrengen, wird es das glauben, sich nicht dafür interessieren und sich eventuell sogar explizit dagegen wehren. Statt ernsthaft zu versuchen, sich mit dem „nichtgeschlechtskonformen“ Stoff auseinanderzusetzen, wird entschuldigt, abgewunken und aufgegeben. Ich bin mir sicher, dass viele Kinder feststellen würden, dass sie etwas eben DOCH können und es vielleicht sogar Spaß macht, wenn man ihnen nicht von vornherein diese Schubladenzügel anlegen würde. Nicht bei allen, aber vielleicht doch bei einem großen Teil.

Herbert Klein
2 Monate zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

„Sie ist halt nicht so gut in Mathe/Technik/Physik/Chemie/hierbeliebigeandereangeblichmännlichefähigkeiteinsetzen, sie ist halt ein Mädchen.“

So einen Unsinn habe ich noch nie bei einem Elterngespräch gehört und ich machen diesen Job schon einige Jahre.

Immer, wenn ich solche Aussagen höre, denke ich mir, dass da wohl eher die Motivation des Kommentators hervorlugt.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Herbert Klein

Na ganz so weit hergeholt ist das nicht. In 40 Dienstjahren habe ich von Müttern ein paar Mal gehört: „Er kommt eben ganz nach seinem Vater, meinem EX!“ – als Entschuldigung für Lern- und/oder Verhaltensprobleme. Ich glaube so etwas nennt man auch „selbsterfüllende Prophezeiung“. Irgendwann glauben die Kinder das selbst.

Hans Hoffmann
2 Monate zuvor
Antwortet  Herbert Klein

Und wenn ich Ihnen sage, dass ich solche Aussagen regelmäßig in der Sprechstunde (oder andernorts) zu hören bekomme? Sagt das auch was über mich aus? Oder die Reaktionen von verwirrtem Gesichtsausdruck bis offener Ablehnung, wenn ich solchen Aussagen widerspreche? Und auch ich mache den Job schon ein paar Jahre. Und jetzt?

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Ich glaube eher, dass die Interpretation, auch von Potschemutschka, hier falsch ist. Die meisten Frauen, die ich kenne, hoffen eher, dass ihr Sohn „femininer“ ist! Das er kommunizieren kann, nichts für Schießerei übrig hat, ein Instrument erlernen kann und will, sensibler ist – also kurz, der Typ Frauenversteher, den Frau sich auch als Partner erhofft. Kann man nicht unbedingt verdenken, dass Frauen sich Männer wünschen, die empathisch ggü Frauen sind. Tatsächlich passen Männer und Frauen ja oft gar nicht zusammen 😉 . Und dann soll wenigstens der Sohn anders sein. Ist er aber mitunter nicht und dann kommt von Müttern und auch hilflosen Vätern eben diese „sind wohl die Gene“ – Reaktion, zumal sie sich ja auch bewusst sind, dass jungenhaftes Verhalten in unserer Gesellschaft unerwünscht ist (weil wir Frieden haben, satt sind und deshalb keine Kämpfer brauchen!) . Tatsächlich ist es nicht so, dass Eltern das den Kindern einreden, bis diese es selber glauben, sondern eher die Antwort auf das Verhalten der Jungen.
Sehr wohl ist es aber so, dass Eltern und Umwelt UNBEWUSST Kinder in dieser Hinsicht manipulieren! Da gab es zB Forschungen mit Erwachsenen, denen man ein Neugeborenes in den Arm gab. Immer, wenn die Erwachsenen im Glauben waren, es sei ein Mädchen, waren sie zärtlicher und behutsamer! Das ist aber ein unterbewusstes Verhalten und kann man Menschen entsprechend nicht als Böswilligkeit vorwerfen.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ja, das spielt sicherlich auch alles keine unbedeutende Rolle. Mich irritiert aber Ihr Satz: „Die meisten Frauen, die ich kenne, hoffen eher, dass ihr Sohn „femininer“ wird.“ – Was ist mit den Vätern? Welche Wünsche haben die für ihre Söhne? – Welche männlichen Vorbilder haben/suchen sich die Jungs (Vater/ Opa)?
„Kinder sehen mehr darauf, was die Eltern tun, als was sie sagen.“ (Lebensweisheit)

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich weiß nicht, welche Vorstellungen Väter da haben.
Es soll aber wohl so sein, dass Eltern sich zu 60-70 % eher ein Mädchen wünschen. Der Grund ist wohl vor allem, weil Mädchen kommunikativer, teamfähiger sind und Verhaltensweisen von Jungen in der heutigen Gesellschaft eher als problematisch und störend betrachtet werden, weil wir eben Frieden und Wohlstand haben und gerade keine „Kämpfer“ brauchen.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Frieden und Wohlstand brechen immer schneller weg, Mädchen können sich immer seltener wirklich sicher fühlen. Den Jungs sollte man empfehlen, sich möglichst schnell nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes zur Frau umzudefinieren, um der Wehrpflicht zu entgehen. In solchen vom Volk gewählen, bestellten und gelieferten Zeiten leben wir leider.

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ja, ich denke immer, meine Mutter hatte doch eine außergewöhnlich gute Zeit, obwohl sie es wahrlich nicht immer leicht hatte und ich möchte nicht Schulkind der 50er sein oder geschiedene Ehefrau in den 80ern. Trotzdem hat sie von 1949 bis 2022 doch eine gute Zeit erwischt. Kein Krieg, Wirtschaftswunder, ect.
Das halten wir bis jetzt noch für selbstverständlich, ist es aber nicht.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Ein großer Teil der Jungs, die für dieses Ergebnis verantwortlich ist, interessiert sich nicht für Lektüre solcher Texte auf deutsch oder Lesen im Allgemeinen.

Annemaus
2 Monate zuvor

Dass Lesen bei den Jungs als uncool gilt, ist doch leider schon seit Jahrzehnten so.

Hinzu kommt, dass Mädchen „offener“ in der Wahl ihres Lesestoffs sind.
Mädchen lesen auch Bücher, in denen ein Junge die Hauptfigur ist oder das von einem Mann geschrieben wurde. Jungs sind eher zurückhaltend damit, ein Buch zu lesen, in dem ein Mädchen im Mittelpunkt steht oder nur von einer Frau geschrieben wurde.

mama51
2 Monate zuvor
Antwortet  Annemaus

Das stimmt! Jungs haben auch schon vor 30 Jahren nicht wirklich gerne gelesen 🙁
Warum sollte sich daran etwas geändert haben?
Manche Dinge sind wohl so, wie sie sind…
Ich kenne selbst nur sehr wenige erwachsene Männer, die mal einen Roman o.ä.lesen. Bestenfalls Fachzeitschriften, dann doch eher wieder online …
Dass „Schule“ da die Welt verbessern kann wage ich zu bezweifeln.
Und das, obwohl sich die Auswahl an „geschlechtergerechten“ Büchern mindestens verzehnfacht hat, im Vgl zu früher.

Bücherleser
2 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Tja, wenn Papa keine Bücher liest/vorliest, wird Sohnemann wohl auch eher seltener zum Buch greifen.

447
2 Monate zuvor
Antwortet  Bücherleser

Wenn „Papa“ zu viele Bücher liest – dann kommt der Sohnemann (zumindest vom ihm) garnicht erst zustande. 🙂

Bücher lesen ist toll, mache ich bis heute gerne. Aber vorher müssen die zwei Bs (Bauchbund Bizeps 😀 ) stimmen.

Insofern:
Kann man gelassen sehen, das regelt sich alles von selbst.

Herbert Klein
2 Monate zuvor
Antwortet  447

Onepack oder Sixpack?

mama51
2 Monate zuvor
Antwortet  Bücherleser

Soooo isses!!!

Lisa
2 Monate zuvor
Antwortet  Bücherleser

Was ist dann in Spanien anders? Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Oder in Tschechien.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Vielleicht lesen dort die Männer mehr als bei uns (Vorbild für Jungs)? Ich weiß es nicht!

Lisa
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Philosophie ist zumindest dort ein männliches Studium.

vhh
2 Monate zuvor
Antwortet  mama51

„Mädchen interessieren sich eben weniger für MINT-Fächer, auch wenn wir uns seit 30 Jahren ein Bein ausreissen, um ‚mädchengerechte‘ Kontexte zu verwenden. Es ändert sich wenig. Manche Dinge sind wohl so, wie sie sind…
Ich kenne wenig erwachsene Frauen, die selber den Rasenmäher reparieren, dann doch eher Blumen oder Gemüse pflanzen und dekorieren. Und das, obwohl die Auswahl an technischen Ratgebern sich vervielfacht hat.“
Wäre das meine Meinung, würde ich zurecht als Fossil ins Museum gestellt. ‚Mädchen können kein MINT‘ (und mögen es deshalb nicht), ‚Jungen lesen schlecht und ungern‘, es wird langsam Zeit, nicht nur die erste These auf den Müll zu werfen. Wieviel Leseförderung speziell für Jungen gibt es bevor sich in den Noten Defizite zeigen? Die sammeln sich später sowieso in den Förderstunden? Wie motivierend! Schon einmal erlebt, dass Jungen in Klasse 9 noch lesen lernen, weil sie die ‚Autobiographie‘ (ja, per Ghostwriter) ihres Rapper- oder Sportidols lesen wollen? Sicherlich nicht literarisch wertvoll, auch nicht im Lehrplan, aber was soll’s? Nein, es ist nicht nur so, weil Dinge eben so sind.

447
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

„Mögen“ und „Können“ sind zwei GANZ verschiedene Dinge.

Ich kann z.B. extrem gut (no joke) Nägel lackieren und auch (gefühlt von Rezipientenseite) angeblich passende (?!) Farben auswählen.

Dass ich selbige Fähigkeit bewusst extrem schnell habe verkümmern lassen und im real life vehement leugnen würde, ist ja wohl offensichtlich.
Und auch WARUM.
Über den Teil wird nur nicht so gerne geredet. 😀

Herbert Klein
2 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Ich kenne selbst nur sehr wenige erwachsene Männer, die mal einen Roman o.ä.lesen. Bestenfalls Fachzeitschriften, dann doch eher wieder online …“

Wenn die Frauen anfangen Physik- oder Informatikbücher zu lesen, bin ich, als Mann, auch gerne bereit, in meinen Augen, totlangweile Fantasiegeschichten vulgo Romane zu lesen.

Oder man lässt alles so, wie es ist. Nicht alle Männer wollen Frauen sein.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Herbert Klein

Also ich kenne in meinem Umfeld einige echte Männer, die sehr viele Bücher (nicht nur Fachbücher) analog lesen. Die tauschen die Bücher auch untereinander, da sonst zu teuer. Okay, 90% von ihnen sind „Boomer“. Die Jüngeren haben zu wenig Zeit wegen Job und Familie. Aber einige von denen würden gern mehr Zeit zum Lesen haben. Mein Sohn ist übrigens schon seit dem Grundschulalter eine ausgesprochene „Leseratte“ (sorry für den Speziesismus) und liest u. a. seit der 10. Klasse englischsprachige Literatur nur im Original, weil ihm die Übersetzungen nicht gefallen (kein Elternteil ist En-Muttersprachler). Ausnahmen bestätigen halt die Regel!
@447 – übrigens hat mein Sohn kein Problem bei Frauen. Alle Freundinnen, die er hatte waren intelligente, selbstbewußte und hübsche junge Frauen, so wie seine berufstätige Ehefrau jetzt. Kinder hat er noch keine und deshalb neben seinem Job als Informatiker und diversen anderen Hobbies (u. a. Kickboxen) noch Zeit zum Lesen.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ergänzung: Vielleicht liegt es auch daran, dass beide Eltern schon immer Vielleser waren, die beide Kinder von klein auf an Bücher herangeführt haben (regelmäßiges Vorlesen, trotz voller Berufstätigkeit). Im Urlaub hatte jeder (Eltern und Kinder) mindestens ein Buch dabei und am Strand oder Pool wurde gelesen. Der Fernseher wurde und wird bei uns bis heute, wenn überhaupt, nicht vor 19 Uhr angestellt („Sandmännchen-Zeit“ – genauer: früher 18.50 Uhr – Ost-Sandmännchen, jetzt 19 Uhr Nachrichten). Die beliebtesten Geschenke bis heute in der gesamten Familie (auch bei den Enkeln) sind Bücher!

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Übrigens haben diese lesenden Boomer-Männer fast alle mindestens 2 Kinder! Lesen ist also kein Verhütungsmittel, weder für Männer noch für Frauen!

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  Herbert Klein

Ob Marie Curie nebst allen weiteren Naturwissenschaftlerinnen damit einverstanden gewesen wären, von Ihnen kurzerhand zu Männern erklärt zu werden?

Und warum machen Sie Ihre persönliche Entwicklung von den Handlungen anderer abhängig?

Herbert Klein
2 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

Nichts von dem, was Sie schrieben, ist einer meiner Aussagen zu entnehmen. Probieren Sie es bitte noch einmal!

unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  Herbert Klein

Dito, bitte sehr :
Sie schrieben – zur Erinnerung –

„Wenn die Frauen anfangen Physik- oder Informatikbücher zu lesen, bin ich, als Mann, auch gerne bereit, in meinen Augen, totlangweile Fantasiegeschichten vulgo Romane zu lesen.“

Dem kann durchaus entnommen werden, dass Sie davon ausgehen, dass selbst preisgekrönte Naturwissenschaftlerinnen bisher Physikbücher gelesen haben. Es sei denn, diese sind für Sie generell als unweiblich zu verorten. Wer soll denn bitte mit „die Frauen“ gemeint sein ? Die Ihnen bekannten Frauen ?

Erst wenn andere also etwas für Ihre Weiterbildung tun, dann würden Sie sich Ihnen unbekannten Genres widmen.

Falls Sie sich etwas unklar ausgedrückt haben und ich Sie entsprechend missverstanden haben sollte, bitte ich um Klärung.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Es geht um Frauen im Allgemeinen. Offensichtlich erforderliche Rosinenpickerei bestätigt Herbert Kleins Aussage nur.

Herbert Klein
2 Monate zuvor
Antwortet  Annemaus

Es kommt halt schon auf die Art der Literatur an und nein, damit ist nicht gemeint, dass es relevant ist, ob die Hauptfigur im Roman männlich oder weiblich ist. Ich würde vermuten, zumindest war und ist es bei mir immer noch so, dass mich Belletristik nie interessierte und immer noch nicht interessiert. Das ist sterbenslangweilig.
Und jetzt kommts: ich habe trotzdem immer sehr gerne und viel gelesen, sobald ich es konnte, aber bezogen auf Sachbücher (die es auch für Kinder gibt).

Papa
2 Monate zuvor

Na ja, zu Hause immer am Handy und Bildschirm, wo soll die Lesekompetenz dann auch herkommen. Mein Fazit nach nunmehr 8 Jahren als Elternteil: Das Kind kann sehr gut lesen. Es hat keine Bildschirme, aber ein volles Bücherregal.

Bücherleser
2 Monate zuvor
Antwortet  Papa

Vorbild (der Eltern) wirkt eben immer noch mehr als gut zureden (durch die Lehrer).
Obwohl … letztens habe ich irgendwo gelesen: „Wenn du willst, dass deine Kinder etwas tun, dann verbiete es ihnen.“ Vielleicht sollten wir Jungen das Lesen generell in den Schulen verbieten. Dann lesen sie (un)heimlich viel mehr. 🙂

447
2 Monate zuvor
Antwortet  Bücherleser

Sie nutzen den Smilie – ich glaube aber, das würde funktionieren.
Wenn Lehrer dagegen sind, muss es ja cool sein.

Beli
2 Monate zuvor

Könnte vielleicht daran liegen, dass im Unterricht so wenige Computerspiele vorkommen…aber keine Angst, da die (älteren) Mädchen jetzt auch allmählich anfangen in den Pausen an ihren Tablets zu spielen, dürfte sich das Problem demnächst erledigt haben (Ironie aus).

Tim Bullerbü
2 Monate zuvor

Ich habe Schüler mit Schlafstörungen, Sport wurde aufgegeben, Hausaufgaben werden nicht mehr angefertigt, die schulischen Leistungen rauschen in den Keller.
Die 12-15-jährigen haben Handy und Playstation 24h zur freien Verfügung.
Wenn ich den Eltern dann mal empfehle, das Handy ab 20 Uhr in der Küche zu lassen und an der Playstation einen Zeit- Slot einzustellen, sehen Sie mich mit großen Augen an.
Die mangelnde Lesekompetenz wundert mich NULL.

laromir
2 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Das wird noch getoppt von „also wir haben ihm/ihr echt nur Lernspiele installiert“. Teilweise haben die Eltern aber auch keinen Plan, was die Kids online so machen. Lesen ist zudem ja viiieeeel anstrengender als einfach nur berieseln lassen. Und wenn die Eltern nicht zum Lesen motivieren, sondern die Technik als angenehme Ruhigstellung des Nachwuchses vorziehen, dann rettet auch eine Stunde Lesen in der Schule nichts mehr. Zu Hause müssen ebenfalls Bücher stehen, von klein auf muss vorgelesen werden. Die meisten Kinder lieben vorlesen, selbst die großen freuen sich, wenn ich aus der Lektüre mal ein paar Minuten lese. Und ich finde, dass es auch eine Ausrede ist, dass beide Eltern arbeiten etc. Ich kenne viele berufstätige Eltern, die trotzdem Lesen, 5 bis 10 min jeden Tag muss doch für die Kinder mal drin sein, wenn selbst das nicht geht, warum dann Kinder?

ed840
2 Monate zuvor

Wenn man die Ergebnisse von PISA als Maßstab nimmt, vergrößert sich der Abstand zwischen Mädchen und Jungen noch weiter. Bei PISA 2022 waren es dann schon 19 Punkte Vorsprung der Mädchen. Im Vergleich zu den oft als vorbildlich dargestellten Ländern wie Schweden = 37 Pkt oder Finnland = 45 Pkt, erscheint das dann aber gar nicht mal so dramatisch.

Grillsportler
2 Monate zuvor

Deswegen landen sie später auch auf dem Bau und verdienen dann mehr als die Frauen.

Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor
Antwortet  Grillsportler

… oder im Bau und kosten dann mehr als die Frauen.

[„Ende März 2023 gab es 41.642 männliche und 2.590 weibliche Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in den Justizvollzugsanstalten in Deutschland.“
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1353141/umfrage/strafgefangene-im-offenen-geschlossenen-vollzug-nach-geschlecht/ ]

Grillsportler
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Meinem Geschlecht entsprechend: tl;dr. 😉

ed840
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Nennt man das nicht Gender prison gap?

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

🙂

GriasDi
2 Monate zuvor

Vielleicht liegt es einfach daran, dass die meisten Lehrkräfte v. a. Im Grundschulbereich weiblich sind und dementsprechend eher weiblicher Lesestoff gewählt wird (bitte nicht als Vorwurf verstehen).

GS in SH
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Wir haben keinen „weiblichen“ Lesestoff in unserer GS.
Viele Bücher handeln von Tieren (Fuchs, Igel), Piraten, Rittern und Detektiven oder Fantasiegestalten.
Auch klassische Bücher (Vorstadtkrokodile) sind dabei, sind aber schon sehr altmodisch und wenig ansprechend und werden deshalb nicht mehr gelesen.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

Das ist aber „Speziesismus“! Die armen Tiere werden „vermenschlicht“! (Ironie? – ich bin mir da mittlerweile nicht mehr sicher)

Unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Was ist mit „weiblicher Lesestoff“ gemeint ?

GriasDi
2 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

Lesestoff, der eher Mädchen anspricht als Jungs.

ed840
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi
Annemaus
2 Monate zuvor

Wenn der Lehrplan die Möglichkeiten hergeben würde, könnte man auch mehr mit momentan beliebten Jugendbüchern arbeiten.
Warum nicht im Geschichtsunterricht eines der Bücher von Rick Riordan lesen, wenn das Thema der antiken Gottheiten behandelt wird (in Zusammenarbeit mit dem Deutschunterricht).
Oder an Halloween ein Buch von R. L. Stine lesen?

Annemaus
2 Monate zuvor

Beim Lesen von Büchern geht es ja nicht nur darum, seine Lesefähigkeit zu verbessern.
Es gibt so viele Kinder- und Jugendbücher, in denen ohne erhobenen Zeigefinger Dinge wie Liebe, Freundschaft, Loyalität, Toleranz oder Verantwortung thematisiert werden.
Es gibt viele Zitate aus Büchern, die mich immer noch bewegen und mir viel bedeuten.

Annemaus
2 Monate zuvor

Kleine Andektote: Als meine Schwester letzte Woche meine Nichte aus der Kita abgeholt hatte, wurde ihr gesagt, dass meine Nichte ein anderes Mädchen gehauen hatte und deshalb den Rest des Tages nicht in die Tobeecke gedurft.
Während des Gesprächs hatten sich im Hintergrund ein Junge den Anderen im Schwitzkasten gehabt.
Als meine Schwester gesagt hatte, dass sie davon ausgeht, dass dieser Junge am nächsten Tag auch nicht in die Tobeecke darf, hatte die Erzieherin nur groß geguckt gehabt.

Übrigens gibt es ja Statistiken, dass Mädchen an Mädchenschulen oder in Klassen, in denen Mädchen zufällig deutlich in der Überzahl sind, bessere Ergebnisse in den MINT-Fächern haben.

Lisa
2 Monate zuvor

Nur eigene Beobachtung bei Erstklässlern. Ich kann vom Interesse am Lesen keinen geschlechtsspezifischen Unterschied ausmachen. Allerdings haben Jungs doch öfter Teilleistungsschwächen und brauchen mehr Unterstützung. Wenn man immer Misserfolge hat, verliert man das Interesse. Methoden wie Lesen durch Schreiben und alle Ganzheitsmethoden sind für Kinder mit Teilleistungsschwächen nicht zielführend, ja schon Tisch aufstellen wie im Hufeisen nicht. Frontal, stetig, gleichmäßig, Übung. Nach der Pflicht kommt die Kür.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Jungs streuen stärker als Mädchen, das ganze freie Lernen funktioniert umso weniger, je unselbstständiger, leistungsschwächer usw. die Kinder sind. Schließlich machen heterogene Gruppen die Arbeit noch mühsamer.